Freitag, 31. Juli 2009
Apéritif à la française bei Claude
Claude’s Weinhandlung ist ein Stück französische Lebensart in Dortmund-Körne. Claude Berdah-Fischer, eine charmante, resolute Provençalin aus Nizza, betreibt ihren kleinen Laden in der Von-der-Tann-Straße Ecke Davidisstraße mit Leidenschaft für Genuss und Wein. Hier geht es mit mediterraner Leichtigkeit zu. Wenn Claude nicht im Laden ist, muss man an ihrer Wohnungstür nebenan klingeln. Ihre Vorliebe gilt individuellen südfranzösischen Winzerweinen, die sie auf Touren mit ihrem Mann Herbert durch Frankreich entdeckt, aber auch Tropfen aus anderen Regionen. Ich habe die beiden kennen gelernt, als ich im Ruhrgebiet nach Weinläden mit einem besonders profilierten Angebot suchte. Gestern trafen sich bei Claude wie jeden letzten Donnerstag im Monat zahlreiche Gäste zum gemütlichen Apéritif à la française. Claude hatte verschiedene Weine aller Schattierungen im Ausschank: passend zur Jahreszeit Rosés aus dem Languedoc und dem Gard, einen weißen Bordeaux und herzhafte Rote. Als besondere Spezialität gab’s Ratafia, einen mit Marc veredelten Likörwein. Dazu gab’s Quiche und Käse, und das alles zum genussfreundlichen Selbstkostenpreis. Das alles war für den Genießer und den Mahlzeitvogel Grund genug, vorbeizuschauen – der Weindeuter war noch in Urlaub.
Donnerstag, 30. Juli 2009
Ruhrgebietsküche: Interview mit Hartmut "Julius" Meimberg
Tapas im Bermudadreieck
Das Essen kam übrigens nach zehn Minuten, da war die Salsa aber schon so gut wie vertilgt.
Mittwoch, 29. Juli 2009
ZeltFestivalRuhr: Sechs Flaschen und zwei Busse
In diesem Jahr ist erstmalig die Privatbrauerei Fiege Sponsor des „ZeltFestivalRuhr“, bei dem vom 21. August bis zum 6. September Musiker und Kleinkünstler wie Anett Louisan, Heather Nova, Götz Alsmann, Gerburg Jahnke u.a. in den Ruhrwiesen am Kemnader See in Bochum auftreten. Für den Genießer von besonderem Interesse ist dabei die Gastromeile, die zwischen den Zelten für das leibliche Wohl der Gäste sorgen wird. Zuständig dafür sind „Tante Amanda“, ein solider Biergarten in Dortmund, „Livingroom“, „Tapas“, „Tucholsky“,
„Three Sixty“ und die Currywurst-Bude „Dönninghaus“ aus dem Bermudadreieck in Bochum, das „Henrichs“ aus der gleichnamigen Hütte in Hattingen, „Feinkost DiVita“, die „Creperie Neuwald“, Bochums „Eiscafé Crème“ und der „Grillbote Neuner“. Damit die erwarteten Gäste bequem anreisen können, richtet die BOGESTRA einen Shuttle-Service ein.
Heute Morgen stellten die Veranstalter Lukas Rüger, Björn Gralla und Heri Reipöler zusammen mit Hugo Fiege und Carsten Böhm von der BOGESTRA die Sponsoraktionen ihrer Unternehmen im Museum der Privatbrauerei Fiege vor. Die BOGESTRA präsentierte zwei Busse, auf denen für das ZeltFestivalRuhr Werbung gemacht wird. Hugo Fiege zeigte ein Six-Pack mit den Bügelflaschen seines Hauses, deren Rückenetiketten mit verschiedenen Motiven ebenfalls für das "ZeltFestivalRuhr" werben. „Das sind begehrte Sammlerstücke, die ab sofort im Handel sind“, sagte er und fügte lachend hinzu: „Limitiert auf 1 Million!“
Dienstag, 28. Juli 2009
Auf dem Balkon: Pizza und Chianti
Idylle mit Hofladen: Hattingen-Winz


Die Winz-Baaker Bauerndeele gibt es seit 2017 leider nicht mehr.
Bierkonsum gesunken
Montag, 27. Juli 2009
Schlegel wieder da
„Mach‘ es Dir zur Lebensregel, jeden Abend zwei, drei Schlegel.“ So dichteten einst die Propagandisten, und Jahrzehnte lang war Schlegel die größte Brauerei in Bochum. Doch als in den 1970er Jahren die Bierkonzerne aus dem Sauerland und dem Rest der Welt zum Angriff auf das Ruhrgebiet bliesen, stellte sich der frühverrentete Ruhrkumpel in Hinsicht auf seine kulinarische Tradition als treulose Tomate heraus. Er gab ohne Not das Export-Bier auf und konvertierte zum Pils. 1980 musste Schlegel zumachen. Im Jahr 2002 entdeckten ein paar Werbe-Fuzzys ihr regionales Herz, sicherten sich die Markenrechte und trieben einen alten Braumeister auf, der sich noch erinnern konnte, wie das alte Schlegel schmeckte. In der Privatbrauerei Schwelm ließen ein Schlegel Export brauen und versuchten, es als Alternative zu den Gersten- und Mais-Wässern mexikanischer Provenienz in der Bochumer Szenegastronomie zu etablieren – was nur mäßig gelang. Im Frühjahr startete man einen neuen Anfang. Mit modifiziertem Label und in der Halb-Liter-Flasche mit Bügelverschluss bringen sie seitdem, wieder mit Unterstützung der Schwelmer, ein Spezialexport Schlegel Urtyp in den Handel. Heute bin ich bierignoranter Weintrinker zum ersten Mal darüber im Getränkemarkt gestolpert. Ein Light-Produkt ist das nicht, sondern ein klassisches Bergarbeiterbier von schwerer, bitterer und malziger Süße.
