Auf der kulinarischen Landkarte des Genießers befindet sich Waltrop in erster Linie wegen zwei Adressen. Da ist einmal des Edel-Kaufhaus Manufactum mit dem Bio-Laden „Brot & Butter“, zu dem ich regelmäßig einen Ausflug mache, um die wunderbaren Kapern aus dem Slow-Food-Presidio „Capperi di Salina“ auf der gleichnamigen Äolischen Insel zu kaufen, und den ich immer mit einem Mittagessen im hauseigenen Restaurant „Lohnhalle“ verbinde (klick hier, bis in die Bäckerei Hohoffs habe ich es nie geschafft). Und dann ist da noch das „Gasthaus Stromberg“, das ich kennnen lernte, als dessen Küchenchef Stefan Manier vor 14 Jahren gemeinsam mit Mario Kalweit aus Dortmund, Dirk Eggers aus Sprockhövel und dem kochenden Weinhändler Hartmut Julius Meimberg aus Herne die Köchegruppe „ReVier“ bildete (klick hier), um im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 die Ruhrgebietsküche zu propagieren. Jetzt kommt wohl noch eine Adresse dazu.
Am 1. Juni hat der Gastronom Daniel Bedürftig in den Räumlichkeiten des ehemaligen „Pam“ in der Waltroper Fußgängerzone Hagelstraße die Tapas-Bar „Auszeit“ eröffnet. Mit viel rustikalem Holz, romantischen Rundbögen, gelbwarmem Licht und güldenen Waschbecken auf der Damentoilette (wie man mir sagt) wird hier eine typisch spanische Urlaubsatmosphäre verbreitet. Bei entsprechendem Sonnenschein sitzt man draußen in der Fußgängerzone.
Was das „Auszeit“ einzigartig macht, ist der Küchenchef Isaac Saiz Rosell. Dortmundern ist aus dem „Weinadvokaten“ bekannt. Als er dort während der Corona-Lockdowns nicht mehr auftischen konnte, verwandelte er sich in den meistbeschäftigten Mietkoch der Region und kochte in mehr Privatküchen als jeder anderer. Mit seinen mit viel Temperament und Leidenschaft vorgetragenen Gerichten eroberte er die Herzen und Gaumen seiner Kunden im Sturm.
Isaac stammt aus einem katalanischen Dorf, eigentlich ist er gelernter Bauzeichner. Weil er in diesem Beruf hier keine Arbeit fand, begann er, im „Weinadvokaten“ Tapas zuzubereiten – ganz so, wie er es bei seiner Großmutter gesehen hatte. Einfach und bodenständig. Und so sind auch die Tapas im „Auszeit“ weitaus authentischer als das, was man anderswo unter diesem Namen bekommt. Die meisten Zutaten, die er verarbeitet, bezieht er aus Spanien.
Ursprünglich bedeutet das spanische Wort tapa „Deckel“ und bezeichnet das Tellerchen, das auf das Glas gelegt wird, damit keine Fliegen in den Wein fallen. Menschenfreundlich Wirte legten noch ein paar Salzmandeln, Oliven oder andere Knabbereien darauf. Im Laufe der Zeit entwickelten sich daraus kleine Gerichte, die besonders bei den Spanientouristen gut ankamen. Heute steht das Wort Tapas in der internationalen Gastronomiesprache für kleine Gerichte überhaupt, ganz egal, aus welchem Land sie kommen, besonders auch aus dem asiatischen Bereich.
Isaacs Tapas gehen aber an den Ursprung zurück. Dabei greift er nicht nur die katalanischen Traditionen auf. Auch auf die Pintxos aus dem Baskenland, die nicht nach den Serviertellerchen, sondern nach den Spießchen, die sie zusammenhalten, benannt sind, kommen zur Geltung. So war der Zug durch die Speisekarte, den Isaac letzte Woche bei einem Pressetermin servierte, eine entzückende Reise durch die iberische Esskultur.
Tapas-Menü im Auszeit
15.6.2023
Auszeit Tapas Bar Restaurant. Hagelstr. 15, 45731 Waltrop. Tel. 02309/62 28 000. Mi-So 17-22 Uhr. www.auszeit-waltrop.de
Der Genießer bedankt sich für die Einladung.
Dank an Silke Albrecht für die Organisation.
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