Freitag, 30. August 2013

Essen: Heute startet das Restaurant-Karussell Herbst

 Küchenchef Matthias Cantauw vom Sheraton
präsentiert mit seiner Crew das Menü.
Foto: Sheraton Essen Hotel

Heute startet das Restaurant-Karussell Herbst von "Essen genießen e. V.". Bis zum 30. Oktober 2013 bieten 26 Restaurants der Essener Gastronome-Vereinigung ein exklusives 4-Gänge-Menü zum Sonderpreis inkl. Weinbegleiitung an. Darunter befinden sich auch die Essener Sternegsatronomien Résidedence und Schote. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, das neue Konzept von Schloss Hugenpoet nach Schließung des Nero auszuprobieren. Infos zum überarbeiteten Menü finden Sie hier. Ganz neu dabei sind das Esszimmer in Werden und das Acquario in Steele.

Ein schönes Beispiel für das, was den Gast erwartet, ist das Menü des Sheraton Hotels, das Küchenchef Matthias Cantauw und seine Crew auf dem Bild präsentieren. nach dem Amuse bouche gibt es gebeizten Saibling an Rettich-Macadamia-Salat und Limonesauerrahm. Dann folgt geschmorte Keule und gebratene Brust von der Wachtel auf Süßkartoffelpüree mit Perlzwiebeln in Portwein. Zum Hauptgang kann gewählt werden zwischen heilbuttfilet unter der Oliven-Krokant-Kruste an Orangen-Polenta und mariniertem Babyspinat und getrüffelter Perlhuhnbrust auf Wirsing-Morchel-Stampf. Zum Dessert gibt es gebranntes Limettenparfait mit marinierten Zwergorangen und Granatapfelschaum. Das menü kostet inkl. Weinbegleitung 48 Euro.

Alle Infos zum Restaurant-Karussel Herbst und zur Reservierung finden Sie hier.

Dienstag, 27. August 2013

Topfgucker Spezial: "freitagsküche" auf der Ruhrtriennale 2013

Die Ruhrtriennale 2013 hat das Essen als Kultur entdeckt. Die Programmzeitschrift Coolibri bringt einen schönen Beitrag über die "freitagsküche" der Künstler Thomas Friemel und Michael Riedel, die im Anschluss an sechs Veranstaltungen des Festivals stattfindet.
Zum Beitrag im Coolibri bitte hier klicken.

Freitag, 23. August 2013

Gourmetmeile Metropole Ruhr 2013 auf Zollverein: Im Zeichen der Currywurst



Dafür stehen die Essener Gourmets Schlange:
Nelson Müllers Currywurst "Emma 25"
 mit gebackenen Grenaille-Kartoffeln, Kresse
und geräuchertem Tomatengelee (7 Euro)

Zum vierten Mal wurde gestern Abend die Gourmetmeile Metropole Ruhr eröffnet, und die Show, die Meilenmacher Rainer Bierwirth inszeniert hatte, war so grandios wie routiniert. „Franky’s goes to Zollverein“ schien das Motto zu sein, denn Richard Reichenbach und Nicole Mühle vom Ensemble des Mülheimer Wasserbahnhofs brachten von der Brücke hoch über den Pagodenzelten ein stimmgewaltiges Potpourri von Musical-Hits zu Gehör, bevor Bürgermeister Rudolf Jelinek, Zollverein-Stiftungs-Vorstand Hermann Marth und Rainer Bierwirth die Meile offiziell eröffneten. Bei äußerst angenehmen Temperaturen hatte sich das Gelände im Schatten der Zeche rasch gefüllt, und die Gäste labten sich an den Angeboten der 17 Gastronomen vom Verein „Essen genießen“ und seinen Freunden.

Evita über Zollverein: Nicole Mühle schmetterte vom Himmel herab

Bürgermeister Jelinek, Rainer Biertwirth und Zollverein-Stiftungs-Chef Marth

Die Gastronomen bieten u.a. wieder „Bergmannsgerichte“ an, darunter so Stimmiges wie „Großmutter Kartoffelsalat mit heißer Fleischwurst“ (Landhaus im Grugapark, 6,50 Euro), „Pfefferpotthast“ (Casino Zollverein, 8,50 Euro) oder „Bergmanns Klops – Kalbsfrikadelle mit Pumpernickel und Kartoffel-Lauch-Ragout, G.O.P. 7 Euro). Das kurioseste Bergmannsgericht ist „Friesenbrot mit Büsumer Krabben und Kräuter-Ruhrei“ (Vincent & Paul, 7 Euro). Der Genießer weiß zwar, dass der Ruhrbergbau im Lauf der Industriegeschichte immer weiter nach Norden gewandert ist, aber das er schon an der Nordsee betrieben wird, war ihm neu.

Grandiose Kulisse für den großen Schmaus. Welterbe Zollverein

Ansonsten steht das Angebot im Zeichen der Currywurst. Drei Mal ist sie auf dem Programm. Als „Emma 25“ bringt Nelson Müller einen aufwendiges Prachtstück auf den Teller, es gibt sie vom Lamm (bei Gummerbach) und als „Deluxe“ (bei Scharun). „Aber es bleibt immer Currywurst!“, rief Bürgermeister Jelinek kennerhaft in seiner Eröffnungsrede aus. Doch bei aller Deftigkeit, die meisten Gerichte spielen in der kulinarischen Spitzenklasse, und der Genießer hatte gestern viel Spaß an folgenden Sachen.

Schnitzlers Restaurant: Seehecht in weißer Espressosauce, Paprika-Zucchini-Potpourri (9 Euro):
 Klasse- Fisch in Kaffeesauce!

Gummersbach: Hirschkalbsbraten auf Spätburgunder-Jus, Johannisbeerspuren, Kartoffel-Pfifferling-Schalotten-Püree (9 Euro): Der Herbst kann kommen - butterzart, oramtisch und selbst geschossen.

Parkhaus Hügel: Sauerbraten von der Entenbrust mit Dörrpflaumen, Belugalinsen und Semmelknödeln (9 Euro):
Grandiose Kombination, aber warum sind die Dörrpflaumen kalt, wenn alles andere warm ist?

La Turka: Raffaello-Eis auf Michcrème-Mousse von der Tahiti-Vanille mit Sultans Teigplätzchen (4,40 Euro): 
Süße Grüße aus Rüttenscheid zum Abschluss.

Heiße Stimmung auf der Bühne: Erst mit Nicole Mühle...

