Samstag, 31. Juli 2010

Veranstaltungen im August














1.8.2010
Gourmetmeile
Zu Gast in Recklinghausen
Recklinghausen, Rathausplatz
Eine Besprechung finden Sie hier.

2.8.2010
Sommer Charity 2010
Koch-Match mit Dortmunder Star-Köchen und BvB-Stars
Norbert Dickel + Sascha Heitfeld
Jürgen Klopp + Stefan Marquard
80 Euro, davon gehen 50 Euro an den Kinderschutzbund Dortmund e.V.
Dortmund, Pullman Hotel
Reservierung unter: reservierung@george-restaurant-dortmund.de

8.8.2010
Sneak Preview
5-Gang-Überraschungsmenü mit Bewertungsmöglichkeit
Dortmund, Florians
Anmeldung hier




11.8. - 15.8.2010
Bochum kulinarisch
Bochum, Massenberg-Boulevard

14.8.2010
Veggie Street Day
Dortmund, Reinoldikirchplatz

15.8.2010
5. Lichterfest-Gala
5-Gang-Gala-Menü
Dortmund, Turmrestaurant Florians
Anmeldung hier

20.8. - 5.9.2010
Zeltfestival Ruhr
Gastronomie beim ZFR
Bochum, Kemnader See

22.8.2010
Slow Food Mittleres Ruhrgebiet
Besichtigung der Ausstellung "Virtuelles Wasser"
Mülheim, Wassermuseum Aquarius, 11 Uhr
Anmeldung hier

27.8. - 29.8.2010
Essen genießen
Metropole Ruhr Gourmetmeile mit Restaurants aus dem ganzen Ruhrgebiet
Essen, Welterbe Zollverein

29.8.2010
Das Gourmet-Traumschiff
Die Essener Restaurants Brenner, Gummersbach, Kölner Hof und Sheraton präsentieren sich mit einem 4-Gang-Menü auf der MS Heisingen auf dem Balneneysee.
Anmeldung unter info@essen-geniessen.de

Freitag, 30. Juli 2010

Auf dem Balkon: Zitronenrisotto mit Pfirsichsalsa nach Vincent Klink


Bei der Wiederöffnung des neuen Mövenpick Weinkellers in Dortmund hatte es ein Wein dem Genießer angetan, der für manchen Weintrinker eigentlich gar kein Wein ist: ein Moscato d’Asti 2009 Anniversario von Michele Chiarlo. Mit seinen gerade mal 5 %vol Alkohol ist dieses fruchtige Stöffchen eine naive, prickelnde Verführung schlechthin, die so gar nichts mit den Barolo, Barbaresco und Barbera, für die der Piemonteser Erzeuger Michele Chiarlo sonst noch bekannt ist, zu tun hat. Da kam es gerade recht, dass Vincent Klink in seiner „Koch-Kunst“ neulich ein genauso unschuldig süßes Gericht vorstellte, das am Gaumen jedoch genauso pikant prickelte und die Geschmacksnote „süß“ keineswegs ins Dessert verbannte: Zitronenrisotto mit Pfirsichsalsa. Der Genießer kochte es nach und konnte in einer wunderbaren Harmonie von Wein und Essen schwelgen.

Rezept: Zitronenrisotto mit Pfirsichsalsa
Für 4 Personen

4 weißfleischige Pfirsiche
1 Bio-Limette
1 Peperoni
4 Halme Schnittlauch
1 EL Ahornsirup (Der Genießer nahm Zuckerrübensirup)
1 EL Mandelöl
1 Msp. Szechuanpfeffer
etwas Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
300 g Risottoreis
2 Schalotten
80 g Butter
ca. 600 ml Gemüse- oder Geflügelbrühe
1 Bio-Zitrone
50 g Parmesan