Auf dem Balkon: Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Gurkensalat nach Caçik-Art

Zu trinken gab es einen 2005 Saar Riesling vom Weingut Van Volxem, den ich im Weinhandel Julius Meimberg gekauft hatte.
Zu guter Letzt gönnte ich mir noch eine Condal No.6, eine Zigarre von den Kanarischen Inseln, die mir meine Schwester aus Fuerteventura mitgebracht hatte.

Rezept
Schnitzel
Zum Rezept bitte hier klicken.
Rezept
Bratkartoffeln von rohen Kartoffeln
Kartoffeln
Speck
Zwiebel
Salz
Kartoffeln in dünne Scheiben schneiden und auf Küchenkrepp abtrocknen lassen. Speck in feine Würfel schneiden und in einer eisernen Pfanne auslassen. Kartoffelscheiben hineingeben, salzen und auf kleiner Hitze zugedeckt 10 Minuten garen lassen. Zwiebeln hinzugeben und bei offener Pfanne knusprig braun braten. Ab und zu schwenken und aufpassen, dass nichts anbrennt.
Damit die Zwiebeln nicht schwarz werden, kann man sie auch in einer separaten Pfanne rösten und hinterher dazugeben.
Rezept
Gurkensalat nach Caçik-Art
1 Schlangengurke
500 g Yoghurt
1 EL Olivenöl
1 Knoblauchzehe (oder mehr nach Geschmack)
gehackte frische Minze und Dill (ich hatte kein Dill und nahm Estragon)
Salz, Zucker, Cayennepfeffer, Zitronensaft
Gurke schälen, entkernen und in feine Würfel schneiden. In einem Sieb etwas abtropfen lassen. Yoghurt mit Olivenöl glattrühren, gehackte Kräuter hinzugeben und unter die die Gurkenwürfel ziehen. Durchgedrückte Knoblauchzehe untermischen. Mit Salz, einem TL Zucker und einer Msp. Cayennpfeffer würzen und mit Zitronensaft abschmecken. Im Kühlschrank ziehen lassen.
Freitag, 24. Juli 2009
Gipfeltreffen der Genuss-Blogger an einem Hot Spot der Ruhrgebietsküche! Der Genießer und der Mahlzeitvogel aßen gemeinsam im "Profi-Grill" mittach!
Wir aßen folgende Sachen: der Mahlzeitvogel das Schweinesteak mit Kräuterbutter, Röstzwiebeln und Pommes mit Spezialsauce (er kennt sich hier aus), der Genießer den Klassiker Zigeunerschnitzel mit Pommes/Mayo. War gut - wie inne Pommesbude, nur lecker. Dirk trank dazu ein Fiege Pils, ich eine Fanta. Im Mahlzeitblog kann man sich das Essen ansehen. (Hoffentlich werde ich bei Slow Food nicht zwangsexmatrikuliert. Glaube ich aber nicht, die haben ja auch schon mal drüber berichtet...)
Noch einmal "Profi-Grill"
Donnerstag, 23. Juli 2009
Polnische Restaurants im Ruhrgebiet, Teil II
Mein gestriger Ausflug ins linksrheinische Duisburg-Friemersheim endete mit einer Überraschung. Angelockt von einer sehr professionellen Internet-Präsentation des Hotel-Restaurants „Belweder“ mit schönen Bildern und einer einladenden Speisekarte, landete ich an einem Ort, an dem die Location-Scouts für einen Schimanski-Film ihre Freude gehabt hätten. Das schöne, aber etwas blättrige Jugendstileckhaus liegt am Ende eine Sackgasse fast unter der Unterführung einer vierspurigen Straße, über die die Lastwagen in den „Logport“ donnern. An der Tür flatterte ein Zettel im Wind: „Das Restaurant ist zur Zeit geschlossen. Wir warten auf einen neuen Koch.“
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Doch noch war Polen nicht verloren. Auf der Rückreise nach Bochum kehrte ich kurzerhand im „Gurski“ ein. Es liegt im gepflegten, verkehrsberuhigten und mit Edel-Boutiquen durchsetzten Mülheimer „Dorf Saarn“ fast an der Ruhr, im hinteren Teil eines idyllischen Fachwerkhauses. Im Biergarten stehen wuchtige Blockhaus-Bänke, innen ist es ebenfalls sehr rustikal im Stil eines beskidischen Karczma (Wirtshaus) eingerichtet. Die Speisekarte ist zweisprachig, polnisch wird mit den Gästen genauso gesprochen wie deutsch. Darauf, dass alle Gerichte hausgemacht sind, ist man sichtlich stolz. „Wir schneiden die Rote Bete selbst, wir schälen die Kartoffeln für die Klöße selbst“, erklärte mir die Chefin Beate Gurski. „Nur die Frischware Gemüse und Fleisch kaufen wir ein.“ Und das merkte man der Rinderroulade auch an, die ich mir trotz hochsommerlicher Temperaturen mit Genuss einverleibte. Sie war mit grob zurecht geschnitzten Zwiebeln und Möhren, Gewürzgurke, Speck und Senf gefüllt und schwamm gemeinsam mit den plattgedrückten Klößen in einem Meer von Sauce. Als Beilage gab es einen ausgehöhlten Apfel, der mit Rotkohl gefüllt war (12,50 Euro). Auf Polnisch heißt das schlesische Nationalgericht „Rolada wolowa z kapusta czerwonq i kluskami“. Zuvor hatte ich mir noch eine Gurkensuppe („Ogórkowa“) gegönnt. Die bestand aus groben Raspeln von eingelegten Gurken, Julienne und milden Knoblauchzehen in einer mit saurer Sahne verfeinerten Brühe (4,50 Euro).
Das Restaurant hat seit dem 25.4.2010 geschlossen.
