Montag, 2. Dezember 2024

Zum Geburtstag ein Abschiedsessen: Restaurant Frintrop in Oberhausen-Dümpten

Eine Tradition geht zu Ende.
Das Restaurant Frintrop schließt Ende 2024.


Schon vor 30 Jahren stand das Restaurant Frintrop im MARABO-Restaurantführer „Ausgehen im Ruhrgebiet 94/95“ in der ruhrgebietsweiten Top Ten der „Feinen“ auf Platz 1, und in der Ausgabe im Jahr darauf wurde es von der Redaktion noch ganz kess als „beste Küche in Oberhausen“ bezeichnet. Da führten Hermann Frintrop uns seine Frau Dorothee das von den Großeltern 1911 gegründete Haus im industriell geprägten Stadtteil Dümpten bereits seit 15 Jahren und hatten aus der Ruhrgebietsschankwirtschaft längst ein Fine-Dining-Haus gemacht, ähnlich wie es auch z. B. im benachbarten Essen mit den Familienbetrieben „Kölner Hof“ in Frohnhausen und „Hannappel“ in Steele-Horst geschah. Gerade hatten die Frintrops nach einer Renovierung ihr Angebot der Nachfrage angepasst und aufgesplittet. Im vorderen Gastraum, „Bistro“ genannt, gab es bürgerliche Ruhrgebietsküche, hinten, im „Restaurant“, französisch inspirierte Gourmetküche.

Hermann Frintrop

Es sollte noch einmal fast zehn Jahre dauern, bis ich endlich selbst das Restaurant Frintrop besuchen konnte, als Tester für den Restaurantführer „Essen geht aus 2004“. Ich war begeistert. Mitten im Sommer konnte ich eine „Daurade provençale“ auf der idyllischen Wiese hinter dem Haus genießen, als säße ich in jenem Hinterhof, in dem ich als Kind gespielt hatte. Die Erdbeeren für den Nachtisch kamen vom Bauern nebenan. (Um den damaligen Text nachzulesen, bitte hier klicken.)

1995 in "Ausgehen im Ruhrgebiet"

Immer wieder nahm ich mir vor, noch einmal nach Oberhausen zu fahren, aber irgendwie wollte es mir nie gelingen. Als vor ein paar Wochen Hermann Frintrop auf Facebook postete, dass er endlich, mit Mitte 70, in den Ruhestand gehen und das Restaurant Ende Dezember 2024 schließen wollte, ergriff ich die letzte Chance. Ich überzeugte meine Slow-Food-Freunde, meinen 69. Geburtstag dort zu feiern, noch schnell, bevor das Traditionsrestaurant geschlossen und alte Haus verkauft ist.

Es wurde ein gemütlicher, heiter-melancholischer und genussreicher Abend, einen Tag nach dem eigentlicher Geburtstag, denn da war Ruhetag. Das regnerische Novemberwetter erlaubte leider keinen Blick in den schönen Biergarten, aber die Gasträume des über 100 Jahre alten Hause atmeten ein zu Herzen gehendes nostalgisches Flair, denn selbst die gepflegten Renovierungen aus 1990-er Jahren hatten ja schon eine historische Aura. Oberhalb der alten Wandvertäfelung hingen moderne Bilder von verschiedenen Fotografen, die hier regelmäßig ausstellten. Eine Tafel neben dem Aquarium am Eingang teilte mit, dass heute nur für Gäste mit Reservierung geöffnet sei. Im Laufe des Abends füllte sich das Restaurant dann recht gut – gerade mit so vielen Gästen, dass sie der Veteran in der Küche ohne viel Hektik bekochen konnte.




Nostalgie pur


Spätburgunder zum Reh


Wir fünf Personen konnten eine ganze Reihe der Gerichte von der kleinen Standard- und der saisonalen Wildkarte probieren. Hermann Frintrop bereitete sie mit der abgeklärten Routine des Altmeisters mit handwerklicher Perfektion und ohne spektakuläre Extravaganzen zu, doch nach wie vor mit beeindruckender schmackhafter Bodenständigkeit. Beim Anrichten verzichtete er auf jegliche Präsentationsakrobatik und näherte sich damit an die Mittagstische, die man von zu Hause kennt. Die Desserts, üppige Abschlussgänge, bestätigten noch einmal die lobenden Erwähnungen der Rezensionen von 1995 und 1996. Gern hätten wir die Reste aus dem Weinkeller ausgetrunken, doch wir mussten uns als Autofahrer und auf ihre Gesundheit achtgebende Senioren mäßigen. Immerhin funkelte im Glas ein Spätburgunder im schönsten Kardinalsrot.

Der Abend war ein wunderbarer Ausflug in eine kulinarische Heimat, wie man ihn im nächsten Jahr nicht mehr erleben kann.


Geburtstagsessen zum 69.
Restaurant Frintrop, 27. November 1924




Rohkost zum Brot
 

Pilzessenz von Pfifferlingen


Salat mit gebratenen Pilzen


Blutwurst mit Feldsalat und Kartoffeldressing


Tafelspitz in Vinaugrette mit Bratkartoffeln


Rehkotelett mit Kartoffel-Pfifferlingssalat und Hagebuttenmus


Kleiner Rehbraten mit Pfifferlingen, Semmelknödel und Preiselbeerapfel



Pumpernickelcrème, Saure Sahne Sauce

Tresterparfait mit Trauben und Nüssen in Honigkaramel


Marzipanhalbgefrorenes mit Preiselbeersahne

Restaurant Frintrop. Oberhausen-Dümpten, Mühlenstr. 116, Tel 0208.870975. Mi-Mo 17-22 Uhr, So und feiertags 12-14 & 17-22 Uhr. Di Ruhetag. www.restaurant-frintrop.de. Nur noch bis Ende Dezember geöffnet.

Sonntag, 1. Dezember 2024

Genussbereit: Die schönsten Gerichte (nicht nur) für den Advent


Seit jeher ist der Advent eine Zeit, in der ich viel und gerne koche. Deshalb bringe ich hier eine Auswahl der schönsten Adventsgerichte aus Genussbereit, die man natürlich den ganzen Winter über zubereiten kann. Ich wünsche einen gesegneten Appetit beim Lesen der Geschichten, viel Spaß beim Nachkochen und eine besinnliche Adventszeit.

 

Sonntagsessen: Kaninchenleber mit Äpfeln in Kastanienhonig und Balsamico klick hier

 

From nose to tail: Risotto alla finanziera von der Gans klick hier
 

Seelenfutter: Lasagne mit Wildbrät-Ragú klick hier
 


Adventsgemüse: Radicchio Trevisano Tardivo klick hier

Flambierte Garnelen auf Orangenspaghetti klick hier

Calamarata mit Jakobsmuscheln in Whisky-Ponzu-Butter klick hier

Blätterteigtarte alla puttanesca mit bretonischen Buttersardinen und Salzzitronen klick hier

Crème brulée von der Gänseleber klick hier

Cassoulet à la portugaise mit Chouriço und geräucherten Schweinefüßen klick hier

 

 

 



Crêpes suzette klick hier


Reisauflauf mit Rosinen und Äpfeln nach Nelson Müller klick hier

 

 




Alle Adventsgerichte und einiges mehr klick hier
Erstveröffentlichung: 3.12.2023

Sonntag, 24. November 2024

Die schönsten Rezepte mit Grünkohl

Grünkohl trifft Schwarzkohl

Obwohl frischer Grünkohl schon ab September angeboten wird, ist er ein typisches Wintergemüse. Er schmeckt besonders gut, wenn es spät geerntet wird, also den ersten Frost abbekommen hat. Dann hat sich Stärke weitgehend in Traubenzucker umgewandelt. Dank seines hohen Vitamin-C-Gehaltes hat Grünkohl den Ruf, ein Superfood zu sein. Er gilt als eine norddeutsche Spezialität, ist aber mit seinen nahen Verwandten weltweit auch als Braunkohl, Schwarzkohl bzw. Cavolo nero (Italien), Markstammkohl (Portugal) oder Kale (Amerika) bekannt. Bestimmte Varietäten wie die Lippische Palme haben einen langen hohen Stamm. In neuere Zeit wird er auch mit anderen Kohlarten gekreuzt, z. B. mit Rosenkohl, was dann die sog. Flowersprouts ergibt.

Weil die Grünkohlblätter sehr hart sind, werden sie meist lange gekocht und nur selten als Rohkost zubereitet. Im Ruhrgebiet ist die norddeutsche Art der Zubereitung mit Kartoffeln und Kohlwurst bzw. Pinkel eine traditionelle Wintermahlzeit. Aber man kann mit dem tollen Gemüse auch andere Gerichte machen, wenn man ihn richtig behandelt.


