Mittwoch, 30. September 2009

Schönes Wochenende in Lukullistan

Übers Wochenende taucht der Genießer in ein Paralleluniversum ein und fährt auf den Kongress der Karl-May-Gesellschaft nach Marburg. Wer bei Karl May an Winnetou und Old Shatterhand, Indianer und Beduinen denkt, liegt nicht falsch. Dennoch ist das opulente Werk des literarisch so facettenreichen Fabulierers aus Radebeul durchzogen von lukullischen Reminiszenzen, so z.B. der Geschichte von den beiden Senfindianern in der Erzählung „Der Ölprinz“. Gesammelt sind sie in dem Buch „Durchs wilde Lukullistan“. Die heutige Devotionalien-Wirtschaft ist auch nicht untätig. Das Weingut Karl May (weder verwandt noch verschwägert) im rheinhessischen Osthofen produziert einen Karl-May-Wein in weiß (links im Bild) und rot, der im Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal verkauft wird, die Glückauf-Brauerei im sächsischen Gersdorf ein Karl-May-Premium-Pils (rechts).
Deshalb müssen die Blog-Leser die kulinarischen Highlights des Wochenendes ohne den Genießer besuchen. Zum Beispiel das Pfefferpotthastfest in Dortmund (diesmal leider ohne die Overkamp Gastronomie mit ihrem legendären Stielmus) oder das Panhasfest in Hattingen (mit wenig Panhas, aber viel fachwerklicher Kulisse). Noch besser ist es, wenn sie am 1. oder 2. Oktober beim GuK-mal-vorbei-Flohmarkt bei essengenuss im Girardethaus in Essen vorbeigucken. Dort gibt es G wie Genuss und K wie Kultur zum kleinen Preis. Der Reinerlös ist für den Förderkreis der Nelli-Neumann-Schule (Schule für Erziehungshilfe), Essen, bestimmt.

Aus dem Archiv: Siedlerklause - Das Geheimnis des Reihenhauses

Der Text erschien erstmals in "Dortmund geht aus 2009/2010"
2024 hat Jan Möllmann die Siedlerklause geschlossen.


Betrachtet man die Internetseite der Siedlerklause, so scheint einem dieses Restaurant ziemlich geheimnisvoll. Statt opulenter Speisekarten, bombastischer Bildergalerien und komplizierter Öffnungszeiten entdeckt man dort nur einen kleinen Text, in dem Jan Möllmann sein gastronomisches Konzept erläutert: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.

Einfach hinfahren und essen ist nicht. Man muss anrufen, um zu erfahren, wann ein Möllmann-Menü stattfindet. Denn der Klausen-Jan, wie er von seinen Fans gern genannt wird, kocht mit seinem Partyservice oft und gerne außerhalb. Seine bekanntesten Auftritte hat er wohl als Caterer der Weinproben im Mövenpick Weinkeller im Indupark. Die Vorteile des Event-Charakters der Möllmann-Menüs im eigenen Restaurant liegen auf der Hand. Der Gastronom weiß genau, wie viele Leute kommen, und weil alle das Gleiche bekommen, kann Jan Möllmann seine anspruchsvollen Menüs für 60 Euro inklusive der begleitenden Weine anbieten.

Eigentlich hatten wir donnerstags essen wollen, doch Kollege Dirk und ich wurden auf Samstag vertröstet. Mit uns trafen sich ca. 20 Gäste in dem unscheinbaren Lokal in einem Reihenhaus in Brechten und freuten sich auf das, was Jan Möllmann gezaubert hatte. Zum Begrüßungs-Prosecco gab es, hübsch auf einem Präsentierlöffel angerichtet, als Amuse bouche eine Lachspraline mit Riesling-Gelee. Als erste Vorspeise folgte dann ein Salat mit Wachtelei und schön weich geschmorten Bäckchen vom Iberico-Schwein. Passend dazu präsentierte Möllmann einen frischen mineralischen Silvaner von Wittmann. Daraufhin schenkte der Hausherr großzügig einen Riesling vom deutschen Kultweingut Battenfeld-Spanier aus, zu dem er eine überbackene Auster samt gebratener Jakobsmuschel auf Linsen in herrlich süßsaurer Weißweinsauce servierte. Dann der Hauptgang: ein zartes irisches Weideochsenfilet mit cremiger Entenstopfleber, dazu glasierte Paprika und Möhrchen und, besonders delikat, ein Spitzkohlstrudel. Dazu passte der raffinierte spanische Rotwein, eine außergewöhnliche Cuvee aus Tempranillo- und Roussete-Trauben, ausgezeichnet. Das Dessert bildete schließlich eine Mousse au Chocolat aus zweierlei Schokolade, bitter und Edelvollmilch, auf Himbeermousse und Mango-Sauce, deren dezente Süße wiederum wunderbar mit dem süßen, alkoholarmen Moscato d‘Asti harmonierte.

Handwerklich war alles tadellos realisiert, die Weinauswahl gekonnt und auch überraschend, und die Moderationen, mit denen Jan Möllmann die Gänge ankündigte, waren begeisternd und witzig. Am Ende des Menüs war die Atmosphäre in der Siedlerklause entspannt und gelöst, so dass sich tischübergreifend zwischen den Gästen lockere Gespräche entspannen. Das Geheimnis des Reihenhauses war gelüftet: Gastlichkeit im besten Sinne des Wortes.
-kopf

Dortmund-Brechten, Maienweg 60

Dienstag, 29. September 2009

Aus dem Archiv: Mondavy im Hotel Ambiente - Essen aus dem Baukasten

Der Text erschien erstmals in "Dortmund geht aus 2009/2010"
Das Hotel-Restaurant firmiert nicht mehr unter diesem Namen und hat sich sehr veraändert. Es zwischenzeitlich zwei Sternerestaurants.


Welch einen zivilisatorischen Fortschritt das Ende des Kalten Krieges mit sich brachte, zeigt eine Villa im Dortmunder Osten. Nicht nur, das mit dem Abzug der englischen Besatzungsmacht Platz für das eindrucksvolle Gewerbegebiet Stadtkrone Ost südlich der B1 geschaffen wurde, auch nördlich, am Rand des Friedhofs, entstand in einem ehemaligen Offizierskasino das Hotel Ambiente. Die Räumlichkeiten der alten Villa waren für den Hotelbetrieb zu klein, und so wurden sie in moderner Fertigbauweise um einen Anbau und eine geschmackvolle Terrasse erweitert.

So luftig und modern das Ambiente des Hotelrestaurants Mondavy daher kommt, so lässig und frisch arbeitet die junge Küchen- und Servicemannschaft. Mit viel Sinn für die optische Präsentation werden die Speisen angerichtet, die zum Teil so farbenfroh daherkommen wie die kunstvollen Kreationen von Altmeister Franz L. Lauter im Schloss Nordkirchen. Doch die Preise verraten, dass wir es mit einer Küche zu tun haben, die geschickt handelsübliche Produkte wie etwa Frischkäsezubereitungen oder frische Nudeln wie aus dem Baukasten miteinander kombiniert. So wird im Handumdrehen aus intensiv schmeckenden Thymian-Ravioli die Einlage für eine Perlhuhnessenz (4,80 Euro), in schickem Geschirr elegant serviert. Das gebratene Zanderfilet auf Orangen-Salbei-Nudeln mit Paprika-Sorbet und Parmesan (15,80 Euro) war da schon etwas schräger. Die Nudeln schmeckten ebenfalls eindeutig nach den aromatischen Zutaten der Sauce, der Fisch war tiptop auf den Punkt gebraten und das überraschende, dunkelrote Paprika-Sorbet in Gestalt einer purpurfarbenen Eiskugel gab dazu den optischen Kontrapunkt. Nur wie sollte man es essen? Solo genossen, war es höllisch scharf. Doch mischte man es unter die Nudeln, waren die im Nu kalt. Zur Lösung des tragischen Konflikts ließ ich es stehen und tat mich am schmackhaften, ordentlich portionierten Rest des Gerichtes gütlich.

