Samstag, 30. September 2017

Duell der Ruhrgebietsspezialitäten: Panhasfest (Hattingen) vs. Pfefferpotthastfest (Dortmund)

Links: Panhas von Diergardts Kühler Grund, u.a. aus gerösteten (!) Graupen mit Meerrettichschaum, Preiselbeeren und Bratkartoffeln
Rechts: Pfefferpotthast vom Ringhotel Drees, nach dem Rezept aus dem Kochbuch von Henriette Davidis 

Die traditionellen Gerichte der westfälischen Ruhrgebietsküche verleiten spitze Zungen ob ihres zweifelhaften Aussehens gern zu der Frage: „Isst Du das noch oder hast du das schon gegessen?“. Metzger, Köche und Gastronomen, die sich hingegen gern zur Deftigkeit bekennen, zaubern heutzutage aus Panhas und Pfefferpotthast jedoch wunderbare Spezialitätengerichte, die der Region nur zur Ehre gereichen. Das haben auch die Städte erkannt, und so feiern Dortmund das Pfefferpotthastfest und Hattingen das Panhasfest, traditionell immer an einem gleichen Herbstwochenende.

Beide Gerichte haben eine lange Geschichte. Panhas ist eine Resteverwertung beim Wurstmachen. Wenn früher beim Brühen die Naturdärme platzten und sich der gute Inhalt der Würste ins Brühwasser ergoss, wurde das natürlich nicht weggegossen. Die Brühe wurde eingekocht und zusätzlich eingedickt, regional unterschiedlich mit Gerstengraupen bzw. Buchweizengrütze o.ä. Je nach Wurstsorte wurde der Panhas hell oder dunkel. Die entstandene Masse wurde in Scheiben geschnitten und geröstet.

Pfefferpotthast entstammt der spätmittelalterlichen Methode, eher minderwertiges Fleisch durch übermäßige Würzung genießbar zu machen – eine Tradition, die heute noch in mancher Currywurstbude gepflegt wird. Gute Köche schaffen es jedoch, die Sauce so abzuschmecken, dass das Gericht zur Delikatesse wird. Und sie nehmen auch keine „edlen“ Fleischteile wie Filet, weil sonst das gekochte Fleisch zu trocken wird. Zudem gibt es noch eine alte Dortmunder Legende, bei der Pfefferpotthast eine Rolle spielt. Zur Ritterszeit bestach eine verräterische Dortmunderin die Stadtwachen mit einem Pott „Hast“, d.i. Fleisch, um die Truppen des feindlichen Grafen von Dinslaken zwecks Eroberung in die Stadt zu lassen.

St.Georgs-Kirche in Hattingen (Foto: Archiv)

Bei den kulinarischen Stadtfesten ist das Panhasfest in Hattingen der Favorit des Genießers. Die Zusammenkunft der führenden Landgasthäusern im Ennepe-Ruhr-Kreis auf dem St.-Georgs-Kirchplatz wirkt wie eine herbstliche Variation des Kulinarischen Altstadtmarktes im Sommer, aufgrund der wunderbaren Fachwerkkulisse sicherlich eine der schönsten Gourmetmeilen im Ruhrgebiet. Zudem findet parallel zum Panhasfest im Rest der Hattinger Altstadt der Herbstmarkt statt, bei dem wiederum die Stände des Französischen Gourmetmarktes dem Feinschmecker entzückende Einkaufsmöglichkeiten bietet.

Markt in Dortmund

Das Dortmunder Pfefferpotthastfest muss hingegen aufpassen, dass es nicht den Anschluss an die Gourmetmeilen „GourmetDo“ und „Dortmund à la carte“ verliert, die kulinarisch wie atmosphärisch zu den Spitzenveranstaltungen dieser Art im Ruhrgebiet gehören. Auch hier treffen sich vier bekannte Gastronomen der Stadt, verstecken sich aber in einem alten Bierzelt. Bei allem Bekenntnis zur Deftigkeit, das Pfefferpotthastfest müsste nicht aussehen, als würden die Ausstattungsreste des alten „Dortmund à la carte“ aufgebraucht. Wie man sich gegen die unvorhersehbaren Kapriolen des Wetters schützen kann, dafür zeigen beide Dortmunder Gourmetmeilen übrigens elegante Lösungen auf.

Das Panhasfest, St.-Georgs-Kirchplatz Hattingen, und das Pfefferpotthastfest, Markt Dortmund, gehen noch bis Sonntag, 1.10.2017.