...dann mit Daysiana Lekatompessy


Die Gourmetmeile Metrople Ruhr auf Zollverein geht noch bis Sonntag, 25 August. Heute ab 16 Uhr, Sa & So ab 12 Uhr. Infos hier.


Freitag, 16. August 2013

Der Restaurantführer 2013/14 des „Feinschmeckers“ ist erschienen


Etwa 6,3 Prozent der 80 Millionen Einwohner Deutschlands wohnen im Ruhrgebiet, und etwa 4 Prozent der 800 Restaurants, die die Gourmetzeitschrift „Der Feinschmecker“ als „die besten 2013/14“ bezeichnet, befinden sich hier – eigentlich gar nicht so übel. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind es 32 Häuser in den Städten und Gemeinden des Regionalverbands Ruhrgebiet (RVR) und zwei in Velbert und Nordkirchen – Gourmetstandorte, die für den Genießer gefühltes Ruhrgebiet sind.

Spitzenreiter unter den Städten im Ruhrgebiet ist und bleibt Essen mit insgesamt neun Häusern, gefolgt vom relativ kleinen Dorsten mit vier Häusern und Duisburg mit drei. Dortmund, die Stadt, die ständig im Clinch um den Titel „Größte Stadt des Ruhrgebiets“ des Ruhrgebiets“ liegt, kommt nur auf zwei Häuser.

Neu aufgenommen sind die Restaurants „Rödels Kochlokal“ in Dortmund und „Am Kamin“ in Mülheim, die gleich mit 2 F einsteigen konnten, sowie „Takeshi“ in Bochum, „Das Esszimmer“ in Essen und „Im Eichwäldchen“ in Duisburg mit 1 ½ F.

Unter den 10 besten Restaurants des „Feinschmeckers“ im Ruhrgebiet hat es einige Bewegung gegeben. Haus Stemberg in Velbert bekam ½ F dazu und steht jetzt bei 3 F. Henschel in Dorsten und Venus in Nordkirchen haben je ein ½ F verloren und gehören nicht mehr unter die ersten 10, das ehemalige 3-F-Haus Nero in Essen Kettwig fällt wegen Schließung ebenfalls weg. Die besten Restaurants des „Feinschmeckers im Ruhrgebiet sind Rosin (Dorsten, 4 F), Résidence (Essen, 3 ½ F) und Hannappel (Essen), Landhaus Köpp (Xanten) und Haus Stemberg (Velbert) mit jeweils 3 F.

Die September-Ausgabe des „Feinschmeckers“ mit dem Restaurantführer als Beilage gibt es für 9,95 Euro im Zeitschriftenhandel und hier im Internet.

Samstag, 10. August 2013

Aus dem Archiv: Vincent & Paul - Cooles Vermächtnis

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2014".
Das Restaurant gibt es in dieser Form nicht mehr.


Eines der coolsten Vermächtnisse, das Berthold Beitz, der am 30.7.2013 im Alter von fast 100 Jahren verstorbene Kuratoriums-Vorsitzende der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der Stadt Essen gemacht hat, ist der Erweiterungsbau des Museums Folkwang. Selbst bei sommerlichen Temperaturen wirkt der weiß-grau schimmernde Bau des Star-Architekten David Chipperfield angenehm kühl. Zweimal durfte ich das bislang erfahren, als ich im Museums-Restaurant Restaurant „Vincent & Paul“ essen konnte. Das erste Mal war es im Kulturhauptstadtjahr 2010, als der Andrang im neuen Museum riesig war und die Restaurant-Crew um den aus München an die Ruhr geholten Koch Frank Heppner damit kaum fertig wurde. Das zweite Mal war es in diesem Sommer, kurz vor dem Todestag von Berthold Beitz, als ich ziemlich allein auf der todchicen Terrasse saß, und mir nach einem wunderbaren Testessen eine „fée verte“, einen grünen Absinth, in Gedenken an die Namenspatrone des Hauses Vincent van Gogh und Paul Gauguin genehmigte. Die unterschiedliche Publikumsfrequenz bei meinen Besuchen mochte den schwierigen Spagat des Restaurants zwischen Museums-Catering und Gourmet-Anspruch illustrieren, der anscheinend auch zur Folge hatte, das Frank Heppner das Haus schon bald verließ und auch sein Nachfolger Jan Schlögl bei meinem zweiten Besuch nicht mehr da war. Dennoch war das Menü ausgezeichnet. Die von den beiden ehemaligen Küchenchefs eingeschlagene Richtung der gehobenen Küche wurde auch von einer augenscheinlich nur interimistisch abreitenden Küchencrew exzellent weiter verfolgt.

Schon das Amuse bouche, eine gebratene Garnele auf Nektarinenchutney, war optisch und geschmacklich ein Genuss. Die Vorspeise mit dem Titel „Essenz im Sommer“ (10 Euro) glich dann einem Kunstwerk von Joseph Beuys: eine gelierte Kalbsessenz glibberte auf dem Teller und umgab wie ein in grauen Wellen erstarrter Atlantik eine Ossobuco-Praline mit einem Häubchen Sauce Bourride, deren Zutaten Zitrone, Petersilie, Rote Paprika und Macis auf der Speisekarte gleich mitaufgeführt waren. Geschmacklich sehr fein, war es eine interessante Erfahrung, die Suppe wie eine kalte Götterspeise zu löffeln.

Der Hauptgang, ein Ragout vom bretonischen Hummer mit hausgemachten Taglierini, grünem Spargel, Tomaten, Kräutersaitlingen und mit Estragon gewürzt, brachte dann die intensiven Sommerfarben den beiden Namenspatrone des „Vincent & Paul“ auf den Teller. Obwohl etwas unliebevoll angerichtet, waren die 34,50 Euro für den Gang gut angelegt, denn der Hummer war von ausgezeichneter Qualität. Nicht weniger großartig war der südafrikanische Rosé von Danie de Wet, der dazu empfohlen wurde. Allein sein wunderbarer Duft konnte einen Skeptiker sowohl mit Rosé als auch mit südafrikanischem Wein versöhnen.

Den Abschluss machte dann ein sommerliches Stück Aprikosenkuchen mit saurer Sahne und Haselnusseis (9 Euro). Das Ganze war mit etwas Kürbsikernöl gewürzt und mit einem hauchdünnen Schokoladensegel aufgetakelt, das von der abendlichen Wärme ganz langsam gerefft wurde, bevor ich es einfach aufaß.

