Sonntag, 31. August 2014

Suvad Memovic kocht in der Loemühle in Marl

Das Restaurant hat dauerhaft geschlossen.

Er war Souschef bei Thomas Bühner im Dortmunder La Table, griff in der Engelsburg in Recklinghausen selbst zu den Sternen und modernisierte die Küche im Essener Parkhaus Hügel. Seit Juni kocht Suvad Memovic in der Loemühle in Marl. Hier das Ergebnis einer kleinen Stippvisite.

Vorspeise:
Marinierter Ziegenkäse mit gegrillter Wassermelone,
Wildkräutern und Balsamico-Pinienkern-Vinaigrette

Hauptgang:
Zweierlei vom Jungschwein, Rücken und Bäckchen
mit dicken Bohnen, Ricotta-Ravioli und Thymianjus

Dessert:
Creme Brûlée von weißer Schokolade
mit Weinbergpfirsich und Himbeersorbet

Freitag, 29. August 2014

Herbstvergnügen: Lardo di Colonnata


Es ist schon in paar Wochen her, da erreichte den Genießer ein Päckchen des ehemaligen Slow-Food-Vorstandes Hans-Georg Pestka aus Düsseldorf, der damit auf seinen Feinkostversand genusshandwerker aufmerksam machen wollte. Es enthielt ein Stück eingeschweißten Lardo di Colonnata, das ich jetzt erst öffnen konnte. Und was da zum Vorschein kam, war eine Sünde aus dem kulinarischen Paradies.

Lardo die Colonnato ist ein fetter Speck aus der Toskana, der von der seltenen Schweinerasse Cinta Senese stammt und traditionell in Trögen aus Carrara-Marmor reift. Für die hart arbeitenden Arbeiter in den dortigen Steinbrüchen war er einst auch als Energiespender gedacht. Zudem wird er für die Reife mit edlen Gewürzen eingerieben. Dieser Lardo hatte eine pikante Zimt-Nelken-Note, die mir nicht aus der Nase wollte, und hauchdünn geschnitten auf Roggenbrot machte er süchtig und auf der Stelle alle Erfolge meiner Pfirsich-Trüffelkäse-Diät zunichte.

Bei dem herrlichen Frühherbst-Wetter gestern verwendete ich den Lardo zur Zubereitung von Spaghetti alla carbonara. Dafür ließ ich einige Würfel in etwas Olivenöl glasig werden und briet in dem ausgelassen Fett al dente gekochte Spaghetti an. Die zog ich vom Feuer und ließ sie ein klein bisschen erkalten, um sie dann mit zwei mit geriebenem Parmiggiano reggiano verquirlten Eiern zu übergießen, die ich zusätzlich mit weißem Pfeffer, zerstoßenem Koriandersamen und geriebener Muskatnuss gewürzt hatte. Mit etwas zurückbehaltenem Nudelwasser wurde alles geschmeidig gemacht. Zur Abrundung kamen noch etwas schwarzer Pfeffer aus der Mühle und ein paar Tropfen Trüffelöl darüber. In Streifen geschnittener Chicoree sorgte zusätzlich für eine bittersüße Eleganz.


Dazu trank ich den letzten Rest des „Costers del Gravet“ aus dem Jahr 2001 des spanischen Weingutes Capçanes. Die Flasche war zwar schon seit sechs Tagen geöffnet und die Oxidation des Rotweines schon weit fortgeschritten, doch das tat dem Genuss keinen Abbruch. Die Aromen von Portwein und Armagnac-Pflaumen, die dem Glas entströmten, waren zu den himmlischen Lardo-Nudeln eine erdige Ergänzung.

Donnerstag, 28. August 2014

Aus dem Archiv: Landgasthaus Huxel - Grüße aus der guten alten Zeit

Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2015"
Das Restaurant gibt es nicht mehr.


