Montag, 31. Oktober 2011

Kochbücher: Nelson Müllers „Meine Rezepte für Body and Soul“

Wer hätte das gedacht. Da ist Nelson Müller einer der sympathischsten Fernsehköche in Deutschland, aber ein Kochbuch gab es bislang von ihm noch nicht. Dieser offensichtliche Mangel des Buchmarktes hat nun ein Ende. Seit der diesjährigen Buchmesse liegt sein Werk „Meine Rezepte für Body and Soul“ (Verlag Zabert Sandmann) vor. Mit diesem Buch schafft es der Spitzenkoch aus Essen einmal mehr, sich direkt in die Herzen seiner Fans zu katapultieren.

Über einhundert Rezepte vereinigt das Buch, eingeteilt in sechs Kapitel mit so gefühlvollen Überschriften wie „Meine Kindheit – Erinnerung“, „Meine Heimat – Fernweh“ oder „Meine Liebe – Sehnsucht“. Dabei geht Nelson ohne Skrupel immer auf Nummer Lecker. Fischstäbchen (natürlich selbst gemacht) mit Rahmspinat und Spiegelei oder Schaufelstück vom Rind in Rotwein geschmort, Backhendl vom Landhuhn mit Limettenmayonnaise oder Rehrücken mit karamellisiertem Rotkraut und Quittenkompott sind dabei – Gerichte, bei denen schon beim Lesen einem das Wasser im Mund zusammen läuft.

Eingeleitet wird das Buch durch eine kleine autobiographische Skizze, in der der heute 32-jährige, im afrikanischen Ghana als Nelson Nukator Geborene zu niedlichen Privatbildern von seiner Kindheit bei seinen deutschen Adoptiveltern erzählt. Von ihnen lernte er den Spaß an gutem Essen. Ein Berufspraktikum in einem Stuttgarter Gourmetrestaurant  brachte dann die Entscheidung, Koch zu werden. Bei Holger Bodendorf auf Sylt lernte er die Grundlagen, absolvierte seine Lehr- und Wanderjahre in Norddeutschland und lernte schließlich Henri Bach kennen, den Küchenchef der Essener Zwei-Sterne-Restaurants „Résidence“, wo er schließlich mehrere Jahre kochte. Schließlich gründete mit einem Freund die Kochschule „Food & Flavour“, wurde 2007 zum ersten Mal ins ZDF zu „Kerner kocht“ eingeladen. 2009 konnte er schließlich sein eigenes Restaurant „Schote“ in Essen-Rüttenscheid eröffnen. Bei all diesen Aktionen zeigte er immer wieder, dass er mit seiner charmant-schüchtern wirkenden Art ein wahrer Herzensbrecher am Herd ist. 
 
Und nicht nur da. Der Genießer erinnert sich noch gut daran, wie die Zugriffszahlen auf die Posts über ihn in diesem Blog in ungeahnte Höhen schnellten, als Nelson letztes Jahr in der Muttertagssendung von „Lanz kocht“ zu Gitarre griff und seiner deutschen Mama ein Ständchen brachte. Denn Nelson ein gar nicht mal übler Soul-Sänger, Besucher der Gourmetmeile „Essen verwöhnt“ oder auch des Musikfestivals „Bochum total“ wissen das vielleicht. So liegt dem Kochbuch auch eine CD bei, auf der Nelson drei selbst geschriebene Songs zum Besten gibt.
Nelson Müller signiert sein Buch am 12. November von 13 bis 15 Uhr in der Mayerschen Buchhandlung in Essen.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Gestern bei Mama: Rindfleischsuppe revisited

Gestern habe ich für Mama Rindfleischsuppe gemacht. Wer sich erinnert: Die gab es schon mal am 19. Dezember 2009 (hier klicken). Nur diesmal hatte ich keinen Ingwer, und statt Beinscheibe nahm ich Hohe Rippe. Das Fleisch hatte ich schon am Abend vorher in Salzwasser gekocht. Gestern Morgen nahm ich es aus der Brühe, entfettete sie, tat die Gewürze dazu und kochte darin das klein gewürfelte Gemüse gar. Dann gab ich das klein gewürfelte Fleisch dazu und vorgekochte Nudeln.
Mama hat’s geschmeckt. „Besser als eine Suppe aus der Dose“, meinte sie. Das wollte ich auch gemeint haben.