Polnische Restaurants im Ruhrgebiet, Teil I
Polnische Restaurants im Ruhrgebiet, Teil III
Mittwoch, 22. Juli 2009
Polnische Restaurants im Ruhrgebiet
"Karinas Stube" hat mittlerweile ebenfalls geschlossen.
Der Star unter den polnischen Restaurants im Ruhrgebiet ist das „Gdanska“ in Oberhausen. Repräsentativ am Altmarkt gelegen, ist es Treffpunkt der polnischen Community, Szene-Kneipe, Jazz-Club, polnisches Spezialitäten-Restaurant und Aushängeschild der Oberhausener Gastronomie. Plakate an der Wand, Szeneblätter-Stapel im Eingangsbereich, hier fühlt man sich in die zwanglose Kulturkneipen-Atmosphäre der 1980er Jahre mit Heavy Metal und Popmusik versetzt. Die rustikalen Bänke im Biergarten sind von der polnischen Brauerei Żywiec gesponsert, die Speisekarte zweisprachig, wie eine Zeitung aufgemacht und dekorativ in einen Klapp-Hosenbügel geklemmt. Ein prima Einstieg ist der „Polnische Probierteller“: Piroggen (polnische Maultaschen), gefüllte Klöße, Bigos (Sauerkrautgericht mit Wurst und Fleisch) und Krakauer (grobe Brühwurst) mit Brötchen kosten 10 Euro und reichen für drei.
Polnische Restaurants im Ruhrgebiet, Teil II
Polnische Restaurants im Ruhrgebiet, Teil III
Montag, 20. Juli 2009
Kochbücher: Ruhrgebietsküche, Teil I
Beim Abstauben meines Bücherregals habe ich folgende Kochbücher zum Thema Ruhrgebiet gefunden.
Das Buch bringt deftige Hausmannskost, wie sie Arbeiter im Ruhrgebiet auf den Tisch gebracht haben mögen. Deshalb gibt es so schöne Gericht-Bezeichnungen wie Gulschsuppe à la Oberhausen, Linsensuppe Herne, Gulasch Gelsenkirchen und Schaschlik "Schimmi". Leider wird nicht beschrieben, wie die Rezepte gesammelt wurden. Aber auf dem Deckel gibt es einen kurzen Klappentext, in dem dankenswerter Weise auf Henriette Davidis verwiesen wird und dem Vorurteil von Curry-Wurst und Dosenbier als typisch fürs Ruhrgebiet der Kampf angesagt wird. Das Buch gibt es auch in anderer Ausstattung mit einem Foto auf dem Deckel.
Ruhrpott. Rezepte aus dem Revier. 110 S. Landwirtschaftsverlag, Münster, 2004. ISBN 3-7843-3301-X. 14,95 Euro
Die Autorinnen Claudia Wietfeld und Andrea Wirtz bringen hier die Rezepte, die sie für die WDR-Lokalzeit Dortmund gesammelt haben. Da gibt es Rezepte von Hausfrauen und Hobbyköchen, aber auch von Kantinen- und Spitzenköchen wie Jutta Rosin (Mensa der Gesamtschule Dortmund-Brünningenhausen) oder Mario Kalweit ("La Cuisine d'Art Manger"). Das Ergebnis ist eine sorgfältig edierte Bestandsaufnahme, wie tradtionell und multikulturell im Ruhrgebiet gekocht wird.
Aus dem Archiv: Goldener Anker - Utopie des Alltäglichen
Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2009/2010".
Was mag an diesem lauen Sommerabend gefeiert werden? Dads 60. Geburtstag? Oder das Examen der ältesten Tochter? Jedenfalls hat die Familie sich für den Anlass perfekt in zwanglose Schale geworfen. Die schlanke Mutter in ein hochelegantes kleines Graues, die hübschen Töchter und der Sohn mit gestylter Frisur in hochwertiges Casual Wear, und Dad trägt lässig seinen Genießerbauch unter dem offenen weißen Hemd. Die Familie ist nicht der einzige Besucher in Björn Freitags „Goldenem Anker“ in Dorsten. Das Gourmet-Lokal ist richtig gut besucht.
Seit 1997 kocht der heute 36-jährige Björn Freitag im alteingesessenen Dorstener Familienbetrieb, übernahm ihn nach dem Tod seines Vaters und machte das stattliche Gasthaus zu einer der besten Adressen im Ruhrgebiet. Seit 2001 hat der „Goldene Anker“ einen Michelin-Stern, genauso wie das Haus seines Kollegen Frank Rosin ganz in der Nähe. Die beiden rund gewordenen Ex-„Jungen Wilden“ haben das westfälische Dorsten zur Gourmethauptstadt der Metropole Ruhr gemacht und kochen in der TV-Sendung „Fast Food-Duell“ auf SAT.1 abwechselnd mit einem Lieferdienst um die Wette.
All das erfahre ich von einer charmanten blonden „Saaltochter“ im schwarzen Hosenanzug bei einer kleinen Führung durch das alte, westfälische Gasthaus, zu der sie mich nach dem Essen leutselig einlädt. Innen ist es mit internationaler Coolness modern eingerichtet. Die Accessoires rot, lila und silber, die Polsterbänke in milchkaffeebraunem Leder. Die Decke wird durch dezente Beleuchtungseffekte in ein changierendes Farbenspiel getaucht. Im Keller befindet sich ein fensterloser Gesellschaftsraum, der mich mit seiner roten Deko an den Nicole-Kidman-Film „Moulin Rouge“ erinnert. Richtig witzig ist im ersten Stock eine kleine Altan-ähnliche Plattform am Ende einer 50er-Jahre Wendeltreppe, früher einmal der Flurbereich einer Einliegerwohnung. Hier steht eine kleine Tafel für acht bis zehn Gäste.
