Freitag, 21. Mai 2010

Binge Eating um Mitternacht: Spaghetti alla puttanesca mit einer Flasche Domaine de Jonquières 2001

Fantastisch: Domaine de Jonquières 2001

Manchmal bekommt man Nachrichten, denen kann man nur mit einem wunderbaren, leckeren, emotional befriedigenden Essen beikommen. Zumal, wenn man Hunger hat, weil man sich eigentlich vorgenommen hat, einen Fastentag einzulegen, denn das Food-Bloggen fordert schließlich seinen Tribut an Hüftengold.

Sugo alla puttanesca nach Genießer-Art: mit Ölsardinen

E-Mails aus der Verlagswelt nimmt man ja schon lange nicht mehr Ernst, aber unterschwellig bekommt man doch Appetit, wenn sie so frustrierend sind wie heute. Da hilft nur eins: kochen und essen. Also machte sich der Genießer gegen 22.30 Uhr daran, Spaghetti und eine Pfanne Sugo alla puttanesca nach seiner Art zuzubereiten: Knoblauch und Chilischote samt einer Dose schöner Ölsardinen in Olivenöl anbraten, dann halbierte zuckersüße Cocktail-Tomaten dazu (nein – sie waren nicht in praller Sonne voll gereift, sondern die Hexenküche der Zuchtabteilung irgendeines Lebensmittelkonzerns hat diese süße Sorte hervorgebracht – schließlich lag die Packung seit zwei Wochen beim Genießer herum, ohne zu faulen), dann die letzten Exemplare der Nyons-Oliven vom Französischen Gourmetmarkt und die wunderbaren, von einem Slow-Food-Presidio sanktionierten, gesalzenen Kapern von den Liparischen Inseln und etwas Petersilie dazu – fertig. Dazu al dente gekochte Spaghetti, und alles auf dem Teller gewürzt mit Pfeffer aus der Mühle und einem Schuss gutem Olivenöl – einfach herrlich, süß, herb und von betörender Südlichkeit.

Ohne Wein geht das natürlich nicht. Doch statt auf seinen geliebten Salice Salentino griff der Genießer auf eine Flasche 2001 Domaine de Jonquières zurück, die ihm Karl Richter von der Weinzeche im Jahre 2003 (!) einmal angedreht hatte, zum Preis von 9,50 Euro. Mann, war dieser Wein nach sieben Jahren ein Gedicht. Frisch, kühl und elegant ging er über die Lippen, körnig-samtig-süß rann er über die Zunge, und von einer erwachsenen melancholischen Bitterkeit war der Abgang. Alle bitter-süßen Aromen des Sugo waren darin enthalten, und darüber hinaus der Tiefgang eines guten, gereiften Weines. Was für eine Empfehlung, Herr Richter! Flasche leer, Teller leer, die Zukunft kann nur rosenrot sein, allen Unken-Nachrichten zum Trotz!

2 Kommentare:

  1. die Südfranzosne in der 10€ Klasse sind oft schon richtig gut, jung in der "Kraftphase", aber auch mit Kellerpotential. Sehr schön beschrieben ! Meine "Jonquieres aus der Zeit sind leider schon alle, in Erinnerung weggetrunken an zwei Wochen, die ich mal vor 16 Jahren dort unten im Nachbardorf verbracht habe.

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