Montag, 24. Oktober 2011

Orangerie im Bochumer Stadtpark: Wein & Menü mit Ulrich Klumpp

Der A-la-Carte-Betrieb in der Gastronomie im Stdtpark ist geschlossen.

 Edle Weine in eleganter Atmosphäre

Am Samstag fand in der der Orangerie im Stadtpark Bochum der zweite Abend der Reihe „Wein & Menü“ statt. Zu Gast war der badische Winzer Ulrich Klumpp vom gleichnamigen Weingut im Kraichgau, der seine Editions-Weine vorstellte. Als Seiteneinsteiger hat der ehemalige Verwaltungsbeamte 1983 das Weingut Klumpp in Bruchsal gegründet und sich schon bald einen Namen mit trocken ausgebauten Weinen gemacht, was damals in Deutschland noch sensationell war. Heute ist das Weingut eines der führenden Öko-Betriebe, und Ulrich Klumpp liefert seine Weine hauptsächlich an die gehobene Gastronomie.

Winzer Ulrich Klumpp

Als Familienbetrieb bewirtschaftet er das Gut mit seinen Söhnen, die in Kalifornien bzw. Frankreich Weinbau studiert haben. Je nachdem, wer von den dreien die Verantwortung für den Ausbau eines Weines übernommen hat, kommt er in Stilistik und Geschmack anders daher. „Diese Vielfalt eröffnet uns große Möglichkeiten“, meinte Ulrich Klumpp. Und dann fügte er hinzu: „Wie ein Wein schmeckt, ist eine Generationsfrage. Wenn ich heute einen Wein probiere, kann ich sofort sagen, wie alt der Winzer ist.“
Klumpp bietet seine Weine in zwei Linien an. Unter dem Label „Edition“ findet man in Frucht und Säure ausgewogene, vielschichtige Essensbegleiter. Die Linie „Premium“ vereint individuelle, komplexe und lagerfähige Weine aus den Toplagen des Weinguts.

Küchenchef Michael Hau (hinten) und seine Crew kreierten  zu den Weinen vom Weingut Klumpp ein fünfgängiges Menü, das einmal mehr bewies, dass die Orangerie zu den Spitzenhäusern im Ruhrgebiet gehört.


Als schmeichelndes Amuse Bouche gab es vorweg Zweierlei von der Paprika, geräucherten Saibling auf Kartoffel-Blini und Tomatemousse


Zum Tatar vom eher fischigen Kaisergranat auf einem feinen Zucchini-Karottenbiskuit und einem ebenso feinen Jakobsmuschelbeignet mit Limonenpesto und Ingwergelee gab es den fruchtbetonten 2010er Weißburgunder EDITION.

Die klare Weinkrautsuppe mit einer schön deftigen Blutwurstravioli wurde vom kräftigeren 2010er Grauen Burgunder EDITION begleitet.


Die beiden gebratene Wachtelbrüste mit –spiegelei mit Rotweinbutter waren zusammen mit dem 2009er Spätburgunder EDITION der Favorit des Genießers. Dazu gab es auch noch Apfel-Wirsing.


Der mit einem weihnachtlich gewürzten Krokant überbackene Rehrücken mit Kompott von Trockenaprikosen, Rosinen und Chili mit Vanilleschupfnudeln und etwas lauem Shii Take-Pilzpudding war die Folie für ein Weinexperiment. Der Gang diente als Folie für den geschmeidigen, nach kalifornischem Vorbild gekelterten 2009er St. Laurent Bruchsaler Eichholz Premium und die französisch inspirierte 2010 Cuvée No. 1 Barrique EDITION, die jedoch noch etwas jung und unausgeglichen daher kam.


Zum Dessert fand ein im Frühlingsrollenteig gebacken weißes Schokoladenparfait mit Quittenkompott und Balsamicomousse ein fruchtiges Pendant im edelsüßen 2009er Gewürztraminer EDITION.

Der nächste Abend der Reihe „Wein & Menü“ findet am 19.11.2011 statt. Zu Gast ist dann das Weingut Lergenmüller aus der Pfalz. Das Menü finden Sie hier.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Gestern bei Mama: Bohnensuppe und Grünkohl

Der Imbiss hat geschlossen. An gleicher Stelle befindet sich "McDamascus".


Gestern hatte ich leider keine Zeit, für Mama zu kochen. Da kaufte ich kurzerhand je eine Portion Bohnensuppe (für Mama) und Grünkohl (für mich) bei Hermanns Landmetzgerei  in Bochum. An dem Imbiss war ich bislang immer vorbei gelaufen. Zu beiden Eintöpfen gab es eine ordentliche Mettwurst. Für Mama musste ich allerdings das Brät aus der Wurst zutzeln, da sie die Pelle nicht essen kann. Lecker wars. „Die schmeckt ja wie selbstgemacht“, meinte Mama zur Bohnensuppe.

 Hermanns Landmetzgerei und Imbiss, Kortumstr. 118, Bochum

Freitag, 21. Oktober 2011

Wieder da: Restaurantführer "Dortmund geht aus 2012"

48 Stunden gegarter Schweinebauch
mit Rübenkrautsauce und Kartoffel-Lauch-Püree
von Overkamp

Hoch über den Dächern von Dortmund wurde gestern im 18. Stock des Harenberg City Centers die Rückkehr des Restaurantführers „Dortmund geht aus“ gefeiert.

Schöne Selbstbespiegelung der Dortmunder Gastronomie: 
Chefredakteur Peter Erik Hillenbach und Verlgsleiter Sven Merten

Die Ausgabe für das Jahr 2012 erschien erstmalig in der neuen Überblick Medien GmbH, einer Tochter des Medienhauses Lensing. Nachdem der alte Überblick Verlag, der das jährlich erscheinende Heft seit 2004 herausbrachte, 2010 von seiner Mutter-Gesellschaft VVA in die Insolvenz gerissen wurde, gab Chefredakteur Peter Erik Hillenbach im letzten Jahr mit der futec AG das Interimsheft „Dortmund genießt“ heraus. Doch nun hat die Verlagsseite wieder Tritt gefasst, und „Dortmund geht aus 2012“, Startauflage 22.000, ist das dickste Heft, das bislang erschienen ist.
Ein 20-köpfiges Testerteam besuchte über 250 Restaurants in Dortmund und Umgebung. „Beliebte Traditionshäuser wurden ebenso getestet wie viel versprechende Neueröffnungen und spannende Geheimtipps“, so Peter Erik Hillenbach. Präsentiert werden sie in insgesamt 14 Top-Ten-Listen. Nachdem es in der Dortmunder Gastronomie besonders im Gourmetbereich einige Veränderungen gab, präsentieren sich die besten Restaurants nun wie folgt:
Gourmetrestaurants: La cuisine Mario Kalweit
Klassisch & modern: Dieckmann’s
Bürgerlich: Hürster’s Kochwerkstatt
Westfäisch: Overkamp
Italienische Ristoranti: Da Raffaele, Herdecke
Interessantester Newcomer unter den Köchen ist Michael Dyllong vom Palmgarden im Casino Hohensyburg.

Neun Dortmunder Köche sorgten fürs
Catering der Präsentationsparty

Für die Präsentationsparty sorgten neun der von „Dortmund geht aus“ ausgezeichneten Restaurants für die Verpflegung der geladenen Gäste. Die Häppchen waren ein wunderbarer Streifzug durch die Fähigkeiten der der Dortmunder Gastronomie.

