Montag, 28. September 2020

Indien in Wattenscheid: Lakshmi Mahal

Orientalische Würde:
Der Kellner, der Koch und der Restaurantleiter

Es kommt ja eher selten vor, dass ein Wirtschaftsbetrieb die Stadt Essen verlässt, um in Wattenscheid seinen neuen Standort zu finden. Jedenfalls betrieb Sumit Singh in der Ruhrgebietsmetropole mit Taste it India und Classic India zwei zentrale Adressen für indische Küche an Kastanienallee und Rellinghauser Straße. Die gab er jedoch vor zwei Jahren in andere Hände und verlegte die Zentrale seines kleinen Restaurantimperiums ins seit seiner Eingemeindung zu einem beschaulichen Vorort von Bochum degradierte Wattenscheid. Seitdem betreibt er dort an der Ecke Quer- und Achtermannstraße das Restaurant Lakshmi Mahal, organisiert einen opulenten Zustelldienst und verwaltet die Belange des Restaurants Classic im Tennisclub Weitmar 09 sowie die eines Imbisses in Witten.

Farbenfrohe indische Welt

Lakshmi, die Göttin des Glücks...

...thront überall

Das Sanskrit-Wort Lakshmi bedeutet „Glück, Schönheit, Reichtum“ und ist der Name der hinduistischen Glücksgöttin, Mahal bedeutet Palast. Mit typisch indischer Farbenpracht, goldenen Elefanten und turbantragenden Putten wurde das Lokal, das zuvor schon eine panmediterrane Pizzeria beherbergte, tatsächlich in einen kleinen Palast verwandelt. Doch die Gemütlichkeit der Wattenscheider Eckkneipe, als die es ursprünglich einmal gedacht war, kann es auch heute nicht verleugnen.

Es dominieren die Farben Gelb, Braun und Orange, die wegen des Gebrauchs der Gewürzmischung Curry auch die indische Küche dominieren. Ein Dosenrondell mit Kurkuma, Zimt, verschiedenen Pfeffersorten und anderen Gewürzen weist den Gast auf die Aromenvielfalt der indischen Küche hin und duftet mit den zu Ehren von Lakshmi angebrannten Räucherstäbchen um die Wette. 

 Die Farben des Curry

Restaurantleiter Kumar und der Junior-Chef Avineesh bringen die Köstlichkeiten, die der Koch Taladja in der Küche zaubert, mit orientalischer Würde an den Gast. Taladja hat in den großen Hotels in Mumbai sein Handwerk gelernt, und so sind seine Hähnchen-, Lamm-, Fisch und Tandoor-(Backofen)-Gerichte von beachtlicher Raffinesse. Man kann sie in drei verschiedenen Schärfegraden bestellen. Dazu gibt es den Joghurtdrink Lassie, indisches Bier oder sogar indischen Wein. Der Cabernet Sauvignon Shiraz 2017 vom Weingut Grover in den Nandi Hills nahe der südindischen Metropole Bangalore wurde mit Hilfe des französischen Winemakers Michel Rolland erzeugt und kann es mit einem Syrah aus der Provence problemlos aufnehmen.

Eine Entdeckung: Indischer Rotwein 

Erfrischend: Mango-Lassie
 

Das kleine Pressemenü, an dem der Genießer teilnehmen konnte, war anscheinend nach „deutscher Schärfe“ gewürzt und schmeckte nach mehr. Lediglich die Desserts fand ich etwas gewöhnungsbedürftig, etwa das indische Eis.

Das Indien-in-Wattenscheid-Menü
vom 16.9.2020 

 

Vorweg: Brot mit dreierlei Saucen

Vorspeisen

Samosa
Mit Gemüse gefüllte Teigtaschen
 
Seekh Kebab
Lammhack mit indischen Geürzen

Die Hauptgänge

Chicken Biryani
Gebratener Reis mit Hühnchen, Gemüse, Nüssen und Rosinen
 
Palak Paneer
Hausgemachter Rahmkäse mit Spinat, Zwiebeln und Tomaten

Butter Chicken
Hühnchen aus dem Ofen mit sahniger Tomaten-Curry-Sauce
 
Chicken Kadai
Hühnchen mit pikanter Currysauce, paprika, Tomaten und Zwiebeln
 
Reisbeilage


Desserts
 
Kulfi
Indisches Eis
 
Gulab Jamun
Traditionelle indische Milchkugeln

 


Lakshmi Mahal. Querstraße 23, 44866 Bochum-Wattenscheid. Tel. 02327/933310. Mo-Sa 16-22 Uhr, So 12-22 Uhr. Di Ruhetag. www.lakshmi-mahal.de

Der Genießer bedankt sich für die Einladung zum Pressemenü.