Beim Blick auf die Karte freue ich mich, im Ruhrgebiet zu sein. So ein reelles Preis-Leistungs-Verhältnis wird man in einem Sterne-Restaurant in einer anderen Region wohl kaum finden. Nur zwei Hauptgänge von sechsen kosten über 30 Euro (z.B. St. Pierre aus dem Austernfondue mit Safranair und Pal choi 34 Euro), das Feinschmeckermenü mit drei Gängen 49 Euro, mit sechs Gängen 88 Euro, die begleitenden Weine je nach Anzahl der Gänge 22 bis 46 Euro. Die Beschreibungen der Gerichte scheinen dem bescheidenen Gemüt des Ruhrgebietlers angepasst und erinnern an den Speisezettel einer grundsoliden, aber utopischen Betriebskantine: T-Bone Steak vom neuseeländischen Hirsch mit Selleriepüree und Pfefferkirschen (28 Euro) oder Filet vom U.S.Beef mit Zartweizenrisotto und Saubohnen (38 Euro).
Unser Interesse wird jedoch vom Feinschmeckermenü geweckt, denn das verspricht bei den Zutaten regionale Verbundenheit und bei der Zubereitung kreative Fantasie. Sechs Gänge stehen dabei insgesamt zur Auswahl, und so bestellen wir zweimal das Drei-Gänge-Menü, um alles zu probieren.
Als Amuse Bouche sensibilisierte erst einmal ein Stückchen gebratene Entenbrust auf Trüffelmilch die Geschmacksnerven, begleitet von einem Espresso-Tässchen Kartoffelschaum. Fast hatte man das Gefühle, den Kaffee danach als Aperitif zu bekommen. Zuerst kam ein Knuspersandwich vom Wildlachs (hübsch crunchy die Kruste auf dem Fisch) mit Thunfischschaschlik (very spicy mit Pimientos mariniert, leider etwas metallisch im Geschmack) und Räucherbsenpüree. Die Alternative dazu war die Variation vom Dorstener Spanferkel (zwei superzarte, unterschiedlich gegarte Stücke Fleisch) mit Rote Bete-Relish und Björns Sauerkraut (hausgemacht und gar nicht sauer).
Dann wurden der geangelte Steinbutt (ein saftiges Wattebäuschchen) mit Ketakaviar und Belugalinsen im Krustentierschaum und Filet und Tafelspitz vom Kalb mit Stielmus (diese Ruhrgebietsspezialität war als eine Art warmes Pesto angemacht) und Trüffeljus aufgefahren. Als Zwischengang gab es noch geeiste Gänseleber auf Schalottenkonfit mit Trüffelkartoffel. Von den begleitenden Weinen entsprach ein Basilikumchampagner auf Erdbeersorbet der sommerlichen Atmosphäre, und eine Akazienholz gereifter österreichischer Grauburgunder erweis sich als ideale Begleiter zu Fleisch und Fisch.
Als Dessert schloss eine sanfte Crème brulée mit knackiger Kruste auf pikante Art den Magen. Die Alternative, Tahiti-Vanille-Panna cotta mit Blaubeerparfait und karamellisiertem Trüffel war ein schwüler, süßer, perfekt dekorierter Nachtischtraum, bei dem die namensgebende feine Panna Cotta sich tapfer gegen die anderen Zutaten behaupten musste.
-kopf
Dorsten, Lippetor 4
Fon: 0 23 62. 2 25 53
Mi-Sa 18-23 Uhr, So-Di geschlossen
https://bjoern-freitag.de/
Sonntag, 19. Juli 2009
Kochen im Fernsehen
Auf dem Balkon: Nudeln mit weißen Bohnen und Meeresfrüchten
Da ist es natürlich am besten, man hat schöne frische von einem Fischhändler seines Vertrauens. Den habe ich aber leider noch nicht gefunden, und so greife ich durchaus auf die Meersfrüchte in der kleinen Plastikwanne von Heiplog zurück, die vollkommen ungewürzt sind. Die brause ich gründlich ab, denn ich nehme an, dass sie mit einer nicht deklarierungspflichtigen Menge Konservierungsmittel haltbar gemacht worden sind. Dass man manchmal die schwarzen Därme aus den Shrimps puhlen muss, finde ich nicht eklig, sondern es ist ein Garant dafür, dass es sich um richtige Tiere handelt. Bei tiefgekühlten Meeresfrüchten sind mir die Packungen zu groß, die aus dem Glas sind grundsätzlich zu sauer eingelegt.

Nudeln mit weißen Bohnen und Meeresfrüchten
gibt dicke 4 Portionen
200g Nudeln (sehr schön Riccioli von Buitoni)
1 Glas weiße Bohnen (340 g)
1 Packung Meeresfrüchte
1 bis 2 Selleriestangen oder ein Stück Knollensellerie
1 Stück Lauch
1 Möhre
3 bis 4 Tomaten oder 250 g Kirschtomaten
10 schwarze Oliven, 1 Zehe Knoblauch, 1 Pri Piri Schote mit Kernen, 3 bis 4 Sardellenfilets in Öl, gehackte Petersilie, Pfeffer, Salz, Olivenöl
Tomaten häuten und in kleine Stücke schneiden (Kirschtomaten halbieren). Gemüse in kleine Würfel schneiden und mit in hauchdünne Scheiben geschnittem Knoblauch, zerkleinerter Piri Piri Schote samt Kernen und Sardellenfilets in Olivenöl anbraten,. Wenn sie leicht Farbe angenommen haben, Tomatenstücke dazugeben. Tomaten ebenfalls anschwitzen lassen. Weiße Bohnen und die Hälfte der gehackten Petersilie dazugeben, eventuell 1 EL Wasser (oder Gemüsebrühe oder Weißwein). Auf niedriger Hitze bei offener Pfanne schmoren lassen.
Nudeln in kochendes Salzwasser geben und nach Vorschrift nicht zu weich kochen.
Noch bevor die Nudeln gar sind, Meeresfrüchte und Oliven zum Gemüse geben und durcherhitzen. Salzen.
Gare Nudeln abgießen und mit dem anhaftenden Kochwasser in die Pfanne mit dem Gemüse geben. Gut umrühren und ganz kurz einkochen lassen. Vom Feuer nehmen, mit der restlichen Petersilie bestreuen. Auf Tellern anrichten, mit Pfeffer aus der Mühle und einem Schuss bestem Olivenöl würzen.
Samstag, 18. Juli 2009
Sterne-Köche aus dem Ruhrgebiet im Fernsehen
Diese Kompetenz bringen Björn Freitag und Frank Rosin bereits seit März in der SAT.1-Reihe "Fast Food Duell" (mo-fr 18.30 Uhr) ein. Werbewirksam und volkstümelnd treten sie, abwechselnd mit dem Berliner Caterer Ole Plogstedt, gegen Köche aus Bringediensten zum Wettkochen an. Während die in ihren Profiküchen arbeiten, kochen die Sterne-Jungs möglichst genauso schnell zusammen mit Laien in deren Privatküchen mit selbst eingekauften frischen Produkten. Hinterher testen die Laien in einer Blindverkostung, was besser schmeckt. Und da schneidet das handgemachte Gourmet-Menü nicht immer besser ab.
Freitag, 17. Juli 2009
Aus dem Archiv: La Cena - Siesta mit Freddy Mercury
Das Restaurant ist geschlossen. Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2010"
Die Sonne lastet brütend auf dem Asphalt vor dem kleinen Kellerrestaurant. Vor der Tür sitzt lässig der Patron, der aussieht, als sei Freddy Mercury wiederauferstanden, und hält Siesta. Um das südliche Déjà-vu zu vervollkommnen, vermisst man irgendwo ein paar krausköpfige Straßenbengel, die sich zur Unterhaltung mit faulen Zitronen und Orangen bewerfen. Aber soweit sind wir noch nicht am Haumannplatz, gegenüber von Polizeiwache und Landgericht.
Bei dem Laden handelt es sich nicht um eine sizilianische Dorfkneipe, sondern um La Cena, ein geschmackvoll eingerichtetes, kleines Restaurant, das seinen Namen vom Leonardo-Gemälde „Abendmahl“ ableitet. Freddie Mercury heißt in Wirklichkeit Rui Costa, ist Portugiese und einer der begnadetsten Köche für mediterrane Gerichte im Ruhrgebiet.
„Die Karte hat er aber auch schon seit Jahren“, meint Manfred, den ich als Sekundanten für das Testessen mitgenommen habe, beim Blick auf den gelben, übersichtlichen Speisezettel. Er muss es ja wissen, schließlich versüßt sich der gewiefte Feinschmecker den Ruhestand damit, dass er u.a. die Speisekarten aller besseren Restaurants der Gegend abisst. „Was haben Sie denn sonst noch?“, fragt er, und Rui antwortet mit dem gefährlichen Phlegma eines Scharfschützen im Italo-Western: „Es ist Ferienzeit. Da kaufe ich nichts dazu.“
Eine nicht minder phlegmatische blonde Bedienung, die nie da ist, aber mit sicherem professionellen Gespür auftaucht, wenn man sie braucht, bringt Brot mit einer Frischkäsezubereitung und wenig später als Amuse Bouche ein Espresso-Tässchen erfrischenden Gazpacho aus pürierten Tomaten und Gurkenstückchen. Und wir müssen entscheiden.
Ich habe noch eine fantastische Fischplatte in Erinnerung, die ich vor einiger Zeit hier verzehrt habe und die für mich nach wie vor als Referenzmodell für dieses Gericht in meiner persönlichen Werteskala gilt. Doch die finde ich der Karte leider nicht wieder. Also nehme ich Loup de Mer auf portugiesische Art aus Wildfang (26 Euro) und als Vorspeise Grünen Spargel mit Salbeibutter und Parmaschinken (12,50 Euro). Manfred nimmt Pulpo auf mediterrane Art (13,50) als Vorspeise und als Hauptgericht Trofie Amatriciana (11,50 Euro), kleine spiralförmige Nudeln. Ich blättere die Weinkarte durch und finde eine ansprechende Auswahl an italienischen und portugiesischen Flaschen, doch wir entscheiden uns ganz volkstümlich für die beiden offenen weißen Angebotsweine aus Portugal (0,2l 4 Euro).
Und wieder finden wir uns in einem Déjà-vu von einem Kellerlokal in Cetara an der amalfitanischen Küste oder sonstwo wieder. „Zart“, staunt Manfred, „einfach nur zart“, und reicht mir seinen Pulpo zum Probieren hin. Tatsächlich, den Tintenfisch kann ich mit der Zunge am Gaumen zerdrücken, und der ganze Meeresfrüchtesalat ist wunderbar abgeschmeckt und nicht etwa kalt einer Vorspeisenvitrine entnommen, sondern lauwarm in einer Pfanne frisch zubereitet. Selbst mein banaler Spargel schmeckt fantastisch, der luftgetrocknete Schinken ist edel und auf der richtigen Geschmacks-Temperatur. „Das ist hier garantiert kein Lebensmittel-Ersatz“, staunt Manfred weiter, als er seine Pasta probiert. Tatsächlich sind seine Trofie Amatriciana so klassisch und einfach wie von einer italienischen Mama zubereitet: mit kräftig durchwachsenem Kernspeck und Tomaten. Auch mein Loup de Mer ist klassische portugiesische Hausmannskost. Zwei herrlich duftig gebratene Stücke Fisch, genauso perfekt wie einst auf der Fischplatte, überzogen mit einer Art Eintopf aus kleinen Tomaten-, Paprika- und Kartoffelwürfeln, mit Korianderkraut leicht exotisch abgeschmeckt. Allein die Kartoffeln sind eine Wucht. Obwohl mehlig und auf der Zunge zerfallend, behalten sie auf Teller und Gabel die Form.
Das Dessert holt uns dann wieder aus dem mediterranen Déjà-vu zurück in die Rüttenscheider Wirklichkeit. Ein Teller mit Mousse au Chocolat, Walnusseis, Panna Cotta und Früchten (8,50 Euro) war zwar lecker, hätte man aber auch woanders essen können.
Als wir das Lokal verlassen, sitzt Rui, der die wenigen Gäste heute Abend schon längst glücklich abgespeist hat, wieder vor seinem Laden in der untergehenden Sonne. „Haben Sie die Nudeln selbst gemacht?“, frage ich ihn, und er antwortet mit dem coolsten Freddy-Mercury-Grinsen: „Ich bin Portugiese. Da habe ich eine Frau, die das für mich macht.“
-kopf
Essen-Rüttenscheid, Haumannplatz 32
Vermisst: der Aschenbecher

Wie dem auch sei: Was ich bei Restaurantbesuchen jetzt vermisse, ist nicht der Rauch, der extrem genussstörend ist, sondern der Aschenbecher. Wohin jetzt mit den kleinen Abfällen, die beim Essen anfallen? Krümel, Zuckerpapier, Zahnstocher? Auf die Erde werfen? Diskret in die Serviette packen? Oder auf den abgegessenen Teller legen? Dann käme ich mir vor wie Grace Kellys Mutter in dem Hitchcock-Film "Über den Dächern von Nizza", die beim Frühstück im Luxushotel ihre Kippe im Dotter des Spiegeleis ausdrückt.
Übrigens: Sogar in der Türkei sollen im Rahmen eines strengen Rauchverbotes die Wasserpfeifen in den Cafés verboten werden. Als alter Karl-May-Leser finde ich das empörend und als vorauseilende Demutsgeste für einen EU-Beitritt kulturell erniedrigend.
Donnerstag, 16. Juli 2009
Aus dem Archiv: GOP Theater - Fröhliche Farben für lustige Stunden
Dass auch die Essener Nachkriegsbauten mittlerweile ihre Geschichte haben, zeigt das 1956 erbaute „Großhaus am Viehofer Tor“. Ursprünglich beherbergte es u.a. den „Grand Filmpalast“, bis Mitte der 1990er Jahre eines der größten Kinos der Region. Doch seit das Cinemaxx für cineastische Vollversorgung Essens zuständig ist, ist der markante Bau die Heimat des GOP Varietés. Seit 1996 unterhalten hier Clowns, Artisten und Akrobaten nach dem Vorbild des Mutterhauses im Hannoveraner Georgspalast das Publikum im Ruhrgebiet. Und damit die Gäste auch etwas zum Halten haben, wenn sie in den Vorstellungen lachen müssen, können sie sich im hauseigenen Restaurant vorher gehörig den Bauch füllen.
Das Restaurant im Foyer verbreitet mit einigen wenigen Kulissenteilen eine fantastische venezianische Atmosphäre. Ein paar goldene Pfosten laden dazu ein, imaginäre Gondeln daran festzumachen. Kellner und Kellnerinnen bringen mit runden Strohhüten und Ringel-T-Shirts die Gäste schon mal in Stimmung und werden, je näher die Vorstellung rückt, immer quirliger. Kellnerin: „Hier war Eros Ramazotti bestellt, aber ich habe nur Ramazotti!“ Kellner: „Dann mache ich den Eros!“ Publikum: bricht in Heiterkeit aus.
Die Gerichte sind leichte italienische Kost, das verwendete Olivenöl wird an einem Marktstand mit anderen Spezereien flaschenweise verkauft. Die Pastateller (13,90-19,90 Euro) sind sättigend, der Insalata Caprese (9,90 Euro) ist eine üppige Portion Rucola mit Tomaten, Mozzarella und einem guten Schuss Balsamico. Als Hauptgericht bringen Rotbarbenfilets an Zitronenbutter mit Romanesco und Polenta (21,90 Euro) dem Anlass gemäß fröhliche Farben auf den Teller.
Essen-City, Rottsr. 30
Fon 0201. 247 93 93
Restaurant öffnet zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn
Auf dem Balkon: Lammkarree

Lammkarree
Mittwoch, 15. Juli 2009
Gestern bei Mama: Zucchinirisotto mit Frikadellen


Zucchinirisotto
3/4 Tasse Risotto-Reis
3/4 l Brühe
1 mittelgroßer Zucchini, gewürfelt
1 Knoblauchzehe
1 Handvoll Petersilie, feingehackt
50 g Butter
frisch geriebener Parmesan
Pfeffer, Salz, Olivenöl
In einem Topf Zucchiniwürfel und die Hälfte der Petersilie in Olivenöl leicht andünsten. Reis hinzufügen, umrühren. Mit heißer Brühe löffelweise auffüllen und umrühren, bis der Reis nach ca. 17 bis 20 Minuten gar ist. Zwischendurch die Knoblauchzehe hineinpressen. Topf von der FLamme nehmen, Butter unterziehen. Geriebenen Parmesan und restliche Petersilie hinzufügen.
Rezept:
Frikadellen
ergibt 6 Stück
knapp 300 g Bratwurstbrät (oder Gehacktes halb und halb oder vom Schwein)
1 Zwiebel, fein gewürfelt
3 EL Haferflocken
1 Ei
1 Handvoll frische gehackte Kräuter (Thymian, Oregano etc.)
Zwiebelwürfel in der Pfanne weich braten, aber nicht zu braun werden lassen. Brät aus der Wurstpelle in eine Schüssel puhlen. Mit Haferflocken, Ei und Kräutern vermischen, pfeffern und salzen. Sechs schöne Frikadellen daraus formen und in Öl bei mittlerer bis kleiner Hitze auf beiden Seiten je sieben Minuten goldbraun braten, bis sie durch sind.
