Eigentlich: Eigentlich lese ich ja zur Zeit den Krimi „Eskapaden“ von Martin Walker, der den Dorfpolizisten Bruno im französischen Perigord zum Helden hat. Bruno gehört in die lange Liste der Gourmet-Ermittler, die ihren Ursprung wohl im legendären Hercule Poirot von Agatha Christi haben. Während im modernen deutschen Krimi der kulinarische Horizont der Bullen meist bei der Currywurst endet, ist das bei ihren im Mediterranen ermittelnden Kollegen anders. Auch hier geht es um die Region, und folgerichtig gehört bei ihnen das Gute Essen einfach zum Krimi-Rezept. So war schon in den 1970-er Jahren der Privatdetektiv Pepe Carvalho des spanischen Schriftstellers Vázquez Montalban ein großer Kenner der katalanischen Küche. Der italienische Autor Andrea Camilleri war davon so beeindruckt, dass er seinen eigenen sizilianischen Commissario Salvo Montalbano nicht nur nach Montalban benannte, sondern ihm neben der Spürnase auch noch eine ähnlich feine Zunge verlieh. (Dass er auch seinem großen Konkurrenten Commissario Brunetti im fernen Venedig nicht nachstehen durfte, steht auf einem anderen Blatt. Klick hier)
Mittlerweile sind regionale Krimis mit kulinarischen Anspielungen ein bewährtes buchhändlerisches (und touristisches) Franchise, und so gibt es kaum einen Krimi-Helden, für den es nicht ein eigenes Kochbuch gibt. Für Comissario Monalbano haben bereits vor Jahren die deutschen Fernsehköche Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer eine schöne Rezeptsammlung über „Andrea Camilleris Sizilianische Küche“ herausgebracht.
Das Rezept für Pasta 'ncasciata fand ich allerdings im Blog „Tra dolce ed amaro“ von Ariane Wirth-Piller. Auch Ariane bezeichnet den sizilianischen Nudelauflauf als Leibgericht von Commissario Montalbano, doch ist ihre Version in Zubereitung und bei den Zutaten etwas anders als im Kochbuch. Der größte Unterschied ist, dass sie statt gewürfelten Kalbsschnitzeln Rinderhack fürs Ragù nimmt. Gleich sind die Zutaten gekochte Eier und Caciocavallo, eine sizilianische Käsespezialität. Aber so ist das bei solchen Traditionsgerichten. Da hat jede Hausfrau ihr eigenes Rezept.
Zutaten I: In der Mitte Provolone
Und meine Version war wieder anders als die von Ariane. Aus einkaufstechnischen Gründen musste ich statt Caciovallo Provolone nehmen, einen gleichaussehenden, ebenfalls nach Filata-Art hergestellten und ähnlich schmeckenden Käse aus Norditalien. Als Nudelbasis verwendete ich statt Maglie sicilane Casarecce siciliane und statt Weißwein kam der Rest Rosé aus dem südwestfranzösischen Gaillac dran. Das Olivenöl war übrigens – als Tribut an Vázquez Montalban – aus Spanien, die Eier von Grünlegern aus Bottrop-Kirchhellen.
Es war ein sizilianisches Festessen auf dem sommerlichen Balkon mit literarischem Tiefgang.
Zutaten II: Gemüse und Hackfleisch
Rezept: Pasta 'ncasciata
250 g Casarecce siciliane (Nudeln)
2 hart gekochte Eier
200 g Rinderhack
1 kleine Karotte
1 Stück Selleriestange
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
1 Dose geschälte Tomaten
1 Glas Rosé
Olivenöl
1 Aubergine
Salz
100 g Provolone (besser: Caciocavallo, Käse)
Olivenöl
Semmelbrösel
Parmesan, frisch gerieben
ein paar Blätter Basilikum
Salz, Pfeffer
Zwiebel, Knoblauch, Selleriestange und Karotte fein würfeln und in Olivenöl anschwitzen. Hackfleisch dazugeben, pfeffern und salzen. Anbraten bis es krümelig wird, ein Glas Wein drüber gießen und weitgehend verdampfen lassen. Dosentomaten darübergeben und ca. 1 ½ Stunden schmoren lassen. Gelegentlich umrühren.
Nudeln sechs Minuten lang vorkochen, abgießen und mit etwas Olivenöle vermischen, damit sie nicht zusammenbacken.
Eier 10 Minuten lang hart kochen.
Aubergine klein würfeln. In ein Sieb geben und mit Salz bestreuen und ½ Stunde stehen lassen, damit die Bitterstoffe entwässert werden. Abspülen und auf Küchenpapier abtrocknen. Auberginenwürfel in Olivenöl anbraten.
hartgekochte Eier und Käse in Würfel schneiden.
Wenn das Ragù fertig ist, Nudeln, Auberginen-, Eier- und Käse-Würfel und ein paar Basilikumblätter untermischen und bei niedriger Hitze weiterbraten, bis der Käse anfängt zu schmelzen.
Eine Auflaufform mit Olivenöl ausstreichen und mit Semmelbröseln bestreuen. Ragù einfüllen. Alles mit geriebenem Parmesan bestreuen und eine halbe Stunde lang im 180 Grad vorgeheizten Ofen backen.
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