Mittwoch, 23. September 2020

Italienisches Dortmund: La Romantica

Update September 2024: Das Restaurant ist geschlossen, auch am neuen Standort.
Update 2021: Das Restaurant ist umgezogen und befindet sich seit dem 4.11.2021 in der Goebenstr. 22, 44143 Dortmund.
Zu einem Bericht aus dem neuen Domizil hier klicken.


Ein Herz für Gäste: Franco und sein Sohn Adamo

Bin ich wirklich in Dortmund?, fragte sich der Genießer, als er an dem lauen Spätsommerabend vor La Romantica stand, genau da, wo die Düsseldorfer Straße die 90-Grad-Kurve Richtung Ostfriedhof macht. Zuerst dachte ich, ich sei in Arles, doch die Markisen, die die Tische und Stühle auf dem Bürgersteig überspannen, waren rot und nicht gelb wie auf dem berühmten Gemälde von Van Gogh. Als dann eine stadtbekannte Feinschmeckerin wie Monsieur Hulot mit dem Fahrrad angefahren kam, um an dem Presse-Menü teilzunehmen, zu dem Patron Franco eingeladen hatte, dachte ich, ich sei in Paris, in einem noch nicht gentrifizierten Vorort. Doch nein, La Romantica ist schließlich ein italienisches Ristorante. Und so dachte ich, als ich die Räumlichkeiten betrat, ich sei in Mailand. Durchaus elegant eingerichtet, luxuriöse Barolo- und Proseccoflaschen in den Regalen, eine Tafel mit Tagesangeboten über der offenen Küche hinter der Theke – ich konnte mir gut vorstellen, dass in unserer engen, schummrig beleuchteten Sitzecke, wo der Genießer als Zweimetermann durchaus Platzangst bekommen konnte, normalerweise schmächtige italienische Banker sitzen und Risotto alla finanziera verspeisen. Doch spätestens, als die Hauptgänge aufgetragen wurden, und die Fleisch- bzw Leberstücke mit umami-schweren, betörenden Saucen überzogen waren, war mir klar: wir sind in Dortmund. 

 Wie auf einem Van-Gogh-Gemälde: Die Straßenterrasse
 
Eng und elegant

Postmoderner Chic mit Hussen und Lampenschirmen
 

Doch von Anfang an.

Franco, wie ihn alle nennen, heißt eigentlich Issam Challail und stammt aus Spanien, genauer gesagt aus der spanischen Exklave Melilla in Nordafrika. Zu Gastronomie und Kochen kam er u.a. in Aplerbeck und Barcelona, doch die wichtigste Zeit war, als er zwischen 2010 und 13 als Küchenchef von Toni’s Ristorante mit Toni den BVB bekochen durfte und sogar manchmal an den VFL Bochum ausgeliehen wurde. 2014 eröffnete Franco schließlich am Rand des Dortmunder Stadtteils Kaiserbrunnen das Restaurant La Romantica. Mittlerweile wird er von seinem Sohn Adamo tatkräftig unterstützt.

Noble Weinauswahl
 

Raumbeherrschend: Die Tageskarte
 

Emsiges Treiben in der offenen Küche
 

Selbstverständlich gibt es in La Romantica Pizza. Doch Francos Liebe gilt der feineren italienischen Küche, so dass es sich lohnt, auf die Tagesangebote zu achten. Spezialität sind die gefüllten Nudeln. Wollte man Francos Paccheri verschicken, gingen sie bei DHL kaum als simple Päckchen durch. Fisch wird im La Romantica fantasievoll angerichtet, und ganz besonderer Wert wird – wie gesagt – auf die Saucen gelegt, mit denen die sorgsam geschmorten oder gebratenen Fleisch- und Fischgerichte serviert werden. Unser Menü war eine ausgesuchte Degustationsreise durch das, was La Romantica kann.

 

Prosecco in Heimattracht 


Seit der Genießer zwei kulinarische Wochenenden in Serralunga

verbracht hat, gehört dieser Barolo zu seinen Favoriten.