Zum guten Schluss gönnte ich mir noch eine Orangen-Crème Brulée mit Cassis Sorbet (5,10 Euro), bei der das Spiel von heiß und kalt besser gelungen war.
-kopf

Dortmund-Gartenstadt, Am Gottesacker 70
https://www.hotel-ambiente.info/

Kochkurs: Der Pott kocht

Gestern fand der erste Abend meines Kochkurses an der VHS Herne statt. 14 Kochlustige fanden sich ein, um sich vom Genießer in die Geheimnisse der Ruhrgebietsküche einführen zu lassen. Die ruht bekanntlich auf fünf Säulen: den historischen Regionalküchen
„Rheinisch“ und „Westfälisch“ und den Einwandererküchen
„Polnisch“, „Italienisch“ und „Türkisch“.
Gestern wurde gemeinsam ein Menü mit rheinisch-westfälischen Wurzeln gekocht. Die Teilnehmer grüßten sich quasi selbst aus der Küche mit der Westfälischen Auster (Rezept hier), mit Ziegenkäse überbackene Zwiebelmarmelade auf Pumpernickel. Lässt man dabei den Käse nicht zu sehr zerfließen, sieht das Ganze aus wie eine Auster. Eine kulinarische Herausforderung war die Westfälische Altbiersuppe (Rezept hier) aus Münsteraner Alt und Sauerrahm, die exotischer schmeckte als Sushi und Dim Sum zusammen. Als Zwischengang gab es einen Bratapfel „Himmel und Erde“ (Rezept hier) nach Manfred Schulte vom Mühlenberger Hof in Duisburg-Rheinhausen, aus dessen leider vergriffenem Kochbuch auch das Rezept für den Mühlenberger Mostertbraten (Rezept hier) stammte. Zum Dessert gab es Rheinische Arme Ritter mit Westfälischem Liebestrank (Rezept hier), wobei besonders der Sprockhöveler Urwurz, eine süß-scharfe Kräuterlikör-Spezialität, lebhaften Zuspruch fand.
Nächsten Montag, am 5.10., geht es weiter mit einem italienisch-türkisch-polnischen Multikulti-Menü.


Kochkurs: Der Pott kocht, Teil II

Montag, 28. September 2009

Kartoffelwurst


Das auf dem Bild ist eine Kartoffelwurst, die mir Petra aus dem Sauerland mitgebracht hat: „Schmeckt nach Terroir!“
Sie wird von Metzger Merte aus Schmallenberg gemacht, der das halbe Sauerland mit Fleischwaren versorgt, und ist richtig lecker: eine Art weichere Salami. Sie besteht aus 50 % Rind- und 50 % Schweinefleisch, davon 20 % Speck, Kartoffeln und Kochsalz. Leider sind auch viele E-s dabei: E250 (Konservierungsmittel), E575 (Säuerungsmittel), E621 (Geschmacksverstärker) und E300/301 (Antioxidationsmittel). Ich weiß nicht, ob das wirklich nötig ist. Ist doch ein prima Produkt.

Sonntag, 27. September 2009

Aus dem Archiv: Haus Rodenberg - Schnelles Krüstchen im Schloss

Der Text erschien erstmals in "Doertmund geht aus 2009/2010".
Das Restaurant gibt es nicht mehr.


Haus Rodenberg erinnert mich immer an eine Volksausgabe von Schloss Hugenpoet in Essen-Kettwig. Das romantische Wasserschlösschen in Dortmund-Aplerbeck kommt nicht ganz so hochtrabend daher, beherbergt statt eines sündhaft teuren Luxushotels die Außenstelle der Volkshochschule und statt eines sternverdächtigen Gourmetrestaurants ein old fashioned gutbürgerliches Lokal mit super Biergarten. Hier gibt es z.B. nicht die moderne Coffeeshop-Parade von Caffe Stretto bis Latte Macchiato, sondern noch den guten alten „Rüdesheimer Kaffee“ mit Sahnehäubchen und Asbach.

Seit einiger Zeit hat Thomas Wüstefeld das Lokal übernommen und es als eine Art Jagdschlösschen dekoriert. Geweihe von Böcken und Hirschen hängen an der Wand, und Wild gehört – neben Filet, Steak und Schnitzel von Schwein und Rind - zu den auf der Karte ausgewiesenen Spezialitäten. Zwei zarte Steaks vom Reh aus heimischer Jagd in der Sahnesauce und mit Pfirsich überbacken, dazu Salat der Saison und Kroketten gibt es für 18,80 Euro. Da weiß man, was man bekommt: zartes Fleisch mit süßer Sauce.

Mir war jedoch nach etwas anderem im Sinn. Ich wollte nach einigen Enttäuschungen testen, ob es möglich ist, in Dortmund ein gutes Krüstchen zu bekommen, und würde fündig. Das „Aplerbecker Krüstchen“ war eine Wucht, routiniert zusammengestellt und im Nu auf dem Tisch. Das panierte Schweineschnitzel war ein gehöriger Brocken und lag auf einer Scheibe knusprig geröstetem Toast. Die Haube aus Rührei mit Champignons war saftig, aber nicht zu flüssig, die Sauce Hollandaise würzig und genau richtig portioniert. Die Salatbeilage – grüner Salat, Tomaten, Mais, Paprika - hätte in ihrer Vielfalt jedem Salatbüffet Ehre gemacht. Und mit 10,30 Euro strapazierte das Ganze die Geldbörse auch nicht besonders, so dass man sich auch noch das Rodenberger Flusskrebssüppchen (5,30 Euro, sogar nach Originalrezept hergestellt!) als Vorspeise und eine Nougatroulade zum Dessert (6,40 Euro) leisten konnte.
-kopf
Dortmund-Aplerbeck, Rodenbergstrasse 36

Gestern bei Mama: Kabeljau in Senfsauce


Gestern habe ich für Mama Kabeljau in Senfsauce gemacht. Als Beilage gab es Salzkartoffeln und Feldsalat mit Senfgurken und Cocktailtomaten vom Balkon. Den Fisch habe ich auf dem Wochenmarkt in Bochum gekauft, Salat und Kartoffeln im Biokauf.

Rezept: Kabeljau in Senfsauce

Kabeljaufilet
1 Stange Lauch
1 frisches Lorbeerblatt
1 TL Pfefferkörner
Salz
1 EL Butter
1 El Mehl
1 Glas Weißwein (ich habe ein Piccolo-Fläschchen trockenen Sekt aufgemacht)
3 EL Senf
Zucker
Zitronensaft
1 Eigelb
4 EL Sahne
1 EL gehackte Kapern
½ Senfgurke, gehackt
Dill

Kabeljaufilet entgräten. Mit Zitronensaft eine halbe Stunde marinieren. In Stücke schneiden.
Lauch mit Lorbeerblatt und Pfefferkörnern in ½ l gesalzenem Wasser ein Viertelstunde kochen lassen. Durch ein Sieb gießen.
Butter mit Mehl aufschäumen, langsam mit der durchgesiebten Brühe und dem Weißwein aufgießen. Etwas einkochen lassen. Mit Senf, Zucker und Zitronensaft und Salz kräftig abschmecken. Aufkochen. Kabeljaustücke hinein geben und 10 Minuten ziehen lassen, bis sie gar sind.
Eigelb mit Sahne verrühren. Gegarten Fisch aus der Sauce nehmen, warm stellen. Eiersahne und gehackte Kapern und Senfgurken unterziehen. Erneut mit Senf, Zitronensaft und Salzabschmecken. Gehackten Dill hinzufügen. Die Sauce sollte dickflüssig sein.
Sauce über den Fisch gießen, mit Dill bestreuen.

Diesen Fisch gab es als „Extrawurst“ beim Hausmannskost-Menü für Frau Jahnke, allerdings in einer Light-Version. In der Hektik hatte ich die Eiersahne und die Kapern samt Senfgurken vergessen, was aber nichts machte. Frau Jahnke war schwer entzückt.
Mama nahm ganz gegen ihre Art eine zweite Portion Kartoffeln mit Sauce - der Fisch wurde schon beim ersten Teller alle. Aber: Sie meinte, die Sauce wäre nicht richtig. Sie hätte früher immer eine Weiße Sauce aus der Packung genommen und einfach Senf dran getan. Und keinen Sekt. Das wäre der richtige Geschmack. So ist das mit der Küche wie bei Muttern: Sauce aus der Packung.


Rezepte: Gestern bei Mama

Samstag, 26. September 2009

Aus dem Archiv: Westfälisch genießen - Die Küche unserer Heimat

Der Text erschien erstmals in "Dortmund geht aus 2009/2010"


Das Erscheinungsbild der Ruhrgebietsküche wird nachhaltig durch die Immigranten bestimmt. Italienisch und türkisch essen ist Alltag, die Gerichte polnischen Ursprungs sind so normal, dass man sie kaum noch wahrnimmt. Doch die historische Basis der Metropolenküche Ruhr bilden die Traditionslinien der rheinischen und – besonders in Dortmund - der westfälischen Küche. Die „Neue Ruhrgebietsküche“ entdeckt ihre Wurzeln.

Von Peter Krauskopf


Wissen Sie, was „Moppelkotze“ ist? So heißt nicht der neue Hit des rheinischen Stimmungssängers und Jazz-Dadaisten Helge Schneider aus Mülheim an der Ruhr, sondern das ist der Name eines jener erdigen, urwüchsigen Gerichte, an denen die westfälische Küche so reich ist. „Moppelkotze“ wird aus „Wurstebrei“ gemacht, einem Eintopf aus Fleischresten vom Schlachtfest und Graupen oder Gerstengrieß, dem noch Äpfel und Kartoffeln zugegeben werden. Aber auch „Potthucke“ (ein Kartoffelgratin), „Möppkenbrot“ (aus Schweineblut, Fleischbrühe, Roggenschrot und Rosinen), „Pickert“ (ein süßer oder pikanter Kartoffelpfannkuchen) oder „Lippische Ananas“ (ein gelbes Steckrübengericht) kommen heute dem normalen Restaurantbesucher exotischer vor als Sushi, Curry und Dim Sum.

Eine typisch Dortmunder Spezialität ist der „Pfefferpotthast“, ein Gericht, das man wohl in der Wiener Küche als „Rindsgulasch“ bezeichnen würde und das durch eine starke Zugabe von Pfeffer seinen typischen Geschmack erhält (und die in Zeiten vor Erfindung des Kühlschranks den Odeur des Abgehangenen überdecken sollte). Es wird alljährlich im Oktober mit einem großen kulinarischen Fest in der Innenstadt gefeiert, das auf eine rheinisch-westfälische Fehde im Mittelalter zurück geht. Im Jahr 1378 hatte eine verräterische Dortmunder Kaufmannswitwe ein „Krösken“ mit einem Grafen aus dem niederrheinischen Dinslaken. Als der die Stadt Dortmund überfallen wollte, lenkte sie die Wachen mit der Bitte ab, dass sie ihr etwas „hast“ (also Rindfleisch) besorgen sollten. Daraus wollte die gute Frau den armen Männern ihr Leibgericht kochen. Die Wachen zogen freudig los – und die feindlichen Soldaten konnten eindringen. So etwas würde heute wohl nur noch Schalke-Fans einfallen.

Betrachtet man die Landkarte, so stellt man fest, dass das heutige Westfalen die Form eines Herzens hat. Das östliche Ruhrgebiet bildet einen Teil der westlichen Herzkammer, deren Zentrum wiederum Dortmund ist. So lebt die Stadt in einem manchmal unüberbrückbaren Zwiespalt. Kulturell westfälisch geprägt, teilt sie die verschiedenen Stadien der industriellen Revolution, die das Ruhrgebiet in den letzten 150 Jahren explosionsartig durchlebte, mit den rheinischen Städten der Region. Die sozialen Verwerfungen, die die Masseneinwanderung und der rapide Anstieg der Bevölkerung auf 5 Millionen Mäuler, die gestopft werden wollten, mit sich brachten, waren der Entwicklung einer eigenständigen Küchentradition nur selten förderlich.

Dabei hatte Dortmund kulinarisch schon immer eine Menge zu bieten. Das zeigt sich heute besonders im musealen Bereich. Die Stadt ist Heimat des Deutschen Kochbuchmuseums und eines Brauereimuseums. Auf dem Ostenfriedhof ist Henriette Davidis begraben, die Autorin des ersten modernen Kochbuchs überhaupt. Ihr „Praktisches Kochbuch“ ist durchaus westfälisch geprägt und für viele Köche im Ruhrgebiet eine wichtige historische Inspirationsquelle. Bis weit in 20. Jahrhundert hinein war das Dortmunder Exportbier ein Weltmarke und Dortmund – neben München – die deutsche Bierstadt schlechthin. Heute sind die Dortmunder Brauerei-Aktivitäten unter einer Dachmarke zusammen gefasst, die als eine Art Solidarbeitrag zur Wiedervereinigung unter dem Namen „Radeberger“ firmiert, nach einer ebenfalls zum Konzern gehörenden Brauerei in Sachsen.

Es ist eine Dortmunder Besonderheit, dass die Stadt über zahlreiche stattliche, traditionsreiche Gasthöfe verfügt, die die westfälische Fahne mit der gleichen Selbstverständlichkeit hochhalten wie die bayerischen Wirtschaften das weißblaue Löwenbanner. Einer der stattlichsten ist die „Overkamp Gastronomie“ in Dortmund-Höchsten, die im letzten Jahr mit dem zweiten Platz beim „Westfälischen Gastronomiepreis“ in der Kategorie „Gasthöfe und Landhäuser“ ausgezeichnet wurde. Küchenchef des über 300 Jahre alte Familienbetriebs ist Günther Overkamp-Klein. So populär der sich ständig vergrößernde Gasthof beim Publikum ist, so konsequent ist das regionale Konzept der Küche, das sich in dem Kochbuch „Lecka Dortmund“ manifestiert. „Nein“, meint Senior-Chef Heinrich Overkamp im Vorwort, „wir haben kein Kochbuch gemacht – es ist mehr. Es ist der Ausdruck unserer Verbundenheit mit unserer Stadt.“

Die Verbundenheit mit der Region bekräftigt die „Overkamp Gastronomie“ u.a. mit ihrer Mitgliedschaft im Verein „Westfälisch genießen“. 30 gastronomische Betriebe, dazu Getränke- und Food-Hersteller vom Münster- bis ins Sauerland, von der Lippe bis zur Ruhr, haben sich seit 18 Jahren zusammengetan, um das kulinarische Erbe der Region zu pflegen, zu vermarkten und gemeinsam Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Die Brauerei Warsteiner gehört genauso dazu wie der Pumpernickel-Produzent Mestemacher oder die Metzgerei Marten. Die Mitglieder haben gemeinsam ein westfälisches Kochbuch herausgebracht.

Die Restaurants sind allesamt besuchenswerte Ausflugziele, bei denen sich Genuss und Freizeitgestaltung bestens verbinden lassen. Im Ruhrgebiet sind das neben der „Overkamp Gastronomie“ noch das Hotel-Restaurant „Zum Neuling“ in Bochum und die „Rohrmeisterei“ in Schwerte.

„Zum Neuling“ ist ähnlich wie die „Overkamp Gastronomie“ ein alteingesessener Familienbetrieb. Seit über 100 Jahren betreibt die Familien Schmidt in Bochum-Weitmar-Neuling das Gasthaus, ursprünglich als Bergmannskneipe mit Tanz, gelegentlichen Boxkämpfen und einem Schießstand. Für viele Vereine wurde es zu einem Vereinslokal. Damals außerhalb der Stadt, ist der Stadtteil Neuling heute ein dichtbesiedeltes Wohngebiet, und das Hotel-Restaurant eine der profiliertesten gutbürgerlichen Adressen Bochums. Immer wieder stellt Junior-Chef Axel Schmidt westfälische Gerichte auf die Karte, für das heutige Publikum fein überarbeitet. Wie Overkamp arbeitet er mit zahlreichen regionalen Lieferanten und Produzenten zusammen.