Die Melancholie, die mich bei aller feinschmeckerischen Befriedigung bei meinem Besuch befiel, kam jedoch nicht von ungefähr. Das Haus wird es in dieser Form nicht mehr weiter geben. Am nächsten Tag wurde gemeldet, dass das „Vincent & Paul“ nach der Sommerpause ab Ende August 2013 von den Essener Spitzengastronomen Franco Giannetti (Grill-Room Bistecca) und Alexander Röder (Golfclub Haus Oefte) übernommen wird. Es wird ein neues Konzept geben, die deutsche Küche wird dann neu interpretiert. Ich glaube, es wird spannend, wenn ich das „Vincent & Paul“ ein drittes Mal besuchen werde.

-kopf

Freitag, 9. August 2013

Aus dem Archiv: Alte Senffabrik Da Enzo - Abenteuer Zackebarsch

Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2014". 
Das Restaurant ist geschlossen.

Es ist typisch für den Strukturwandel im Ruhrgebiet, dass heutzutage in alten Fabrikgebäuden nicht mehr Produkte hergestellt werden, sondern gekocht und gegessen wird. Nachdem Enzo Errico seine „Fattoria“ aufgab, gab es ein „Da Enzo“ in der Alten Lederfabrik, da, wo heute „Kai’s Eataliano“ ist. Doch von da zog Enzo vor drei Jahren in die Alte Senffabrik, wo er bis heute geblieben ist. Wie Leder waren seine Gerichte auch früher nie, und Senf wird heute nur da eingesetzt, wo er auch angebracht ist, etwa beim „Marktsalat mit gebratener Entenbrust und italienischem Senfdressing“ (11,90 Euro).

Die moderne italienische Eleganz des kleinen Lokals, die dennoch einen Drang zum leicht Morbiden hat, passt gut in die Räumlichkeiten der alten Fabrik, auch der schwarze Flügel steht wieder da. Der Service gibt sich so, wie man es von einem italienischen Familienbetrieb kennt, von temperamentvoll-engagiert bis hin zu unwissend-phlegmatisch. Obwohl es bei Enzo durchaus gehobener italienische Küche gibt, versucht er immer wieder, mit Sonderangeboten zu locken. Im Sommer war es das Assagni Menü: Wer mittags mindestens drei oder abends mindestens fünf Gänge bestellt, bezahlt pro Gang nur 4,50 Euro. Solche Aktionen sind anscheinend auch im noblen Mülheim-Saarn wirklich notwendig.

Mein Testbesuch fand jedenfalls vor dieser Aktion statt, und so hielt ich mich einfach an die Speisekarte. Die umfasst ein kleines Pizza-Angebot von 7,50 bis 9 Euro sowie eine Reihe von schönen Pasta-Gerichten wie Linguini Estate mit frischem Basilikum, Sardellen, Oliven und Ricotta auf einem Carpaccio- Rand (9,50 Euro) oder Ravioli mit weißem Alba-Trüffel auf Parmesan und Parma Schinken (12,90 Euro). Für Fisch- und Fleischgerichte werden ausgezeichnete Zutaten wie schottischer Lachs, Iberico-Schwein oder Simmentaler Rind verwendet.

Fündig wurde ich aber auf der wechselnden Tageskarte. Bei den pikanten Penne mit sizilianischer Salsiccia und Brokkoli (9,50 Euro) hatten es mir besonders die Salsiccia angetan, in diesem Fall eine herzhafte, salamiartige Trockenwurst, die fein mit Fenchel gewürzt war. Der Brokkoli war kurz in der Pfanne angebraten und hatte einen sanften Biss, geschmolzene Tomaten brachten Saftigkeit dazu. Nicht ganz stilecht empfand ich den darüber gehobelten Parmesan, aber schmecken tat’s prima.

Den Hauptgang bestellte ich aus reiner Abenteuerlust, denn ich wusste nicht recht, was ich mir unter „Zackebarsch Wildefang Mediterran Tomaten-Pesto“ (18,90 Euro) vorstellen sollte. Serviert wurde mir ein knusprig auf der Haut gebratenes, gut gewürztes und saftiges Stück Fisch, das von Rosmarinkartoffeln, Brokkoli und grünen Bohne begleitet wurde und mit angedünsteten Tomaten- und roten Zwiebelwürfeln bestreut war, die mich an die Auflage der Bruschetta erinnerten, dich als Gruß aus der Küche gleich zu Anfang bekommen hatte. Ein klasse Gericht.

Das Dessert war dann so einfach wie lecker. Ein großes Stück Mokka-Halbgefrorenes mit einem großen Berg kaltem Kompott aus Pfirsich- und Erdbeerstücken war genau das richtige für einen lauen Sommerabend.
-kopf

Gourmetmeile Bochum kulinarisch 2013: Schnelles japanisch-deutsches Mittagessen

Takeshi: Little Tokio in good old Bochum

Takeshi: Gomawakame & Takuan - Sesam-Algensalat & eingelegter Rettich (3,50 Euro)

Takeshi: Master Dish - Flambiertes Lachs Sushi mit Guacamole & Limetten-Trüffel-Mayonnaise | Nigiri vom schottischen Label-Rouge Lachs & Thunfisch | krossgebackene Garnele (10 Euro)

Hoppe's sinn.esslust: Panna Cotta "Schwarzwälder Art" (4,50 Euro)

Bochumer Fenster: Neuer Name für das Hochhaus


Donnerstag, 8. August 2013

Aus dem Archiv: Gummersbach - Appetit auf mehr

Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2014".

Achtung, dieser Mann mag’s hochprozentig! Wenn Klaus Gummersbach seinen Gästen von den Erzeugern seiner Spirituosen oder Weinen erzählt, stehen ihm vor Leidenschaft die Haare auf den Armen zu Berge. Immer hat er schöne Geschichten parat, von den faszinierenden Weinkellern des bekannten Winzers Franz Keller am Kaiserstuhl oder von den Brennern der exklusiven Schnäpse. Deren Flaschen glitzern auf dem Tresen des eleganten Lokals mit den Weinkaraffen um die Wette, die ihre Tüllen wie versilberte Entenschnäbel in die Höhe recken. Manchmal lässt Klaus Gummersbach sich auch auf einen kleinen Clinch mit seiner charmanten Frau Helene ein, etwa wenn sie zur Gänsemastleber eher einen trockenen Riesling aus dem Rheingau empfiehlt, er aber einen süßen Banyuls aus Südwestfrankreich.