 

Das Presse-Menü vom 19.9.2010


Vorweg
Pecorino Picante, Oliven, Tomaten, Foccaccia

Fischteller
Jakobsmuschel | Thunfisch-Avocado- und Lachs-Tatar |
Thunfisch im Sesammantel | Scampi
Kein Fisch ohne Fahrrad

Tris di Pasta
Ravioli mit Lachsfüllung| mit Ziegenkäse-Füllung und Feigen-Curry-Sauce | mit einer Füllung aus Steinpilzen mit  geschmolzenen Tomaten und Parmesan
 

Seeteufel in Safransauce

Rinderfilet mit Pfifferlingen

Lammcaree in Rotwein mit Honig und Pinienkernen

 

Kalbsleber in Rotwein-Schokoladen-Sauce

Dessert
Cochada (spanische Pannacotta) mit Kiwi, Karamell und
Walnüssen | Tiramisu | Tartuffo limoncello

La Romantica. Neue Adresse: Goebenstr. 1, Düsseldorfer Str. 82, 44143 Dortmund. Tel. 0231/22397770. Di-Sa 16-23 Uhr. So 14-23 Uhr. www.laromantica-dortmund.com

Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung.

Dienstag, 22. September 2020

Restaurantführer „Essen geht aus 2021“ erschienen


Trotz der in diesen Zeiten üblichen Beschränkungen feierte gestern eine kleine Schar von tapferen Gastronomen aus Essen und Umgebung das Erscheinen des  Restaurantführers „Essen geht aus 2021“ im eigens dafür geöffneten Biergarten vom Jagdhaus Schellenberg hoch über dem Baldeneysee. Während des Lockdowns stand ja auf der Kippe, ob das Traditionsmagazin überhaupt erscheinen würde. Doch durch Umstrukturierungen im Verlag Lensing Media wurde es jetzt doch noch möglich. Auch am Schwesterblatt „Dortmund geht aus 2021“ wird zur Zeit gearbeitet.

Dem Magazin sieht man die harten Zeiten für die Gastronomie kaum an. Wie gewohnt präsentiert die Redaktion um Tom Thelen über 180 kulinarische Adressen aus Essen und Umgebung und sortieren sie in neun Toplisten. So viel sei gespoilert: Zu den besten Restaurants von „Essen geht aus“ gehören Haus Stemberg in Neviges, Unverhofft in Gelsenkirchen und die Mausefalle in Mülheim.(Aber keine Angst, Essener Restaurants sind auch genug dabei).

Umrahmt wird der Restaurantreigen von reich bebilderten Reportagen. Tom Thelen berichtet über die spektakukläre Dachterasse des neuen asiatischen Konzept-Restaurants Mama San. Der Genießer durfte noch einmal seinen Besuch bei Nelson Müller in seinem Sterne-Restaurant Schote am Rüttenscheider Stern rekapitulieren und den chinesischenGastronomen Bo Peng mit seinen Gengki-Läden in Essen und Bochum porträtieren.

Hierbas Lachs - gebeizt - geheizt
Paella Espuma / Meerescrunch
Jan Henning Matzke, Der Bonner Hof
 
Gebratener Loup de mer und gegrilletr Oktopuns
Pimientos / Kartoffel-Knoblauch-Stampf / Mo
jo
Dominik Schab, Hugenpöttchen

Cheesecake-Creme
Zitrone / karamellisierte Cornflakes / dunkle Schokolade
Marc Wimper, Jagdhaus Schellenberg
 
Rhabarber-Apfel-Schorle
 
(Dass der Genießer einen Gang des wunderbaren Caterings verpasste, weil auf dem Weg nach Essen sein Auto verreckte und er ein Stündchen auf einem Parkplatz verbrachte, um einem ferundlichen ADAC-Mechaniker beim Austausch seiner Autobatterie zuzugucken, verschweigt er lieber.)

Essen geht aus 2020. 116 Seiten, 7,90 €. Lensing Media. Erhältlich im guten Zeitschriftenhandel und hier im Internet.

Freitag, 18. September 2020

Neu in Dortmund: Das Hoesch auf Phoenix West

Update 13.6.2023: Das Restaurant ist seit einiger Zeit geschlossen und musste Insolvenz anmelden.