 Gegrillter Picandou mit Thymianhonig
von der Manufaktur CulinaDo

Tarsusi Meze: Couscous-Salat mit Granatapfelsirup,
Abu Gannuc (Auberginensalat),
Paprika-Walnuss-Paste, Yufka (Dürümbrot)
von Ali Cürük, Tarsusi

Tortelloni gefüllt mit Ricotta, garniert mit
Radicchio und Parmaschinken
von Toni Pace, Toni's Ristorante

 Schellfisch, Topinambursud, Rauch, Oliven
von Heiko Antoniewicz

  Ragout vom Salzwiesenlamm
mit Zimt, Aprikose und Socca
von Michael Zeisig, Dieckmann's

 Saté vom Hirsch mir Birnen-Bohnen-Speck-Salat
und Kartoffel-Preiselbeer-Espuma
von Dennis Rother, VIEW Dortmunder U

Mousse au Chocolat mit Himbeeren
von Toni Pace, Toni's Ristorante
(gab's auch in dunkel)

Kürbis-Chili-Eis auf Schokoladencrème
von Andreas Heilmann, HCC Dortmund

„Dortmund geht aus 2012“ hat einen Umfang von 230 Seiten und kostet 6,90 Euro. Das Hochglanzmagazin ist ab heute im Buchhandel und im gut sortierten Fachhandel erhältlich.
In diesem Herbst folgen noch die Ausgaben „Essen geht aus“ und „Bochum geht aus“

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Topfgucker: Entdeckungen im Netz 97

Lebensmittel: Preisexplosion erwartet
Vergleich: Selbst gemacht ist billiger
Feuer: Gefährliches Kochen
Aktionismus: Mindesthaltbarkeitsdatum soll anders heißen
Foodwatch:  Keine Spekulation mit Lebensmitteln
Fast Food: Italienischer Spitzenkoch arbeitet für McDonald's
Food Design: Rechteckiges Essen
Wein: Schleswig-Holstein wird Weinanbaugebiet
Whisky: Neuer Anlagetrend
Gastronomie I: Schleswig-Holstein Gourmet Festival
Gastronomie II: Mehr Fairtrade
Kochbücher I: Für Leute, die das Kochen hassen
Kochbücher II: Jamie Oliver
Kochurs: Regionale Küche beim Slow-Food-Koch
Ruhrgebietsgastronomie: Haus Herbede in Witten

rewirpower-Weintest 2011: Weine unter 8 Euro

 Die Siegerweine

Am Dienstag fand im Essener Parkhaus Hügel der große „rewirpower“-Weintest statt, den der „Kompottsurfer“ Klaus Dahlback alljährlich im Herbst für den Bochumer Energieverorger organisiert. „Ziel der Aktion ist es, den Weinfachhandel im Ruhrgebiet zu stärken“, erklärte Klaus. 

Jury und Gastgeber:  Uwe Bende, Klaus Dahlbeck, Stefanie Pohlmann, H.-H. Imhoff vom Parkhaus Hügel, Christine Dördelmann, Ingo Adam von "rewirpower", Markus del Monego

Um die vierzig eingereichten Weine zu testen, hatte er wieder eine kompetente Jury aus Weinfachleuten zusammen gestellt: die Sommelieren Christine Dördelmann vom Essener Schloss Hugenpoet und Stefanie Pohlmann vom Goldenen Anker in Dorsten, Sommelier-Weltmeister Markus del Monego, Wein-Freak Uwe Bende und natürlich Klaus Dahlbeck himself.
Bisher lag die preisliche Obergrenze der Weine, die eingereicht werden durften, bei 6 Euro. 2011 wurde sie auf 8 Euro erhöht. Besonders bei den Rotweinen zahlte sich das aus, es waren weniger fehlerhaft als in den Jahren davor.
Als bester Rotwein wurde der 2009er Spätburgunder BB vom Weingut Bischoffingen in Baden (7,95 Euro), eingereicht vom Weindepot Bürkle in Essen, ausgezeichnet. Der beste Weißwein war der 2009er Riesling Edition vom Weingut Querbach im Rheingau (7,95 Euro), eingereicht von der Weinhandlung Steil-Lage, Essen. Die komplette Auswertung findet man hier beim Kompottsurfer. Da kann man auch Probierpakete der Weine bestellen (hier klicken).
Zum Abschluss des Tests hatten „rewirpower“ und Parkhaus Hügel einige Pressevertreter eingeladen, die bei einem kleinen „Flying Lunch Buffet“ mit allerlei Häppchen aus der Küche von Suvad Memovic mit den Testern über die Weine diskutieren konnten.

