Dienstag, 19. Oktober 2010

Knigge-Menü mit Sabine Napieralla

Etikette am gedeckten Tisch: Sabine Napieralla

„Messerrrrrechts, Gabelllllinks“. Dieser Zungenbrecher, den der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger kürzlich in einem Werbespot zum Besten gab, ist die Eselsbrücke, mit dem sich der Genießer merkt, wie er das Besteck auf dem Tisch eindecken muss. Bei den „Gestern bei Mama“-Bildern war dem werten Publikum schließlich aufgefallen, dass er Messer und Gabel mal so und mal so hinlegte. Das gipfelte in wilden Spekulationen, ob der Genießer Linkshänder sei, was aber nicht stimmt. Er stammt nur aus einem soliden Bergmannshaushalt, wo man nicht mit einem goldenen Löffel im Maul geboren wird, sondern wo so wenig Besteck wie möglich auf den Tisch kam – damit Mama nicht so viel zu spülen hatte. Messer gab‘s also nur, wenn es Fleisch gab, also selten. Naja, ganz früher jedenfalls. Seit, sagen wir mal, 1959 war die Fleischversorgung natürlich anders, aber seitdem hat der Genießer auch nix mehr dazu gelernt…

Angewandte Etikette: Sabine Napieralla erklärt,
wie man einen Tisch korrekt deckt

Bis letzten Donnerstag jedenfalls. Da durfte er an einem Knigge-Dinner von Sabine Napieralla im Restaurant Sutherland im Renaissance Bochum Hotel teilnehmen. Bei der charmanten Benimm-Spezialistin war der Etikette-Unterricht ein Genuss. Zuerst zeigte sie einer ausgewählten Schar von Service-Eleven, wie man korrekt einen Tisch eindeckt, vom Vorspeisen- über das Fisch- bis hin zum Menü- und Dessert-Besteck, vom Wasser- übers Weißwein- bis zum Rotwein-Glas. Auch kuriose, aber nützliche Löffel-Sorten wurden vorgeführt: der Amuse-gueule-Löffel mit Uri-Geller-artig gebogenem Griff (happs, und der Happen ist weg!), der Suppentassen-Löffel (etwas kleiner und stärker abgewinkelt zum Fischen in tiefen Abgründen), der Gourmetlöffel (ganz flach zum kultivierten Abschaben minimalster, aber köstlichster Saucenreste vom Teller).

Menü im Sutherland

Anschließend gab‘s als praktische Übung ein viergängiges Menü aus der Küche des Sutherlands. Bei Rucolasalat an Apfelbalsamico und Apfelchips, Champagner-Sellerie-Süppchen, gegrillter Hähnchenbrust mit Steinpilzen in Rahm und Kartoffelrösti sowie der Dessertvariation Sutherland ließen sich die Teilnehmer allzu gern Manieren beibringen: wie man sich am Tisch benimmt unter besonderer Berücksichtigung von Geschäftsessen und Einladungen beim Chef. Abgeschlossen wurde der genussfrohe Erziehungsabend durch allgemeine Benimmtipps fürs Privat- und Geschäftsleben.

Das Restaurant als Klassenzimmer

Beim nächsten Kingge-Dinner mit Sabine Naperalla geht es rustikal zu. Es findet am 11.11. im Ratskeller Bochum statt, dauert 4 Stunden und kostest inkl. 3-Gänge-Menü und Unterlagen 59 Euro. Anmeldung unter mahlzeit@ratskellerbochum.de.

Nicht ganz korrekt eingedeckter Tisch:
Das Dessert-Besteck über dem Platzteller liegt falsch

2 Kommentare:

  1. Ich hoffe, daß dieser Bericht von vielen jungen Leuten gelesen wird. Da vermisst man manchmal einiges. Aber woher solls auch kommen, wenn die Eßkultur von den Eltern nicht mehr gepflegt wird.

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  2. Meine Meinung als Geringverdiener fällt etwas bescheidener aus. Dort wo ich essen gehe, gibt es eine Gabel und ein Messer sowie einen Suppenlöffel oder einen Dessert Löffel und Basta. Muss jeder 5 Gänge beanspruchen ? Da sieht man mal wieder, daß es hier rein um Prestige geht oder die jenigen die immer nur das Beste vom Besten erwarten. Ich finde das nicht zeitgemäß, die Mehrheit aller Bürger muß mit dem Geld sparsam sein und überhaupt ist man doch froh wenn man nicht so viel Geschirr am Ende spülen muß. Wie oft im Leben gibt es mal ein 5 Gänge Menü ? Ich persönlich bin sogar froh darüber eine schlanke Linie zu besitzen und es ist sicherlich auch nicht so gesund seinen Darm mit mit zu viel Nahrung zu belasten.Am Ende wundern sich die Leute dann über Verdauungsbeschwerden weil man viel zu viel gegessen hat. Mehrere kleine Mahlzeiten auf den Tag verteilt finde ich wesentlich bekömmlicher und sinnvoller. Alles in einem finde ich solche Kurse nicht zeitgemäss und somit überflüssig. ICh denke außerdem dass jeder Mensch der einen IQ von 100 aufzuweisen hat, weiß wie man mit alltäglichem Besteck umgehen sollte. Wer ist schon mit der Gabel die Suppe ?

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