Für die Salsa Pfirsiche in kochendes Wasser tauchen, danach kurz abschrecken und enthäuten, halbieren und entkernen. Fruchtfleisch in kleine Würfel schneiden. Limette abwaschen, abtrocknen, etwas Schale abreiben und den Saft auspressen. Peperoni halbieren, die Kerne ausstreichen und das Fruchtfleisch fein hacken. Schnittlauch abspülen, trocken schütteln und fein schneiden. Limettensaft- und Schale, Ahornsirup, Peperoni, Mandelöl und Szechuanpfeffer in eine Schüssel geben und gut verrühren, Schnittlauch untermischen und mit etwas Salz und Pfeffer abschmecken. Die Pfirsichwürfel untermischen, 5 Minuten ziehen lassen und nochmal abschmecken.
Fürs Risotto Schalotten schälen und fein schneiden. Den Reis mit 1 EL Butter und den Schalotten in einen Topf geben und anschwitzen. Sobald die Schalotten oder der Reis braun zu werden beginnen, mit der Brühe ablöschen, bis der Topf bis drei Zentimeter über dem Reis aufgefüllt ist. Den Topf mit einem Deckel schließen und bei kleinem Feuer köcheln. Immer wieder umrühren und immer wieder etwas Brühe beigeben und umrühren, damit nichts anbrennt. In kurzen Zeitabständen ein Reiskorn heraus nehmen und auf Festigkeit überprüfen.
In der Zwischenzeit die Zitrone abwaschen, abtrocknen und etwas Schale abreiben. Parmesan reiben. Nach ca. 15 Minuten Kochzeit 1 TL abgeriebene Zitronenschale unter den Reis mischen. Wenn der Reis gar ist, Butterstückchen nach Belieben und den Parmesan untermischen.
Pfirsichsalsa auf einen Teller geben und das Risotto daraufsetzen.

Mittwoch, 28. Juli 2010

Aldi-Gründer Theo Albrecht gestorben

Bereits am Samstag verstarb der Aldi-Gründer Theo Albrecht im Alter von 88 Jahren. Zusammen mit seinem Bruder Karl veränderte der Unternehmer aus Essen vom Ruhrgebiet aus den Lebensmittelhandel in der Bundesrepublik nachhaltig - und nahm damit ungeahnten Einfluss auf die Essgewohnheiten der Deutschen. Trotz der Geschäftsmaxime, dass Lebensmittel so billig wie möglich an den Kunden gebracht werden sollten, wurde er mit Aldi zum Milliardär.
Der Genießer erlebte als Kind mit, wie Anfang der 1960er die Albrecht-Läden In Essen in Discount-Märkte umgewandelt wurden - und bei der Kundschaft anfänglich auf Unverständnis stießen. Doch schon bald waren die damaligen Hausfrauen von den billigen Preisen überzeugt. Bei ihren Kindern, die mit Aldi aufgewachsen waren, wurde Aldi in 1980er und 90er Jahren sogar Kult.
Der Genießer meint, durch die Niedrigpreise wurde das Verhältnis der Deutschen zu Lebensmitteln nachhaltig gestört. So sozial die niedrigen Preise auch sein mögen, die ökologischen und qualitativen Auswirkungen, die sie auf die Produktion haben, sind nicht zu unterschätzen. Schließlich geht es um die Austarierung eine kleinsten gemeinsamen Nenners und nicht um den Erhalt guter Qualität.
Mehr über Theo Albrecht finden Sie hier.

Dienstag, 27. Juli 2010

Essen: „Vincent & Paul“ im Museum Folkwang

Das Restaurant wird von einem anderen Betreiber als Museums-Bistro unter dem Namen "Edda" seit September 2019 weiter gerführt.

"Vincent & Paul": Sauvignon Blanc in der 1/4-Liter-Karaffe

Wer die Namen Vincent und Paul mit Gastronomie in Verbindung bringen will, muss nicht mehr allein an jenes Café in Arles denken, das Vincent van Gogh so ausdrucksstark in grellem Gelb-Blau-Kontrast auf einem seiner berühmtesten Gemälde widergegeben hat und wo er mit Paul Gauguin so manchen Absinth getrunken haben mag. Seit Anfang des Jahres beherbergt das Museum Folkwang in Essen ein Lokal, das mit seinem Namen „Vincent & Paul“ auf vertrautem Fuß mit den beiden Maler-Heroen der frühen Moderne steht – die Sammlung des Museums ist schließlich die Heimat einiger ihrer wichtigsten Werke.

Museum Folkwang vor der Eröffnung

Das Museum Folkwang ist seit der Eröffnung des neuen eleganten Erweiterungsbaus am 30. Januar unangefochten das Highlight der Kulturhauptstadt RUHR.2010, 336.000 Besucher sahen bislang die Ausstellung „Das schönste Museum der Welt“. Bereits drei Tage zuvor hatte das „Vincent & Paul“ eröffnet, ein Restaurant, das mittags und nachmittags die Kulturtouristen mit ansprechender Verpflegung versorgt, abends jedoch gehobene Gourmetküche anbietet. Die Verantwortung trägt der der extra aus München nach Essen gekommene Starkoch Frank Heppner, der seine Meriten u.a. bei Eckart Witzigmann in der „Aubergine“ und im fernen Osten, in Süd-Korea, auf den Philippinen und in Hong Kong, erworben hat.

Wie schwierig dieser konzeptionelle Spagat im Kulturhauptstadtjahr mit seinem Run auf das Museum Folkwang zu bewerkstelligen ist, konnte der Genießer letzte Woche am eigenen Leib erleben. Als er abends nach sechs, also zur Gourmetzeit, bei immer noch gut 30 Grad etwas hemdsärmelig gekleidet, mit bequemem Schuhwerk versehen und großer Fototasche behangen, die Terrasse des „Vincent & Paul“ betreten wollte, wurde er von der Service-Chefin angehalten, doch erst einmal einen Blick in Speisekarte zu werfen, damit er wisse, was ihm da blüht. Doch als ich der Dame die Gewissheit verschaffen konnte, dass mir klar sei, im welch einem Preisbereich das Lokal spiele, konnte ich im klimatisierten Gastraum Platz nehmen. Von dort aus ließ sich ungestört durch die Glasfront die Terrasse beobachten, auf der sich ein kunstbeflissenes Metropolen-Publikum traf, das der Genießer eher in Düsseldorf vermutet hätte.

Den nervösen Kellnern war die Hitze des Tages anzusehen. 80 Personen auf der Terrasse und zwei Gesellschaften mit fast 100 Personen in den Räumen des Museums seien zu bedienen, gab man dem Genießer Auskunft. Der Laden brummte, und da war es kein Wunder, dass so eine angespannte Atmosphäre herrschte.

Frank Heppner

Dem Essen war dieser Stress nicht anzumerken, handwerklich war es tadellos. Schon bei der Lektüre der Speisekarte wurde deutlich, dass Frank Heppner als „Begründer der euro-asiatischen Küche gilt“, wie es auf der Internetseite des Restaurants heißt. Der Genießer bestellte das Abendmenü (4 Gänge, 59 Euro), und bei den Geschmacksnuancen von Zitronengras, Ingwer und Kokosmilch, die ihm bislang eher aus den Besuchen in thailändischen Restaurants vertraut waren, musste er daran denken, dass Berthold Bühler vor über 15 Jahren in der Kettwiger „Résidence“ mit dem Zweitrestaurant „Benedikt“ den asiatischen Aromen huldigte.

Abendmenü
(Zum Vergrößern auf das Bild klicken.)

Als Amuse gueulle (1) gab es ein feines Thunfischtatar, ergänzt durch ebenfalls sehr feine Steinpilz-Variationen in Form einer Mousse und eine Gelees. Diese Aromen wurden im ersten Gang wieder aufgenommen, einem Calamaresragout mit Steinpilzcarpaccio, Ingwer, Mango, Trauben und Zitronengras (2). Der Zwischengang war eine erquickende Erfrischung: eine Melonensüppchen, verfeinert mit Minze (3). Das leitet zum Hauptgang über, der gekonnt mit asiatischer und französischer Gourmetküche sowie regionalen Zutaten spielte: gegrilltes Filet vom St. Pierre an Garnelen-Gemüse-Sauté und Safran-Graupen (4). Zu dieser globalisierten Aromenkombination passte der offen ausgeschenkte 2009 Sauvignon blanc von Blankenhorn (1/4l 7,50 Euro) ausgezeichnet. Zum Dessert wurde schließlich eine Limonentarte mit einem Erdbeer-Shouter gereicht (5).

Als der Genießer das Lokal verließ, war die Anspannung von allen Mitarbeitern spürbar abgefallen und einer entspannten Fröhlichkeit gewichen. Charmant plaudernd verabschiedete sich die Servicechefin vom Genießer und äußerte sogar die Hoffnung, ihn bald wiederzusehen.

Montag, 26. Juli 2010

Kulinarische Heimatkunde: Mit Margarethe auf der Margarethenhöhe in Essen

Inbrünstiges Lob: Margarethe Krupp alias Beate Hettmer
vor dem Stadthotel Margarethenhöhe

Maria und Harald Mintrop haben ein glückliches Händchen mit ihren Hotels in Essen. Das Landhotel im Stadtteil Burgaltendorf ist eines der höchstdekorierten Tagungshotels in Deutschland, und seitdem sie vor sechs oder sieben Jahren dem Gasthaus auf der Margarethenhöhe neues Leben eingehaucht haben, ist die einmalige und geschichtsträchtige Gartenstadt-Siedlung um eine kulinarische Attraktion reicher. Das modern ausgestattete Stadthotel mit Restaurant lockt die Feinschmecker, und durch die Gassen der Kruppschen Vorzeige-Arbeitersiedlung cruisen heute die Cabrios.

