Der Text erschien erstmals in Dortmund geht aus 2009/2010"
Das Restaurant gibt es nicht mehr. Der Dortmunder Fernsehturm wird nicht mehr gastronomisch bespielt.
Nicht umsonst ist der Dortmunder Fernmeldeturm „Florian“ im Westfalenpark ein Wahrzeichen der Stadt. Die Aussicht aus dem 137 Meter hoch gelegenen Turmrestaurant „Florians“ ist einmalig. Tief unten liegt der Westfalenpark mit dem Deutschen Kochbuchmuseum, das der legendären Henriette Davidis gewidmet ist und das gedruckte kulinarische Vermächtnis ganz Deutschlands beherbergt. In der Innenstadt blinkt das riesige „U“ der ehemaligen Union-Brauerei, das davon zeugt, dass Dortmund einst ein führender Bierstandort in der Welt war. Zur Kulturhauptstadt RUHR.2010 wird das gewaltige Gebäude zu einem Standort der Kreativwirtschaft ausgebaut. Nicht weit davon entfernt entdeckt man die riesigen Flächen des Phoenix-Geländes, die zeigen, welch wirtschaftliche Potentiale in Dortmund noch zu erschließen sind.
All diese Dortmunder Perspektiven ziehen langsam am Gast vorbei, wenn er sich in der sich drehenden Gondel des „Florians“ hoch über Stadt befindet. Seit zweieinhalb Jahren versucht die Betreibergesellschaft Westfalenhallen Dortmund GmbH hier ein profiliertes Gourmet-Restaurant zu etablieren. Zuerst oblag die Leitung dem Koch Sascha Heitfeld, der aber nach kurzer Zeit ins Pullman Hotel auf die andere Seite der B1 wechselte. Seitdem setzt man auf ein unverbrauchtes Team, um die einzigartige, aber schwierige Lokalität kulinarisch zu bespielen.
Die sehr jungen Leute um Küchenchef Dennis Rother und Restaurantchef Dominik Schön zaubern eine Gourmetküche auf den Tisch, die die Souveränität, die man von einer älteren Brigade erwarten würde, mit Charme, Spaß und Energie ersetzt. Service-mäßig ist alles super top, und die Arrangements auf den Tellern nehmen es lässig mit der phänomenalen Aussicht aus den Panoramafenstern auf.
Zum 50. Geburtstag des Westfalenparks in diesem Jahr (2009) hat Dennis Rother ein fünfgängiges Jubiläumsmenü für 50 Euro kreiert. Zusammen mit dem „normalen“ sechsgängigen Menü für 79 Euro ergab das beim Testbesuch eine beindruckende Leistungsschau der Küche. Nach einem kleinen, asiatisch angehauchten Gruß aus der Küche aus Garnelen und einer exotischen Früchtesalsa wurden Gerichte aufgefahren, die alle Erwartungen erfüllten, indem sie internationale Gourmet-Produkte fantasievoll und routiniert kombinierten. So kam Trüffel-Remoulade bei den marinierten Pfifferlingen mit Wildkräutersalat und pochiertem Bio-Ei zum Einsatz, Trüffeln und Jacobsmuscheln waren die Einlage zu einem geschäumten Spargelsüppchen, gegrillter Seeteufel wurde mit Safranrisotto und Rucolapesto serviert, Hummer war Bestandteil einer Lasagne mit Spargel und Sauce Riche. Der kulinarische Gipfel war das Roastbeef vom Bison an Trüffeljus mit provençalischem Gemüsetörtchen und Kartoffelbaumkuchen. Das Gericht wartete mit vier ordentlichen Stücken Büffelfleisch auf, von denen eine Indianerfamilie in der Prärie eine Woche lang leben könnte. Auch das Iberico-Schwein mit Rotweinschalotten und Grießplätzchen war gut portioniert. Zwei zentimeterdicke kernige Tranchen Kotelett-Fleisch lachten mich an.
Abgerundet wurden die Gänge durch die obligatorische Käseplatte bzw. einem recht witzigen Käsegang aus gegrilltem Blumenkohl in Wallnussmarinade und Taleggio. Als süße Desserts kamen noch gepfefferte Erdbeeren mit Tonkabohneneis und Orangentuille sowie Karamellmousse im Baumkuchenmantel mit Erdbeersalat und Rhabarbersorbet dazu.
Aus den Weinvorräten des Hauses hatte man als Empfehlung eine „Weinreise“ zusammengestellt (groß: 4 Weine und Wasser 19,59 Euro, klein: 2 Weine und Wasser 9,50 Euro), aus der wir uns einen Grauen Burgunder von Hex vom Dasenstein und vor allem den Spätburgunder „Barrique“ vom Weingut Fritz Waßmer aussuchten, den ich immer wieder großartig finde.
Vielleicht hätte man sich bei aller tadellosen Professionalität der Zubereitung bei der Auswahl der Gerichte etwas mehr Individualität und persönliche Note gewünscht. Doch bot der der Besuch im „Florians“ eine genussreiche Perspektive für Dortmund, die der kulinarischen Landschaft der Stadt nur gut tun kann. Hoffentlich gibt man Dennis Rother und der sensationellen Location die nötige Zeit dazu. Denn der Dortmunder braucht lange, bis er begreift, was er hat.