Dieses klare kulinarische Profil veranlasste „Slow Food im Ruhrgebiet“ im Frühjahr dazu, im „Neuling“ ein sog. „Stammessen Westfälisch“ zu veranstalten. Als regionaler Ableger der internationalen Genießervereinigung hat „Slow Food im Ruhrgebiet“ für die Kulturhauptstadt RUHR.2010 eine Menü-Reihe konzipiert, die die fünf Säulen der Ruhrgebietsküche abbildet. Die Ruhrgebietsküche, so formulierten die „Slow Foodies“ in einem Manifest, sei eine typische Metropolenküche, die besonders durch die Zuwanderung der Arbeitsimigranten geprägt ist. Die Basis-Küchen bilden die historischen Regionen des Ruhrgebiets, das Rheinland und Westfalen, die durch die nachhaltigen Einflüsse aus der polnischen, italienischen und türkischen ergänzt werden. Ende November gibt es ein „Gastmahl Polnisch“ mit Restaurant „Gurski“ in Mülheim an der Ruhr.

Aus der Slow-Food-Diskussion um die Ruhrgebietsküche entwickelte sich eine weitere Idee, die zur Gründung der Köchevereinigung „ReVier“ führte. Auf Anregung des Herner Slow-Food-Vorsitzenden Hartmut Julius Meimberg vom Weinrestaurant „Julius“ taten sich er, Stefan Manier vom „Gasthaus Stromberg“ in Waltrop, Dirk Eggers vom Hotel-Restaurant „Eggers“ in Sprockhövel und Mario Kalweit von „La cuisine d’art manger“ in Dortmund zusammen, um ihre Vision einer „Neuen Ruhrgebietsküche“ zu verwirklichen. Alle vier sind dabei stark von der westfälischen Küche geprägt.

„Unser Ziel ist es, die traditionellen Gerichte unserer Region auf hohem Niveau neu zu interpretieren“, erklärt WDR-Koch Mario Kalweit, der zusammen mit Hartmut Meimberg Sprecher der Gruppe ist. „Es geht uns darum, dass unsere Mitglieder sich dabei in ihrer individuellen Art zu Kochen darstellen können“, ergänzt Meimberg. So hatten alle vier Restaurants im Oktober und z.T. noch im November ein regionales Herbstmenü auf dem Programm. Im Kulturhauptstadtjahr wird die Aktion fortgesetzt.

Mit dem Begriff „Neue Ruhrgebietsküche“ nahm „ReVier“ einen Ball auf, den der „FC Ruhrgebiet“ bereits 2006 ins kulinarische Stadion des Ruhrgebiets geworfen hat. Auf Anregung von Gastro-Journalisten taten sich anfangs 13, heute 22 Spitzenköche aus dem Ruhrgebiet zusammen, um die schlummernde kulinarische Region wach zu rütteln. So unterschiedlich die Köche auch sind, gemeinsam ist ihnen die Faszination für den Fußball, die sich im Namen des Vereins widerspiegelt. Mit Küchen-Partys, Koch-Events und Catering-Aktionen propagieren sie ihre junge, populäre Art der „Neuen Ruhrgebietsküche“, bei der die westfälische Küche allerdings eine ausschlaggebende Rolle spielt.

Gründungsmitglied vom „FC Ruhrgebiet“ ist Manfred Kobinger, Küchenchef der „Rohrmeisterei“ in Schwerte. In diesem Bürger- und Kulturzentrums manifestiert sich das „Neue Ruhrgebiet“, wird die Kultur in der Metropole Ruhr deutlich. Das Restaurant ist in den Räumlichkeiten einer alten Fabrikhalle untergebracht, die zum industriekulturellen Erbe der Region gehört. Ursprünglich als Pumpstation am Ufer der Ruhr erbaut, wurden hier später die Rohre für die Wasserversorgung des Großraum Dortmunds instandgesetzt.

Selbstverständlich ist die „Rohrmeisterei“ auch Mitglied von „Westfälisch genießen“. „Unsere moderne Interpretation der westfälischen Küche wird vom Publikum gern angenommen“, meint Manfred Kobinger, „zumal wir auf die Produkte regionaler Produzenten zurückgreifen können.“ So steht auf der Speisekarte eine Käseplatte mit Spezialitäten der Käserei Wellie in Fröndenberg an der Ruhr, und eine weitere Spezialität wird nur ein paar Türen produziert. Im Gebäudekomplex der „Rohrmeisterei“ ist die „Schwerter Senfmühle“ untergebracht, einer der letzten handwerklich arbeitenden Senfhersteller Westfalens.

Wie eifrig die die Köche im Ruhrgebiet nach ihren Wurzeln suchen, zeigt, dass immer wieder Häuser aus dem östlichen Teil des Reviers mit dem „Westfälischen Gastronomiepreis“ ausgezeichnet werden, den die Leser des „Westfalenmagazins“ im letzen Jahr erstmals vergaben. Franz L. Lauters „Venus im Schloss Nordkirchen“, Jürgen Fassbenders „Wielandstuben“ in Hamm, „Hürsters Kochwerkstatt“ in Dortmund-Bodelschwingh oder die „Overkamp Gastronomie“ in Dortmund-Höchsten gelangten 2008 auf die vorderen Plätze in verschiedenen Kategorien.

Wie wenig provinziell regionale Küche sein kann, beweist „FC Ruhrgebiet“-Mitglied Heiko Antoniewizc. Der einstige Gründer des Dortmunder Partyservice „Art Manger“ gilt heute als einer der „Päpste der Molekularküche“ in Deutschland. In aller Welt weist er, ganz im Sinne des Molekularküchen-Erfinders Ferran Adrià, angehende Köche mit Seminaren und Schulungen in die modernsten Gar- und Kochtechniken ein. Und für „FC Ruhrgebiet“ kocht er auch selbst: Sein „Pfefferpotthast 2.0“ befördert das Gericht aus der Bodenständigkeit Westfalens in die Gefilde des globalisierten Genusses.

Lecker Dortmund? Sicher. Neue Ruhrgebietsküche? Auf alle Fälle. 

Sonja Gehlen-Bremer bei „Land & lecker“


Am Mittwoch, den 30. September, läuft um 21 Uhr die Folge der Senderreihe „Land & lecker“ im WDR Fernsehen, die sich um Sonja Gehlen-Bremer und den Archehof Ibing in Wetter dreht. Sonja kocht „Oma Kathrinas Erkältungs-Hühnerbrühe“, „Kaninchen im Speckmantel“ und „Karamellcrème aus Schafsmilch“ – natürlich aus selbst erzeugten Produkten. Denn auf dem Archehof Ibing werden Hühner, Kaninchen und Schafe gezüchtet. Die Rezepte können Sie hier nachlesen, weitere Informationen über den Archehof Ibing hier.
Auf dem Bild oben ist Sonja auf ihrem Hoffest mit den Mädels vom Artzberg-Hof im Bergischen zu sehen. Die Betreiberin Jutta Kuhles ist Protagonistin der letzten Folge von „Land & lecker“, die am 7.10. läuft.

Schafe auf dem Archehof Ibing

Freitag, 25. September 2009

Restaurantführer „Essen geht aus“ erschienen


Gestern war die große Präsentations-Party des Restaurantführers „Essen geht aus“. Wie jedes Jahr hatte der Überblick Verlag ins „Jagdhaus Schellenberg“ hoch über den Baldeneysee geladen. Chefredakteur Peter Erik Hillenbach stellte routiniert die mittlerweile 8. Ausgabe vor, dem Jahr der Krise zum Trotz und als Vorgeschmack auf die Kulturhauptstadt RUHR.2010 prall gefüllt mit Informationen. Über 300 Restaurants in Essen und Umgebung wurden getestet.