Wie einst mit dem Kaiser:
Spaziergang über die Margarethenhöhe

Aus Anlass der Kulturhauptstadt RUHR.2010 hatten sich die Mintrops für den gestrigen Tag ein besonderes Stück kulinarischer Heimatkunde ausgedacht. Erst führte Margarethe Krupp, die Stifterin der Siedlung, in Gestalt der Stadtführerin Beate Hettmer ca. 60 Interessierte durch den Stadtteil, und anschließend gab es ein Ruhrgebietsbüffet im Hotel Margarethenhöhe. Voller Inbrunst pries Margarethe ihre guten Taten. In launigen Anekdoten schilderte Beate Hettmer während des einstündigen Rundgangs die Geschichte des Stadtteils, so dass die Teilnehmer darüber glatt den Regen vergaßen.

Am Denkmal für den Architekten Georg Metzendorf

1906 hatte die Witwe von Friedrich Alfred Krupp zur Hochzeit ihrer Tochter Bertha den Bau der Siedlung im Stil einer Gartenstadt gestiftet. Mit der Ausführung wurde der Architekt Georg Metzendorf betraut. Nach außen hin ein biedermeierliches Idyll, waren die Wohneinheiten innen modernster sozialer Wohnungsbau. Von 1910 bis in die 1930er Jahre wurde an dem historischen Kern gearbeitet, vollendet wurde die Margarethenhöhe erst in den 1950er Jahren, als auch die großen kriegsbedingten Schäden beseitigt wurden. Seit den 1980er Jahren steht sie unter Denkmalschutz.

Gemälde von Margarethe Krupp

Leider war der historisch getäfelte Margarethensaal im Hotel zu klein für das Büffet, und so nahmen die Teilnehmer das Essen in einem benachbarten Raum ein – konnten aber vorher einen Blick auf das Gemälde der historischen Margarethe Krupp werfen.

Ruhrgebietsküche vom Büffet
Zum Vergrößern auf das Bild klicken.

Deftige und unkomplizierte Gerichte waren im Angebot. Eine Suppe aus Gartengemüsen spiegelte den Garten als wichtigste Lebensmittelquelle für den Arbeiter im Ruhrgebeit wider, und Kartoffelpuffer gab’s natürlich auch. Der westfälischen und rheinischen Küche, die das Ruhrgebiet geprägt hat, wurde mit Schnibbelbohnensalat, Pfefferpotthast und Panhas gehuldigt. Und natürlich gab es Linsen, als Beilage zum Zander (die Ruhr war ein wichtiger Fischlieferant) und Matjes (was wäre die Arbeiterernährung ohne den Hering gewesen?). Was der Genießer allerdings vermisste, war ein deftiger Eintopf, doch tat das dem Genuss keinen Abbruch. Zum Nachtisch gab es schließlich einen lauwarmen Pflaumenröster und eine westfälische Quarkspeise mit Kirschen.

Margarethenhöhe in Essen: Idyllische Gartenstadt

Führung im Regen

Sonntag, 25. Juli 2010

Herne: Reinhard Löwenstein bei Julius Meimberg

Im "Julius" finden keine Menüveranstaltungen mehr statt.

Reinhard Löwenstein im Gespräch mit den Gästen

Im Rahmen einer Menü-Reihe mit deutschen Top-Winzern konnte gestern der Herner Weinhändler und Koch Julius Meimberg in seinem Restaurant Reinhard Löwenstein begrüßen. Reinhard Löwenstein hat zusammen mit seiner Frau das Weingut Heymann-Löwenstein in Winningen an der Mosel zu einem der führenden und schillerndsten Weinbaubetriebe in Deutschland gemacht. An den steilsten Lagen der Mosel baut er seine Reben an und prägte damit den Begriff der „Terassenmosel“. Im Keller verzichtet er bei der Vergärung auf die im Labor produzierten Reinzuchthefen und setzt ganz auf die sog. „Spontanvergärung“ mit den im Weinberg und im Keller vorgefunden Hefen. Das macht die Entwicklung seiner Weine zu einem spannenden und unberechenbaren Abenteuer. Doch im Zusammenhang mit dem sensationellen Lesegut aus seinen exzeptionellen Lagen entstehen dabei immer wieder die besten Rieslinge, die man sich vorstellen kann. „Riesling“, so erklärte Reinhard Löwenstein die Individualität seiner Weine im Gespräch, „ist als Rebsorte das ideale Medium, um das Terroir darin zum Ausdruck zu bringen.“