Freitag, 29. September 2017

Gestern in Bochum: Tellerduell Tucholsky vs. Strätlingshof

Erst einmal gab's Butter aufs Brot

Das Tellerduell ist ein kulinarisches Veranstaltungsformat, das seit zwei Jahren in Bochum und Umgebung für Furore sorgt. Dabei treten zwei Gastronomien aus der Region mit einer klaren Aufgabe an. Die Köche erhalten Warenkörbe mit gleichen Zutaten für jeweils vier Gerichte, aus denen sie unterschiedliche Gänge zaubern. Und die Gäste haben Gelegenheit, verschiedene Interpretationen der gleichen Produkte zu genießen und dabei die Vielfalt der Bochumer Küchen zu erleben. Bislang waren neben bekannten Bochumer Lokalmatadoren so illustre Restaurants wie das Nixon in Gelsenkirchen, Diergardts Kühler Grund und Haus Kemnade aus Hattingen dabei.

Gestern duellierten sich die Küchenchefs Marcus Keimling von der Bermudadreiecks-Institution Tucholsky und Andreas Vogt vom urbanen Landhaus Strätlingshof in Altenbochum mit ihren Teams. Austragungsort war das Tucholsky, das so gut wie ausverkauft war. Der Genießer hatte das Glück, gemeinsam mit Fachleuten wie Christoph Grabowski, Fleischsommelier beim Großhändler Niggemann, und dem Lammzüchter Elmar Wecks von der Vermarktungsinitiative Nuregio, von dem die Moorschnucken für den Fleischgang stammten, am Tisch zu sitzen.

Die Gerichte des Tellerduells Strätlingshof vs.Tucholsky vom 28.9.2017


Die Warenkörbe waren mutig zusammen gestellt und verlangten den Gästen durchaus Experimentierfreude beim Essen ab. Die Produkte waren meistens mit viel handwerklichem Aufwand verarbeitet, zum Teil auf sehr überraschende Art. Alles hatte ein beachtliches Niveau, es gab keine geschmacklichen Ausreißer, die Strätlingshof-Gerichte waren nach em Motto „Weniger ist mehr“ vielleicht einen Tacken konsequenter komponiert und angerichtet. Irritationen gab es bei den Bezeichnungen. Beim Fischgang vom Tucholsky gab es zusätzlich zu den auf der Karte angegebenen Komponenten noch einen „normal“ gebratenen Rochenflügel auf dem Teller. Beim Fleischgang wurde auf der Karte bei beiden Restaurants Heidschnucke angekündigt, es war aber Moorschnucke.

Gang 1
Warenkorb: Leber │ Feige │ Brioche 

 Strätlingshof (links): Geflügelleberterrine im Pistazienmantel │ Getrocknete Feige in Portwein mit Sternanis, Zimt und Düften │ hausgemachtes Brioche
Tucholsky (rechts): Tranchierte Kalbsleber │ Karamellisierte Feige │ Jus, Brioche
Favorit des Genießers: Geflügelleber im Pistazenmantel

Gang 2
Warenkorb: Rochenflügel │ Gurke│Kartoffel

Strätlingshof: Angeräucherte Bratwurst vom Rochenfilet mit schwarzer Pfeffersauce │ Kartoffelstampf mit Algenspitzen │ Gebeizte Salatgurke und Senfgurke

Tucholsky: In Panko gebackenen Rochenflügelbällchen, Maki, Koriande-Wasabi-Schaum, Kartoffelcrème

Favorit des Genießers: Angeräucherte Bratwurst vom Rochenfilet

Gang 3
Warenkorb: Moorschnucke │ Mais │ Hanf

Strätlingshof: Moorschnucke 60 Std in Joghurt eingelegt, 12 Std. sous vide gegart und karamellisiert mit Minzfond │ Mais-Polenta, Sprossen, Popcorn │ Hanf-Dressing und Crumble

Tucholsky: Dreierlei von der Moorschnucke: Siopao│Ragout │ marinierter Rücken │ Knoblauch │ Kräuter │ Mini-Mais

Favorit des Genießers: das Tucholsky-Dreieierlei. Besonders die philippinische Teignudel Siopao (auf dem Bild hinten in der Unschärfe) war die Überraschung, gefüllt mit einer Art Pulled Lamb und orientalischen Gewürzen. Die Moorschnuckenkeule vom Strätlingshof war allerdings auch eine Wucht.

Gang 4
Warenkorb: Kürbis │ Pflaume │ Tonkabohne

Strätlingshof: Kürbisbisquit und Chutney │ Pflaumen-Parfait und Topfenknödel │ Tonkabohnen-Aroma und Crunch

Tucholsky: Kürbisküchlein │ Tonkabohnen Buttercrème │ Pflaumengel

Im Grunde lecker, nach dem Menü aber etwas allzu üppig geraten.

Gläserduell beim Tellerduell

Die Weine vom Strätlingshof (Bodegas Rioja)
Vermouth Blanco: Martinez Lacuest, Rioja
Sauvignon Blanc: Weingut Maurer, Weinviertel
Libre Cours: Samuel Delafont, Languedoc
Raisignac: Jean Pasquet, Charente Maritime

Die Weine vom Tucholsky (Weinschmecker Bochum)
Rosé Merlot: Bioweingut Neusperger Hof, Pfalz
Grauer Burgunder: Weingut Peuser, Rheinhessen
Spätburgunder „Lignum“: Weingut Freimuth, Rheingau
Riesling Traminer Cuvée Spätlese: Weingut Stein, Nahe

Donnerstag, 28. September 2017

Wochenplan: Kulinarische Termine vom 28.9. - 5.10.2017

bis 1.10.2017
Ausstellung
Essen außer Haus. Vom Henkelmann zum Drehspieß
Dortmund, Brauerei-Museum, Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Infos hier 

bis 14.1.2018
Ausstellung
Zum Wohl! Getränke zwischen Kultur und Konsum
Waltrop, LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
Infos hier


bis 30.9.2017
Dortmunder Kochquintett
Menü im September
Dortmund, Vivre im l'Arrivee Hotel und Spa
Infos hier

bis 30.9.2017
Duisburger Kochquintett
Menü im September
Duisburg, Villa Patrizia
Infos hier

bis 30.9.2017
Essener Kochquintett
Menü im September
Essen, Casino Zollverein
Infos hier

bis 30.9.2017
Kochquintett Kreis Vest
Menü im September
Zum blauen See, Dorsten
Infos hier

bis 5.11.2017
Westfalen Gourmetfestival
Westfalen, versch. Restaurants
Infos hier

bis 29.10.2017
Restaurant-Karussell
Das Original im Herbst
Essen und westl. Ruhrgebiet, versch. Restaurants
Infos hier











bis 1.10.2017
24. Pfefferpotthastfest
Dortmund, Markt
Infos hier

28.9.2017
Begleitprogramm zu Ausstellung "Essen außer Haus"
Prof. Dr. Maren Möhring: Von der italienischen Eisdiele zur Sushi-Bar - zur Geschichte der ausländischen Gastronomie in Deutschland.
Vortrag
Dortmund, Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Infos hier

29.9. - 1.10.2017
Hattinger Panhas-Fest
Hattingen, Kirchplatz

30.9.2017
Bauernmarkt
Gelsenkirchen, Innenstadt
Infos hier

30.9.2017
Westfalen Gourmetfestival
Gastkoch Heiko Antoniewicz im Hotel-Restaurant Mutter Althoff
Olfen-Vinnum, Hotel-Restaurant Mutter Althoff
Infos hier

30.9.2017
Hopfen und Malz
Brauen in der Museumsbrauerei
Hagen, LWL Freilichtmuseum
Infos hier

30.9. - 3.19.2017
Essen erntet
Erntedank im Grugapark Essen
Essen, Grugapark
Infos hier 

1.10.2017
Genießermarkt Emscher Landschaftspark
Oberhausen, Haus Ripshorst
Infos auf Facebook

1.10.2017
Grüne Hauptstadt Europas
Säen, ernten, Essen
Versch. Fahrradtouren zu Lebensmittelproduzenten in der Grünen Hauptstadt
Essen
Infos hier

1.10.2017
Herbstfest 2017
Essen, Permakultur Bonnekamphöhe
Infos auf Facebook

1.10. - 31.10.2017
Kochquintett Kreis Vest
Menü im Oktober
Ratshotel, Haltern am See
Infos hier 

Gourmetmeilen im Ruhrgebiet 2017. Klick hier
Wein-, Bier- und Spirituosen-Events im Ruhrgebiet 2017. Klick hier
Wochen- und Feierabendmärkte im Ruhrgebiet. Klick hier

