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Sonntag, 20. November 2022

Bochum-Griesenbruch: 10 Jahre Osteria al Vecchio Torchio


Ist es wirklich schon 10 Jahre her, dass ich mal eben bei Serena hereinschneite, um für einen kurzen Post, damals noch ohne große Menü-Beschreibung, über die klammheimliche Neueröffnung ihrer „Osteria al Vecchio Torchio“ am Bochumer Springerplatz zu recherchieren (klick hier)? Nun, auch der 10-jährige Geburtstag in diesem Jahr wäre wohl genauso klammheimlich abgelaufen, hätte sie nicht der rührige Kollege Michael Alisch davon überzeugt, noch vor Ablauf des Jubeljahres ein kleines Pressemenü zu veranstalten.

 

Chefin Serena mit Zwergspitzdame Chloë 

 
 
Die namensgebende Weinpresse
 
 
 
Romantik am Springerplatz
 

Gediegen und familiär

Dabei muss sich Serena mit ihrer Osteria überhaupt nicht verstecken, denn immerhin hat sich das Lokal zum Spitzen-Italiener in Bochum entwickelt. Serena stammt auch der Bochum Gastronomen-Familie Corona und war den Bochumern von der gleichnamigen alten Eisdiele am ehemaligen Engelbertbrunnen und vom „San Marco“ in der Huestraße bekannt, als sie 2012 das „Gasthaus zu alten Weinpresse“ im Griesenbruch eröffnete. Vor dem zweiten Weltkrieg fand in diesem ehemaligen Arbeiterstadtteil im Schatten des Bochumer Vereins und der Eisenhütte Heintzmann der größte Wochenmarkt Bochums statt, und aus dieser Tradition heraus sollte das schwierige Image der Gegend Stadtteils westlich der Innenstadt aufpoliert werden. Das gelang in gewisser Weise auch, hackelte aber auch ein wenig. Der Moltkemarkt wurde als freitäglicher Abendmarkt zum Treffpunkt der Bochumer Szene (klick hier), ist zur Zeit aber in den Winterschlaf gegangen. Die Kult-Institution „Café Treibsand“ zog in den großartige umgebauten Weltkriegs-II-Bunker und behauptete sich einige Jahre; doch der 2021 eröffnete Nachfolger „La Bas“ ist laut Google schon wieder „vorübergehend geschlossen“. Im ehem. Gesundheitshaus des Bochumer Vereins eröffnete der Spanier „La Mesa“ (klick hier), der allerdings vom Vermieter gerettet werden musste (klick hier). Immerhin entwickelte sich die nahe Rottstraße mit ein, zwei Kneipen, einem Kleinkunsttheater und dem „Neuland“ (klick hier) zu einem neuen Szenetreff der Stadt, doch auch beim „Neuland“ kam es schon vor einiger Zeit zum Betreiberwechsel.



 
 
Sohn Ludovico
 

 
 
Saskia vom Service

Nur der Osteria al Vecchio Torchio scheinen die Zeitläufte nichts anzuhaben. Überall verspürt man die Persönlichkeit der Chefin. Es herrscht eine zwanglose Familiarität, die viele Stammgäste samt ihren Kindern immer wieder anzieht. Die Stimmung schwankt zwischen argusäugiger Autorität und quirliger Kicherigkeit. Sohn Ludovico und Bedienung Saskia regeln beflissentlich und schlagfertig den Service. Dabei schaffen sie es sogar, nicht über Serenas frischfrisierte Zwergspitzdame Chloë zu stolpern, die zwischen ihren Füßen herumflitzt, um mit unwiderstehlichem Charme Leckerlis einfordert, die sie aber nicht bekommt, denn sie ist leider auf Diät.

 
 
Küchenchef Alessio...
 

 
 
...und sein Lieblingskochbuch mit Bochumer Spezialität

Und dann ist natürlich noch die feine italienische Küche des Hauses. Serena kauft die Kostbarkeiten ein, die Küchenchef Alessio Monforte zubereitet. Alessio ist Sizilianer aus Messina und hatte bei verschiedenen Restaurants in der Bochumer Umgebung gearbeitet, bevor er vor fast zehn Jahren bei Serena anfing. „Kochen habe ich bei Mamma und Nonna gelernt“, wischt er die Frage nach seiner Ausbildung mit Grandezza vom Tisch. Zwar macht er gelegentlich auch Gerichte aus den italienischen Regionen, doch seine Art zu Kochen ist ganz und gar nicht „alla mamma“. Wie er etwa das Rinderfilet des Hauptganges behandelt, stellt alle Edel-Italiener, die der Genießer in der letzten Zeit hier im Blog dokumentiert hat, in den Schatten. Zart wie Marzipan, dennoch leicht kernig im Biss, voll von Umami- und Fleischgeschmack. Natürlich ist die Karte der Osteria al Vecchio Torchio geprägt von den beim Publikum so beliebten Standards der italienischen Edelküche wie Carpaccio, Vitello Tonnato, Trüffel, Rinderfilet, Tiramisu und Pannacotta. Doch die Virtuosität und sogar Fantasie, mit der sie bei unserem Menü zelebriert wurden, war umwerfend.

Als normaler Gast sollte man sich also unbedingt auf die Tagesempfehlungen verlassen. Im Gespräch wird deutlich, wie sich Serena den Alltag am liebsten vorstellt. „Der Gast sagt, wieviel er ausgeben möchte, und wir machen dann das Menü dazu“, sagt sie beiläufig

Das Geburtstagsmenü
Osteria al Vecchio Torchio, 16.11.2022



Vorweg
Focaccia mit Cherrytomaten, Rosmarin, Oliven, Knoblauch



Antipasti Misti
Carpaccio, Wild-Garnelen, Vitello Tonnato, Tomate-Büffelmozzarella, Arancini, Gemüse, Pilze, Salat
So eine Platte ist für zwei Personen gedacht, reicht aber lässig für vier. 
 

 
Wein Nr.1
 

Tagliolini al Tartufo mit Parmesan
Klassisch und unübertrefflich. 

 

 Wein Nr. 2

 

Risotto mit Safran-Kürbis, Steinpilzen, Parmaschinken, Garnele
Beeindruckende Aromenkombination und ein optischer Kracher



Wein Nr. 3

 

Wachtelbrust mit Spinat, Kartoffelpüree und Rossinisauce
Klein, fein, luxuriöse. Rossinisauce besteht aus Trüffel & Gänseleber.



Wein Nr. 4


Rinderfilet mit Gorgonzola- und Portweinsauce und Maronen
Großartige Filet-Zubereitung, zart wie Marzipan, dennoch herzhaft im Biss. Im Kontrast dazu die knackigen, dünn gehobelten Maronen (Kastanien)


Desserts



Tiramisu


Pannacotta 

 

 

Osteria al Vecchio Torchio, Springerplatz 34, 44793 Bochum. Tel. 0234/93820137. Mi-So 18-22.30 Uhr. Mo, Di Ruhetag. www.osteria-al-vecchio-torchio.de

Der Genießer bedankt sich für die Einladung.
Dank an Michael Alisch für die Organisation.


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