Dass das Hattinger Naturparadies Elfringhauser Schweiz vor den Toren Bochums zum Ruhrgebiet gehört, glaubt einem kein Mensch. Jenseits aller pathetischer Industriekultur schlängelt sich durch die idyllisch-schroffe Hügellandschaft mit grünen Wäldern, Feldern und Weiden der glasklare Felderbach, und da, wo er die Teiche einer Forellenzucht speist, liegt das alte, schieferverkleidete Landgasthaus Huxel, das Werner Westphal und seine Frau im Jahr 2015 seit vierzig (!) Jahren betreiben. Betritt man das verwunschene Refugium, fühlt man sich in die gute alte Zeit versetzt, und das im doppelten Sinn. Nicht nur, dass die Westphal’sche Sammlung an mechanischen Musikinstrumenten, Stand– und Wanduhren und sonstigem Nippes aus jenen Tagen stammt, in denen das Wünschen noch geholfen hat, sie wird auch in dem nostalgischen Flohmarktstil präsentiert, der in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts so schwer in Mode war. Und dabei wundert man sich, dass der in zeitgenössischem Braun gehaltene Teppichboden keine Gebrauchsspuren aufweist, kein Stäubchen den Glanz der zahlreichen Exponate trübt und die Uhren alle so funktionstüchtig sind, dass zu jeder Stunde eine wahre Rhapsodie an Klingel- und Glockentönen anschwillt, dass Big Ben in London wie ein Waisenknabe wirkt.

Und in dieses antiquiert-antiquarische Wohnzimmer passt Werner Westphals gediegen gutbürgerliche Küche wie die Faust aufs Auge. Wichtiger Bestandteil sind natürlich die Forellen, die aus den Fischteichen hinter dem Haus stammen. Es gibt sie ganz gebraten nach Müllerin Art oder mit Mandeln oder als Filets mit Krabben und Rieslingsahne oder geräuchert. Zwischen 17 und 19,50 Euro kosten die Gerichte, die mit Petersilienkartoffeln und Salat serviert werden. Die Zusammenstellung der Menü-Angebote wie das dreigängige „Sternzeichen-Menü“ (pro Person 29,50 Euro) oder das „Dinner for two“, (fünf Gänge plus Sorbet für 2 Personen 69 Euro) signalisiert, hier gibt’s alle Tage ein Sonntagsessen.

Und weil wir zu zweit waren, wurde das „Dinner for two“ bestellt. Serviert wurde es stilecht auf einem Sammelsurium aus antikem Geschirr, die Suppe in großen Sammeltassen, mit denen unsere Urgroßmütter die Wohnzimmervitrinen bestückten, der Nachtisch in einem Whiskytumbler mit goldenem amerikanischem Wappen. Nach dem Amuse bouche, einem Stückchen Feige auf Vollkornbrot und einer kleinen Gänseleberpraline, folgte der Vorspeisenteller, bestehend aus einem kleinen gemischten Salat mit italienischer Salami, Kartoffelsalat mit Wachtelei, Lachstartar mit Gurkensalat, Melone mit Schinken, Salat aus frischen und getrockneten Tomaten. Dem folgte ein etwas sehr „light“ geratenes Selleriesüppchen mit Mandelplättchen und Schinkenstreifen und gratinierten Käse-Crostini. Der erste Gang schließlich bestand aus perfekt gebratenen Gambas auf hausgemachten Nudeln.

Das nun folgende Zitronensorbet war eine köstliche Erfrischung. Seinen Zweck, die von der Vielfalt der der Vorspeisen angeregten Geschmacksnerven wieder zu beruhigen, brauchte es jedoch nicht zu erfüllen. Alles war so zurückhaltend gewürzt, dass es zwar schmeckte, aber weder positiv noch negativ irritierte.

Die Hauptgänge waren handwerklich sehr ordentlich, aber ebenfalls ohne Ecken und Kanten. Wir aßen das Schweinefilet mit gemischten Pilzen und gebratenen Spätzle sowie die Kalbsleber und Apfelspalten in Calvadossauce und Püree ohne Probleme auf. Der dazu empfohlene Grauburgunder passte hervorragend und war tadellos temperiert.

Wenn die Menüfolge sich auch recht üppig liest, sie war mitsamt dem Dessert, eine Art Beeren-Smoothie mit Vanilleeis, so bemessen, dass wir uns am Ende zwar satt, aber nicht übersättigt fühlten. Vielleicht lag es jedoch daran, dass wir die Stundenschläge der Uhrensammlung dreimal zu hören bekamen, ehe wir diese Erlebnisgasstätte der besonderen Art wieder verlassen konnten.
-kopf

45529 Hattingen-Oberste Kleinbeck, Felderbachstr. 9

Mittwoch, 27. August 2014

Aus dem Archiv: Henrichs - Philadelphiatorte vorm Hochofen

Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2015".
Update 2014: Seit die Betreibergesellschaft 2024 in die Insolvenz ging, gab es Veränderungen.

Sitzt man im Biergarten des Henrichs in Hattingen, so kann man die ruhrgebietstypische und einzigartige Attraktion „Genießen im Schatten der Industriekultur-Relikte“ hautnah erleben. Bizarr erhebt sich vor den Augen des Gastes der langsam vor sich hin rostende Hochofen der Henrichshütte, die nach ihrer Schließung vor fast dreißig Jahren zu einem Industriemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) umgewandelt wurde. Und auch, wer in den weitläufigen loftartigen Räumlichkeiten des Henrichs isst oder einen der zahlreichen dort stattfindenden Konzert- und Party-Events besucht, kommt aus Staunen nicht heraus. Von den Tischen des Restaurants blickt man durch große Glasscheiben in die ehemalige Gebläsehalle mit zahlreichen gigantischen Maschinenteilen.

So chic das Ambiente, so unkompliziert ist die Küche, die Küchenchef Oliver Stolze seinen Gästen bietet. Auf der Speisekarte locken u.a. mediterrane Köstlichkeiten wie verschiedene gefüllte Mini-Pita (8,50 Euro), Tapas (Teller mit versch. Sorten 9,80 Euro) oder Spaghetti in Trüffelsahne mit gebratener Entenbrust (16,50 Euro), aber auch Original Wiener Schnitzel mit Mangold-Kartöffelchen (24,50 Euro). Die Hauptgänge geben sich raffinierter. So standen beim letztjährigen Menue-Karussell gegrilltes Wildschweinkotelett auf Pfeffer-Vanillesoße mit geschmortem Wirsing und Minikartoffeln und gegrillter Rochenflügel auf Grünkern-Austernpilzrisotto mit frischen Kräutern zur Auswahl.

Das Testessen, von der charmanten Irena mit herzlichem osteuropäischem Akzent serviert, war in Ordnung. Vielleicht hätte das Mais-Chili-Süppchen (7,50 Euro) etwas pikanter sein können, aber die gute Portion knusprig ausgebackener Entenbrustnuggets ergab eine herzhafte Einlage. Überhaupt scheint Oliver Stolze eine Vorliebe für Ente zu haben; sie tauchte bei verschiedenen Gerichten auf.

Als Hauptgang gab es eine an der Gräte gegarte Finkenwerder Scholle auf Bratkartoffeln mit viel gebratenem Speck und grünem Salat (20,50 Euro). War die Haut des überraschend kleinen Fisches sehr knusprig, so zerfiel sein fast flüssig wirkendes Fleisch beim Berühren mit der Gabel. Doch mit der beigegebenen Zitrone beträufelt und einem Glas Pfälzer Riesling von Bürklin-Wolf (0,2 l 8,50 Euro) mundete alles prächtig.

Hübsch war die Dessertvariation, ein süßes Dreierlei, das aus Himbeersorbet, einem halben Schokoladen-Muffin und einem mit Pistazienbröseln, Johannisbeeren und Zitronenschnitze schön ausdekorierten Stückchen Philadelphiatorte bestand – genau die, mit der früher in der Fernsehwerbung die Moderatorin Ruth Moschner ihre Freundinnen überraschte.
-kopf

45527 Hattingen-Welper, Werksstr. 31-33
Fon 0 23 34. 68 59 63
Di-So 12-18 Uhr. Mo geschlossen
https://www.henrichs-restaurant.de/

Dienstag, 26. August 2014

Aus dem Archiv: Loemühle - Na sowatt, der Suvad!

Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2015".
Das Hotel steht unter neuer Leitung, das Restaurant ist bis auf Weiteres geschlossen.