Reinhard Löwenstein referiert aus seinem neuen Buch

Lässigkeit, Selbstsicherheit und ein guter Schuss Selbstironie machen den „Schieferflüsterer“ zu einem amüsanten Gesellschafter. Auf den Hinweis, er sei der einzige Spitzenwinzer, der in der linken 68er-Postille „Konkret“ Anzeigen schalte, meinte er schelmisch lachend: „Jaja, ich bin so einer.“ In seinem Buch „Terroir: Weinkultur und Weingenuss in einer globalen Welt“, das er bei Meimberg vorstellte, gibt er sich ganz unideologisch und hinterfragt Begriffe „naturbelassen“, „Bio“ und auch „Terroir“ nüchtern. Dabei versprüht er viel Witz, ist aber in der Sache eher emotionslos. Seine kurzen Vorträge zwischen den Gängen des Meimberg-Menüs waren so gekonnt wie das Spiel von Süße und Säure in seinen Weinen. Selbstverständlich blitzte hinter der relaxten Coolness immer wieder der Weinromantiker auf. Löwenstein ist ein Winzer, der den Wein als Kulturgut auffasst, gern mit Künstlern zusammenarbeitet, dessne revolutionäre Methoden im Grunde ganz traditionell sind, der mit dem Erhalt der uralten Rebterrassen Landschaftspflege betreibt und damit fast ein konservativer Bewahrer ist.

Der kochende Weinhändler und der Winzer:
Julius Meimberg und Reinhard Löwenstein

Nach Herne ist Reinhard Löwenstein gern gekommen, denn es gelte „die Kämpfer für die gute Sache“ zu unterstützen. Und Julius Meimberg sei so einer, meinte er. Eines von Meimbergs Anliegen ist es, der eigentlich selbstverständlichen Kombination von gutem Wein mit gutem Essen die Geltung beim Gast zu verschaffen, die ihr gebührt. Und so hatte er ein Menü kreiert, bei dem Löwensteins Weine und die einzelnen Gänge sich gegenseitig befruchteten.

Wie ein gutes Dressing gab der 2007 Riesling „Schieferterrassen“ dem „Sommersalat mit Aprikose und Perlhuhnbrust“ mit seiner Fruchtigkeit den letzten Schliff und vollendete den Gang am Gaumen.

Das kräftige Süß-Säure-Spiel des 2008 Riesling „Röttgen“ (1. Lage), wie es nur die Spontanvergärung hervorrufen kann, parierte die markanten Aromen des „Zander-Strudel auf geschmortem Kraut mit Riesling-Senfschaum“ mit Verve. Für den Genießer war dieser Gang der Höhepunkt des Menüs. Separat waren Wein und Gericht schon ein Genuss, gemeinsam aber
entfalteten sie neue Dimensionen.

Die Kombination von „Königsberger Klopsen vom Kalb, Reis, Schalotten und Kalb-Kapernsauce“ und dem 2006 Riesling „Uhlen Roth Lay“ (1. Lage) setzte auf die Mineralität des Premier Crus. Vielleicht hätten die Klopse ein wenig mehr fruchtige Feuchtigkeit vertragen, ein Manko allerdings, dem mit großzügigem Zuspruch zum Wein leicht Abhilfe zu schaffen war.

Zum Dessert, einem „Gratiniertem Pfirsich auf Mascarpone“, wurde eine 2005 Riesling Auslese „Uhlen Roth Lay“ (1. Lage) gereicht, ebenfalls eine harmonische Kombination - und eine Verbeugung vor einer besonderen Initative von Reinhard Löwenstein. Er hatte vor Jahren den Anbau von sog. „Weinbergspfirsichen“ an der Mosel angeregt und damit einen wahren Boom dieser
flachen Früchte hervorgerufen.

Auch wenn der Abend den Weinen von Reinhard Löwenstein gewidmet war, der Aperitif, den Julius Meimberg vor dem Essen servierte, soll nicht unerwähnt bleiben. Aus dem Raritätenkeller hatte er einen 1990 Riesling Kabinett – Scharzhofberger vom Reichsrat von Kesselstatt hervorgesucht. Der 20 Jahre alte Wein war ein wunderbares Elixier. Goldgelb in der Farbe, fruchtig im Duft und von entzückender Säure auf der Zunge, die von einem herrlichen Honigton pieksend gemildert wurde.

Demnächst kommen die Winzer Timo Dienhart, Mittelmosel (4. September) und Johannes Landgraf vom Weingut Becker-Landgraf, Rheinhessen  (11. September),  nach Herne.

Freitag, 23. Juli 2010

Mülheim: Kulinarischer Treff an der Ruhr

Aktuell: Der kulinarische Treff an der Ruhr 2011 findet vom 21. bis zum 24. Juli statt. Zur Speisekarte hier klicken.