Doch der Reihe nach. Das „Gummersbach“ in dem wuchtigen wilhelminischen Bau an der Ecke Frintroper/Fürstenbergstraße ist eines der bekanntesten Restaurants nicht nur im Nordosten Essens, sondern der ganzen Stadt. Die Gummersbachs sind eine feste Größe auf den Essener Gourmetmeilen in der Innenstadt und auf Zollverein, und dieses Jahr waren sie das erste Mal auch in Mülheim dabei. Da konnte ich mit Begeisterung die Wachtelschenkel auf Castelluccio-Linsen mit Balsamico Vinaigrette und Kernöl probieren, die ich jetzt beim Testbesuch auch auf der Karte wiederfand (12,90 Euro). So war es eigentlich klar, dass ich das Kleine Menü (36 Euro) bestellte, dann dazu gehörte auch eine Suppe von den toskanischen Linsen, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Allerdings erweiterte ich die drei Gänge um einen vierten, die bereits erwähnte Gänsemastleber mit Pfirsich-Thymian-Ingwer Konfitüre und Pfirsichspalten (18,50 Euro). Zu dieser fruchtig-süß-pikanten Angelegenheit dann doch den Banyuls zu probieren, war eine gute Entscheidung. Die zarte Gänseleber in Kombination mit den Pfirsichen hatte glatt etwas von einem süßen Dessert.

Der trockene Johannisberger Riesling Gelblack war dann eine ideale Begleitung zum regulären ersten Gang, der Suppe von Castelluccio-Linsen. Die wurde geradezu zelebriert. Auf dem Teller lag ein Häufchen Linsen, das von einer Ziegenkäsenocke gekrönt und mit einer Balsamico-Malerei verziert war. Dieses Kunstwerk wurde dann am Tisch mit der eigentlichen, sämigen Linsensuppe übergossen.

Der Hauptgang war ein Böff la Motte, der bajuwarisierten Form des französischen „boeuf à la mode“. Im „Gummersbach“ war dafür US Beef IBP löffelzart und wunderbar saftig geschmort und wurde von einer Morchel-Chili-Sauce und einem mit Tahiti-Vanille aromatisierten Kartoffel-Karotten-Stampf ergänzt. Dazu öffnete Klaus Gummersbach eine Cabernet Franc-Merlot-Cuvée aus dem spanischen Penedes, der die Vanille-Noten der Sauce widerspiegelte.

Das Dessert, eine schön buttrige Mousse von der Jivara Valrhona Schokolade, fand schließlich ihre Entsprechung in einem Ruländer, der breithüftigen älteren Schwester des spritzigen italienischen Pinot Grigio.

Und wie’s geschmeckt hat? Natürlich großartig. Allerdings war die Würzung sehr eindeutig. Das Curry-Süppchen, das es als Amuse Bouche gab, war „curryscharf“, die Linsensuppe „süßsauer“, die Chili-Sauce zum Fleisch „chili-pfeffrig“. Das biss manchmal ein wenig im Rachen, machte aber ungeheuren Appetit auf mehr.

Übrigens: Als Aperitif gab es ein bayerisches Bier, ein „Spezial“ vom Tegernsee, das einem wie mir, der mit der herben Pils-Tradition des Ruhrgebiets nichts anfangen kann, vortrefflich mundete.
-kopf

Aus dem Archiv: Cavallino Rosso - Verführerische Beständigkeit

Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2014".

Für Leute, die in Heidhausen oder Fischlaken wohnen, ist das Cavallino Rosso sicherlich so etwas wie eine gute Stube, aber das italienische Lokal mit dem roten Pferdchen als Erkennungszeichen ist auch für hungrige Ausflügler ein lohnendes Ziel südlich des Baldeneysees. Seit fast 20 Jahren hält hier der Grieche Apostolos Dochtsidis die Flagge der italienischen Küche hoch. Diese Beständigkeit zahlt sich aus. Bereits mittags finden sich die Gäste ein, um in den in moderner Rustikalität eingerichteten Räumlichkeiten zu speisen. Im Sommer bietet eine zweiteilige, von einem beweglichen Sonnensegel beschattete und von dichtem Grün umgebene Terrasse mediterrane Atmosphäre.

Es sind die unprätentiös und ohne Herausforderung dargebotenen Klassiker der italienischen Küche, die die Leute hier mögen. Frische Pasta wie „Pappardelle ai Gamberoni alla Caprina“, das sind breite Bandnudeln mit Gambas, Butter, Tomaten und Knoblauch (10,90 Euro), oder – etwas exotisch – „Tagliatelle Norvegese“, schmale Bandnudeln mit Lachs, Zwiebeln, Tomaten, Basilikum und Rucola (10,90 Euro) gehören da zu den Favoriten, ebenso wie die kleine Auswahl Pizza (8-9,90 Euro). Fleisch- und Fischgerichte wie „Saltimbocca alla romana“ (16,90 Euro) oder Lachs in Proseccosauce und Nudeln (17,90 Euro) werden sorgsam und solide zubereitet. Da lohnt es sich auf das viergängige Monatsmenü (35 Euro) zuzugreifen, bei dem die verschiedenen Komponenten der Karte mit einigen exklusiven Zutaten miteinander kombiniert werden. Und das sah im Testmonat folgendermaßen aus.

Als Gruß aus der Küche gab es die obligatorische Bruschetta, knusprig geröstetes Brot mit Tomatenwürfeln und Knoblauch, die für erste Sättigung und gleichzeitige Appetitanregung sorgte. Beim Antipasto trafen sich dann rohes Rindfleisch und gekochtes Kalbfleisch zum Duett, und zwar in Form der Klassiker Carpaccio und Vitello Tonnato. Der Pastagang zeigte sich dann kreativer: Taglierini mit Riesengarnelen in Zitronensauce, ein fruchtig-frisches Nudelgericht, auch optisch schön anzusehen. Auch der Hauptgang war dann ein kleines Erlebnis, ein kross gebratenes Seewolf-Filet mit Pfifferlingen und Kartöffelchen. Handwerklich tadellos zubereitet, machte es Spaß, alles aufzuessen. Zu Nudeln und Fisch passte ein knackig kühler Rosé (0,2l 5,50 Euro).

Zum Menü gehörte natürlich auch ein Dessert, von denen mehrere zur Wahl standen. Ich entschied mich für eine Panna Cotta, zu der ich mir einen Espresso genehmigte.