Gewissermaßen war es für Suvad Memovic eine Art Heimkehr, als er im Juni 2014 den Posten des Küchenchefs in der Loemühle antrat. Mit Peter Berkelmann, dem Pächter des altehrwürdigen Anwesens in Marl, hatte der ehemalige Souschef von Drei-Sterne-Koch Thomas Bühner schon vor Jahren in der Recklinghäuser Engelsburg zusammen gearbeitet, als er mit dem Restaurant Impression selbst zu den Sternen griff. Doch dann wurde alles anders. Berkelmann pachtete Hotel und Restaurant der Loemühle, deren neuer Besitzer im gleichen Gebäudekomplex eine weitläufige Wellness-Oase betreibt, und Suvad Memovic ging ins Essener Parkhaus Hügel, um drei Jahre lang der dortigen traditionellen Küche modernen Schliff zu geben. Jetzt fanden die beiden wieder zueinander und wollen die Loemühle neu aufstellen. Eine Anzahl der Zimmer in dem auf das Jahr 1230 zurückgehenden Fachwerkkomplexes wurden bereits in modernem Landhausstil extravagant renoviert und das Küchenangebot aufpoliert.

Sieht man sich die Speisekarte an, so scheint sie auf den ersten Blick gar nicht viel anders als früher. Der Loemühlen-Klassiker Brust und Keule von der zitrusgebeizten Ente auf Lauch-Pflaumengemüse und Kartoffelkrapfen (23,50 Euro) und die für eine Hotel-Küche unumgänglichen Steak-Variationen stehen immer noch darauf. Aber das, was sonst noch auf den Teller kommt, trägt eindeutig die kreative Handschrift von Suvad Memovic. Wer viel Zeit und guten Hunger mitbringt, kann das Degustationsmenü bestellen, bei dem fast alle der 17 Gerichte in Probiergröße serviert werden.

Doch auch die drei à la carte ausgesuchten Gänge überzeugten, allesamt ordentliche Portionen zum Sattwerden. Gelungen die Kombination der Vorspeise, bei der eine mit Balsamico-Pinienkern-Vinaigrette marinierte Portion Ziegenfrischkäse samt Wildkräutersalat auf eine gegrillte Scheibe Wassermelone getürmt wurde – einer wunderbare Mischung aus pikanter Crèmigkeit und saftiger Süße (10 Euro).

Der Hauptgang, Rücken und Bäckchen vom Jungschwein auf dicken Bohnen, gab sich als raffinierte Veredelung der regionalen Küche. Der Rücken war endlos lange bei niedriger Temperatur zart gegart, ohne dabei seine herzhafte Kernigkeit zu verlieren, die kleinen Stückchen Bäckchen zergingen auf der Zunge. Anders als in Mutters Küche waren die Dicken Bohnen von der Lederhaut befreit und butterzart, die zuckersüßen Tomätchen der Garnitur zeugten von sorgfältiger Auswahl beim Einkauf. Als weitere Beilage gab es Ravioli mit Ricottafüllung (21 Euro).

Und auch der Nachtisch war ebenbürtig, eine Creme Brûlée von weißer Schokolade mit Weinbergpfirsich-Salsa und Himbeersorbet (9,50 Euro). Nicht unerwähnt sollte das einzigartige Mineralwasser sein (1-l-Flasche 5,90 Euro), das in der Loemühle serviert wird. Es stammt aus dem hauseigenen Brunnen und ist so exklusiv wie die Küche von Suvad Memovic.
-kopf

45770 Marl, Loemühlenweg 221

Montag, 4. August 2014

Slow Food auf Bochum kulinarisch

Auf Bochum kulinarisch im letzten Jahr

Sommerzeit, Gourmetmeilenzeit! Das gilt besonders für das Ruhrgebiet. Kaum eine Region Deutschlands bietet so eine Vielfalt von solchen Veranstaltungen. „Bochum kulinarisch“ ist eine der traditionsreichsten Veranstaltungen dieser Art und findet in diesem Jahr vom 6. bis zum 10. August bereits zum 26. Mal statt. 16 Gastronomen aus Bochum, Hattingen und Witten verwandeln den Boulevard in ein Freiluft-Schlaraffenland.

Slow Food Bochum trifft sich am Mittwoch, den 6. August 2014 um 19 Uhr zum geselligen Schneckentreff am Stand von „Diergardts Kühler Grund“. Wo der Abend enden wird – wer weiß das jetzt schon?

Kommen kann jeder, aber bitte melden Sie sich bitte hier an, damit Slow Food ungefähr weiß, mit wieviel Personen wir zu rechnen haben.