Zackig mit Zackenbarsch:
Die Brass Büffet Band beim Kulinarischen Treff

Gestern um 15 Uhr 30 zog die Köcheparade vom Synagogenplatz vor der Alten Schule los, um den "Kulinarischen Treff an der Ruhr" in Mülheim zu eröffnen. Damit erlebte die große Schwester dieses Mülheimer Kulinarik-Events, die Essener Gourmetmeile „Essen verwöhnt“, eine allerliebste Imitation. Zu den Klängen der „Brass Buffet Hot Cooking Street Band“ zogen die Standbesatzungen zur Verblüffung der Mülheimer Bürger durch die Innenstadt zur Zeltstadt an der Ruhr.

Inge Kammerichs (MST) eröffnet den Kulinarischen Treff

Wie mit dem großen Stadtentwicklungsprojekt „Ruhrbania“ besinnt sich Mülheim mit diesem neuen Standort auf eines seiner wichtigsten Alleinstellungsmerkmale. Mülheim ist schließlich die einzige Stadt in der Metropole Ruhr, in der der Fluss durch die City fließt. Auf der Ruhrwiese zwischen Schlossbrücke und Schleuseninsel eröffnete Inge Kammerichs, die Geschäftsführerin der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST), schließlich das viertägige große Schlemmen.

Spanferkel bei "Zum Dömchen"

Der Kulinarische Treff ist das große Stelldichein der Mülheimer Gastronomie. 11 Betriebe sorgen fürs Essen, „Café Kötter“ aus Essen für Torten und Kuchen, „Franky’s Wasserbahnhof“ für Cocktails, die „Norbert Bellenbaum Gastronomie und Catering“ für Getränke und „Tabak Budde“ für Zigarrengenuss. Bürgerliche Küche mit sommerlich mediterranem Einschlag dominiert das Angebot von „Stammhaus Monning“, „Walkmühlenrestaurant“, „Ratskeller“, „Königin Luise“ und „Restaurant Mediterran“. Schön fand der Genießer, dass mit „Wokofame“ ein asiatisches und mit „Dalaman“ auch ein türkisches Restaurant dabei sind. Vermisst hat der Genießer die beiden Mülheimer Spitzenbetriebe „Am Kamin“ das „Landhaus Höppeler“, die das gastronomische Bild der Stadt nach außen hin nicht unmaßgeblich prägen.

Rein subjektiv griff sich der Genießer vier Gerichte heraus, um sie zu verkosten.

Als altem Winnetou-Fan stieß ihm natürlich sofort „Mit Sel de Guérande marinierte Kanadische Bisonbust auf Orengengraupensalat und Brennnessel-Konfit“ vom Saarner „Restaurant zum Dömchen“ ins Auge, nicht nur, weil die Vorspeise mit dem hochpreisigen Bisonfleisch für schlappe 5,50 Euro angeboten wurde. Zart zerging das etwas trockene Fleisch auf der Zunge, die Kombination mit den Ruhrgebietszutaten Graupen und Brennnesseln war besonders apart.

Dann ging’s weiter zum türkischen „Restaurant Dalaman“. Das Zelt mit der hölzernen Janitscharenfigur sah aus wie dem Heerlager der Türken vor Wien entsprungen, der reichhaltig gemischte warme Vorspeisenteller (7,50 Euro) mit einem Glas rotem Ökügözü versetzte den Genießer sofort in Urlaubsstimmung.

Beim Mülheimer Spitzenbetrieb „Möllecken’s Altes Zollhaus“ verzichtete der Genießer auf den Klassiker „Gebratene Speldorfer Blutwurst“, sondern schwelgte weiter in Urlaubserinnerungen. Bei gebratenen Sardinenfilets auf mediterranem Gemüsesalat und Bärlauch-Pesto (6,50 Euro) musste er an einen Aufenthalt in Portugal denken.

Wer beim „Caruso“ an ein italienisch inspiriertes Restaurant denkt, liegt nicht falsch. Dennoch waren die Medaillons vom Zackenbarsch asiatisch angerichtet, mit einer Sesamkruste auf mit Ingwer mariniertem Sprossen-Gemüsesalat und Limonencrème. Für 7,50 Euro bot das Restaurant aus der Stadthalle ein üppiges Hauptgericht.

Der Kulinarische Treff in Mülheim an der Ruhr läuft noch bis Sonntag, tägl. ab 12 Uhr.

Weitere Infos und das Angebot finden Sie hier.