Mittwoch, 27. September 2017

Portugal im Ruhrgebiet: „Bei Gil“ in Gelsenkirchen


Es war ein ganz besonders Fado-Gefühl, als sich dem Genießer das Herz fast schmerzhaft zusammenzog, als er gestern das portugiesische Restaurant „Bei Gil“ in Gelsenkirchen betrat. Hier hat sich seit fast zwanzig Jahren nichts verändert. Damals hatte ich das Lokal zum ersten Mal besucht, um einen Bericht über Gelsenkirchen als Zentrum für iberische Gastronomie im mittlerweile längst verblichenen Stadtmagazin MARABO zu schreiben. Gil da Silva und seine Frau Elisabete waren gerade mit ihrem Restaurant „Vasco da Gama“, das sie seit knapp zehn Jahren an anderer Stelle betrieben hatten, in die Räumlichkeiten einer ehemaligen Pizzeria an der Hauptstraße gezogen und hatten die Ausstattung mit Sitznischen aus dunklem Holzgebälk ganz einfach übernommen „Seitdem haben wir nur die Decke neu gestrichen“, meint Elisabete, halb stolz und halb resignierend mit einem Hinweis auf die Bedingungen des Vermieters. Als einziges wurde der Name verändert. An die Stelle des portugiesischen Seefahrers Vasco da Gama trat der Name des Wirts und Küchenchefs. Denn die Gäste sprachen sowieso nur davon, sie äßen bei Gil.

Gewinnende Herzlichkeit:
die Wirtsleute Elisabete und Gil da Silva

Diese Bodenständigkeit, verbunden mit der gewinnenden Herzlichkeit der Wirtsleute, ist nach wie vor ein Magnet fürs Publikum. Sogar am Dienstagabend herrschte in dem gut besuchten Laden eine ganz und gar nicht melancholische Fado-Atmosphäre von Bier, Wein und Urlaub, wie man sie in einer traditionellen Ruhrgebietskneipe wahrscheinlich das letzte Mal Ende Januar 1972 erlebt hat. Gelsenkirchen lebt.

Gemütliche Kneipen-Atmosphäre 

Gelsenkirchener Fado: Reise in die Vergangenheit

Kulinarisch bietet Gil einen rustikal-proletarischen Streifzug durch die portugiesische Küche: die natürlich mit den Innereien gegrillte Sardinen „Sardinha assada“, den Grünkohl-Eintopf „Caldo Verde“, den Stockfisch Bacalhau, Fleischspezialitäten wie das Rumpsteak mit Käse, Schinken und scharfer Sauce „Francezinha“ oder die gegrillten Schweinefleischstücke mit Meersalz „Pica pau“. Und zum Nachtisch gibt es die typischen Puddingteilchen „Pastel del nata“ oder einen selbstgemachten Pudding „Pudim de ovos“ mit Karamellsauce.

 Vorweg: Alioli com legumes

Machen schön Durst:
Frittierte Krabbentaschen mit scharfer Peperoni

Butter bei die Gambas: mit Gils Spezialsauce und viel Knoblauch

 Gegrillte Sardinen: Sardinhas assada

Und so zerlegt man sie richtig!

 Caldo verde mit Chourico

 Stockfisch mit Kartoffelchips und Gemüse

 Schweinefleisch zum Picken mit der Gabel: Pica pau

Rumpsteak unter schwerer scharfer Sauce versteckt: Francezinha 

Karamellpudding vor...

 ...und beim Servieren

Pastel del nata

Zubereitet sind die Gerichte als das, was man heutzutage wohl „ehrliche Küche“ nennt: ohne viel handwerkliche Raffinesse, mit der man das Fleisch sicherlich hätte zarter machen können, gern mit reichlich Butter und Sahne als Geschmacksträger in den Saucen und zum Teil mit einem Schärfegrad, der sich anscheinend an den zigarettengewohnten Gaumen portugiesischer Hafenarbeiter orientiert.

 Gil unter Gästen

 Schöne Weine

Der Genießer würde sich wünschen, wenn sich Gils Küche ein wenig an den weltoffenen Veränderungen der griechischen Restaurants orientieren würde. Die haben sich mit der Entdeckung der vielfältigen Meze-Küche ihres Heimatlandes in den letzten Jahren weitgehend vom durchaus populären Nimbus der Gyros- und Metaxasaucen-Berge befreit. Die portugiesische Küche bietet hier auch viel Potential, etwa in den zahlreichen Petiscos, die ja zum großen Teil schon als Vorspeisen auf Gils Speisekarte stehen. Ich glaube, seine Stammgäste würden solch eine behutsame Veränderung würdigen – und viele neue Gäste dazu kommen.

Bei Gil. Hauptstraße.72, Gelsenkirchen. Tel. 0209/1487302. Di-Sa 18-1 Uhr. So, Mo geschlossen.

Dienstag, 26. September 2017

Nachgekocht: Alboronía - Gemüsetopf der maurischen Prinzessin aus Margit Kunzkes Kochbuch „Spanien vegetarisch“

Die Bezeichnung des Gerichts Alboronía soll der Legende nach von dem Namen der maurischen Prinzessin Al-Buran stammen, schreibt Margit Kunzke in ihrem neuen Kochbuch „Spanien vegetarisch“ (klick hier). Und entsprechend prinzessinnenlike kommt es auch daher: natürlich ohne Fleisch, sogar vegan, mit einer fast dekadenten Vielfalt an Gemüsen und Obst zubereitet. Und das natürlich nicht als arbeitssparender Eintopf, sondern sozusagen als küchenpersonalintensiver Zweitopf. In dem einen werden Kürbis, Zucchini, Aubergine, Birne und Quitte im eigenen Saft geschmort, im anderen, genauer gesagt in einer Pfanne, Zwiebeln, Paprika und Tomaten zu einem Sofrito gebraten und alles anschließend vermischt. Außerdem muss auch noch ein Granatapfel geschlachtet werden.

Herbstliche Vielfalt an Zutaten

Das Rezept sieht zudem zwei Kürbissorten vor, Butternut und Patisson, jeweils 250 Gramm. Ich entschloss mich jedoch, nur eine Sorte zu verwenden, und zwar aus logistischen Gründen. Einmal wog der kleinste Butternutkürbis, den ich bekommen konnte, mit etwa 1200 Gramm sowieso schon viel zu viel. Und weil der Genießer ein wahres Organisationstalent ist und sich erst am Samstagnachmittag um drei entscheiden konnte, was er Sonntag zum „Aamdessen“ kochen wollte, hatten die einschlägigen Gemüsedealer auf dem Wochenmarkt und in der ländlichen Umgebung längst geschlossen. Und in den Riesensupermärkten der Metropole Ruhr, die über genießerfreundliche Öffnungszeiten verfügen, gab es sowieso keinen Patisson.

Nicht nur im Glas. Quittennektar mit Granatapfelkernen

Aber auch keine Quitten. Margit hat das in ihrem Kochbuch schon vorausgesehen und empfiehlt, in diesem Fall ausschließlich Birnen zu verwenden. Genau das tat ich auch, umging dieses Manko jedoch, indem ich zum Schmoren des Gemüses kein Wasser, sondern Quittennektar nahm, den ich später auch dazu servierte.

Heraus kam ein elegantes, bezauberndes Herbstgericht, das wunderbar schmeckte. Erstaunlich ist, dass im Rezept keinerlei Gewürz auftaucht, nur Salz. Ich schmeckte dann doch noch zusätzlich mit Pfeffer und Piment d’Espelette ab. (Wer es eher prinzen- statt prinzessinnenmäßig mag, kann ja noch Chili und Knoblauch ans Sofrito tun – aber wenig.) Hier also meine Variante des Rezepts.


Rezept: Alboronía - Gemüsetopf der maurischen Prinzessin
2 Portionen

200 g Butternutkürbis
200 g Auberginen
150 g Zucchini
2 Karotten
2 kleine oder 1 große Birne
1 -2 cl Quittennektar
Salz

1 Roscoffzwiebel
1 grüne Paprikaschote
2 große Tomaten
4 EL fruchtiges Olivenöl
Salz, Pfeffer, Piment d’Espelette

1 EL Sherryessig
1 Granatapfel

Butternutkürbis, Auberginen, Zucchini, Karotten und Birne putzen, ggf. schälen und in mundgerechte Stücke schneiden. Karottenstücke in einen Topf geben, ein wenig Quittennektar hinzugeben und 5 Minuten köcheln lassen. Restliches Gemüse und Obst hinzugeben, leicht salzen und bei schwacher Hitze ca. 15–20 Minuten köcheln, bis die Karotten weich sind. Nicht zu viel Quitennektar nehmen, das Gemüse soll im eigenen Saft schmoren.
Für das Sofrito Zwiebel schälen und fein hacken. Paprikaschote entkernen und in Würfel schneiden. Tomaten häuten und das Fruchtfleisch in Würfel schneiden.
Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Zwiebel und Paprika darin bei mittlerer Temperatur 5–6 Minuten anschwitzen. Tomatenwürfel zugeben, mit Pfeffer, Salz und Piment d’Espelette würzen und weitere 4–5 Minuten anschwitzen.
Kerne aus dem Granatapfel lösen.
Sofrito zum Gemüse geben. Mit Sherryessig abschmecken. Vor dem Servieren mit Granatapfelkernen bestreuen.