Das Restaurant gibt es nicht mehr. Der Dortmunder Fernsehturm wird nicht mehr gastronomisch bespielt.
Nicht umsonst ist der Dortmunder Fernmeldeturm „Florian“ im Westfalenpark ein Wahrzeichen der Stadt. Die Aussicht aus dem 137 Meter hoch gelegenen Turmrestaurant „Florians“ ist einmalig. Tief unten liegt der Westfalenpark mit dem Deutschen Kochbuchmuseum, das der legendären Henriette Davidis gewidmet ist und das gedruckte kulinarische Vermächtnis ganz Deutschlands beherbergt. In der Innenstadt blinkt das riesige „U“ der ehemaligen Union-Brauerei, das davon zeugt, dass Dortmund einst ein führender Bierstandort in der Welt war. Zur Kulturhauptstadt RUHR.2010 wird das gewaltige Gebäude zu einem Standort der Kreativwirtschaft ausgebaut. Nicht weit davon entfernt entdeckt man die riesigen Flächen des Phoenix-Geländes, die zeigen, welch wirtschaftliche Potentiale in Dortmund noch zu erschließen sind.
All diese Dortmunder Perspektiven ziehen langsam am Gast vorbei, wenn er sich in der sich drehenden Gondel des „Florians“ hoch über Stadt befindet. Seit zweieinhalb Jahren versucht die Betreibergesellschaft Westfalenhallen Dortmund GmbH hier ein profiliertes Gourmet-Restaurant zu etablieren. Zuerst oblag die Leitung dem Koch Sascha Heitfeld, der aber nach kurzer Zeit ins Pullman Hotel auf die andere Seite der B1 wechselte. Seitdem setzt man auf ein unverbrauchtes Team, um die einzigartige, aber schwierige Lokalität kulinarisch zu bespielen.
Die sehr jungen Leute um Küchenchef Dennis Rother und Restaurantchef Dominik Schön zaubern eine Gourmetküche auf den Tisch, die die Souveränität, die man von einer älteren Brigade erwarten würde, mit Charme, Spaß und Energie ersetzt. Service-mäßig ist alles super top, und die Arrangements auf den Tellern nehmen es lässig mit der phänomenalen Aussicht aus den Panoramafenstern auf.
Zum 50. Geburtstag des Westfalenparks in diesem Jahr (2009) hat Dennis Rother ein fünfgängiges Jubiläumsmenü für 50 Euro kreiert. Zusammen mit dem „normalen“ sechsgängigen Menü für 79 Euro ergab das beim Testbesuch eine beindruckende Leistungsschau der Küche. Nach einem kleinen, asiatisch angehauchten Gruß aus der Küche aus Garnelen und einer exotischen Früchtesalsa wurden Gerichte aufgefahren, die alle Erwartungen erfüllten, indem sie internationale Gourmet-Produkte fantasievoll und routiniert kombinierten. So kam Trüffel-Remoulade bei den marinierten Pfifferlingen mit Wildkräutersalat und pochiertem Bio-Ei zum Einsatz, Trüffeln und Jacobsmuscheln waren die Einlage zu einem geschäumten Spargelsüppchen, gegrillter Seeteufel wurde mit Safranrisotto und Rucolapesto serviert, Hummer war Bestandteil einer Lasagne mit Spargel und Sauce Riche. Der kulinarische Gipfel war das Roastbeef vom Bison an Trüffeljus mit provençalischem Gemüsetörtchen und Kartoffelbaumkuchen. Das Gericht wartete mit vier ordentlichen Stücken Büffelfleisch auf, von denen eine Indianerfamilie in der Prärie eine Woche lang leben könnte. Auch das Iberico-Schwein mit Rotweinschalotten und Grießplätzchen war gut portioniert. Zwei zentimeterdicke kernige Tranchen Kotelett-Fleisch lachten mich an.
Abgerundet wurden die Gänge durch die obligatorische Käseplatte bzw. einem recht witzigen Käsegang aus gegrilltem Blumenkohl in Wallnussmarinade und Taleggio. Als süße Desserts kamen noch gepfefferte Erdbeeren mit Tonkabohneneis und Orangentuille sowie Karamellmousse im Baumkuchenmantel mit Erdbeersalat und Rhabarbersorbet dazu.
Aus den Weinvorräten des Hauses hatte man als Empfehlung eine „Weinreise“ zusammengestellt (groß: 4 Weine und Wasser 19,59 Euro, klein: 2 Weine und Wasser 9,50 Euro), aus der wir uns einen Grauen Burgunder von Hex vom Dasenstein und vor allem den Spätburgunder „Barrique“ vom Weingut Fritz Waßmer aussuchten, den ich immer wieder großartig finde.
Vielleicht hätte man sich bei aller tadellosen Professionalität der Zubereitung bei der Auswahl der Gerichte etwas mehr Individualität und persönliche Note gewünscht. Doch bot der der Besuch im „Florians“ eine genussreiche Perspektive für Dortmund, die der kulinarischen Landschaft der Stadt nur gut tun kann. Hoffentlich gibt man Dennis Rother und der sensationellen Location die nötige Zeit dazu. Denn der Dortmunder braucht lange, bis er begreift, was er hat.
-kopf
Dortmund Westfalenpark, Florianstraße 2
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