Gefüllte Kirschtomate mit
geeistem Olivenöl und Wildkräutern

Gebackener Lachsforellenkaviar
mit Gewürz-Pomelo

Taubenbrust mit Blumenkohl-Oliven-Ravioli

Gin Fizz-Granitée mit Garnele

Tatar vom Rind mit
Kartoffelrösti und Guacamole

Crème Brulèe von der Schokolade mit
Mangosta und Zitronen-Thymian-Eis

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Herbstvergnügen IV

Das Restaurant hat leider geschlossen.


Gestern, 15.45 Uhr, Ristorante Gallo im Essener Südviertel. Der Genießer träumt. Er verlebt einen der teuersten Nachmittage seit langem. Im Rahmen eines verspäteten dreigängigen Mittagessens für insgesamt 85 Euro (!) genehmigt er sich dreierlei Bäckchen (vom Ochsen, vom Kalb und vom Iberico-Schwein und himmlisch löffelweich geschmort) mit Morcheln, Zuckerschoten und viererlei Polenta (mit Spinat, Tomate und Parmesan, weißer Schokolade (!) und Balsamico, und alles schmeckt anders) für 31 90 Euro. Zum Halt steckt im Polenta-Türmchen eine ungekochte Spaghetti wie eine Antenne. Boah ey!

Sonntag, 16. Oktober 2011

Gestern bei Mama: Italienische Spinatklöße

Gestern habe ich für Mama italienische Spinatklöße gemacht. Das Rezept dazu hatte ich schon länger in einem Kochbuch der von mir hochverehrten Lorenza de‘ Medici entdeckt, gegessen hatte ich sie schon auf der Gourmetmeile „Essen verwöhnt“, wo sie jedes Jahr am Stand des „Brenners“ der Renner sind. Eigentlich ist ihre Herstellung recht einfach, aber ein abenteuerliches Unterfangen. Nicht umsonst heißen die Dinger auch „Malfatti“, wie sie so seltsam unfertig aussehen. Bei mir lösten sich die Klöße beim Ziehen im heißen Wasser weitgehend auf, so dass ich den Großteil der Spinatmischung mit dem Schaumlöffel herausklaubte und so auf den Teller gab. Dazu gab es Salzkartoffeln, Salsiccia-Bratwurst und Bechamelsauce, mit der ich den Bratwurstsatz in der Pfanne gelöst hätte. Mamma aß ihre Portion auf, musste aber mit den Stengeln des Blattspinats kämpfen. Ich fand es lecker, doch schmeckte mir die Mischung aus Spinat, Ricotta, Parmesan, Eiern und Mehl vor dem Ziehen im heißen Wasser viel besser als danach. Vielleicht werde das nächste mal Mehl und Eier weglassen und den Ricotta-Parmesan-Spinat einfach so servieren.

Rezept: Italienische Spinatklößchen

1 kg frische Spinat mit Stängeln oder 600 g Tiefkühl-Blattspinat
250 g Ricotta
120 g frisch geriebener Parmesan
2 Eier
1 Prise Muskat
125 g Mehl
Salz und Pfeffer

Frischen Spinat blanchieren, bis er weich ist, Tiefkühlspinat auftauen und kurz köcheln, bis er weich ist. Ausdrücken.
Den Spinat zerkleinern und mit Ricotta, Parmesan, Eiern, Muskat und Mehl zu einem Teig vermischen, mit Pfeffer und Salz würzen.
Auf einer bemehlten Fläche zu einer dicken Wurst rollen, Stücke abschneiden und mit bemehlten Händen zu Klößen formen. In kochendem Wasser ziehen lassen, bis sie zur Oberfläche hochsteigen.
Mit geschmolzener Butter und Parmesan bestreut servieren.

