Montag, 14. Februar 2011

Aus der Gichtküche: Pasta mit Wirsing und Champignons (vegetarisch)


Vielleicht ist es dem ein oder anderen „Genussbereit“-Leser aufgefallen, in den letzten drei Wochen hat der Genießer, was die Rezepte angeht, ganz schön geschwächelt. Das hatte einen guten Grund. Denn durch einen akuten Anfall von Gicht ist er recht schmerzhaft aus dem Gourmet-Himmel gefallen. Von Sanguinikern zärtlich „Zipperlein“ genannt, gilt die unangenehme Krankheit nicht umsonst als Gottes Strafe für Völlerei. Denn sie greift ganz ungeniert in die lieb gewonnenen Gewohnheiten des guten Essens, Trinkens und Kochens ein, und da musste sich der Genießer erst einmal zurecht finden..

Die Gicht zerfällt in zwei Teile, in einen unsichtbaren und sichtbaren Teil. Der unsichtbare ist die Hyperurikämie, der erhöhte Harnsäurewert im Blut. Das bedeutet noch nichts, doch die überschüssige Harnsäure, die nicht über die Niere ausgeschieden wird, setzt sich als Kristalle in Gelenken ab. Mit Vorliebe in das am Dicken Onkel, wo es zu Entzündungen und höllischen Schmerzen kommen kann. Die Harnsäure produziert der Körper selbst oder nimmt sie in der Vorform der Purine auf mit der Nahrung auf, die dann in der Leber umgewandelt werden.

Also heißt es, auf purinreiche Lebensmittel weitgehend verzichten. Und das ist happig, denn es handelt sich dabei in erster Linie um Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte oder Innereien – alles kulinarische Highlights. Alkohol ist auch von Übel, denn er behindert die Arbeit der Niere und damit das Ausscheiden der Harnsäure. Bier ist dabei besonders pfui, weil’s zum Alkohol auch noch Purine zuführt. Rotwein geht so gerade noch in homöopathischen Mengen, weil er keine eigenen Purine hat.

Dabei geht das nicht immer mit dem zusammen, was man gemeinhin unter gesundem oder gut gekochtem Essen versteht. Ein leckeres Würstchen, wenn man Hunger hat? Pustekuchen, da sind zu viele Purine drin. Dann schon besser ein Stück Sahnetorte – da ist nix drin. Oder einen Risotto mit selbst gekochter Hühnerbrühe? Ganz übel, nur Purin. Dann doch lieber eine Instant-Gemüsebrühe. Die lebt zwar von Glutamat und Geschmacksverstärkern, hat aber keine Purine. Was den Genießer erwischt hat, ist übrigens eine veritable Bio-Gicht – weil er anscheinend zu viel vom guten Bio-Schweine-Fleisch gegessen hat. (In Wirklichkeit liegt es aber wohl daran, dass der Genießer zu viel Zeit vorm Computer verbringt, um zu kochbloggen und chatten, statt regelmäßig ausgiebige Spaziergänge machen und sich zu bewegen…).

Hier also ein erstes Gericht aus der Gichtküche. Es stammt aus dem „Großen Gicht-Kochbuch“ von Sven-David Müller und Christiane Weißenberger.

Rezept: Winterpasta

100g Champignons
250 g Wirsing
1 kleine Zwiebel
1 kleine Knoblauchzehe
1 EL Rapsöl
Salz, Pfeffer
100 ml Gemüsebrühe
1 Becher Schmand
120 g Bandnudeln

Champignons putzen und vierteln. Wirsing in schmale Streifen schneiden.
Knoblauchzehe und Zwiebel fein hacken. Öl in einer Pfanne erhitzen. Zwiebel- und Knoblauchwürfel darin glasig braten. Champignons und Wirsing hinzufügen, mit Salz und Pfeffer kräftig abschmecken. Mit Brühe ablöschen. Zugedeckt 10 Minuten schmoren lassen.
Unterdessen die Nudeln bissfest garen.
Schmand zum Wirsing geben, und umrühren. Nudeln abgießen und unter das Gemüse mengen. Evtl. noch einmal nachwürzen.

Das Gericht hat eine schöne nussige Note, so dass der Genießer den Teller noch mit Walnusskernen garnierte. Um den Ganzen etwas mehr Pep zu geben, hatte er zu Zwiebeln und Knoblauch zusätzlich feingewürfelten Ingwer und eine halbe Chilischote gegeben. Mit Käse überbacken, hätte es das Gericht einen schönen Auflauf gegeben.

7 Kommentare:

  1. schrecklich das mit dem Wein...Gute Besserung !

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  2. Gicht!!! hätte eine Erkältung nicht gereicht?
    Alles Gute.

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  3. Mir würde das Gericht auch ohne Gicht Spaß machen. *auf die Nachkochliste schreib*

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  4. DAS GROSSE GICHT KOCHBUCH??? bäh, da hatte wohl jemand mit marketing so garnix am hut. klingt ja furchtbar!
    so, und gezz abba ma hopp, anne frische luft mit dir!!!

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  5. Oh ja Gicht, kann ich nen Liedchen von singen. Mein Großvater und aktuell mein Vater sind da Kandidaten. Bei nem Anfall ist der echt zu nix zu gebrauchen. Allerdings lässt er sich essenstechnisch auch nicht beraten und mene Mutter hat mit der Kocherei sowieso nichts am Hut. Der würde bei diesem Gericht echt bääääh schreien.
    Ich nicht, ich finds toll! Wenn ich vor Gicht verschont bliebe, würd ich es trotzdem essen! Ich liebe Wirsing!

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  6. Was mir zu dem Gericht noch einfällt: das ist von der Zusammensetzung her ziemlich gut geeignet, um den eigenen Eisenspeicher anzugreifen. Wie man's macht, macht man es falsch ...

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