Im Vorübergehen las der Genießer am Samstag in der Auslage eines Nordsee-Geschäftes das schöne Wort „Flusskrebs-Spargel-Salat“, das er nicht vergessen konnte. „Das kann ich besser“, dachte er schamlos und zauberte am nächsten Tag für den Balkon einen kleinen Sonntagshappen, der prima als Mädchen-Essen hätte durchgehen können, wenn eins dagewesen wäre.
Dazu marinierte er Erdbeeren in etwas Zucker, Pfeffer und Cointreau, dämpfte Spargelstückchen und –köpfe schön bissfest und schwenkte Flusskrebsschwänze in Butter und einem Spritzer Noilly Prat, ohne dass sie Farbe annahmen. Vorher hatte er aus zwei Eigelb, den auf zwei EL eingekochten Saft zweier Orangen und einen TL Senf und einem Gläschen geschmacksneutralem Öl eine Mayonnaise gerührt, die er mit den mit eingekochten Zesten einer Orange, einem Hauch Curry-Pulver und etwas Salz würzte. Mit dieser Mayonnaise macht er den Spargel, die marinierten Erdbeeren und die Flusskrebse an und pfefferte das Ganze noch einmal. Dazu gab es Drillinge in der Schale, die in wenig Wasser mit viel Salz gar gekocht wurden, bis alles verdunstet war und die Kartöffelchen eine glitzernde Salzkruste hatten. Im Tiefkühler hatte der Genießer noch ein Stück Lammkarree von Meister Bontrup gefunden, das mal weg musste. Also wurde es auf dem Herd gebräunt und im Ofen mit ganz frischen Knoblauchzehen als Aromaten zu zart rosa-farbenen Lammkoteletts verbraten, was farblich sehr schön passte und eigentlich immer schmeckt.
Dazu gab es einen 2007er Riesling „Vom Riedel“, einen Wein, den Sandra Kühn, die Tochter des Rheingau-Königs Peter Jakob Kühn, in eigener Regie vinifiziert hat. Vielleicht war das spritzige Tröpfchen für die cremige Mayonnaise ein wenig zu kess und ein Chardonnay hätte vielleicht besser gepasst. Aber eigentlich war es auf dem Balkon auch viel zu kalt zum Essen. Also machte der Genießer nur das Foto draußen und zog sich dann ins Wohnzimmer vor den Fernseher zurück, um beim Essen eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung mit der wunderschönen Susanne Gärtner zu gucken.
(Damit es nicht ganz so happy-endig wird, hier noch die Einkaufs-Nörgelei. Die Zutaten für den Salat besorgte der Genießer in der „Perfetto“-Filiale bei Karstadt im Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum. Die Flusskrebse von der Fischtheke („Deutsche See“) waren wunderbar, doch der Rest war alles andere als perfetto. Orangen und Erdbeeren waren abgepackt, und natürlich war in beiden Packungen eine verfaulte Frucht zum Wegschmeißen, was der Genießer aber erst zu Hause entdeckte. Zudem waren die deutschen Erdbeeren so aromalos wie spanische Treibhausware und die Saft-Orangen der Nobelmarke „San Lucar“ so vertrocknet, dass man vier auspressen musste, um den Saft von zweien zu bekommen.)
sieht sehr gut aus, hätte ich auch gegessen. Das Lammm sorgt ja (auch optisch) für die maskuline Komponente auf dem Teller. Bei abgepackten Sachen kommt es in Sachen Frische natürlich auf den Warenumschlag in dem jeweiligen Geschäft an, ist der nicht gegeben helfen auch sog. Nobelmarklen oder Bio nix. (wurde hier schon mal in einem Kommentar dargelegt) Für deutsche/aromatische Erdbeeren isset noch zu früh...
AntwortenLöschenWunderbare aromatische deutsche Erdbeeren hatte ich schon gehabt, siehe den Post vom 3. Mai. Und mit dem Warenumschlag hast Du recht. Ich weiß nur nicht, woran dieses Einzelhandels-Elend liegt. Liegt es am Karstadt-Syndrom, am logistsich zwar einfachen, der Sache aber wenig dienlichen System der abgepackten Ware oder der Ignoranz der Kunden, die sich das alles gefallen lassen, weil sie es besser nicht gewohnt sind?
AntwortenLöschenWaren die Flusskrebse lebend, oder schon gepult? Ich hätte große Lust einmal den Klassiker Leipziger Allerlei zu kochen. Vielleicht könnte man das zusammen tun, es ist doch auch Morchelzeit.
AntwortenLöschen@ FdgG: Die Flusskrebs waren gepult und vorgekocht. Und gegen ein Leipziger Allerlei hätte ich nichts einzuwenden.
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