Rezepte: Gestern bei Mama
Neues aus der Lebensmittel-Industrie: Schokolade, die nicht schmilzt
Hier ein Bericht von SPIEGEL online, das immer mehr zum kritischen Beobachter der Lebensmittelindustrie wird.
Dienstag, 14. Juli 2009
Wie skandalös sind Lebensmittel-Imitate wirklich? Teil II
Viel skandalöser finde ich es, wie bereitwillig wir Verbraucher der verschleiernden Sprache der Marketing- und Werbe-Strategen auf den Leim gehen. Da hat man häufig das Gefühl, die Produkte der Lebensmittelindustrie wollten mit dieser Sprache den Platz ihrer echten, handgemachten Vorbilder im Bewusstsein von uns Verbrauchern verdrängen. Und wir lassen das zu und bemänteln damit gern unsere eigene Unwilligkeit, uns mit einer solch grundsätzlichen Lebensvoraussetzung wie der Ernährung auseinanderzusetzen.
Als ich

Vergessen wir nicht: Der Skandal ist die Tiefkühl-Pizza selbst. Damit so ein Ding tiefgekühlt und vor allem aufgetaut und gebacken auch wie eine Pizza aussieht (nicht unbedingt schmeckt), müssen ihre Bestandteile auf irgendeine Art künstlich aufbereitet werden. Sonst ist das Produkt technisch kaum herstellbar. Deswegen gibt es Analog-Käse seit 30 Jahren - so lange es Tiefkühl-Pizza gibt.
Die einzige Alternative bleibt da das Selber-Machen. Dazu hat aber nicht jeder immer Zeit. Wenn dann der Gang in die Pizzeria, wo immerhin die Pizza vom Pizzabäcker selbst gemacht wird, auch nur zu Gel-Schinken und Analog-Käse führt, dann ist das wirklich ein Skandal.
Wie skandalös sind Lebensmittel-Imitate wirklich? Teil I
Sonntag, 12. Juli 2009
Gestern bei Mama: Schnitzel

Rezept
Schnitzel
Schnitzel
Mehl
Ei
Milch
Semmelbrösel
Pfeffer, Salz
Bratfett (Schmalz, Pflanzenöl, Butter oder Butterschmalz)
Zitrone
Mehl und Semmelbrösel auf je einen Teller schütten, auf einem dritten Teller Ei mit etwas Milch verkleppern. Schnitzel etwas flach klopfen, salzen, pfeffern. In Mehl wenden, abklopfen. In verkleppertem Ei wenden. In Paniermehl wenden. In reichlich Bratfett bei sanfter Hitze auf beiden Seiten goldbraun braten. Auf Küchenkrepp entfetten. Mit Zitronensaft beträufeln.
Rezept
Salatsauce von Mama
1/4 TL Salz
4 TL Zucker (oder mehr)
1 EL Essig
3 EL geschmacksneutrales Öl
mehrere Esslöffel Kondensmilch (man kann auch saure Sahne oder Joghurt nehmen)
Pfeffer (ich nehme schwarzen aus der Mühle)
Salz und Zucker mit dem Essig verrühren, bis sich beides weitgehend aufgelöst hat. Öl und Kondesmilch hinzufügen und mit dem Schneebesen verrühren, bis ein cremiges Dressing entsteht. Pfeffer hinzu fügen.
Mit allen Zutaten abschmecken, bis die Sauce lecker ist.
Rezepte: Gestern bei Mama
Samstag, 11. Juli 2009
Wie skandalös sind Lebensmittel-Imitate wirklich?
Doch betrachten wir uns das angeprangerte Pesto von Buitoni. „Pesto Basilico“ steht auf dem Glas, und tatsächlich spielt für das Marketing der Marke das Image, das das traditionelle „Pesto Genovese“ hat, die ausschlaggebende Rolle. Das besteht bekanntlich aus Basilikum, Olivenöl, Knoblauch, Pinienkernen. Ob als Käse Parmesan oder Pecorino hineingehört, darüber scheiden sich schon die Geister.
Was aber ist an Zutaten wie Sonnenblumenöl, Cashewnüssen und nicht näher definiertem Hartkäse, wie sie im Buitoni-Produkt zu finden sind, skandalös? Wenn es sich um gute Produkte von einwandfreier Qualität handelt, warum soll man daraus kein Pesto zubereiten? Sicherlich, „Pesto genovese“ ist das nicht, aber das steht auch nicht auf dem Glas. Beim zur Zeit so beliebten Bärlauch-Pesto ist übrigens auch kein Basilikum drin, und das gilt als interessante Variante des Klassikers.
Wie sollte man Pesto-Varianten wie bei Buitoni denn verhindern und überprüfbar machen? Durch eine EU-Norm, die auf das Gramm definiert, wie Pesto zu beschaffen sein hat? Mein Gott, wir sind doch froh, dass gerade die EU-Norm zum Krümmungsgrad der Schlangengurke gefallen ist.
„Pesto“ kommt bekanntlich vom italienischen „Zerstampfen“ und bezieht sich auf die klassische Herstellungsmethode, die Zutaten in einem Mörser zu zerstoßen. Das tut heute niemand mehr außer den engagierten Freunden der Museumsküche. Ist also die Bezeichnung „Pesto“ für alle, ob im Privathaushalt oder in der Fabrik, mit Maschinen hergestellten Kräuterpasten nicht viel skandalöser?
Also bleibt nur die Frage, ob das Pesto aus dem Glas wirklich schmeckt. Da denke ich, kommt es gegen den Klassiker, zumal selbst gemacht, nicht an. Aber ob ich den bei mir zu Hause mit frischem Basilikum, frischen Pinienenkernen, echtem Parmesan und wirklich gutem Olivenöl tatsächlich zum gleichen Preis herstellen kann, müsste einmal überprüft werden.
Hier mein Pesto-Rezept, mit dem ich meine Gäste regelmäßig in Verzückung bringe. Es stammt aus einem französischen Kochbuch und heißt „Pistou“. Es ist so einfach, dass man sich fragt, wozu man Pesto im Glas eigentlich braucht.
Pistou
Ergibt ¼ l
4 Handvoll frische Basilikumblätter
1/8 l bestes kaltgepresstes Olivenöl
2 EL Pinienkerne
3 große Knoblauchzehen, halbiert (ich nehme eine, je nach Größe)
50 g frisch geriebener Parmesan
Salz (eventuell)
Ale Zutaten (bis auf Parmesan und Salz) im Mixer fein pürieren. Die Mischung in eine Schüssel geben, den Käse unterrühren und eventuell salzen.
Wie skandalös sind Lebensmittel-Imitate wirklich? Teil II
Freitag, 10. Juli 2009
Interview mit Vincent Klink
Analogkäse und Gel-Schinken
Angefangen hat die Diskussion mit Berichten über gefälschten Pizzabelag, wie Slow Food vermeldet.
Hier ein paar Beispiele.
Aus dem Archiv: Da Omero - Der Duft von Luxus
Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2009/2010"
Eigentlich wollten wir ja schon kurz nach sechs Uhr im „Da Omero“ sein, aber wie das an einem Sonntagnachmittag ist, schafften wir es erst gegen halb acht. Und da waren natürlich alle guten Plätze besetzt, besonders die auf der romantischen Terrasse, die sich in das dichte Grün eines steilen Berghangs hinter dem Haus schmiegt. Und so bekamen wir nur noch Platz an einem kleinen Zweiertisch im Innern des wie ein modernes Bistro eingerichteten Ladens, und ich musste mit dem Rücken zum Gang sitzen. Doch das hatte immerhin den Vorteil, dass mir der Luftzug der vorbeirauschenden Bedienungen an diesem heißen Sommertag die nötige Kühlung verschaffte.
Das „Da Omero“ brummt nicht erst, seit es von Berthold Bühler, dem Patron des Zwei-Sterne-Tempels „Résidence“ drei Kilometer ruhraufwärts, in der Welt am Sonntag als eines seiner Lieblingslokale geoutet wurde. Schon als es noch „La Terrazza“ hieß und an der Ruhrtalstraße lag, war sein Renommee gut. Das hat sich seit dem Umzug an den Porthofplatz vor drei Jahren bis zum heißen Gourmet-Italiener gesteigert. Allerdings heißt das nicht, dass die Basis des Geschäfts aufgegeben wurde. 16 Pizzen von bodenständigen 5 bis 12,50 Euro weist die Karte auf, um auch von der Krise gebeutelte Feinschmecker zu erfreuen.
Auf der anderen Seite werden die standardmäßig angebotenen Fleisch- und Fischgerichte durch eine Saisonkarte ergänzt, die den ganz besonderen Appetit anspricht. Beim Testbesuch war es die Trüffelkarte, die den Duft von Luxus beschwor. Foie gras mit Trüffeln und Honig (14,50 Euro), Gnocchi mit Ricotta gefüllt mit Trüffelsauce und Parmesankäse (14,50 Euro) oder Kartoffelsuppe mit Trüffeln und Nordseekrabben (10 Euro) verbreiteten einen köstlichen ‚perfumo trufato‘.
Auf dieser Karte fanden wir dann auch die trüffellosen Vorspeisen, die uns von dem gegrillten Gemüse-Einerlei der gängigen Antipasti erlöste: Kalbsnieren auf Feld- und Entenleber auf Rucolasalat (je 9,50 Euro). Fein und zart gingen die Innereien über die Zunge, und vor allen Dingen waren die entzückend ausdekorierten Portionen so dimensioniert, dass sie noch Appetit für den Hauptgang übrig ließen – eine Tugend, die manch deutsches Restaurant noch zu lernen hat. Geradezu vorbildlich war auch der dezente Einsatz von Balsamico, der die Süße der Innereien geschmacksverstärkend unterstrich statt die Salatblätter in süßsaurem Sirup zu ertränken.
Als Hauptgänge ließen wir uns einen Klassiker der italienischen Küche, Saltimbocca alla romana (16,50 Euro), und als Tribut an die Trüffelkarte Steinbutt auf Wirsing mit Trüffeln (24,50 Euro) auftischen. Beides war handwerklich perfekt zubereitet. Die Kalbsschnitzelchen waren zart und saftig, und der luftgetrocknete Schinken samt Salbei verbreitete jenen typischen Duft, den italophile Gourmets so schätzen. Dazu eine Weißweinsauce, die wie schon das Dressing bei den Salaten in genau der richtigen Menge das Fleisch mit ihrer zarten Säure unterstützte.
Richtig klasse war der getrüffelte Wirsing, der das Bett des auf den Punkt gegarten Steinbutts bildete. Nicht zu weich und nicht zu hart, ging er eine harmonische Konsistenz mit dem Fisch ein, der von einer gehörigen Portion frisch gehobelter schwarzer Trüffelspäne gekrönt war.
Es war ein wunderbares Gefühl, nachdem wir alles aufgegessen hatten. Zwar satt, aber nicht beschwert, einen äußerst angenehmen Geschmack auf der Zunge, sahen wir in keinerlei Weise ein Problem darin, noch ein Dessert zu bestellen. Die frische Panna Cotta (5,50 Euro) schmeckte deutlich nach Sahne. Leider war das Apfel-Sorbet aus, und ich musste mit dem profanen Mango-Sorbet (5 Euro) vorlieb nehmen. Doch auch das war herrlich erfrischend.
-kopf
www.da-omero.de
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Porthofplatz 6
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Sa-So 12-14.30 & 18-23 Uhr
Montag: Ruhetag