Chefredakteur Peter Erik Hillenbach

Wieder einmal wurde bestätigt, das Essen die kulinarische Hauptstadt des Ruhrgebiets ist. Nicht nur, dass die Stadt das Zwei-Sterne-Restaurant „Résidence“ beherbergt, sondern auch heiße Anwärter auf einen Stern, allen voran das „Nero“ im Schloss Hugenpoet. Als neue Trends in der Stadt konnten die EGA-Tester den „Rü-Style“ ausmachen, typische Metropolen-Restaurants, wie sie nur der Stadtteil Rüttenscheid hervorbringen kann. Bestes Beispiel dafür ist das „Lorenz“.
Als „im Trend“ tituliert das Heft auch die gutbürgerlichen Lokale der Stadt. Wir sind ja schließlich im Ruhrgebiet. Angeführt wird die Liste der „Rouladentempel“ vom „Parkhaus Hügel“ zu Füßen der gleichnamigen Villa.
Entdeckt wurde auch das Selber Kochen, quasi das „cooking“ als „cocooning“. Sieben Spitzenköche der Stadt, von Erika Bergheim („Nero“) über Henri Bach („Résidence“) bis Hatem Srour („La Grappa“) verraten ihre Lieblingsrezepte für den heimischen Herd.
„Essen geht aus“, 240 Seiten, 6,80 Euro. Erhältlich im Zeitschriftenhandel.

Mittwoch, 23. September 2009

Kein Kummer mit dem Hummer: Nelson Müller in der Essener „Schote“

Update November 2024: Nelson Müller übernimmt das Hotel Diepeschrather Mühle in Bergisch-Gladbach und zieht mit der "Schote" dorthin. Klick hier

Update 2017: Mittlerweile ist die Schote in das Bistro "Müller's auf der Rü" integriert.


Seit Anfang der 1990er Jahr ist die „Schote“ in Essen-Rüttenscheid mit ihrer frischen und auch anspruchsvollen Küche eine Institution. Vor zwei Jahren habe ich dort einmal ein wunderbares Bison-Filet gegessen, und als der Essener Koch Nelson Müller in der letzten Folge von „Lanz kocht“ vor der Sommerpause ebenfalls Bison zubereitete, musste ich daran denken. Und ausgerechnet dieser Nelson Müller hat jetzt die „Schote“ übernommen.
Ambientemäßig hat er den Laden mühelos ins 21. Jahrhundert befördert. Die Innenarchitekten Sven Bönninger und Beate Lippe haben den Gastraum modern und licht ausgestattet. Großformatige Kunst hängt an den Wänden, die nicht herauszuoperierenden tragenden Säulen wurden in dezent beleuchtete Schleier aus Glasperlen gesteckt. Seit dem 1. September kocht Nelson Müller hier zusammen mit drei weiteren Köchen, und der Laden ist immer voll. „Früher war’s gut hier, und jetzt ist es auch gut hier“, haben ihm die Stammkunden bescheinigt.
Nur eben etwas anders. Die Karte zeigt deutlich, wo der 30-jährige Koch sein Handwerk gelernt hat: in einigen der ersten Sternehäusern Deutschlands, z.B. bei Holger Bodendorf im „Veneto“ auf Sylt oder bei Henri Bach in der Essen-Kettwiger „Rèsidence“. Zwei Menüs bietet er an. Das preiswertere zu 48 Euro namens „roots“ besteht aus bodenständigeren Zutaten wie Petersilienwurzelcremesuppe, Rücken und Bäckchen vom Hohenloher Milchferkel und Spitzkohl. Das teurere mit zu 68 Euro mit dem Namen "culture" aus den typischen Sterne-Produkten Jakobsmuschel, Atlantiksteinbutt und Entrecôte.
Wer davon etwas ab haben möchte, sollte jedoch rechtzeitig einen Tisch bestellen. Denn der Laden läuft ziemlich gut. Sicherlich spielt dabei die Popularität, die der aus Ghana stammende, in Süddeutschland aufgewachsene und jetzt seit acht Jahren in Essen lebende Nelson Müller durch seine Fernsehauftritte gewonnen hat, eine Rolle. Einen Hang zum Entertainment hat Nelson Müller, der auch singt und Musik macht, sowieso. Am Freitag, den 25. September, tritt er wieder bei „Lanz kocht“ auf – an der Seite der Kochlegende Hans Haas vom Münchener „Tantris“ und den ständigen Kollegen Johann Lafer, Alfons Schuhbeck und Cornelia Poletto.

Restaurantchefin Wiebke Lübbers

Dienstag, 22. September 2009

Neu in Bochum: Fräulein Coffea

Ab Sommer 2020 unter neuer Leitung
Nina und Katrin


Wo einst der „Geist von Malente“ sein Unwesen trieb, duftet jetzt der Bio-Kaffee. In dem ehemaligen Fachgeschäft für intellektuelle Fußballfans an der Bochumer Oskar-Hoffmann-Straße/Ecke Jakobstraße haben Nina und Katrin Oberheitmann letzten Samstag das Café „Fräulein Coffea“ eröffnet. Hier schenken die Schwestern, die das Gastronomiegeschäft im Bochumer Bermudadreieck von der Pike auf kennen gelernt haben, in chilligem 60's-Ambiente zwischen coolen Schwarzweißfotos vom Fotografen-Papa frischgebrühten Edel-Kaffee in allen Aggregatzuständen aus. Der wurde in der Behindertenwerkstatt „Gottessegen“ in Bochum-Wattenscheid in kleinsten Mengen streng handwerklich geröstet.
Die beiden Kaffee-Fräuleins sind als Existenzgründer Wegbereiter des kleinen Strukturwandels im Stadtteil Ehrenfeld. In Spuckweite vom Bochumer Schauspielhaus, in Rufweite vom Bermudadreieck und in Handyweite vom Rest der Welt, mausert sich diese Ecke der Stadt zur Zeit zum Bochumer In-Viertel für Kreativwirtschaftler, auch wenn der Bau der Bochumer Symphonie an der Viktoriastraße wegen leerer Stadtkassen praktisch zum Erliegen gekommen ist. Was von oben nicht klappt, wird jetzt von unten geregelt. Die Versorgung der modernen Denker mit Koffein ist jetzt immerhin sicher gestellt. Für feste Nahrung sorgt die „Pizzeria Teatro“ gegenüber, die das spießige Straßenbild der Oskar-Hoffmann-Straße schon seit einiger Zeit mit ihrer improvisierten Außenbestuhlung mediterran belebt.




Weitere Tipps aus der Bochumer Nachbarschaft klick hier
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Café Mascha klick hier
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Königsallee 1 klick hier
Kleene Tocke klick hier
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Sonntag, 20. September 2009

An der Ahr


An diesem Wochenende machten der Genießer, der Weindeuter und drei weitere Weinfreunde ihren alljährlichen Herbstausflug an die Ahr: Weingüter besuchen, den Rotweinwanderweg entlanglaufen und natürlich Wein trinken. Vom Ruhrgebiet ist die Ahr nur etwa eineinhalb Autostunden entfernt, und dennoch kommt man sich vor wie in einer anderen Welt. Bizarre Schieferfelsen mit sensationellen Steillagen prägen den Canyon des kleinen Rheinzuflusses. Bei herrlichem Spätsommerwetter war die wunderbare Landschaft in Wagner-Farben gehüllt (wenn es so etwas gibt): Nebel waberten, die Sonnenstrahlen blitzten wie das Rheingold - und die Touristen im Weinort Rech tanzten Polonaise.