Freitag, 14. Oktober 2011

Neu in Essen-Rüttenscheid: kochBar essBar

Die kochBar essBar existiert nicht mehr und ist in der Kochschule im Schloss Schelenberg aufgegangen.

Sonja Beselin (rechts) und Marie Zitterbart in der "kochBar esBar"

Irgendwie war es nicht der Tag des Genießers, als er letzte Woche in die „kochBar essBar“ nach Essen-Rüttenscheid fuhr. Hatte er doch glatt vergessen, die Speicherkarte aus dem Computer zu nehmen und wieder in den Fotoapparat zu tun! So wollte es mit dem Fotografieren des schönen Aktions-Menüs, das dort zu den „Geschmackstagen“ des Bundesverbraucherschutz-Ministeriums angeboten wurde, nicht klappen. Doch da schlug Sonja Beselin, die Betreiberin des Lokals vor, ihm die die hauseigene Kamera zu leihen und die Fotos dann zuzumailen. Gesagt, getan, doch der Wurm war auch weiterhin drin. Vor dem Hauptgang machte auch diese Kamera unter den unheiligen Händen des Genießers schlapp, und so blieb die fotografische Dokumentation des Abends recht unvollständig.
Dabei hätte die „kochbar essBar“ eine wesentlich professionellere Zuwendung verdient. Denn das ganzheitliche Konzept der Kocheventstudios ist stark vom Slow-Food-Gedanken „gut, sauber und fair“ beeinflusst und vereinigt Restaurant, Shop und Showküche. Immer geht es dabei um handwerklich produzierte Lebensmittel aus der Region und ganz Deutschland. Sie werden verkauft, aber auch in der Restaurantküche verarbeitet, so dass der Gast die Qualität auch erschmecken kann. Bei den Kochevents, die regelmäßig in der Showküche stattfinden, kann er dann die Produkte eigenhändig erarbeiten.

Olivenöl, Aceto Balsamico und Meersalz zum Brot

Dem Genießer genügte zuerst einmal die angenehme Seite der Sache: das Essen. Er führte sich das Menü zu Gemüte, dass die „kochBar essbar“ anlässlich der „Geschmackstage“ zusammen mit dem Bio-Bringe-Service „Flotte Karotte“ kreiert hatte. Leider ging die vom Bundesverbraucher-Ministerium veranstaltete Aktion, die sich um regionale Produkte und gute Ernährung dreht, am Ruhrgebiet weitgehend vorbei. Die „kochBar essBar“ konnte aber zeigen, dass sie auch im verwöhnten Rüttenscheid mit ihrem Restaurant Maßstäbe in Sachen Genuss setzen kann. Handwerklich gekonnt zubereitet und kreativ angerichtet, zeigte das viergängige Menü, wie lohnend es ist, beim Kochen mit der entsprechenden Sorgfalt mit den Produkten umzugehen.

Mit fremder Kamera fotografiert: Kürbissüppchen …

… und Wildkräutersalat mit Ziegenkäse vom Hof Sondermann in Dorsten

Den Lammrücken aus Kettwig mit Ratatouille und gerösteten Kartoffelwürfeln und eine kreative Variante der Tarte Tatin als Dessert muss sich der geneigte leider aus eigener Kraft vorstellen. Wie gesagt, Fotos gibt es davon nicht.
Übrigens, die Kamera hat sich wieder bekriegt. Am nächsten Tag, so wurde berichtet, funktionierte sie wieder.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Herbstvergnügen III

Das Restaurant bleibt auf Grund der aktuellen Corona-Situation vorübergehend geschlossen. Gruppenreservierungen ab 10 Personen oder Catering sind auf Anfrage buchbar.


