Ob es wirklich klug ist, der Einladung zur Eröffnungsparty eines Restaurants zu folgen, um die Qualitäten der Küche zu erkunden, ist ja durchaus diskussionswürdig. Meist sind Küche und Service noch nicht richtig eingespielt, wenn morgens noch an der Einrichtung gearbeitet wurde und nachmittags die Gäste auf der Matte stehen. Aber da drückt man gern ein Auge zu, denn die Atmosphäre, der Charme und der genius loci des Ortes kommt in solchem Premierentrubel prächtig zur Geltung - besonders, wenn man sich wie das „De Rosa“ auf der Kaiserstraße in Dortmund der neapolitanischen Lebensart verschrieben hat. Und so war der Besuch mit i solitti sospetti, sprich einigen Presse-Kollegen am letzten Donnerstag ein kommunikationsreiches, amüsantes und auch kulinarisch erhellendes Erlebnis.
Namensgeber des chicen Ladens in den ehemaligen Räumlichkeiten des „Weinadvokaten“ ist die Dortmunder Gastronomenfamilie De Rosa, die ihre Wurzeln in der der süditalienischen Metropole Neapel hat. Das Ristorante „Vabene Italia“ in der Thier-Galerie, quasi das Stammhaus und von Laura De Rosa und Vater Gerardo geführt, habe ich als Bochumer leider noch nie besucht, aber in der „Pizzeria De Rosa“ von Lauras Bruder Dario auf der Rheinischen Straße (2019, klick hier) und im Trattoria-ähnlichen „Taste of Italy“ in Dortmund-Eichlinghofen (2022, klick hier) konnte ich erleben, wie hier die kulinarische Tradition Süditaliens zelebriert wird. Besonders die Pizzeria zu Füßen des „U“ beeindruckte mich, festigt sie doch neben einigen anderen einschlägigen Läden mit ihren handwerklich perfekten Produkten den Ruf Dortmunds als Metropole der echten neapolitanischen Pizza im Ruhrgebiet.
Und so ist der eigens aus Neapel importierte und personalisierte Pizzaofen auch das Juwel von „De Rosa Cucina & Pizzeria Napoletana“, an dem sich der von der Rheinischen Straße bekannte Pazzaiolo Antonio Caruso Sacco bewegt. Wie dort werden auch hier ungefähr 30 verschiedene und hochwertig belegte Pizzen im Leopardenlook gebacken. Doch die waren es nicht, die uns Dario De Rosa präsentieren wollte.
Denn anders als an der Rheinischen Straße ist im Kaiserstraßen-De Rosa das Angebot umfangreicher. Es gibt noch Pasta-Gerichte, und auf einer besonderen Tafel stehen die Tagesangebote, die es nur so lange gibt, wie der Vorrat reicht. Dafür zuständig ist Küchenchef Savino Bufo, Dortmunder Restaurantbesuchern bekannt aus „Sami‘s Theaterbar“ und dem „Emilio“ am anderen Ende der Kaiserstraße (klick hier).
Und so gab zur Feier des Tages einige Gerichte wie Hummercremesuppe mit gebratenen Garnelen oder Rumpsteak mit Pfeffersauce, routiniert gewürzte Standards, die auch auf der Karte jedes anderen gehobenen Italieners hätten stehen können. Überraschend war dann eine nicht nur optisch opulente Fischplatte, die in dieser Form nicht auf der Tafel stand und die die frischen Tageseinkäufe in sich vereinigte: Doradenfilet, Schwertfischsteak und Riesengarnele.
Das, was die Anfahrt nach Dortmund dann wirklich lohnenswert machte, waren die neapolitanischen Antipasti-Platten mit typischen Wurst-, Käse und Gemüsesorten und dem Gemüseauflauf Parmigiana, aber auch Klassikern aus anderen Regionen wie Taggiasca-Oliven, Vitello Tonnato oder Rindercarpaccio. Und natürlich die Frittura Napoletano, in heißem Öl ausgebackene Spezialitäten.
in der hauseigenen Bottega dei Gusti
Schon als es den Begriff in der Form noch gar nicht gab, war Neapel die Wiege des italienischen Street Food. Die Makkaroni, die so typische für die Gegend sind, wurden ursprünglich aus der Hand gegessen, in Neapel entstand die Pizza, und auch alles und jedes in heißem Fett zu frittieren, hat hier eine große Tradition. Und so hatten die auf den ersten Blick unförmigen, aber mit äußerst schmackhaften „inneren Werten“ ausgestatteten Kalorienbömbchen einen betörenden Reiz. Es gab frittierte Pizza, frittierte Pasta mit Schinken und vegan und die mit Mozzrella gefüllten Kartoffelkroketten, auch Panzerotti oder Gattò d i patate napolentano genannt, abgeleitetet von dem französischen Wort für Kuchen, gåteau. Gemeinsam mit einem Glas Grillo, einem Weißwein aus Sizilien von der schmalen Weinkarte, ein ganz wunderbarer Genuss.
Eine heiße Diskussion gab es schließlich um das Dessert. Neben dem obligatorischem Tiramisu gab es auch die typisch süditalienischen Cannoli, frittierte Teigröllchen. Die waren auf Wunsch von Dario de Rosa nicht auf traditionelle Art mit Ziegen- oder Schafsricotta und Zitronatstückchen gefüllt, sondern mit einer Crème aus robuster Kuhmilchricotta und Schokoladentröpfchen, was nicht den Erwartungen von allen Freunden der italienischen Küche am Tisch entsprach.
11.1.2024, De Rosa Cucina & Pizzeria Nepoletana
Konventioneller Einstieg mit wenig Pfiff
Schöne Urlaubserinnerung
Typische Auswahl an Produkten, wie man sie in Neapel kennt
Frittierte Nudeln mit gekochtem Schinken und Bechamelsauce im Teigmantel. Gibt es auch vegan.
frittierte Pizza mit Tomatensauce und Mozzarella
Eine Fischplatte wie aus dem Bilderbuch, doch die Knoblauchsauce hätte mehr Charakter zeigen können.Übberaschend die farbenfrohe Tagesbeilage: Rote Beete.
Tadellos gebratener Klassiker.
Wer kann da widerstehen!
Gab Stoff für Diskussionen: Hart frittiertes Gebäck, kompakte Füllung
Tel.: 0231-22618439. So, Mi, Do 16.30- 22 Uhr. Fr, Sa 16.30-23 Uhr. Mo, Di Ruhetage. www.derosa.de/
Der Genießer bedankt sich für die Einladung
Dank an Silke Albrecht für die Organisation.
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