Eigentlich versprach der kurze Trip am gestrigen Freitag zum „Kulinarischen Treff an der Ruhr“ in Mülheim so zauberhaft zu werden wie eh und je. Es war herrlichstes Sommerwetter, die hohen Bäume der innenstadtnahen Parkanlage am Flussufer säuselten im Wind und warfen kühlenden Schatten – und hätte es geregnet, hätten die großen weißen Zelte mit ihren Biergartengarnituren genügend Platz im Trockenen geboten. Dazu noch die coole Live-Musik von einer kleinen Bühne, alles Voraussetzungen für ein wunderbares Gourmetmeilen-Feeling. Und trotzdem konnten mein Slow-Food-Kollege Jochen und ich die Sehnsucht nach den besseren Tagen der Mülheimer Gourmetmeile nicht unterdrücken.
Neben dem Getränkestand von Bellenbaum und der „Bar in Motion“ aus Herne mit ihrem Cocktailangebot waren gerade einmal sieben Restaurants vertreten, und davon kamen nur drei – das Walkmühlen-Restaurant, das Spices 1822 und das Café Leonardo - aus Mülheim. Den Hauptteil bestritten bewährte Gourmetmeilenveteranen aus anderen Städten: Gummersbach aus Essen-Borbeck, die Alte Metzgerei und das Bliss aus Essen-Rüttenscheid und La Turka aus Düsseldorf. Das war eigentlich kein Manko, denn bei allen handelt es sich um hervorragende Betriebe, die es schaffen können, unter dem Motto „Klein aber fein“ eine großartige kulinarische Veranstaltung auf die Beine zu stellen.
Doch was weit mehr irritierte, war der Blick in die durchaus glücklichen Gesichter der zahlreichen Gäste, die sich aus der langen Warteschlange am Stand der Alten Metzgerei lösten, um die ergatterte Beute zu einem Sitzplatz zu jonglieren. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Currywurst mit Pommes. Auch wenn es sich dabei um das legendäre Kultprodukt von Dönninghaus aus dem Bochumer Bermudadreieck handelte – gehen die Leute heutzutage wirklich auf eine Gourmetmeile, um eine Currywurst zu essen? Ein Gericht, das man letztendlich in jedem Freibad und an jeder Tankstelle bekommt? Wie reizvoll war es war es doch früher, sogar aus dem fernen Bochum zum Kulinarischen Treff anzureisen. Da hobelte z.B. Renato die Trüffel dick über die Spaghetti, man bekam bei der Mausefalle die exklusiven Weinbergschnecken aus Moers, die Schlossküche von Hugenpoet steckte edle Artischocken in Strudel- oder Nudelteig und Möllecken's Altes Zollhaus kredenzte Gänselebermousse kredenzte – die Spitzenrestaurants der Region gaben ihr bestes. Doch das, was eine Gourmetmeile zur Gourmetmeile macht (und diese Art von Veranstaltung von Streetfood-Märkten unterscheidet), scheinen immer weniger Leute zu schätzen, wie wir auch schon auf anderen Gourmetmeilen anderswo bemerkten.
Doch die beschwingte Atmosphäre des „Kulinarischen Treffs an der Ruhr“ sorgte dafür, dass wir unsere gute Laune nicht verloren und schon gar nicht den Appetit. Ein wenig eingeschränkt wurden wir bei der Auswahl, weil wir als mittlerweile routinierte Gourmetmeilen-Hopper eine ganz Reihe der Gerichte schon aus den Vorjahren kannten, etwa das „Schnitzel von der französischen Entenleber“ bei Gummersbach, das „Wiener Kalbsschnitzel“ bei der Alten Metzgerei oder den „Oktopus vom Grill“ beim Walkmühlen-Restaurant. Dennoch stellten wir uns eine schönes Menü zusammen, nicht allzu umfangreich, aber so, dass wir es ohne Anstrengung schaffen konnten.
Kulinarischer Treff an der Ruhr
Mülheim, 18.7.2025
Gummersbach
In den Gläsern befinden sich der alkoholfreie Saft „PLOPP“ von der Merlot-Traube (rot) und ein Souvignier Gris (weiß, beides vom badischen Weingut Höfflin. Der Souvignier Gris ist eien sog. Piwi-Wein, eine gelungene Neuzüchtung, die mit den Folgen des Klimawandels besonders gut zurecht kommt.
Der kulinarische Treff an der Ruhr geht noch bis Sonntag, 20.7.2025. Mülheim, Ruhranlagen. Alle Infos hier.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen