Mein Bratkartoffelverhältnis mit Petra hat sich bestens bewährt. Seit Anfang des Jahres bekochen wir uns abwechselnd jeden Sonntag, damit wir als mobile Menschen des 21. Jahrhunderts nicht auf jene abwechslungsreiche Glutamatküche angewiesen sind, die die Dienstleistungsgesellschaft für ihre Leistungsträger in verschiedenster Form bereit hält. Und das haben wir tatsächlich bis heute durchgehalten.
Heute gab es bei Petra Rumpsteak mit in Weißwein geschmorten Zwiebeln, mit Knoblauch im Ofen gebackenen Tomaten und Bandnudeln. Dazu wünschte sie sie sich einen „leichten Rotwein, am besten einen Barolo (sic!)“. Also suchte ich im Keller immerhin einen 1999 Nebbiolo d’Alba Bricco San Giacomo von Giacomo Ascheri hervor. Die Flasche hatte ich einst für 18.000 Lire in der Enoteca Grinzane Cavour erstanden, und ich dachte, sie hätte nach 10 Jahren den Zenit längst überschritten und würde mit schütterer Greisenhaftigkeit als „leicht“ durchgehen.
Doch denkste: Der Wein stand in voller Kraft, konnte es mit jedem hochpreisigen Barolo aufnehmen und bestrich die Zunge mit einer Aromatik und Textur von Marzipan, die es problemlos mit den Zwiebeln und den Tomaten aufnehmen konnte. Erst beim Obstkuchen zum Nachtisch begann die zitternde Kapitulation. Kreuzte die Säure des Weins mit jener der Zwetschgen erst noch klirrend die Klinge, gab sie beim Zuckergehalt des Streuselteigs den Kampf schließlich kleinmütig auf.
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