Nachtrag: Fotos vom 23.9.2018

Mit schwarzem Jasminreis


Quitten, Granatapfel, Ochsenherztomate, Paprika, Zucchini,
Patissonkürbis, Sweet Dumpling Kürbis, Aubergine, Karotten

Sweet Dumpling, Patisson

Quitten

Paprika, Granatapfel, Aubergine, Ochsenherz, Karotten

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Montag, 25. September 2017

Nachgekocht: Toast mit gebratenen Birnen aus Margit Kunzkes Kochbuch „Spanien vegetarisch“


Wie versprochen, habe ich mich daran gemacht, einige Gerichte aus Margit Kunzkes neuem Kochbuch „Spanien vegetarisch“ nachzukochen (klick hier). Zum Herbstanfang gab es als erstes Tostada de pera asada, Toast mit gebratenen Birnen. Dabei werden, ganz klassisch, die Birnen mit Blauschimmelkäse überbacken, ergänzt durch karamellisierte Zwiebeln und Honig.

Beim Zubereiten in meiner Ruhrgebietsküche verließ ich aber immer mehr den spanischen Ursprung dieses Gerichts und landete irgendwie in Frankreich. Mein Käsedealer Karsten (klick hier) hatte den asturischen Queso de Cabrales, den Margit vorgesehen hat, nicht im Angebot, dafür aber den französischen Bleu d’Auvergne, den sie ersatzweise vorschlägt. Auch das funktionierte prima, wahrscheinlich wäre auch jeder ansere Blauschimmelkäse gegangen. Und statt rote Zwiebeln verwendete ich zum Karamellisieren die wunderbar schmeckende rosafarbene Roscoff-Zwiebel. Die stammt aus der Bretagne und ist dank des Engagements der Gastrogroßhändler Niggemann und FrischeParadies im Ruhrgebietseinzelhandel in gesegneten Mengen vorhanden.

Und dann der Honig: Margit schlägt Zitronenblütenhonig vor, doch ich verwendete den letzten Rest des Honigs von der Bonnekamphöhe in Essen (klick hier). Das Bienenvolk dort sammelt seinen Nektar auf den Kräuterbeeten des Permakultur-Gartens, und so hatte mein Glas eine wunderbar erfrischende, würzige Minz-Note. Zur Verfeinerung der Optik garnierte ich die Toasts noch mit getrockneten Lavendelblüten.
Hier also meine Version der Tostada de pera asada.

Rezept: Toast mit gebratenen Birnen

1 Roscoff-Zwiebel
2–3 EL Olivenöl
1 TL brauner Zucker
Öl fürs Blech
2 feste Birnen
4 Scheiben Brot zum Toasten (ich hatte Ciabatta)
200 g Blauschimmelkäse Bleu d’Auvergne oder anderer Blauschimmelkäse
2–3 EL Blütenhonig
getrocknete Lavendelblüten


Zwiebel in dünne Ringe schneiden und im heißen Öl glasig schwitzen. Zucker dazugeben und bei schwacher Hitze 10 Minuten bei niedriger Hitze unter gelegentlichem Rühren karamellisieren.
Backofen auf 180 Grad vorheizen. Birnen schälen und vierteln, Kerngehäuse entfernen. Ein Backblech dünn mit Öl einpinseln. Birnen darauf legen und im Ofen ca. 20–30 Minuten braten, bis sie leicht gebräunt und weich sind. Herausnehmen. Backofentemperatur auf 250 Grad erhöhen.
Karamellisierte Zwiebeln auf die Brotscheiben verteilen. Zerbröselten Blauschimmelkäse und je 2 Birnenviertel darauflegen. Im vorgeheizten Ofen gratinieren. Mit Honig beträufeln, mit Lavendelblüten garnieren und sofort servieren.


Hier noch ein Rezept aus "Spanien vegetarisch": Alboronía - Gemüsetopf der maurischen Prinzessin
 
 
Bilder vom 3.10.2021
 
 

Ein 320-Gramm-Oschi von Williamsbirne
 
Blauschimmelkäse Bleu d'Auvergne