Unsere erste Anlaufstation war das „Weingut Kreuzberg“ in Dernau, einer der innovativsten Betriebe im Ahrtal. Zusammen mit dem Winzer Martin Tesch von der Nahe hat Ludwig Kreuzberg die „unplugged“-Philosophie entwickelt: Wie bei Tesch der Riesling, kommt bei ihm der Spätburgunder völlig unmanipuliert auf die Flasche. Besonderen Spaß macht es, sich die phantastischen Früh- und Spätburgunder des Hauses von Kundenbetreuer Paul Schneider präsentieren zu lassen. Mit Pferdeschwanz, Tattoos und unnachahmlichem rheinischen Akzent erläutert er kompetent die edlen Tropfen des Spitzenweinguts. Aber auch Senior-Chef Jupp Kreuzberg ist ein Original. Zur Gitarre singt er Lieder über die Ahr, die man gern auch als Cover-Versionen von Helge Schneider hören würde.
Die obligatorische Wanderung durch die Weinberge führte uns nachmittags nach Rech, wo der Weindeuter sich auf dem Weinfest um ein Rendezvous mit der frischgekürten Weinkönigin bemühte. Die holde Maid war jedoch immer gerade da, wo wir nicht waren, so dass wir schließlich das trubelige Weinfest verließen, um in Mayschoss im Gasthof „Zur Saffenburg“ zu Abend zu essen. Auf den ersten Blick wirkte die die Speisekarte wie eine langweilige Schnitzel- und Steakparade. Doch das war reinstes Understatement. Was auf dem Tisch kam, waren erstklassiges Fleisch, wunderbare frische Gemüse und beste Bratkartoffeln. Der Genießer konnte nicht genug bekommen vom Wildschweinragout mit Backpflaumensauce.
Der Sonntag begann nach der Übernachtung in der "Martinsklause" mit einem Pflichtbesuch in der Winzergenossenschaft Mayschoss, der ältesten Genossenschaft der Welt und heute ein weintouristischer Fixpunkt für Busunternehmer aus ganz NRW und darüberhinaus. Die Weine, die hier produziert werden, sind aber alles andere als übel. Im Weinmuseum der Genossen hatten wir schließlich doch noch eine Begegnung der anderen Art mit der Weinkönigin: als Schaufensterpuppe in einer schneewittchensargähnlichen Vitrine.
Auf dem Rückweg nach Bochum kehrten wir nach einem erneuten kleineren Spaziergang über den Rotweinwanderweg im „Kloster Marienthal“ ein. Der Betrieb in einer elegant hergerichteten Klosterruine war bis vor ein paar Jahren ein hessisches Staatsweingut auf Rheinland-Pfälzischem Boden. Heute wird es als Joint Venture der renommierten Ahr-Winzer Meyer-Näkel, Brogsitter und der Winzergenossenschaft Mayschoss geführt und produziert zwei großartige Spätburgunder: den „Mönch“ und den „Abt“.
Infos über die Weine, denen wir zusprachen, gibt es beim Weindeuter. (Über Anzahl der geleerten Flaschen, das Schnarchverhalten von Weintrinkern im Dreibettzimmer und den Verbrauch von chemischen und natürlichen Katerbekämpfungsmitteln wurde Stillschweigen vereinbart.)

Samstag, 19. September 2009

Freitag, 18. September 2009

Auf dem Balkon: Reste-Essen


Gestern Abend schien doch tatsächlich wieder die Sonne, und ich vertilgte auf dem Balkon eine übrig gebliebene Rinderroulade vom „Rache ist Blutwurst“-Menü. Dazu gab’s Bamberger Hörnla, eine vom Aussterben bedrohte Kartoffelsorte, die aber in Witten noch angebaut wird. Sonja Gehlen-Bremer vom Archehof Ibing brachte mir einen Sack davon mit, aber auch die „Freundin des guten Geschmacks“ hatte schon in ihrem Blog davon berichtet. Da erfahrt ihr auch, wo ihr die Bamberger aus Witten kaufen könnt.
Spontan entkorkte ich noch einen 1998er Chateau Lamothe-Bergeron, einen nicht zu schweren, trinkreifen Bordeaux aus dem Haut-Médoc.
Es schmeckte wunderbar. Das etwas trocken gewordene Fleisch, war nach dem Aufwärmen in dem wunderbaren, eingekochten Fond von derber Zartheit, und die fruchtige Säure des Weins erweiterte die schwere Süße der Backpflaumenfüllung um eine erfrischende Note. Die Bamberger Hörnla waren eigentlich für so eine Saucen-Schlacht zu festkochend, entschädigten aber durch ihre einzigartige Textur. Auf eine Salatbeilage verzichtete ich aus „Diätgründen“, um den Mahlzeitvogel zu zitieren. Ich hatte ganz einfach keinen.

Bamberger Hörnla, gekocht
Rezepte: Auf dem Balkon

Donnerstag, 17. September 2009

Rache ist Blutwurst: Hausmannskost für Frau Jahnke


Gerburg Jahnke beim Genießer

Irgendwann vor 12, 13 Jahren haben der Genießer und der Weindeuter eine wunderbare Homestory für das selige MARABO MAGAZIN über das Kabarett-Duo „Missfits“ gemacht. Weil Gerburg Jahnke und Stefanie Überall damals aber immer auf Tour waren, konnten Thomas und ich die beiden nicht in Oberhausen besuchen, sondern mussten nach Berlin fahren. Es wurde ein wunderbares Wochenende. Wir wohnten mit den Damen in einer riesigen Berliner Altbauwohnung, besuchten mehrere Vorstellungen, eine Party mit Dieter Hildebrandt und Thomas machte bizarre Fotos von den beiden mit einem Requisitenklo vor dem Reichstag.
Heute tritt Frau Jahnke solo auf, und der Genießer nannte sie im Rezensenten-Übermut vor einiger Zeit „Hausmannskost zum Lachen“. Das konnte Frau Jahnke allerdings unmöglich auf sich sitzen lassen und forderte Abbitte. Also kochte der Genießer für Frau Jahnke Hausmannskost – und Gerburg verzieh.
Zum großen Menü „Rache ist Blutwurst“ traf sich vorgestern eine illustre Gästeschar von 20 (!) Personen im Weinrestaurant „Julius“ in Herne, wo der Genießer mit großer Geste die Küche verwüsten durfte. Die Ehrenqueen des Abends brachte ihren Verlobten mit, den rotweißen Oberhausener Fußballpräsidenten Hajo Sommers. In der Küche halfen die Slow-Food-Freunde Christian, Jochen und Monika, die mehr als einmal die Situation am Herd und im Service retteten. Den Mundschenk machte Hausherr Hartmut Julius Meimberg.


Und so konnten sich die Gäste – so hochkarätige Feinschmecker wie Sonja Gehlen-Bremer (Archehof Ibing), Herwig Niggemann (Niggemann Food Frischemarkt), Peter Erik Hillenbach (Essen geht aus) oder Manfred Weniger (Essengenuss) samt ihren Gatten und Gattinnen und weitere liebe Gern-Esser - das Hausmannskostmenü schmecken lassen, das die fünf Säulen der Ruhrgebietsküche abdeckte: die rheinische, die westfälische, die italienische, die türkische und die polnische Küche. Der Genießer kochte: Duo von Westfälischer Auster und Himmel und Erde, türkische Linsensuppe, italienische Spaghetti mit roter Ananas-Tomaten-Sauce, schlesische Rinderrouladen mit Backpflaumenfüllung und Rheinische Arme Ritter mit Westfälischem Liebestrank. Über die begleitenden Weine berichtet der Weindeuter, der auch die Fotos gemacht hat.
Gerburg Jahnke erhielt sogar eine Extrawurst: Fisch. Für sie ließ der Genießer Kabeljau in Senfsoße ziehen - anstelle der Rouladen zum Hauptgang.

Dienstag, 15. September 2009

Auf dem Balkon: Pollo all’Aglio e Rosmarino


Am Samstag dachte ich, dass ich noch einmal auf dem Balkon essen und meine kulinarische Italophilie ausleben sollte, bevor der Herbst ausbricht. Also kaufte ich mir auf dem Heimweg abends bei Karstadt im Rhein-Ruhr-Zentrum an der A40 in Mülheim eine Hähnchenbrust. Das konventinell erzeugte Produkt war gar nicht so schlecht, weil ziemlich frisch. Ich bin erst am Montag dazu gekommen, sie zu machen, und sie war nach zwei Tagen noch wunderbar.
Früher hatten sie bei Karstadt tolle Bioware, aber das haben sie abgeschafft, so dass ich kaum noch dort einkaufe. Ein typisches Beispiel für die Gründe der Karstadt-Pleite. Die gute (und teure) Ware wurde zu wenig gekauft, so dass sie aus dem Sortiment genommen wurde, und dann gingen die, die noch etwas kaufen wollten, auch nicht mehr hin.
Das Rezept, nachdem ich das Hühnchen zubereitete, stammt aus einem meiner italienischen Lieblingskochbüchern, „Aus Italiens Küchen“ von Marianne Kaltenbach und Virginia Cerabolini. Das Buch ist in den letzten 27 Jahren in verschiedenen Ausstattungen erschienen. Das Rezept ist so simpel wie lecker.

