Ob der Salade Niçoise wirklich aus Nizza und somit aus der Provence stammt, weiß man nicht so genau. Wie Wikipedia weiß, nannte man jedenfalls im 19. Jahrhundert eine Garnitur mit Oliven und Sardellen à la niçoise, und die erfreute sich besonders in den Restaurants von Paris großer Beliebtheit. Auguste Escoffier, quasi der Gründervater der modernen Gastronomie, gab 1903 in seinem Guide culinaire als Zutaten für den Salat grüne Bohnen, Kartoffeln, Tomaten, Kapern, Oliven und Sardellenfilets an.
Auch in der heutigen Gastronomie ist der Salade niçoise ein beliebter Bestandteil der Speisekarte. Halb aus frischen und halb aus konservierten Zutaten bestehend, ist er einfach zu bevorraten und eignet sich hervorragend auch für eine üppige Hauptmahlzeit. Denn im Lauf der Zeit wurde er recht nahrhaft mit hart gekochten Eiern und vor allem Dosenthunfisch ergänzt, und für die Fülle auf dem Teller sorgen frische Blattsalate.
Gemäß seines Mottos „Ölsardinen sind der neue Thunfisch“ näherte sich der Genießer bei seiner Salade-niçoise-Version wieder mehr der Escoffier-Rezeptur an. Den doch ziemlich vulgär gewordenen Dosen-Thunfischs ersetzte er durch Jahrgangssardinen. Für diese Spezialität, die besonders in der Bretagne und Portugal hergestellt wird, werden nur ausgewählte, in bestem Olivenöl konfierte Sardinen verwendet, und die Dosen werden mit einer Jahrgangsbezeichnung versehen. Die Sardinen reifen im Laufe der Jahre heran wie ein guter Wein in der Flasche. Das geschieht natürlich mitsamt der Gräte, die man selbstverständlich mitessen kann. Pingelige Zeitgenossen, die das stört, können die Sardinen selbstverständlich vor dem Servieren filetieren und die Gräte entfernen.
Als Tribut an die Ruhrgebietsküche ergänzte ich die grünen Prinzessbohnen mit einer Handvoll Dicken Bohnen, die in Frankreich fève genannt werden und zur Zeit Saison haben. Zugegeben, die Bohnen aus den Schoten zu brechen, kurz zu blanchieren und dann noch einmal einzeln aus der unappetitlichen Lederhaut zu drücken, macht etwas Arbeit, aber geschmacklich lohnt es sich auf alle Fälle.
Zum Sattwerden gab’s natürlich auch gekochte Eier und Kartoffeln zum Salat. Die Kartoffeln bereitete ich nach Art meiner heißgeliebten Zitronenkartoffeln zu, indem ich vorgekochte Wedges mit Olivenöl, Zitronensaft, Thymian, Paprika und Salz marinierte und im sehr heißen Ofen goldig braun backte. Die Eier garnierte ich mit Tapenade, einem Olivenmus, und die Zitronenkartoffeln mit Pistou, der provençalischen Variante des ligurischen Pesto genovese.
Das passende Getränk zum Salade niçoise ist natürlich ein kühler Rosé aus der Provence. Diese Rolle übernahm auf dem Südbalkon einmal mehr ein köstlicher Rhabarbernektar, diesmal von einer regionalen Saftkelterei aus dem Kreis Mettmann.
Rezept: Salade niçoise nach Genießerart
Blattsalate, hier Rucola und Blutampfer
Dicke Bohnenkerne, blanchiert (Erläuterungen hier)
Grüne Bohnen, blanchiert
Schlangengurke
Rote Frühlingszwiebeln
Cherrytomaten
Oliven
Kapern
Jahrgangssardinen
Eier, hartgekocht
Tapenade (Rezept hier)
Zitronenkartoffeln (Rezept hier)
Pistou (Rezept hier)
Salatvinaigrette aus Olivenöl, Himbeeressig oder süßlichen Balsamico, Pfeffer, Salz, Zucker, Dijonsenf
Zuerst die Kartoffeln, am besten Drillinge, schälen und sieben Minuten in Salzwasser kochen. Abkühlen lassen, in Wedges schneiden. Aus Olivenöl, Zitronensaft, Salz, Paprikapulver und Thymianblättchen einer Marinade zubereiten und die Kartoffelstücke darin kurz marinieren. Auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und im auf 220 Grad heißen Ofen ca. 30 Minuten goldbraun backen. Wenn man rohe Kartoffeln nimmt, dauert es länger.
Eier in gewünschter Härte kochen, pellen und halbieren
Kapern in Salz ordentlich wässern, solche in Lake abgießen.
Dicke Bohnen aus der Schote brechen, 5 Minuten in Salzwasser blanchieren, etwas abkühlen lassen. Kerne aus der Lederhaut drücken.
Grüne Bohnen putzen und in Salzwasser blanchieren. Mit Eiswasser abschrecken, damit sie schön grün bleiben.
Blattsalate waschen und trockenschütteln.
Cherrytomaten halbieren.
Schlangengurke längs halbieren. Mit einem Löffel die Kerne samt Glibber herauskratzen und aufbewahren. Gurkenhälfte in Halbmonde schneiden.
Rote Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden.
Für die Vinaigrette Gurkenglibber, Olivenöl, Himbeeressig oder süßlichen Balsamico, Pfeffer, Salz, Zucker und etwas Dijonsenf in ein Schraubglas geben und kräftig durchschütteln.
Vorbereitete Blattsalate, Bohnen, und Gurkenstücke mit der Vinaigrette marinieren. Oliven, Kapern und halbierte Cherrytomaten unterheben.
Marinierten Salat auf die eine Hälfte eines großen Tellers geben und mit Jahrgangssardinen belegen und Roten Frühlingszwiebelringen garnieren. Auf ein Viertel der anderen Hälfte halbierte Eier geben, mit Tapenade garnieren. Auf das zweite Viertel Zitronenkartoffeln geben und mit Pistou garnieren.
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