-kopf


www.ristorante-cavalinorosso.de
Velberter Str. 126
45239 Essen
02 01. 40 49 77
Fr-Mi 12-14.30 Uhr & 17.30-24.00 Uhr
Ruhetag Donnerstag

Jubiläums-Gourmetmeile „Bochum kulinarisch 2013“: An Tagen wie diesen

Schlemmen unterm Kuhhirten:
Gurken-, Matcha-Tee- und Joghurteis vom "Kugelpudel"

Da hatte der Wettergott ein Einsehen. Die für den gestrigen Tag angesagten Unwetter fanden überall statt, nur nicht in Bochum. Spätestens zum Start der 25. Gourmetmeile „Bochum kulinarisch“ um 17 Uhr gab es sommerlichen Sonnenschein bei angenehmen 24 Grad, die bis spät in die Nacht anhielten.

Bochums OB Ottilie Scholz und Helmut Wicherek von Haus Oekey.
Foto: Bochum kulinarisch

Das Silberjubiläum wurde nicht groß an die Glocke gehängt. „Bochum kulinarisch“ begann mit der obligatorischen Köcheparade vom Rathaus auf den Boulevard. Dort gab es die üblichen Ansprachen von Honoratioren der Städte Bochum, Hattingen und Witten, die die teilnehmenden Restaurants entsandt hatten. Oscar Wilde und Martin Luther wurden zitiert. Bochums OB Ottilie Scholz bekam eine Ehrenkochjacke verliehen, und dann ging das große Schlemmen los.

Kaum eine Gourmetmeile im Ruhrgebiet verdient die Bezichnung "Meile" so wie wie "Bochum kulinarisch" auf dem Boulevard.

Kollegen-Treff am Stand vom Tucholsky

 Der Genießer nahm die Sache locker, traf sich mit Kollegen und den Freunden von Slow Food zum Plaudern, Essen und Trinken. Er verbrachte den ganzen Abend bei „Bochum kulinarisch“, bis ein hübsches Feuerwerk zur Toten-Hosen-Hymne „An Tagen wie diesen“ den Bochumer Boulevard vollends in Palma de Mallorca verwandelte.

Orangerie im Stadtpark: Unsere Lammbratwürstchen an Kartoffelknoblauch-Püree (6 Stück 9 Euro). Appetitanregender Einstieg für die Slow-Food-Freunde.

Orangerie im Stadtpark:Heißgeräucherter Lachsauf orientalischem Linsen-Reissalat, mit hausgemachter Barbecuesauce (6,50 Euro). Lecker wie immer.

 
 
Tucholsky: Wagyu Burger. Hausgemachter Burger vom Wagyurind mit Romanasalat, Pfefferschmand, Strauchtomaten und roten Zwiebeln – auf  Wunsch mit Bel Paese (9 Euro).
Edles Rinderhack im extra von Wickenburg gebackenen Brötchen . Witzig: gesalzenes Popcorn als Beilage. Reichte für drei.

Tucholsky: Rumpsteak vom Grill – Sous Vide – mit Rauchsalzbutter und Wildkräutersalat (9,50 Euro).  Lecker, aber nicht ganz so zart wie erwartet.


Waldhaus: Brasato al Barolo - Italienischer Rinderbraten | Gebratenes Gemüse | Rosmarinkartoffel (8,50 Euro). Schön zart.

 Extra-Abfüllung für Borgböhmer

 Ein schöner Abend

 Feuerwerk

"Bochum kulinarisch 2013" geht noch bis zum  11. August.  Alle Infos hier.

Mittwoch, 7. August 2013

Topfgucker: Entdeckungen im Netz 172

Nachhaltigkeit I: Mensen und Kantinen als Instrument 
Nachhaltigkeit II: Grüne wollen Veggie-Tag einführen
Nachhaltigkeit III: Konflikt-Tomaten aus Marokko
Urban Gardening I: Jankas Garten in Dortmund
Urban Gardening II: Offenbacher Hafengelände
Agrar-Industrie I: Zuchtoptimierte Wintergesrte wird zurückgezogen 
Agrar-Industrie II: Frankreich kippt Genmais-Verbot
Agrar-Industrie: Gen-Technik in Bio-Gemüse nachgewiesen
Agrar-Indsutrie IV: Wie steht Demeter zu CMS-Gemüse?
Alternatives Essen: Insekten-Zucht für zu Hause
Alternatives Essen: Künstliches Rindfleisch
Fast Food: Düsseldorf wird Burger-Hauptstadt
Grillen: Geschäft mit dem Luxus-Brutzeln
Wein I: Steinschlag stoppt Weinbau im Siebengebirge
Wein II: Rettung des Chianti
Bier: Wird teurer
Restaurantkritik: Neuer Chefredakteur beim französischen Gault-Millau
TV: Neue Kochshow "Beef Buddies" bei ZDF Neo
Problem: Ist Hefe vegan?

Gourmetmeilen
Rückblick: "Borken à la carte"

Ruhrgebietsgastronomie
Bochum: Griechisches Restaurant "Ammos"
Bochum: Griechisches Restaurant "Avli"
Bottrop: Pächter verlasst "Overbeckshof"
Dortmund: Bester Koch-Azubi im "Palmgarden"
Essen: "Schichtbetrieb" in Rüttenscheid
Essen: "Gasthaus zum Brenner" in Rüttenscheid
Essen: Landgasthaus "Oefter Wald"
Essen: "Villa Vue"
Essen: "Gleis 2" in Kupferdreh
Essen: "Jagdhaus Schellenberg"
Müheim: Verzaubertes Frühstück
Mülheim: "Imbiss im Hof" in Selbeck
Mülheim: Gastro-Landschaft Innenstadt

Mit der „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ neigt sich der Gourmetmeilenreigen 2013 dem Ende zu

Zum vierten Mal findet vom 22. bis zum 25. August die „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ statt. Ins Leben gerufen hatte die Gesamt-Ruhrgebietsmeile Rainer Bierwirth von „Essen genießen e.V.“ im Kulturhauptstadtjahr 2010, und mittlerweile hat sich der elegante Event vor der fantastischen Kulisse des Welterbes Zollverein in Essen als eines der wichtigsten Ereignisse der kulinarisch-kulturellen Szene weit über das Ruhrgebiet hinaus etabliert. In diesem Jahr beginnt er erstmals bereits am Donnerstag und dauert somit einen Tag länger als bisher.

Drei neue Restaurants können auf Zollverein begrüßt werden: La Turka und das GOP aus Essen sowie die Metzgerei Scharun aus Bottrop. Sie ersetzen das Alte Brauhaus Rietkötter aus Bochum, das Ristorante Oase aus Essen und Schloss Hugenpoet, das bekanntlich mit der Schließung des Sternerestaurants NERO sein Gastronomie-Konzept total umkrempelt. Somit bleibt nur noch der rührige Nelson Müller mit seiner Schote übrig, auf Zollverein die Flagge der Sterneküche im Ruhrgebiet hochzuhalten.