Rezept: Pollo all’Aglio e Rosmarino
Zutaten:
1 Hähnchenbrust mit Haut und Knochen
1 Glas Weißwein
1 Dose Pelati (geschälte Tomaten, 400 g)
1 Rosmarinzweig
1 Knoblauchzehe
1 EL Olivenöl
Salz

Rosmarinblätter und Knoblauch fein hacken. Hähnchenbrustfilets vom Knochen lösen. (Die Karkasse wanderte erst mal ins Tiefkühlfach. Ich werde sie beizeiten für eine Hühnerbrühe verwenden). Überschüssiges Fett entfernen. Die Filets in mundgerechte Stücke schneiden und in einer heißen Pfanne ohne Fett goldgelb anbraten. Ein Glas Weißwein darüber gießen und komplett verdampfen lassen. Tomaten aus der Dose darüber geben, gehackten Rosmarin und Knoblauch, etwas Salz und Olivenöl hinzufügen, umrühren und bei niedriger Hitze eine halbe bis dreiviertel Stunde fertig garen.
Diesmal habe ich das Gericht als Spaghettisauce verwendet. Normalerweise esse ich dazu Gnocchi. Fürs Foto habe ich etwas Parmesan darüber geraspelt, was sehr lecker ist. Muss aber nicht sein.


Rezepte: Auf dem Balkon

Sonntag, 13. September 2009

Gestern bei Mama: Kalbsleber mit Stampfkartoffeln, Röstzwiebeln und Apfelkompott


Gestern habe ich für Mama Kalbsleber mit Stampfkartoffeln und Apfelkompott gemacht. Das gab es früher bei uns oft.
Ich habe natürlich Bio-Kalbsleber gekauft, denn die Leber ist ein Organ, das wie ein Filter funktioniert und in dem sich die Schadstoffe sammeln, die ein Tier zu sich nimmt. Deshalb ist es wichtig, dass es mit Bio-Futter gemästet wird.
Zu Leber passen am besten Äpfel und Zwiebeln.

Rezept: Kalbsleber mit Stampfkartoffeln, Röstzwiebeln und Apfelkompott

Zutaten:
Leber
Pfeffer, Salz, eventuell Mehl
mehlig kochende Kartoffeln
Milch, Butter,
Muskat
Äpfel
Zimt, 1 Sternanis, 1 Nelke, Zucker

Kartoffeln schälen, in ca. 20 Minuten in Salzwasser gar kochen. Milch erwärmen. Kartoffeln zerstampfen, etwas Milch und Butter hinzufügen und so lange mit einem Holzlöffel umrühren, bis ein schönes Püree entstanden ist. Mit Muskat, Pfeffer und Salz würzen.
Äpfel schälen, in Stücke schneiden, vom Kerngehäuse befreien. Mit etwas Wasser, 1 Zimtstange, 1 Sternanis und 1 Nelke bei niedriger Hitze ca. 10 Minuten kochen, bis sie zerfallen. Mit Zucker süßen.
Leber von Sehnen und Häuten befreien. Pfefern, eventuell in Mehl wälzen, damit sie beim Braten eine schöne Farbe bekommt. Auf beiden Seiten kurze Zeit braten, bis sie gerade durch ist. Mit Salz (Fleur de Sel) würzen.


Rezepte: Gestern bei Mama

Ein typischer Tag im Leben des Genießers

Der A-la-Carte-Betrieb in der Gastronomie im Stdtpark ist geschlossen.

Ochsenbäckchen mit Pflaumen, Pfifferlingen und Schupfnudeln unter einer Garnele

Freitag war so ein Tag, bei dem die Blog-Leser hoffentlich grün vor Neid werden, wenn sie lesen, was der Genießer so alles getrieben hat. Abends war er privat mit ein paar Freunden auf der großen „Exclusivité“-Weinprobe vom Mövenpick Weinkeller in Dortmund (siehe unten). Nachmittags wurde er in seiner Eigenschaft als Verfechter der Ruhrgebietsküche von „98.5 Radio Bochum“ zum Thema „Schlabberkappes“ interviewt. (Leider konnte ich es nicht hören, weil es überraschenderweise gleich abends gesendet wurde, als ich in Dortmund war.)
Mittags hat der Genießer allerdings auch richtig gearbeitet. Für eine redaktionelle Vorstellung des Bochumer Restaurants „Orangerie im Stadtpark“ in der nächsten Ausgabe des „Wirtschaftsmagazins Ruhr“ probierte er neun Gänge eines Degustationsmenüs, das der neue Küchenchef Michael Hau extra für ihn vorbereitet hatte. Angefangen bei wunderbaren Kleinigkeiten wie z.B. hausgebeiztem Lachs, Matjessalat, Schnibbelbohnen, karamellisierten Pumpernickelstreifen und Gänseleberpastete mit Süßweingelee, über einem Champagner-Senfrahmsüppchen bis hin zu Thunfischsteak mit Kartoffel-Rösti oder Ochsenbäckchen mit Garnelen, Pflaumen, Pfifferlingen und Mohn-Schupfnudeln, einer Gorgonzola-Pastete mit Feigengelee und einem Dessert aus edelsten Schokoladen erlebte der Genießer die ganze Vielfalt einer gehobenen, gleichwohl bodenständigen Küche, an der es in dieser Qualität in Bochum bislang gefehlt hat. Bereits auf der Gourmetmeile „Bochum kulinarisch“ hatte Michael Hau bewiesen, dass er in der Lage ist, der altehrwürdigen Stadtpark-Gastronomie auch im À-la-Carte-Geschäft wieder eine neue Seele einzuhauchen.
Sahnehäubchen des kulinarischen Marathons war, dass Dominika Rudnick, Area Manager Marketing für die Marriott Hotels im Ruhrgebiet, den Genießer bei seiner kulinarischen Recherche charmant unterstützte. Marriott betreibt neben der Gastronomie im Stadtpark Bochum mit der Orangerie, der Bodega La Escalera und 10 multifunktionalen Veranstaltungsräumen auch das Renaissance Bochum Hotel, die Hotels Courtyard by Marriott Bochum Stadtpark und Courtyard by Marriott Gelsenkirchen sowie den Ratskeller im Bochumer Rathaus.
Eigentlich wollte sie nur bei ein, zwei Gängen des Gourmet-Marathons mitnaschen. Aber es entspann sich anregendes, kurzweiliges Gespräch über die hohe Kunst des Genießens, die profane Lust am Internet-Machen und die interessante Situation der Hotellerie im Ruhrgebiet, das sich wunderbarerweise bis in den Nachmittag hinzog, immer wieder unterbrochen von den Grüßen aus der Küche.
Raten Sie mal, wie der Genießer diese animierende Situation nutzte: Er fotografierte das Essen…

