Montag, 3. August 2009

Kochbücher: Ruhrgebietsküche, Teil II

Hier noch einmal drei Kochbücher, die mir beim Abstauben meines Bücherregals in die Hände gefallen sind. Es sind allesamt Werke namhafter Köche aus dem Ruhrgebiet.


„Lecka Dortmund – Overkamps Kochbuch“. 168 Seiten mit vielen Fotos, futec Agentur & Verlag, ISBN: 3-00-020108-4, 19,50 Euro

Die Overkamp Gastronomie ist ein alteingesessener, über 300 Jahre alter imposanter Landgasthof im Dortmunder Süden. Als Mitglied der Vereinigungen „Westfälisch genießen“ und „Slow Food“ hat der heutige Chef Günther Overkamp-Klein die Küche seines Hauses eindeutig auf Regionalität ausgerichtet. „Global denken, regional handeln“ ist seine Devise. Aus dem Westfälischen stammen die Gerichte, die er seinen Gästen auftischt, von Lebensmittelproduzenten aus der Region die Zutaten, die er dafür verwendet.
Zusammen mit dem Autor Gerhard Besler hat Günther Overkamp-Klein Rezepte aus seiner Küche für das Kochbuch „lecka Dortmund“ zusammengestellt. Neben einer wahren Fundgrube an Gerichten wie klassischem Grünkohleintopf oder Pfefferpotthast bietet das Buch auch amüsanten Lesestoff über die Möglichkeiten, sich in Dortmund und Umgebung mit regionalen Produkten zu versorgen. „Lecka Dortmund“ ist mehr als ein Kochbuch. Es ist ein liebevolles Bekenntnis zu Dortmund und dem westfälischen Ruhrgebiet.


Frank Rosin: „Schmackofatz! Einfach gut kochen“. Mit kulinarischen Reportagen von Helmut Krause und André Laaks. 160 S. Knaur Ratgeber Verlage 2004. ISBN 3-426-66887-4. 19,90 Euro

Frank Rosin ist einer der wenigen Sterneköche im Ruhrgebiet. Seit 1991 betreibt der Sohn eines Großhändlers für Restaurantbedarf sein eigenes Restaurant in Dorsten. Der etwas in die Jahre gekommene „Junge Wilde“ ist ein überzeugter Ruhrgebietler und hat für die haute cuisine das erschlossen, was (nicht nur) seine Oma „Schmackofatz“ nannte: leckere Kleinigkeiten, die man sich gerne in den Mund steckt. Als ich vor einiger Zeit bei ihm essen war, hatte er ausgerechnet aus Elementen der türkischen Küche eine kleine Vorspeisen-Palette mit molekularem Einschlag zusammen gestellt. Diese multikulturelle Vermählung von Imbiss-Kost und Sterneküche kann nur im Ruhrgebiet passieren. So ist sein Kochbuch auch ein Spagat aus Bodenständigkeit und entsprechendem Küchen-ChiChi. Rezepte, die als Wegbereiter der Neuen Ruhrgebietsküche angesehen werden können, wechseln mit kurzen Reportagen über Einkaufsquellen und Lebensmittelproduzenten im Ruhrgebiet ab. Doch keine Angst, „gebratener Spargelsalat mit gerösteten Langostino-Zigarren“ oder „Wirsingpraline mit Feigenmarmelade“ können leicht nachgekocht werden.


Bernd Hendrick & Hartmut Kowsky-Kawelke: „Der Pott à la carte.“ Feine Ruhrgebietsküche und Dönekes aus dem Revier mit Rezepten von Manfred Schulte und Gisela Lorenz-Schulte. Mosaik Verlag 1994. ISBN 3-576-10413-5

„Der Pott à la carte“ ist als älteste Ruhrgebietskochbuch in meiner Sammlung bereits 15 Jahre alt und hat bei Erscheinen mein Interesse für die Küche der Region geweckt. Die Rezepte stammen von Manfred Schulte und seiner Frau Gisela, die in Duisburg-Rheinhausen den „Mühlenberger Hof“ betreiben. Schulte ist ein Kind des Ruhrgebiets. In Dortmund geboren, arbeitete er lange in Essen, bis er in der niederrheinischen Diaspora, wo das Ruhrgebiet heute typischer daherkommt als anderswo, sein eigenes Hotel-Restaurant eröffnete. Seine Rezepte sind herzhafte Alltagsgerichte aus dem Revier, die er professionell modifiziert hat und reichen von „Schluttruper Räucheraal auf Kartoffelkuchen“ über „Eintopf von Kälberzähnen“ bis zum „Mühlenberger Mostertbraten“. Ergänzt werden sie von liebevoll geschriebenen Geschichten rund ums Essen, die eine schöne Geschichte der Kulinarik im Ruhrgebiet ergeben. Leider ist das Buch heute vergriffen, und auch antiquarisch ist es nicht einfach zu bekommen.

Kochbücher: Ruhrgebietsküche, Teil I

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