Aber unter den 17 teilnehmenden Restaurants finden sich noch genügend Spitzen-Gastronomien, um einen kulinarischen Event der Extra-Klasse zu versprechen. Allen voran das Casino Zollverein mit seinem neuen Küchenchef Bernd Stollenwerk, das Heiner’s in Gelsenkirchen oder das Parkhaus Hügel vom Baldeneysee, und natürlich die Freunde vom Gummersbach und Schnitzler’s. Eine große Show mit von Himmel klingenden Songs gibt es zur Eröffnung am Donnerstag, den 22. August um 18.30 Uhr. Zur „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ finden Sonderführungen auf Zollverein statt, die schnell ausgebucht sind. Also anmelden unter www.zollverein.de

Gourmetmeile Metropole Ruhr. 22. – 25. August 2013. Zollverein, Essen. Infos hier.

Dienstag, 6. August 2013

Gourmetmeilenreigen 2013: Die „Kirchhellener kulinarische Landpartie“ startet am 9. August

Hier lohnt sich das Schlangestehen:
Björn Freitags Sauerbraten vom Hällischen Schwein

Wer es bei „Schermbeck genießen“ verpasst hat, Björn Freitags „Sauerbraten vom Hällischen Schwein“ zu probieren, kann es auf der „Kirchhellener kulinarischen Landpartie“ nachholen. Auch auf der Gourmetmeile im eigenständigen ländlichen Stadtteil Bottrops ist der TV- und Sterne-Koch aus Dorsten mit seinem Restaurant „Goldener Anker“ vertreten und wiederholt den Renner seines ersten Meilen-Auftritts. Die beiden anderen Gänge unterscheiden sich aber vom Schermbecker Angebot, so dass es sich auch für Leute, die dort schon gegessen haben, lohnt, nach Kirchhellen zu fahren.

Ansonsten tritt die gleiche Truppe in Schermbeck auf. Neben dem „Goldenen Anker“ sind das Scharun, Brauhaus Bottich, Konditorei Bleil, Trattoria Uliveto, Sasse Feinbrennerei, GG’s Curry & More und Tropical Cocktails, Marienthaler Gasthof, Haus Kleinalstede, und Schneeweißchen und Rosenrot.

Kirchhellener kulinarische Landpartie. 9.- 11. August 2013. Bottrop-Kirchhellen, Johann-Breuker-Platz. Infos hier.

Montag, 5. August 2013

Aus dem Archiv: Ratskeller

Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2014".
Das Restaurant ist geschlossen.


Während sich viele der in den prosperierenden Gründerjahren erbauten Ruhrgebiets-Rathäuser im Stil der Neugotik ergingen, hatte man in Mülheim Anfang des 20. Jahrhunderts ein Faible für die Neorenaissance. Mit steinerner Pracht und einem schlanken Campanile beherrscht das Mülheimer Rathaus das Stadtbild, doch wenn man den das Restaurant „Ratskeller“ betritt, fühlt man sich nicht wie in einer florentinischen Taverne, sondern wie in einem deutschen Bauernhaus. Die verwinkelten Räumlichkeiten wurden mit dem historischen Gebälk eines Fachwerkbaus zu einer Art Landhaus mit mehreren Stuben ausgebaut, und so macht sich eine urig-elegante Gemütlichkeit breit. Hier betreiben Janet und Jörg Thon eines jener gutbürgerlichen Restaurants, die für die Stadt typisch sind. „Pfälzer Saumagen“ ist auf der Mülheimer Gourmetmeile „Kulinarischer Treff an der Ruhr“ alljährlich der Renner des „Ratskellers“. Mülheims regionaler Stolz ist der niederfränkische Dialekt „Mölmsch“, der sogar einer eigenen Biermarke den Namen gegeben hat. So wundert es nicht, dass man auf der Speisekarte des traditionsbewussten Hauses die mölmsche Spezialität „Pannschlaat“ findet, Endivien und Kartoffeln untereinander mit gebratener Blutwurst (11,50 Euro). Und natürlich stehen im Sommer saisonbedingt auch junge dicke Bohnen auf dem Programm, mit Speck und Zwiebeln in Rahmsauce, Frankfurter Schinkenmettwurst, Kassler vom Grill und Bratkartoffeln (12,90 Euro).

Für den Test zog ich jedoch die leichte, mediterrane Küchenlinie vor, die man im „Ratskeller“ auch beherrscht und die heutzutage zur deutschen Küche gehört wie Eisbein und Sauerkraut. Sie passte beim warmen Wetter auch besser in den kleinen, durch Plexiglaswände abgeschirmten Außenbereich des Restaurants. Als Gruß aus der Küche wurde ein Röschen Graved Lachs mit süßem Senfdip gereicht, sehr schön. Dann folgte eine witzige Paprika-Orangen-Suppe, in der ein Spieß mit Parmaschinken halb versank. Fruchtig-pikant war die Angelegenheit, die Orangenfilets der Einlage zergingen saftig auf der Zunge, der Schinken sorgte für den Salzausgleich nach dem Schwitzen im heißen Sommer. Hübsch angerichtet auf einem gläsernen Teller in Fischform war dann der Hauptgang, in Sesam gebratener Lachs mit Weißwein, Kräutern und Gemüsestreifen sowie Rosmarinkartoffeln (16,90 Euro). Allein der Sesam, auf den ich mich gefreut hatte, schmeckte ein wenig fade.

Exotischer als Mango oder Pithaya kam mir der „Schwedenbecher“ vor, den ich schließlich zum Dessert bestellte: Vanilleeis auf Apfelkompott mit Eierlikör (6,90 Euro). Die durchaus leckere Zusammenstellung hatte ich bisher nur in Mülheim gesehen. Ob sie von Helge Schneider inspiriert war?
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Aus dem Archiv: Pereira - Bom apetite!

Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2014".
Das Restaurant ist geschlossen.

Wenn abends die Sonne an der Mellinghofer Straße in Mülheim untergeht, kann José António Pereira von der Theke seines Lokals durch die Eingangstür bis nach Portugal sehen, denn dort versinkt der Feuerball schließlich im Atlantik. Mittlerweile gilt sein Lokal in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Eckkneipe als der „beste Portugiese“ im Ruhrgebiet. „Dabei wollte ich nie ausschließlich portugiesische Küche machen“, erklärt Pereira, der schnell in seiner leutseligen Art mit jedem Gast ins Gespräch kommt. Aber seine Kunden wollten es so. So entfaltet er jetzt seine kulinarische Kreativität, indem er die Küche seines Heimatlandes am Atlantik mit starkem mediterranem Einschlag präsentiert. Die portugiesischen „Petiscos“ heißen bei ihm spanisch „Tapas“, der „arroz“ heißt italienisch „Risotto“. „Das verstehen die Kunden besser“, erklärt Pereira.