Gute Laune bei der Köcheparade in der Mülheimer City

Mittwoch, 21. Juli 2010

Auf dem Balkon: Meerbarben mit Basilikumsauce


Heute Mittag knallte die Sonne so auf den Balkon, dass er Genießer dachte, er sei irgendwo an der Amalfitana. Die Petunien leuchteten im Gegenlicht, und die Basilikumpflanzen, die dieses Jahr wachsen wie noch nie, gaben die Energie, die sie aufgetankt hatten, als unwiderstehliche Duftwolken wieder von sich, als die das nahende Gewitter ankündigenden Windböen in sie hineinstießen. Statt zu arbeiten, kramte der Genießer das wunderbare Kochbuch „Cucina Amalfitana“ von Manuela Zardo und Hellmuth Zwecker hervor, in dem sie Rezepte von Spitzenlokalen an der Küste von Amalfi, auf Capri und Ischia gesammelt haben. Der Genießer blieb bei den „filetti di trigle con salsa di basilico” vom „Il Capitano“ in Positano hängen und beschloss, sie nachzukochen – denn die Zubereitung ist denkbar einfach.

Leider geschlossen: Omeirates Fischladen an der Herner Straße

Schmerzend wie ein Schlag mit der flachen Hand auf den Sonnenbrand fiel ihm ein, dass Omeirate, der Fischhändler im mediterranen Bochumer Einkaufsparadies an der Herner Straße, seinen Laden dicht gemacht hat – das Kommando Mardermann berichtete davon. Also begnügte sich der Genießer mit einem Besuch an der Fischtheke im bewährten EDEKA Burkowski und wurde dort auch fündig. Knackige Meerbarben funkelten ihn mit blanken Augen aus dem Eis an. (Die Geschichte, wie er zu erst aus Frust über die miserablen Einkaufsmöglichkeiten in Bochum ins Auto stieg, 17 Kilometer über die baustellenbewehrte Autobahn nach Essen fuhr, um dort im seit über 40 Jahren bestehenden Kult-Fischladen Kluge auf der Rüttenscheider Straße einzukaufen, kurz vorm Einfahren ins Parkhaus jedoch bemerkte, dass er alles eingesteckt hatte, nur kein Geld, kurzerhand drehte und 17 Kilometer über die baustellenbewehrte A 40 wieder nach Bochum fuhr, verschweigt er lieber. Die Leser würden ja denken, das wäre eine ausgedachte Geschichte wie Madame Mardermanns legendäres Telefonat mit Madonna.)

Als schließlich die sorgsam geschuppten und fertig gebratenen Meerbarbenfilets aus der Pfanne hüpften, hatte es sich völlig bezogen, und von der sonnendurchfluteten Amalfi-Atmosphäre war auf dem Balkon nichts mehr zu spüren. Doch was auf dem Teller lag, entschädigte für alles.

Rezept: Filetti di triglie con salsa di basilico (Meerbarben mit Basilikumsauce)
Für 4 Personen

8 Meerbarben
1 TL Mehl
2 EL Ölivenöl
1 Bund Basilikum
1 cl Martini Dry (Der Genießer nahm Noilly Prat)
2 EL Sahne
Salz Pfeffer

Die Barben filettieren, die Fleischseite mit Mehl bestäuben, auf dieser Seite vier bis sechs Minuten in Olivenöl braten und aus der Pfanne nehmen. Das Basilikum, den Martini, Salz, Pfeffer und die Sahne mixen, in der Pfanne vorsichtig anwärmen, auf Teller geben und die Filets mit der roten Hautseite nach oben darauflegen.

Dazu trank der Genießer in Gedenken an den Trigle-Fan Commissario Montalbano einen sizilianischen Rosé 2009 von Regaleali.

Dienstag, 20. Juli 2010

Auf dem Balkon: Bistecca alla fiorentina mit Sardellenbutter, Lorbeerkartoffeln und gebratenem Fenchel

Auf dem Balkon - diesmal im Garten des Weindeuters

Eine Bistecca alla fiorentina ist im Original ein großes T-Bone-Steak, das von Chianina-Rind stammt und eine ganze Familie satt machen kann. Das Chianina ist eine urtümliche Rinderrasse in Mittelitalien, die bis auf die Etrusker zurück geht, weiß, groß, mit langen Hörnern, aber gutmütig. Und wenn es frei laufend in den toskanischen Hügeln oder den Niederungen der Maremma weiden kann, liefert es ein ungemein zartes Fleisch.

