Parmigiana aus der Küche des Genießers
Ich werde ja immer etwas wehmütig, wenn ich an das „Café Bistro Mara“ denke, jenes hübsche Ristorante, das vor drei Jahren versuchte, in der Hattinger Altstadt authentische sizilianische Küche an den Gast zu bringen (klick hier). Gerade ein dreiviertel Jahr konnten die Betreiber mit ihrem anspruchsvollen Konzept durchhalten.
Umso erfreuter war ich, als mir die Kolleginnen von „Ruhrpott erleben“ das neue italienische Restaurant „Binario 081“ empfahlen, das im Frühjahr im alten Bahnhof Hattingen eröffnet hatte. Seit die „Fabbrica Italiana“ in dem historischen Prachtbau ihre Pforten schloss, war die Location eine Art Wanderpokal. So versuchte Sabri Aslan vom „Las Olas“ vergeblich dort Fuß zu fassen, dann gab es da ein italienisches Restaurant mit dem schönen Namen „Bella Bella Mozzarella“, dessen Betreiber Carmelo Bramanti es aber nach Essen-Rüttenscheid zog. Jetzt aber, so schwärmten Silke und Isabella, würde dort Ciro Guerriero tolle süditalienische Küche anbieten.
So kam ich vorletzten Sonntag nach einem meiner sommerlichen Spaziergänge in der Ruhrschleife von Hattingen-Winz-Baak spontan auf die Idee, im „Binario 081“ einzukehren und wurde nicht enttäuscht. Auf dem zur Restaurantterrasse umfunktionierten Bahnsteig wurde mir eine Parmigiana di melanzane serviert, wie ich sie das letzte Mal bei unserem sizilianischen Menü im Dortmunder „Belvedere“ bekommen hatte (klick hier). Der köstliche Auflauf war Soulfood vom feinsten, genauso wie das Tiramisu, das ich mir als Nachtisch gönnte und das aus einer großen irdenen Schüssel mit einem großen Vorlegelöffel am Tisch aufgetragen wurde. Was mich allerdings wunderte war, dass das Lokal an diesem wunderschönen Sonntagnachmittag so gut wie gar nicht besucht war. Sollte das „Binario 081“ etwa das gleiche Schicksal erleiden wie das „Café Bistro Mara“?
Später kam ich auf die Idee, meinen spontanen Besuch anders als zuerst geplant doch noch zu einem Blog-Beitrag zu verarbeiten. Deswegen fuhr ich noch einmal hin, um weitere Fotos zu machen. Da entdeckte ich an Tür einen Zettel mit der Nachricht, dass das Restaurant wegen technischer Probleme vorübergehend geschlossen sei. Aber nach deren Behebung solle es weitergehen, gab man sich optimistisch – nun ja, hoffen wir das Beste.
Die Parmigiana di melanzane ging mir aber nicht aus dem Sinn, und so beschloss ich, sie auf meinem Balkon einfach nachzubauen. Dazu suchte ich nach einem Rezept und wurde in dem italienischen Blog „Il cucchiaio d'argento“ fündig (klick hier). Parmigiana di melanzane ist ein besonders auf Sizilien und um Neapel verbreiteter Vorspeisen-Auflauf mit Auberginen, anderswo in Italien wird er auch mit anderen Gemüsen wie etwa Zucchini zubereitet. Die Zubereitung ist denkbar einfach: gebratene Auberginenscheiben werden mit einer Sauce aus passierten Tomaten mit Mozzarella und Parmesan im Ofen überbacken. Allerdings dauert die ganze Sache etwas, denn die Auberginen müssen vorbereitet werden. Obwohl es bei den modernen Sorten, die man heute im Supermarkt bekommt, nicht mehr notwendig ist, den Auberginen die Bitterstoffe zu entziehen und sie dafür einzusalzen und so über eine Stunde lang zu entwässern, empfiehlt sich diese Prozedur für die Parmigiana doch. Denn durch den Wasserentzug lassen sie sich besser braten und haben dann ein konzentrierteres Aroma, was durch das Salz noch verstärkt wird. Während der Entwässerungszeit hat man aber genügend Muße, die Tomatensauce zuzubereiten, die ganz puristisch nur mit Zwiebeln, einem Minimum an Knoblauch und Basilikum gewürzt wird. Das Ergebnis ist unschlagbar.
Zum Überbacken hatte ich mir Fior di Latte besorgt, jene Mozzarella-Spezialität aus Kuhmilch, die ursprünglich aus den Bergen über der Amalfi-Küste stammt; für die Tomatensauce verwendete ich rote Zwiebeln aus dem Biomarkt, von denen ich mir einbildete, sie seien welche aus Tropea in der Basilicata. Und getrunken wurde zur Parmigiana natürlich ein roter Süditaliener, ein Salice Salentino aus dem Stiefelabsatz.
Es gibt übrigens auch eine süße Dessert-Variante der Parmigiana. Da werden die gebratenen Auberginenscheiben mit Schokoladensauce kombiniert und sind eine Traditionsessen für den sommerlichen Feiertag Ferragosto. Das Rezept dafür findet ihr hier.
2-3 Vorspeisenportionen
2 mittelgroße Auberginen
300 ml Passata (passierte Tomaten)
150 g Mozzarella
2 kleine Zwiebeln
100 g geriebener Parmesan
1 Knoblauchzehe
1 Zweig Basilikum
Öl zum Braten
Natives Olivenöl extra
Salz
Pfeffer
Zucker
Mehl
Auberginen putzen und längs in 50 Millimeter dicke Scheiben schneiden. In eine Seihe schichten und jede Schicht mit Salz bestreuen. Mit einem flachen Teller bedecken und mit einem Gewicht (kleiner Topf) beschweren. Eine Stunde ziehen lassen. Das ausgetretene Wasser wegschütten. Die Auberginen mit Küchenkrepp abtrocknen und dabei noch vorhandenes Salz abwischen.
Zwiebel fein würfeln. Knoblauchzehe schälen. Basilikumblätter vom Zweig zupfen. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und darin Zwiebelwürfel und Knoblauchzehe weich dünsten. Mit Passata auffüllen, Basilikumblätter und den Zweig hinzugeben. Pfeffern und wenig salzen. (Die entwässerten Auberginen bringen genug Salz ans Gericht). Alles zwanzig Minuten köcheln lassen. Dann den Basilikumzweig und evtl. die Knoblauchzehe herausfischen.
Die abgetropften und abgetrockneten Auberginenscheiben in Mehl wälzen. Überschüssiges Mehl abklopfen. In einer zweiten Pfanne eine genügende Menge Öl erhitzen und die mehlierten Auberginenscheiben nach und nach bei mittlerer Hitze goldgelb braten. Zwischendurch ggf. verbranntes Mehl aus der Pfanne wischen und Öl nachgießen. Fertig gebratene Auberginenscheiben auf Küchenkrepp abtropfen lassen.
Eine Auflaufform dünn mit Tomatensauce ausstreichen und eine Lage Auberginenscheiben einschichten. Darauf wieder Tomatensauce geben, dann wieder Auberginenscheiben, bis die Scheiben alle sind. Zum Schluss den Rest Tomatensauce darauf verteilen.
Alles mit geriebenem Parmesan bestreuen und den in Scheiben geschnittenen Mozzarella darauflegen.
Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad 30 Minuten backen. Wenn der Mozarrella geschmolzen und leicht gebräunt ist, die Parmigiana aus dem Ofen holen. Auf Zimmertemperatur abkühlen lassen.
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