Heute, 14:35. Das jüdische Restaurant Matzen in Bochum. Der Genießer isst u.a. koscheres Rindfleisch. Auf dem Tisch steht Tshanachi, ein Eintopf aus Rindfleisch (eigentlich Hammel), Bohnen, Tomaten, Kartoffeln und Auberginen aus Georgien, geradezu köstlich bei diesem trüben Herbstwetter. Frau Horsch von der jüdischen Gemeinde erklärt dem Genießer, dass es sich dabei um ein typisches Schabath-Gericht handelt. „Am siebten Tag darf nicht gearbeitet werden, auch nicht gekocht. Deshalb wird der Eintopf schon am Tag vorher in den heißen Ofen getan oder der heiße Topf unter die Bettdecke, so dass das Gericht an Schabath fertig ist.“ Dazu schmeckte ein israelischer Pinot Noir.

Aus dem Archiv: Bistecca - Fleisch gewordene Energie

Der Text erschien ursprünglich in „Essen geht aus 2012“. Die Preisangaben sind von damals.

Es ist schon erstaunlich, zwischen welchen Antipoden sich die kulinarische Welt ideologisch bewegt. Auf der einen Seite sind in letzter Zeit Vegetarismus oder sogar Veganertum eine modische Alternative, um die Welt vor dem Untergang zu retten, andererseits ist in der Gastronomie der Fleisch-Sommelier, der durch die Weitergabe von finessenreichem Fachwissen den Gästen den Luxus-Fleischgenuss schmackhaft machen soll, mittlerweile ein anerkanntes Berufsbild. Und dann gibt es noch jene Genussfreunde, die durch bewusstes Aufessen das hochwertige Lebensmittel Fleisch in verantwortlicher Weise erhalten wollen. Sie haben eine artgerechte und nachhaltige und somit teure Tierhaltung im Sinn, deren Vielfalt jedoch nur existieren kann, wenn die entsprechende Nachfrage existiert. Sie sind bereit, für dieses Fleisch auch entsprechend hohe Preise zu zahlen – der nur gelegentliche Verzehr macht’s möglich.

Franco Giannettis Grill-Room Bistecca setzt bei der Vermarktung von teurem Fleisch jedoch nicht auf diese Political Correctness, sondern einen, wie mir scheint, anachronistischen hedonistischen Machismo. Vor anderthalb Jahren eröffnet, macht das Bistecca ausgerechnet mitten in der internationalen Finanzkrise den Eindruck, als wende es sich an die jene hungrigen Banker, gegen die die Nachhaltigkeitsapostel momentan so gern protestieren. Auf der Internetseite bleckt ein erotisches Model gierig die Zähne, und die totchice Location im komplett neugestalteten historischen Glückaufhaus ist wie ein moderner Herrenclub eingerichtet, mit Wurzelholztischen, im Pfeffer-und-Salz-Look bezogenen Tweed-Sesseln und den Trophäen einer Rinderzüchter-Gesellschaft. Über der Theke prangt wie in einem Wildwest-Saloon ein versilberter Bullenschädel, und die Pfeffermühlen auf den Tischen bestehen aus Kuhhörnern. In diesem coolen Ambiente bewegt sich Kellner No. 4 wie James Caan in Coppolas „Paten“ mit der katzenhaften Behändigkeit eines Mittelgewichtsboxers, öffnet elegant Weinflaschen und macht auch an der Coca-Cola-Flasche eine gute Figur.

Kulinarisch gibt es im Bistecca das momentan wohl exklusivste Fleischangebot in Essen. Es wird von den renommiertesten Züchtern in den USA, Irland, Argentinien, Frankreich und Australien bezogen. Im Bistecca wird das Fleisch auf neu entwickelten Grills „schockerhitzt“ und dann im Umluftofen auf einen der sieben Garzustände gebracht. Bei allen Fleischsorten ist der Fett-Marmorierungsgrad und die lange Abhängezeit in einer eigenen Reifekammer Maßstab der Qualität. Gipfel ist das Fleisch vom Wagyu-Rind. Ursprünglich hatten die Japaner bei der Mast ihres Kobe-Rindes ein Monopol auf diese Rasse, die sie wie ihren Augapfel hüteten. Doch in einer James-Bond-Aktion wurde das Erbgut des besten Zuchtbullen von Fleischindustrie-Spionen außer Landes gebracht und in Australien eine Konkurrenz-Population herangezüchtet. Heute ist Wagyu fast ein Massenprodukt der Premiumklasse.