Christiane Hirt bei Metzger Gläser im Biokauf

Als der Genießer neulich bei Metzger Gläser in der Schlange stand, wurde er Zeuge, wie ein Kundenpärchen sich vor Begeisterung kaum einkriegen konnte. Am Tag vorher hatte es einige Rinderkoteletts vom Charolais-Rind für den Grill gekauft und wollte jetzt unbedingt Nachschub fürs Wochenende. Das konnte der Genießer gut verstehen, denn das mächtige Rindskarree, das Christiane Hirt vor den Augen der Kundschaft fachgerecht in dicke Koteletts zersägte, sah zu verlockend aus. Also schlug der Genießer ebenfalls zu. Sofort kam ihm die Idee, die beiden mächtigen Fleischscheiben wie eine Bistecca alla fiorentina zuzubereiten.

Die ländliche italienische Küche ist bekanntlich so einfach, dass sie keine Rezepte braucht, sondern nur die herausragende Zutaten der Region. Das Bio-Charolais vom Niederrhein kam problemlos ans toskanische Chianina heran, und so konnte die Fleisch-Session „auf dem Balkon“ stattfinden. Doch diesmal fand sie im Garten des Weindeuters statt, der extra den großen Familiengrill anwarf.

Also wurden gegrillt: die beiden Bio-Koteletts, zwei Bio-Fenchelknollen und einige eingeritzte Kartoffeln, in die frische Lorbeerblätter gesteckt wurden. Das fertige Fleisch wurde nur mit Pfeffer und Salz gewürzt und zur aromatischen Abrundung mit etwas Sardellenbutter versehen. Rustikaler kann es auch auf den Tellern in der Toskana nicht zugehen.

Emanuela Stucchi Prinetti von der Badia a Coltibuono

Dazu gab es natürlich einen Chianti. Der Genießer hatte noch einen 2004 Chianti Classico von der Badia a Coltibuono bei Gaiole im Keller, den er nur allzu gern öffnete. Dass es sich dabei um einen Bio-Wein handelt, ist so selbstverständlich, dass es auf dem Etikett nur ganz dezent vermerkt wird. Nach acht Jahren knapp auf dem Höhepunkt der Reife, mit frischer Säure ausgestattet und verhaltener Frucht, ergänzte er das frugale bäurische Mahl durch bürgerliche Eleganz. Unwillkürlich musste der Genießer an den Plausch denken, den er mit Emanuela Stucchi Prinetti, der derzeitigen Chefin auf der Badia a Coltibuono, auf der Prowein gehalten hatte.

Toskanisches Gericht auf spanischem Teller

Immer in Einsatz: Der Weindeuter fotografiert
den Genießer beim Fotografieren

Montag, 19. Juli 2010

Weindeuters Trinker-Lehranstalt: Erstmals auf Bochum Total

Rosé-Wein unterm Bier-Banner:
Der Weindeuter auf "Bochum Total"

Ein kulinarischer Fels in der Brandung der hedonistischen Jugendkulturen war die Weinprobe des Weindeuters auf Europas größtem Musik-Festival, „Bochum Total“. Immerhin 1 Millionen Besucher verirrten sich in diesem Jahr der Superlative in die Bochumer Innenstadt – beachtlich, denn am gestrigen Sonntag wurde der Hauptanfahrtsweg, die A 40, schließlich von 3 Millionen Fußgängern und Radfahrern versperrt!

Ute Thie liest launige Wein-Texte

Während auf den Bühnen rundum wummernde Basse auf den Magen schlugen, versuchte die Wortschatz-Bühne des Akademischen Förderungswerks, besonders dem studentischen Publikum auch Geistesnahrung zu verabreichen. Dazu gehörte auch der Auftritt des Weindeuters, der vor vollbesetzten Stühlen nach dem pädagogischen Motto „Begeisterung für den (Lehr-)Stoff“ eine lehrreiche Performance bot. Er schenkte vier Weine aus, während die Rundfunkjournalistin Ute Thie launige Texte zum Thema Wein von Charles Bukowski bis Johann Wolfgang von Goethe las.

Höhepunkt: Der Weindeuter demonstriert das Öffnen einer Weinflasche

In den Plastikgläsern (Glas-Gläser waren auf der Großveranstaltung aus Sicherheitsgründen verboten - Sicherheit vor Genuss ist der Trend der Zeit) funkelten:
• „Chiaretto del Garda“, Weingut Provenza
• 2009 „Volkacher Kirchberg Müller-Thurgau halbtrocken“, Winzergemeinschaft Franken e.G
• 2008 „Conforrales Tempranillo“, Weingut Campos Reales/ La Mancha
• 2008 “Blindaje Bulletproof” Cabernet Sauvignon, Kremse, Valle de Maule/Chile


 Weinlesung vor vollen Rängen