Update 2024: Das Restaurant heißt ab 18.4.2024 "Delikat am Stadewäldchen" und befindet sich in der Saarlandstr. 4, 44139 Dortmund. Zum Genussbereit-Bericht der Eröffnung klick hier.
Ein wenig war ich ja doch verblüfft, als ich die Gerichte sah, die meinen Kollegen Silke, Tom und Michael und mir bei einem Presseessen im Restaurant „Delikat Essen“ aufgetischt wurden. Um für den Besuch vorbereitet zu sein, hatte ich zuvor die Internetseite des hübschen Lokals im Dortmunder Saarlandstraßenviertel studiert, und da war mir die trendige Selbstbeschreibung „Als veganes Restaurant sind wir überregional bekannt“ im Gedächtnis geblieben. Und nun leuchteten mir Entrecôte vom Simmentaler Rind, Lammfilet, Filet Mignon, Brathähnchen, Rindertatar und Garnelen in einer Üppigkeit entgegen, die barocker nicht hätte sein können. Nein, einen Widerspruch sieht Betreiberin Tetyana Gorodynska, die alle nur Tanja nennen, darin nicht. Denn in der Tat gehören zahlreiche vegetarische und vegane Gerichte zum täglichen Angebot von „Delikat Essen“ und erfreuen sich bei der einschlägigen Kundschaft auch großer Beliebtheit, aber die Fleischgerichte sind selbstverständlich Bestandteile der kreativen Küche des Lokals. Und die, das bemerkt man als Gast ziemlich schnell, umfasst ein ganzes kulinarisches Universum.
Seit dem Jahr 2000 sind Tanja und ihr Mann Pawel aus der Ukraine in Deutschland. Ihre Tochter Katherina studiert in den Niederlanden und ist extra nach Dortmund gekommen, um die Eltern beim Presseessen zu unterstützen. Von Anfang an haben sie in Deutschland Gastronomie betrieben, seit 2012 dann das „Delikat Essen“ im Saarlandstraßenviertel. Im Oktober kommt noch ein zweites Restaurant „Tapa“ in der Chemnitzer-Straße dazu, worauf alle gespannt sind.
Obwohl Pawel eigentlich Schiffsbauingenieur ist, ist er die Seele der Küche und sprudelt als Küchenchef geradezu vor Ideen. Das mag an seiner Herkunft aus Odessa liegen, der legendären Hafenstadt am Schwarzen Meer. Wie kaum eine andere Metropole vereinigt sie die multikulturellen Einflüsse, auf die sich die Ukraine so gern beruft. Hier haben viele große Reiche ihre Spuren hinterlassen, das russische, das osmanische, die Habsburger, die Sowjets, hier war und ist ein Zentrum jüdischen Lebens. Dazu das mediterrane Klima der ukrainischen Riviera – bessere Voraussetzungen kann eine Küche gar nicht haben. Bei Pawel kommen noch die Eindrücke dazu, die er bei Reisen in die Urlaubsländer der Welt empfangen hat. Und so geht es auf den Tellern nicht nur ukrainisch und russisch zu, sondern auch italienisch, griechisch, thailändisch und sogar japanisch.
Unser Presseessen war ein Galopp durch die Speisekarte und in seiner Üppigkeit Ausdruck osteuropäischer Gastlichkeit. Acht Vorspeisen, ein Zwischengang und fünf Hauptgänge kamen auf den Tisch, jeder von uns konnte sich nach moderner „Sharing“-Art davon nehmen. So ungestüm Pawels Aroma-Kombinationen auch wirkten, letztendlich waren sie stimmig und schmeckten, was ja das wichtigste ist. Und auch die optische Präsentation war der reinste Genuss. Manchmal musste ich an den israelisch-britischen Sternekoch Yotam Ottolenghi denken, der die Küche des östlichen Mittelmeerraums zu einem ähnlichen kulinarischen Feuerwerk kombiniert. Vorweg gab’s einen alkoholfreien Minze-Limetten-Cocktail, als Weinbegleitung einen italienischen Verdicchio dei Castelli di Jesi und reichlich Wasser und zum Abschluss als Digestif einen mit Honig und Pfeffer aromatisierten ukrainischen Vodka.
Presse-Mahl im „Delikat Essen“
8.9.2022
Vorspeisen
Lauwarmer Quinoa Schichtsalat mit Avocado, Roter Bete, Wildkräutern, glasierten Erdbeeren
Schichtsalat ist typisch für die russische Küche, hier mit dem aus Südamerika stammenden trendigen Superfood Quinoa.
Fast ein südamerikanischer Asado
Im Tatar steckt kein westfälisches Pumpernickel, sondern eine ukrainische Brotspezialität
Spanische Tapa trifft venezianische Tintenfisch- und Hummer-Eleganz
Der gefüllte Mozzarella ist eine beliebte Zutat im "Delikat Essen"
Die Tomaten des klassischen Caprese stecken in der Sauce
Ein Essen wie im Strandlokal
Tolle Kombination, fast schon klassisch
Zwischengang
Ein Eis aus Gemüse – muss man erst mal drauf kommen.
Hauptgänge
Soba Nudeln, Sesam, Daikan, Koriander
Beim ersten Schmecken irritierend, dann überraschend stimmig.
Maishähnchen in Weinsoße, Blumenkohlpüree, gegrillter Pfirsich
Eigenwillige Interpretion eines Klassikers. Die Schmorgemüse werden mitserviert und ergänzen deftig das zarte Blumenkohlpüree.
Maishähnchenbrustfilet gefüllt mit Butter, paniert und frittiert, Kartoffelpüree
Ein Spezialität der jüdischen Küche aus der Ukraine. Das Hähnchenfleisch ist unter der Panade mit flüssiger Butter gefüllt.
Delikat am Stadewäldchen. Neue Adresse: Saarlandstr. 4, 4139 Dortmund. Tel. 0231/33017503. Neue Öffnungszeiten: tägl. 11-23 Uhr. delikat-dortmund.de
Der Genießer bedankt sich für die Einladung.
Dank an Michael Alisch für die Organisation.
Eines von unseren Lieblingslokalen im Dortmunder Saarlandstrassenviertel. Danke für den tollen Artikel.
AntwortenLöschenDanke für den Hinweis, dass sich der Alte Mühlenweg im Saarlandstraßenviertel und nicht im Kreuzviertel befindet. Ich habe mich als Nicht-Dortmunder an einem Hinweis auf der Internetseite des Restaurnts orientiert. Ich habe es oben im Text korrigiert.
LöschenAndereseits ist das Restaurant aber auch nur einen Katzensprung vom Kreuzviertel entfernt.
Alles 4 Geburtstage und jeden 2. Weihnachtstag sind wir dort und das schon seit vielen Jahren 😊
AntwortenLöschen