Samstag, 12. September 2009

Prime Time bei Mövenpick Wein



Gestern Abend war ich mit dem Weindeuter und einigen anderen Weinfreunden auf der großen „Exclusivitè“-Weinprobe im Mövenpick Weinkeller Dortmund. Mit diesem Event läutete die bundesweite Weinfachhandelskette mit Stammsitz im Indu-Park in Dortmund eine neue Marketing-Runde ein. Alle Kunden des Hauses hatten eine Einladung mit Gutschein für den Wein-Event, der sich von Mittwoch bis zum heutigen Samstag hinzog, bekommen. Fast 50 Weine standen zur Gratis-Verkosten in Selbstbedienung bereit. Darunter Supertropfen unter 10 Euro wie der „Sello del Rey“ (9,50 Euro) oder der „Jubiläums Riesling 60 Jahre Mövenpick“ von Molitor (7,90 Euro). Zum Weintrinker-Paradies wurde die Veranstaltung jedoch durch die Highlights, die einfach so zum Trinken dastanden: etwa der 2005 Pesquera von Alejandro Fernandez (29,50 Euro), der 2004 Barolo Chirlet von der Azienda Agricola Simone Scaletta (29,90 Euro) oder gar der 2005 Chateauneuf-du-Pape von Chateau de Beaucastel (46 Euro) oder der 2006 Vosne-Romanée „Quartiers de Nuits“ von der Domaine Jean-Claude Boisset (41,90 Euro). Ursprünglich war die „Exclusivité“-Probe als Österreich-Probe geplant. So kam es, dass ein Vertreter des Weingutes Bründlmayer anwesend war und die Spitzenweine dieses Erzeugers ausschenkte.
So wundert es nicht, dass sich die Weinliebhaber bei der Probe nur so drängten. Bei den Weinproben in letzter Zeit hatte der Mövenpick Weinkeller den faden Geschmack hinterlassen, nur noch die Reste auszuschenken, die sowieso weg mussten. Das war jetzt wie weggewischt. Allerdings ging manch guter Tropfen im Chaos unter.
Mehr Infos zur „Exclusivité“-Probe gibt’s beim Weindeuter.

Freitag, 11. September 2009

Eichelschwein Teil II: Abenteuer in Werne

Eichelschwein-Kotelett mit Labskauspüree (links hinter der Kartoffel)

Bei meinen kulinarischen Recherchen im Internet fiel mir gestern Vormittag auf der Speisekarte des Romantik-Hotels „Villa Sim-Jú“ in Werne folgendes Gericht ins Auge: „Bio-Eichelschweinrücken mit Schwarzbrotkruste und Labskaus-Pürée“. Ich war wie elektrisiert, schließlich hatte ich bei Manfred Wenigers „essengenuss“ für Dezember einen der exklusiven 170 Eichelschweinrücken aus der einzigen deutschen Produktion bestellt, die in Franken die traditionelle Eichelmast wieder belebt. Und als Preis waren mäßige 17,50 Euro angegeben. Spontan, wie ich manchmal bin, setzte ich mich also ins Auto und düste eine Stunde lang über A40, A45, A2 und A1 die knappen 60 Kilometer von Bochum nach Werne, um einen Vorgeschmack auf das bekommen, was mich in drei Monaten erwartet. (Über die CO2-Bilanz will ich da gar nicht nachdenken – die war voll der Punk.) Ich war davon überzeugt, dass mich nichts Schlechtes erwarten konnte. Seit einiger Zeit steht in der ehemaligen „Villa Suplie“, wie das Restaurant mit dem putzigen Namen früher hieß, Dieter Gerdes in Küchenverantwortung, ein Meisterkoch aus Norddeutschland, wie man am Labskaus als Beilage mitten in Westfalen unschwer bemerken konnte. In den 1980er Jahren erkochte er für das „Landhaus am Schlosspark“ in Rastede einen Michelin-Stern und Anfang der 2000er Jahre brachte er mit dem „Landgasthof Gerdes“ die thüringische Gastronomie auf Vordermann. Bei dem Mitglied der Köche-Vereinigung „Eurotoques“ waren selbstverständlich nur beste Zutaten und Produkte zu erwarten.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Ich bekam ein fantastisches, fünf Zentimeter dickes Kotelettstück am Knochen, das kerniger, nussiger und saftiger nicht hätte sein können. Es kam allerdings aus Spanien, wo man ja das beste Schweinefleisch überhaupt produziert, weil man sich dort an jene Tugenden erinnert, die die deutschen Mäster spätestens seit den 1960er Jahren vergessen haben. Ganz hervorragend hob die mit Senf verfeinerte Schwarzbrotkruste den Eigengeschmack des Fleisches hervor. Der Ausflug hatte sich voll gelohnt.
Doch leider hatte ich, bevor ich mich auf die lange Reise gemacht hatte, in Werne angerufen und gefragt, ob es das Eichelschwein auch wirklich gebe. Selbstverständlich, sagte man mir, man gebe jetzt schon in der Küche Bescheid, was ich Essen wolle. Das Ergebnis war, dass der fertige Schweinerücken, kaum dass ich eine halbe Stunde vor Küchenschluss am Tisch saß, herrlich duftend vor mir stand, ich aber keine Chance mehr hatte, mir noch eine Vorspeise zu bestellen, geschweige denn in den Genuss der gastronomische Segnung des „Grußes aus der Küche“ kam, die ein Menü in einem Restaurant von der Klasse der „Villa Sim-Jú“ in der Regel einzuleiten pflegt. Schon aus Trotz bestellte ich dennoch eine – nicht weniger hervorragende – Rinderbrühe mit Einlage (5 Euro) von der Vorspeisenkarte, die ich einfach nach dem Hauptgang aß. „Ist ja irgendwie komisch“, bemerkte die Restaurantchefin, die mich bediente.

Eichelschwein Teil I: Eins von 170

Donnerstag, 10. September 2009

Kochkurse: Saisonstart für Erlebnisköche

Die Duisburger Agentur KOOK ist spezialisiert auf die Organisation von Kochevents und Genussveranstaltungen jeglicher Größenordnung. In der zweiten Septemberhälfte startet das neue Programm von „Erlebniskochen & Weinschmecken“.
Mit dabei ist auch der Essener Koch Nelson Müller, der seit seinen Auftritten bei den ZDF-Shows „Lanz kocht“ und „Küchenschlacht“ der neue Star am Gastro-Himmel im Ruhrgebiet ist. Zudem hat der 30-Jährige die Essener Restaurant-Institution „Schote“ übernommen. Im September kocht er ein Menü frei nach dem Hit von Earth, Wind and Fire „Do you remember the 21st night of september“. Und im Oktober gibt es ein feines herbstliches Menü, das dem goldenen Monat alle Ehre erweist. Beide Termine finden in Kooperation mit der Kochschule „Food & Flavour by Nelson Müller“ statt.
Doch auch die weiteren Termine machen Spaß. Heike Nöthel bereitet in ihrem Mülheimer Restaurant „Am Kamin“ gemeinsam mit Kindern im Alter von 8 bis 12 Jahren ein Menü zu. Gregor Schuber vom „inside im Casino Duisburg“ entführt mit seinem Kochkurs in den Indian Summer. Im Oberhausener Restaurant „Opgen Rhein“ lernt der Hobbykoch etwas über „Fleisch vom Feinsten“ und wird zum Saucen-Fachmann. Peter Seidler im „Haus Duden“ in Wesel widmet sich unter dem Motto „Fischer’s Fritze“ dem Fisch.
Informationen und Buchungsmöglichkeiten:
http://www.erlebniskochen.de/ (Link: Essen / Mülheim / Duisburg / Niederrhein).

Mittwoch, 9. September 2009

Wurst vom Gourmet-Koch

Da war Mario Kalweit von „La Cuisine d’Art Manger“ die Begeisterung an der Nasenspitze anzusehen. Mit vollster Überzeugung drückte er mir neulich ein Fresspaket der besonderen Art in die Hand – eine Tüte mit vier Gläsern hausgemachter Wurst. Leber- und Blutwurst, Kochmett und Corned Beef, vom Gourmet-Koch mit der Hand hergestellt. Und zwar aus den Zutaten, die er auch für seine sternverdächtigen Gerichte im Restaurant verwendet, z.B. US-Black Angus Beef oder Iberico-Schwein, von Meisterhand gewürzt und abgeschmeckt, klassisch im Glas konserviert ohne jegliche Zusatzstoffe wie in der Industrie. Ich habe mir die köstlichen, derben Pasteten zu Hause so schnell aufs Frühstücksbrot geschmiert, dass ich glatt vergessen habe, sie zu fotografieren. (Ich werde wohl nie ein richtiger Blogger!) Hier also die Reste von meinen Schlemmerfrühstücken aus den letzten Tagen.