Pereiras Angebot umfasst neben zahlreichen kleinen Vorspeisen und Salaten auch eine wechselnde Monatskarte, auf der Gerichte wie Rinderfilet mit frischen Pfifferlingen und Risotto (27,90 Euro), Maishähnchenbrust "Piri-Piri" mit Gemüse der Saison und Drillingen (19,50 Euro) oder Geschmorte Kaninchenkeule mit Zucchinigemüse und Polenta (21,90 Euro) einen schönen Vorgeschmack auf das hohe handwerkliche Können des Kochs geben. Pereira hat seine Ausbildung hier in Deutschland gemacht, wie verschiedene gerahmte Urkunden, die an den Wänden zwischen den Gemälden eines Mülheimer Künstlers hängen, dokumentieren.

Natürlich bin ich auch ein typischer Kunde und suche mir die speziell portugiesischen Gerichte zum Testen aus. D.h., die Jakobssmuscheln auf Honigmelonenrisotto (21,90 Euro) gehören eher in Pereiras kreative Ecke. Ich lasse mir eine Vorspeisenportion zum halben Preis zubereiten und bin ganz entzückt über die knackig gebratenen Muscheln und den fruchtig-pikanten Risotto. „Er ist, wie in Portugal üblich, ohne Parmesan zubereitet“, erklärt Pereira.

Zum Hauptgang gibt es dann etwas ganz Traditionelles: Bacalhau (Stockfisch) mit Peperonata (Paprika-Schmorgemüse) und Drillingen (18,90 Euro). Portugalurlauber kennen die kleinen Lebensmittelgeschäfte, in denen sich der getrocknete Kabeljau meterhoch stapelt. „Ich lasse ihn direkt aus Portugal kommen und wässere ihn hier in meiner Küche“, erklärt Pereira. Weil er das sehr sorgfältig tut und den getrockneten Fisch auch noch präzise brät, unterscheidet er sich fast gar nicht von frischem Fisch. Lediglich der Biss ist etwas kerniger und der Geschmack etwas aromatischer. Zusammen mit dem Paprikagemüse ein wunderbares südliches Essen.

Traditionell sind dann auch die verführerischen Nachspeisen, die mir Pereira aus seinem Angebot zusammenstellt. „Pastel de nata“ sind eine Spezialität aus Lissabon, Blätterteig-Törtchen mit Vanillecrème-Füllung, die Pereira allerdings fertig bezieht. „Aletria“ ist ein unserem Dicken Reis mit Zimt und Zucker ähnliches Dessert, für das allerdings kleine Nudeln verwendet werden. „Das gibt es in Portugal nur in Haushalten“, erklärt Pereira.

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Aus dem Archiv: Landhaus Sassenhof - Wie im Urlaub!

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2014".

Der noble Mülheimer Uhlenhorst wird bestimmt durch zahlreiche gepflegte Ein- und Mehrfamilienhäuser, und das Landhaus Sassenhof sieht aus wie eine der größten und stattlichsten dieser gutbürgerlichen Wohnstätten. Das villenähnliche Haupthaus und dazugehörige Gästehäuser beherbergen ein Hotel und Restaurant, das in dritter Generation von der Familie Sassenhof geführt wird. Gemütlichkeit und Familiarität sind hier angesagt, und auf der schönen Terrasse fühlte ich mich beim sommerlichen Testbesuch an die Österreich-Urlaube meiner Kindheit erinnert. Zwischen den aufgespannten Sonnenschirmen blinzelte die Sonne, an Nebentischen klapperte das Geschirr, und manchmal wehte der Wind ein wenig von dem Zigarrenrauch herüber, den ein Herr ein paar Tische weiter produzierte. Dass es das noch gibt, herrlich!

Und auch die Speisekarte spiegelt die solide Eleganz, die das Landhaus Sassenhof verbreitet. Natürlich findet man darauf das Mülheimer Heimatgericht wieder, den Kartoffel-Endivienstampf mit gebratener Blutwurst, hier ergänzt durch Röstzwiebeln und Rübenkraut (12,50 Euro). Mich entzücken, neben zahlreichen italienisch inspirierten Gerichten, das halbe Dutzend französischer Weinbergschnecken mit Knoblauch-Kräutersauce überbacken (6,50 Euro), ein Gericht, das bis in 80er Jahre hinein in deutschen Restaurants als Inbegriff der französischen Küche galt. Ich bestelle die Spezialität, und tatsächlich blubbern sechs Schnecken in den Ausbuchtungen von einem diesen typischen braunen Steingut-Pfännchen, die ich aus jener Zeit kenne, und dessen Glasur zahlreiche feine Risse hat, die auf jahrelangen Gebrauch schließen lassen. Es sind übrigens echte französische Schnecken, die ich da mit Genuss verzehre, und nicht jene afrikanischen Achatschnecken, die dieses Gericht bei Feinschmeckern in letzter Zeit in Misskredit brachten.

An Hauptgängen hält die Küche zahlreiche Fleischgerichte vom irischen Weide- oder argentinischen Angusrind bereit, das Schweinefleisch stammt vom Fläminger Landschwein. Ich entscheide mich heut aber für Fisch, Schollen haben schließlich im Frühsommer Saison. Ich bekomme den Plattfisch schön filetiert und tadellos in Butter gebraten, genauso wie die frischen Petersilienkartoffeln, die es dazu gibt. Zusammen mit dem bunten Salat ist das ein klassisches Gericht wie aus der guten alten Zeit. Den Abschluss des Menüs macht dann ein erfrischend fruchtiges Erdbeersorbet (3,20 Euro), das mir die Kellnerin empfohlen hat und das nicht auf der Karte steht.

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www.landhaus-sassenhof.de
45478 Mülheim-Speldorf
Schellhockerbruch 21
02 08. 99 91 80
Küchenzeiten Di-Sa ab 12-14 und 18-21 Uhr, So 12-20.30 Uhr
Ruhetag:Montag

Aus dem Archiv: La Turka - Weltküche auf Türkisch

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2014".
Das Restaurant ist nach Düsseldorf umgezogen.