Grünkohl-Martini. Klick hier

Gedörrte Flowersprouts in Algensenf-Limetten-Mayonnaise frei nach „Chefs & Butchers“. Klick hier 

Herrengedeck mit Grünkohltapas. Klick hier

Spaghetti alla carbonara mit Guanciale, Trentingrana, Cavolo nero und Granatapfelkernen. Klick hier

Genießers Grünkohlcurry mit Süßkartoffeln, Maronen, Äpfeln, Kokosschmand und gebrannten Walnüssen. Klick hier 

Curry von Schwarzkohl und Muscade-Kürbis mit Blutorange. Klick hier 

Linsencurry mit Grünkohl vegan oder mit gebratenen Buttersardinen. Klick hier 

Torte von Rosenkohl, Grünkohl und Kartoffeln (vegetarisch). Klick hier 

Grünkohl klassisch mit Pinkel nach Genießerart. Klick hier 

Entenbrust auf Orangen-Grünkohl. Klick hier 

Bacalhau (Stockfisch) mit Caldo Verde (Grünkohl) und Chouriço (Paprikamettwurst) nach Genießerart. Klick hier 

Grünkohl-Essen von Slow Food Bochum 2017 mit vielen weiteren Rezepten. Klick hier 


Mittwoch, 20. November 2024

Slow Food Bochum: Kochkurs „Hülsenfrüchte, die unbekannten Superhelden!“


Am Freitag, 15.11.2024, fanden sich 10 Slowfoodies und Freunde zum gemeinsamen Kochen in der Lehrküche der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung Bochum KEFB ein, um gemeinsam unter dem Motto „Hülsenfrüchte, die unbekannten Superhelden!“ zu kochen. Wiebke und Anke hatten eine ganze Reihe von Rezepten zusammengestellt und die Zutaten dafür besorgt. Verschiedene Gemüse kamen von dem Solawi Hevener Feld, weiteres stammte aus den Bioläden der Region, passend zur Saison besonders auch herbstliche Kürbisse. Bei den Hülsenfrüchten handelte es sich meist um Produkte von Erzeugern aus entsprechenden Slow Food Presidien

Nachdem Wiebke in einem launigen Vortrag eine Reihe von Fun-Facts über die Vorzüge der Hülsenfrüchte zum Besten gegeben hatte – zu ihren Stichworten bitte hier klicken – machte sich die kochlustige Truppe ans Werk



Wiebke macht Brotteig




Anke bereitet die Brwonies vor













Einsatz an allen Arbeitsflächen


Hülsenfrüchte, die unbekannten Superhelden
Das Menü



Knusprige Kichererbsen
Ein crunchiges Topping für alle Gerichte. Zum Rezept klick hier


Pfälzer-Brotaufstrich
Ein Leberwurstersatz aus Linsen. Zum Rezept klick hier
Erbsendip – Zum Rezept klick hier
Vegane Mayonnaise mit Aquafaba - Zum Rezept klick hier


Kichererbsen-Fladenbrot
Zum Rezept klick hier


Kürbis-Linsen-Curry
Als Suppe in zwei verschiedenen Schärfegraden. Zum Rezept klick hier


Erbsen-Krapfen die Za’atar und Feta
In Öl ausgebacken. Za'atar ist eine vordersiatisch-afrikansiche Gewürzmischung aus wildem Thymian und anderen Bestandteilen. Zum Rezept klick hier


Warmer (Lupinen-)Nudelsalat mit Kürbis, Grünkohl und Tahini-Dressing
Zum Rezept klick hier



Linsenbratlinge
Rezept von der Feinlostmanufaktur Katrin Manzke im Glas. Zum Rezept klick hier

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Bohnen Brownies
Zum Rezept klick hier
Vanille-Dessert, Vanille-Soße
Zum Rezept klick hier




Nach dem Kochen wurde alles gemeinsam gegessen. Weil die Hülsenfrüchte z. T. gängige Produkte wie Fleisch oder Weizenmehl ersetzten, forderten die fertigen Gerichte häufig die geschmacklichen Erwartungen heraus. So erinnerte das Brot aus Kichererbsenmehl in seiner Konsistenz eher an einen ungesüßten lockeren Sandkuchen, oder die Bohnen Brownies wollten den Schokoladengenuss, den ihr Aussehen versprach, nicht ganz erfüllen. Überzeugend waren hingegen die Linsenbratlinge, die den Vergleich mit einer Hackfleisch-Frikadelle nicht zu scheuen brauchen. Auch die Erbsen-Krapfen kamen wegen ihres erfrischenden Geschmacks gut an, nicht zuletzt, weil niemand eine vorgefasste Vorstellung hatte, wie sie schmecken müssten. Der Salat mit Kürbis, Grünkohl und Lupinen-Nudeln schmeckte auch sehr gut, obwohl, betrachtete man die Lupinen-Nudeln für sich allein, man schnell begriff, warum sich in der Evolution der Pasta der Hartweizengrieß durchgesetzt hat