Vom Gefühl her finde ich den Aufschrei, der gestern durch die Presse ging, vollkommen richtig. Es ist tatsächlich skandalös, wenn Verbrauchern durch irreführende Aufschriften vorgegaukelt wird, sie erhielten hochwertige Produkte, doch in Wirklichkeit handelt es sich nur um billige Ersatzstoffe.
Doch betrachten wir uns das angeprangerte Pesto von Buitoni. „Pesto Basilico“ steht auf dem Glas, und tatsächlich spielt für das Marketing der Marke das Image, das das traditionelle „Pesto Genovese“ hat, die ausschlaggebende Rolle. Das besteht bekanntlich aus Basilikum, Olivenöl, Knoblauch, Pinienkernen. Ob als Käse Parmesan oder Pecorino hineingehört, darüber scheiden sich schon die Geister.
Was aber ist an Zutaten wie Sonnenblumenöl, Cashewnüssen und nicht näher definiertem Hartkäse, wie sie im Buitoni-Produkt zu finden sind, skandalös? Wenn es sich um gute Produkte von einwandfreier Qualität handelt, warum soll man daraus kein Pesto zubereiten? Sicherlich, „Pesto genovese“ ist das nicht, aber das steht auch nicht auf dem Glas. Beim zur Zeit so beliebten Bärlauch-Pesto ist übrigens auch kein Basilikum drin, und das gilt als interessante Variante des Klassikers.
Wie sollte man Pesto-Varianten wie bei Buitoni denn verhindern und überprüfbar machen? Durch eine EU-Norm, die auf das Gramm definiert, wie Pesto zu beschaffen sein hat? Mein Gott, wir sind doch froh, dass gerade die EU-Norm zum Krümmungsgrad der Schlangengurke gefallen ist.
„Pesto“ kommt bekanntlich vom italienischen „Zerstampfen“ und bezieht sich auf die klassische Herstellungsmethode, die Zutaten in einem Mörser zu zerstoßen. Das tut heute niemand mehr außer den engagierten Freunden der Museumsküche. Ist also die Bezeichnung „Pesto“ für alle, ob im Privathaushalt oder in der Fabrik, mit Maschinen hergestellten Kräuterpasten nicht viel skandalöser?
Also bleibt nur die Frage, ob das Pesto aus dem Glas wirklich schmeckt. Da denke ich, kommt es gegen den Klassiker, zumal selbst gemacht, nicht an. Aber ob ich den bei mir zu Hause mit frischem Basilikum, frischen Pinienenkernen, echtem Parmesan und wirklich gutem Olivenöl tatsächlich zum gleichen Preis herstellen kann, müsste einmal überprüft werden.
Hier mein Pesto-Rezept, mit dem ich meine Gäste regelmäßig in Verzückung bringe. Es stammt aus einem französischen Kochbuch und heißt „Pistou“. Es ist so einfach, dass man sich fragt, wozu man Pesto im Glas eigentlich braucht.
Rezept
Pistou
Ergibt ¼ l
4 Handvoll frische Basilikumblätter
1/8 l bestes kaltgepresstes Olivenöl
2 EL Pinienkerne
3 große Knoblauchzehen, halbiert (ich nehme eine, je nach Größe)
50 g frisch geriebener Parmesan
Salz (eventuell)
Ale Zutaten (bis auf Parmesan und Salz) im Mixer fein pürieren. Die Mischung in eine Schüssel geben, den Käse unterrühren und eventuell salzen.
Wie skandalös sind Lebensmittel-Imitate wirklich? Teil II
Sehr gute Beiträge von dir zur aktuellen Debatte!
AntwortenLöschenUnd gleich mit (Gegen)Rezept.
Ich mache regelmäßig Pesto von den Kräutern, die ich jeweils in Menge zur Verfügung habe. Die Kräuter werden im Mixer zusammen mit Nüssen, Zwiebeln, Knoblauch, Olivenöl zerkleinert, mit Salz abgeschmeckt und anschließend in kleine Gläser gefüllt. Diese Gläser werden eingefroren und werden bei Bedarf verbraucht. Ich arbeite hier nicht nach Rezept, sondern verwende, dass was ich im Hause habe. Zwar schmeckt das Pesto fast immer unterschiedlich, was ich dann spannend finde.
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