Ob es im türkischen Heerlager vor Wien im Jahre 1683 so ausgesehen hat wie am Pagodenzelt des Restaurants „La Turka“ auf der Gourmetmeile „Rü…Genuss pur“ im Sommer 2013? Die Speisen, die der legendäre Heerführer Kara Mustafa damals zu sich nahm, waren bestimmt nicht besser als das, was hier aufgetischt wurde. Lange Schlangen von hungrigen Rüttenscheidern bildeten sich an dem Stand, um „Gambas à la Turka“ oder „Adana Kabab by Yavuz“ (Yavuz heißt der Koch) abzubekommen.


„The Modern Art of Turkish Restaurant“ heißt es im Untertitel des Ladens im Top-Kapi-Look auf der Rüttenscheider Straße. In der Tat ist „La Turka“ ein schöner Beweis für den Versuch, dass die türkische Küche in der Lage ist, die proletarische Imbiss-Kultur, die sie in Deutschland seit den 1970er Jahren revolutioniert hat, in Richtung Internationalität zu verlassen. Von welterfahrener Eleganz ist jedenfalls die Einrichtung des Lokals, in dem nur einige wenige folkloristische Elemente und Farbkombinationen auf den türkischen Ursprung verweisen, doch in den Bemühungen der Kellner erkennt man die osmanische Gastfreundlichkeit. Hier wird Rüttenscheid zur Weltstadt Istanbul. Die Speisekarte ist in Türkisch, Deutsch und Englisch gehalten, wie seit der Kulturhauptstadt RUHR 2010 in vielen Essener Restaurants üblich.

Die Gerichte brechen die stark konfektionierte türkische Küche auf in Richtung (ost-)mediterran kreativ auf, ohne dabei die traditionellen Wurzeln zu verwischen. Man findet Klassiker wie „Imam Bayildi“ (Der Imam fiel in Ohnmacht), Auberginen, die aber raffiniert vegetarisch gefüllt sind statt mit Hackfleisch (13,50 Euro) oder „Adana Kebap“, Hackfleischspießchen an Buttergemüse und Pilaw (14,90 Euro). Immer versucht man, die ursprünglichen Gerichte durch extravagante, aber landestypische Zutaten zu verfeinern. So bestehen die „Icli Köfte“ (7,90 Euro), eine Spezialität aus Südostanatolien, nicht nur aus Bulgur, sondern auch aus Walnüssen und sind mit Fleisch gefüllt.

Ganz wunderbar schmeckte die frisch zubereitete Rote Linsensuppe (5,50 Euro), der ein Hauch Kreuzkümmel eine ganz wunderbare Note gab. Zwei gegrillte Gambas am Spieß bildeten eine elegante Einlage. „Kuzu Sirti“ (18,90 Euro) ist eine Cordon-bleu-artige Lammrücken-Zubereitung, wobei das Fleisch mit Lor gefüllt war, einem Ricotta-ähnlichen türkischen Molkekäse, der allerdings etwas zäh auf der Zunge hing. Bestreut war das Fleisch mit gehackten Pistazien und ruhte auf einem Bett aus knackig angebratenen Gemüsen. Zum Dessert gab es, wie in türkischen Restaurant üblich, eine Auswahl der üblichen türkischen Süßigkeiten wie Baklava, Raffaelloeis auf Milchcrèmemouse u.a., die aber gar nicht so übertrieben süß waren wie erwartet. Aber das wechselt ständig.

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Aus dem Archiv: Kellermannshof - Den Nerv getroffen

Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2014".
Das Restaurant steht unter neuer Leitung.


Mein Gott, ist der Laden rappelvoll! Liegt es am Freitagabend, dass sich ganz Mülheim in dem großen, aber verwinkelten und gemütlichen Fachwerkhaus an der Düsseldorfer Straße trifft? Eigentlich sei das immer so, brummt Betriebsleiter Rudi Hilberath stolz. Ich kann jedenfalls froh sein, dass ich noch einen Platz im Thekenraum bekommen habe, zumal ein sommerlicher Regenguss auch die Gäste aus dem kleinen Biergarten ins Haus getrieben hat.

Seit Frühjahr 2013 wird das ehemals als „Schneider Wibbel“ bekannte Lokal im schmucken Stadtteil Saarn wieder gastronomisch genutzt, und mit dem Konzept, im „Restaurant mit Schankbetrieb“ regionale und saisonale Küche anzubieten, hat man wohl den Nerv der Mülheimer getroffen. Deftige und unkomplizierte Kost bietet die Karte, von Heringsstipp Hausfrauenart mit Äpfeln, Zwiebeln und Salzkartoffeln (7,50 Euro) über die Schnitzelparade von Champignonrahm-, Pfefferrahm- oder Paprikarahmschnitzel mit Salat und entweder Bratkartoffeln oder Pommes (alle 12,50 Euro) bis hin zur „Kellermannshofpfanne“ mit Medaillons von Rind, Fleisch und Geflügel sowie Kraüterchampignons und Bratkartoffeln (15,50 Euro). Dass das schmeckt, steht außer Frage, zumal alles im Haus frisch zubereitet wird.

Meine Aufmerksamkeit erregte die „Leichte Sauerampfercrème mit Streifen von hausgebeiztem Lachs“ (4,80 Euro), die mir zum Haus passend und trotzdem exotisch vorkam. Das Süppchen war gut gesalzen und wie die Hauptzutat vermuten ließ, leicht säuerlich und mit viel Lachs als Einlage.

Für den Hauptgang stach mir die Mülheimer Spezialität „Endivien durcheinander“ (9,50 Euro) ins Auge, doch stand mir der Sinn nicht nach der dazu gehörigen gebratenen Blutwurst. Also forderte ich die Kreativität der Küche heraus, indem ich das „Original Wiener Schnitzel vom Kalb“ (15,50 Euro) bestellte, aber den vorgesehenen lauwarmen Kartoffelgurkensalat als Beilage durch die Endivien ersetzen wollte. Das ging sogar, hatte aber zur Folge, dass bei der Ausführung meiner Bestellung die Suppe vergessen wurde. Als man das bemerkte, ging das Schnitzel sofort wieder zurück, ich bekam die Suppe und anschließend ein neues, frisch gebratenes Schnitzel. Was für ein Service!

Übrigens: Die Endivien waren eine herbe Köstlichkeit, das Schnitzel schön zart, aber bei dem Durcheinander hatte wohl niemand die Muße gehabt, das Kalbfleisch ein Viertelstündchen lang papierdünn zu klopfen, wie es sich für ein „Original Wiener Schnitzel“ gehört. Trotzdem: Klasse!