Freitag, 13. Dezember 2013

Kochbücher Ruhrgebietsküche, Teil 13: Ruhrgebiet – Rezepte und Lebensart

Ruhrgebiet – Rezepte und Lebensart. 176 Seiten, Festeinband, Fadenheftung, zahlreiche Abbildungen. Droste Verlag. ISBN 978-3-7700-1407-1. 24,50 Euro

Das in diesem Herbst im Düsseldorfer Droste Verlag erschienene Kochbuch über das Ruhrgebiet ist sicherlich eines der schönten und informativsten, das in letzter Zeit auf den Markt gekommen. 130 Rezepte, 35 Städteporträts mit Sehenswürdigkeiten und zahlreiche Einkaufstipps für regionale Produkte geben einen Überblick über das kulinarische Ruhrgebiet, der die 24,50 Euro mehr als lohnt. Dabei ist noch nicht mal ein Autor oder eine Autorin genannt, lediglich als Redakteurin steht die Düsseldorferin Barbara Maassen im Impressum.

Als wichtigem Schwerpunkt der Ruhrgebietsküche kreisen die Rezepte zum großen Teil um die Produkte aus dem Arbeitergarten. Im Kapitel „Aus der Siedlung – Kohle, Kolonie und Kappes“ wird Einfaches aus eigener Ernte vorgestellt. Das sind in der Regel Eintöpfe wie Kohlsuppe mit Wurst, Linseneintopf oder Schlabberkappes. Das Kapitel „Im Schrebergarten – Kuchen, Kompott und Aufgesetzter“ bringt Nachtische und andere süße Verführungen wie Stachelbeer-Marmelade, Buttermilchsuppe oder Möhren-Rhabarber-Soße und natürlich den heißgeliebten Streuselkuchen.

Schön ist die Unterteilung in die Kapitel „Auf Schicht – Kumpel, Zechen und Maloche“ und „Über Tage – Halden, Parks und Industriekultur“. Wird dort die Eintopfkultur des Ruhrgebiets weitergeführt und werden historische Henkelmanngerichte wie Weißkohleintopf mit Kassler, Steckrübenragout oder auch Deftiges wie Sauerbraten vorgestellt, kommen hier moderne Gerichte, wie sie häufig in den Restaurants in den Denkmalen der Industriekultur angeboten werden, zum Zuge. Etwas paradox, aber historisch richtig ist, dass im Kapitel „An der Ruhr – Stauseen, Flüsse und Kanäle“ viele feine Fisch-Rezepte gebracht werden, die sich aber kaum um Süßwasserfische, sondern hauptsächlich um Heringe oder Miesmuscheln drehen. Das Kapitel „Wie bei feinen Leuten“ dreht sich – inspiriert von den Schlössern, Burgen und Sternerestaurants des Reviers – um die moderne, feine Festtagsküche wie Fasanenbrust im Brotmantel oder „Täubchen mit Obst-Nuss-Füllung.

Ohne ein unvermeidliches Gericht geht es aber auch in diesem Kochbuch nicht: Die Currywurst. Rund um die Imbissküche, die sich, ob das dem Genießer gefällt oder nicht, zum kulinarischen Symbol des Ruhrgebiets entwickelt hat, dreht sich das Kapitel „Im Herzen des Reviers – Buden, Bier und König Fußball“. Da gibt es u.a. auch ein Rezept für die Currywurst, obwohl die, wie jeder weiß, eigentlich nicht zu Hause, sondern an der Bude gegessen wird. In diesem Kapitel ist mit gerade einmal sechs Rezepten auch die Gastarbeiter-Küche der Einwanderer versteckt, die allerdings die Essgewohnheiten (nicht nur) im Ruhrgebiet in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert hat.

Doch neben den Rezepten bietet das Buch mit seinen zahlreichen, z.T. historischen Bildern auch fundierte Informationen über das Ruhrgebiet, die auch den Einheimischen noch Neues bieten. Besonders die kulinarischen Einkaufstipps, die im ganzen Buch verstreut auftauchen, sind mit viel Sachverstand zusammen gestellt. 

Hier geht's zur Leseprobe.

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