Natürlich bestellte ich beim Testbesuch ein Wagyu-Steak, und zwar ein 200 g schweres Rib-Eye für 49 Euro. (Nebenbei: Ein entsprechendes Filet-Steak hätte fast 80 Euro gekostet.) Serviert wurde es nur mit leicht rosafarbenem Salz aus der Provence, als Beilagen empfahl mir James Caan Blattspinat mit Knoblauch (4 Euro) und die lässig als „Pommes“ bezeichneten streichholzdicken Pomme Julienne mit wunderbarem Kartoffelgeschmack (3,50 Euro). Von einer Sauce riet er mir ab, die sei bei dem kostbaren Fleisch ein Frevel.

Das Steak entpuppte sich als ein Bündel von Fleisch gewordener Energie. Obwohl mit 200 Gramm schon die kleinere Version, hätte mir die Hälfte auch gereicht, so sättigend und mächtig war das Ganze, im Mund ungemein zart, auf dem Teller dem Messer doch einigen Widerstand bietend. Sogar in der gerade einmal einen Zentimeter dicken Tranche konnte man die Fettadern deutlich erkennen. Dieser schiere Genuss konnte nur von klassischen Rinder-Wein begleitet werden, und so bestellte ich dazu ein Glas Chateau du Grand Mouëys (0,2l 9,50 DM), einen kleinen, aber typischen Bordeaux aus den Premières Côtes.

Neben den Fleischspezialitäten bietet das Bistecca aber auch zahlreiche Fischgerichte an, die auf dem Grill hervorragend gelingen. Es war schon recht verlockend, als ich zusehen durfte, wie James Caan am Nebentisch einen komplett an der Gräte zubereiteten Steinbutt vor den Augen der Gäste filetierte und ihnen dazu fachmännisch den Tipp gab, nie am Montag in einem Restaurant Fisch zu essen, da gäbe es nämlich keinen frischen. Als er mir die Tagesempfehlungen vortrug, worunter sich u.a. auch einige schöne Nudelgerichte befanden, erregte besonders eine Bouillabaisse (18,90 Euro) die Aufmerksamkeit, die ich dann auch als Vorspeise bestellte. Aus der deftigen Marseiller Fischsuppen-Spezialität hatten sie im Bistecca ein anmutiges Schäumchen mit wunderbarem Safranaroma gemacht, in dem ich auf den Punkt gegarte Jakobsmsucheln, Garnelen und Fischstücke fand. Die Rouille, die es dazu gab, war eine stilechte, kräftige Knoblauchsauce, mit der man die Suppe nach Gusto selbst würzen konnte und deren Nachhall dem folgenden Fleischgang durchaus zu Gute kam.

Auf ein Dessert verzichtete ich diesmal, wurde aber damit entschädigt, dass James Caan den warmen Milchschaum des Cappuccinos (4 Euro), den ich mir nur noch genehmigte, vor meinen Augen so lange in dem Milchkännchen rotieren ließ, bis er steif wie Eierschnee war.

Den Geschmack von bestem Fleisch auf der Zunge, hörte ich auf dem Heimweg im Autoradio die Werbung einer großen Supermarktkette. 100 Gramm Rindersteak aus der Hüfte wurden da für 1,19 Euro angeboten. Sollte ich über diesen „demokratischen“ Preis, der Fleisch für alle und jeden möglich macht, lachen oder weinen? Bei meinem Steak hatten 100 Gramm 24,50 Euro gekostet.
-kopf



www.bistecca-grillroom.de
45128 Essen-Rüttenscheid
Rüttenscheider Str. 2
02 01. 74 71 69 31
Mo-Sa 17.30-23 Uhr
Sonntag Ruhetag