Es ist jetzt acht Jahre her, als ich für die mittlerweile verblichene Zeitschrift „Revier für Genießer“ eine Reportage über die neu entstandene Gastronomie am frisch gefluteten Phoenixsee in Dortmund-Hörde schrieb, von der es heute übrigens kaum noch einen Betrieb gibt. Den Optimismus, den die Neugestaltung und -nutzung des ehemaligen Hoesch-Geländes verbreitete, konterkarierte ich mit einer melancholischen Impression aus der Traditionskneipe „Karo‘s (heute: Marko‘s) Erpel“ in der Gildenstraße einen Kilometer entfernt, von deren Eingangstür aus man den stillgelegten Hoesch-Hochofen Phoenix West inmitten der damals noch weitgehend ungenutzten riesigen Industriebrache im Licht der untergehenden Sonne langsam verblassen sah. 

 Der Hochofen Phoenix West

Heute hat der Optimismus des Strukturwandels auch Phoenix West erreicht. In das Areal wird fleißig investiert, und auch die Gastronomie sieht hier neue Chancen. Zweimal konnte ich in letzte Zeit an Probeläufen von interessanten Restaurants teilnehmen, die hier in diesen Tagen neue Wege beschreiten wollen. Vermittelt hatte das meine Kollegin Silke von der Facebook-Gruppe „Mein (kulinarisches) Dortmund“ (klick hier). Als erstes ging es um die neue Abendkarte von „Katjusha’s Foodwerk“ (zum Bericht klick hier). Letzten Samstag gab es dann die Generalprobe für das Restaurant „Das Hoesch“, das heute eröffnet wird.


 Das À-la-Carte-Restaurant


Bar und Bistro

Das Restaurant ist in einer neu gebauten Halle untergebracht, und durch die großen Fenster hat man einen spektakulären Blick auf den alten Hochofen. Der lichtdurchflutete Gastraum wird von einer Stahlplatte mit dem Schriftzug des Namens, die an die rostigen Skulpturen eines Richard Serra erinnern. Neben dem à-la-carte-Restaurant gibt es auch noch eine Bistro-Bereich, der wie eine plüschige Bar eingerichtet ist, und in dem es Kleinigkeiten wie Hörder Suhsi (Salzkuchen mit Mett), Gourmetstäbchen (Pommes aus regionalen Kartoffeln) oder Maurer-Pralinen (Frikadellen) gibt. 


Alexandra Groß
 
 
Thorben Zitt

Küchenchef Maciek Marawski

Betrieben wird „Das Hoesch“ von Alexandra Groß und Ben Blume, die in Unna bereits das „Xclusive. Kitchen“ führen, und ihrem Partner Thorben Zitt. Für die Speisen ist Küchenchef Maciek Murawski verantwortlich. Was er und sein Küchencrew beim Testabend auf die Teller brachten, war Ausdruck einer unbändigen Lust am Kochen. Beste, handwerklich tadellos zubereitete Zutaten, die in Zukunft weitgehend regionaler Herkunft sein werden, wurden in opulent-betörender, fast wilder Optik auf die Teller gebracht. Die Portionen waren üppig genug, um nach einem Gericht satt zu sein. Ob man da an die Stahlarbeiter alter Zeiten gedacht hat? Was eigentlich schade wäre, denn alles schmeckte so gut, dass ein Feinschmecker sich daraus gerne ein mehrgängiges Menü zusammenstellen würde. 

Tadellos gefaltete Servietten
 
Bar-Bistro-Leiterin Bianca Schäfer
hat ein Auge auf die Cocktail-Produktion. 
 
 

Der Testlauf in Das Hoesch am 12.9.2020

Phoenix Spritz
 

 Gruß aus der Küche
Roastbeef mit Rote-Bete-Schäumchen

Thai Curry Kokos Suppe

Vitello Tonnato
 
Ziegenkäse Sesam Feige Salat

Steinpilzrisotto mit Rinderfilet
Parmesan | Butter | Rucola

Deftiges Ferkel
Schwein | Steinpilzsauce | Kartoffel | Panko | Bacon | Gemüse der Saison

Dessert Variation

Schwarzes Gold

Grey Goose Vodka / Khalua / Espresso

Das Hoesch. Phoenixplatz 3, 44263 Dortmund. 0231 / 700 888 88. Mo-Fr 11.30-14 Uhr und 17-22 Uhr, Sa 11-22 Uhr. www.das-hoesch.restaurant/


Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung.