Die überwältigendste Darstellung einer Landpartie, die ich kenne, befindet sich in Luchino Viscontis Verfilmung des Mitte des 19. Jahrhunderts spielenden Romans „Der Leopard“ von Giuseppe Tomasi di Lampedusa, wenn die komplette Familie des sizilianischen Aristokraten Don Fabrizio zur monumentalen Filmmusik von Nino Rota in ihrer Karosse bei flirrender Hitze durch die gelb-glühenden Weizenfelder der Mittelmeerinsel in die Sommerfrische fährt. Vielleicht sind solche Assoziationen ja ein Grund, weshalb man als Slow-Food-Romantiker glaubt, Erfahrungen von regionaler Küche in erhabener Form könne man nur woanders erleben, nur nicht in der kulinarischen Diaspora, wie sie das Ruhrgebiet nun einmal ist. Doch auch hier gilt das ewige Goethe-Wort: „Warum denn in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah.“
Zugegeben, blau war der Himmel über der Hühnerwiese in Herdecke nur bei der ersten Ausgabe der Landpartie des Dortmunder Restaurants „Labsal“ vor zwei Wochen. Beim zweiten Termin letzten Sonntag, den ich besuchen konnte, war der Himmel grau, es regnete z.T. heftig, und manchmal pfiff der Wind über die Höhen des Ardeygebirges, wie man es sonst nur aus dem Westerwald kennt. Und trotzdem war die ganze Sache ein Ereignis, wie ich es mir in meiner Eigenschaft als genussbereiter Genießer nicht schöner wünschen konnte.
Schon seit 2017 betreiben Jessica Pahl und Florian Kohl das „Labsal“ in Dortmund an der Rheinischen Straße, und eigentlich hätte ich das Restaurant als überzeugter Freund des Regionalen schon längst einmal besuchen sollen – zumal ich durch die Beiträge in der Facebook-Gruppe „Mein kulinarisches Dortmund“ schon oft darauf hingewiesen wurde. Aber wahrscheinlich irritierte mich, dass man sich im „Labsal“ der schwäbischen Küche hingibt und nicht der westfälischen oder der Ruhrgebietsküche – das kommt davon, wenn man in Schubladen denkt. Zumal „regional“ für Jessica und Florian vor allen Dingen auch bedeutet, dass sie für ihre Gerichte Zutaten und Produkte von regionalen Produzenten verwenden – für Gastronomen, die logistisch und wirtschaftlich scharf kalkulieren müssen, eine Herausforderung, die nur mit Engagement und Leidenschaft zu meistern ist.
Eier und Geflügel sowie Wild beziehen sie von Benjamin und Luise Bernhardt, die in Herdecke unter dem schönen Firmennamen „Bernhardt & Söhne“ eine Hühnerfarm betreiben. Wobei man sich darunter keineswegs endlose Legebatterien vorstellen muss, sondern eine Art Almwiese am Rand der zivilisierten Welt im Hochland zwischen dem Wittener Schnee und Herdecke. Hier stehen ein paar an Bauwagen erinnernde mobile Hühnerställe, in denen ein aus verschiedensten Rassen buntgemischtes Hühnervolk wie eine geflügelte Hippiekommune haust. Ein glücklicheres Leben als hier kann kein Huhn haben. Die Tiere haben auf der großen Weide so viel Auslauf, wie es in der edlen französischen AOP Bresse nicht besser vorgeschrieben sein kann. Sie können nach Herzenslust scharren und Sandbäder nehmen, ihre Hackordnung ausfechten und sich an allerlei Insekten als natürliche Protein-Spender gütlich tun.
Zugegeben, blau war der Himmel über der Hühnerwiese in Herdecke nur bei der ersten Ausgabe der Landpartie des Dortmunder Restaurants „Labsal“ vor zwei Wochen. Beim zweiten Termin letzten Sonntag, den ich besuchen konnte, war der Himmel grau, es regnete z.T. heftig, und manchmal pfiff der Wind über die Höhen des Ardeygebirges, wie man es sonst nur aus dem Westerwald kennt. Und trotzdem war die ganze Sache ein Ereignis, wie ich es mir in meiner Eigenschaft als genussbereiter Genießer nicht schöner wünschen konnte.
Schon seit 2017 betreiben Jessica Pahl und Florian Kohl das „Labsal“ in Dortmund an der Rheinischen Straße, und eigentlich hätte ich das Restaurant als überzeugter Freund des Regionalen schon längst einmal besuchen sollen – zumal ich durch die Beiträge in der Facebook-Gruppe „Mein kulinarisches Dortmund“ schon oft darauf hingewiesen wurde. Aber wahrscheinlich irritierte mich, dass man sich im „Labsal“ der schwäbischen Küche hingibt und nicht der westfälischen oder der Ruhrgebietsküche – das kommt davon, wenn man in Schubladen denkt. Zumal „regional“ für Jessica und Florian vor allen Dingen auch bedeutet, dass sie für ihre Gerichte Zutaten und Produkte von regionalen Produzenten verwenden – für Gastronomen, die logistisch und wirtschaftlich scharf kalkulieren müssen, eine Herausforderung, die nur mit Engagement und Leidenschaft zu meistern ist.
Eier und Geflügel sowie Wild beziehen sie von Benjamin und Luise Bernhardt, die in Herdecke unter dem schönen Firmennamen „Bernhardt & Söhne“ eine Hühnerfarm betreiben. Wobei man sich darunter keineswegs endlose Legebatterien vorstellen muss, sondern eine Art Almwiese am Rand der zivilisierten Welt im Hochland zwischen dem Wittener Schnee und Herdecke. Hier stehen ein paar an Bauwagen erinnernde mobile Hühnerställe, in denen ein aus verschiedensten Rassen buntgemischtes Hühnervolk wie eine geflügelte Hippiekommune haust. Ein glücklicheres Leben als hier kann kein Huhn haben. Die Tiere haben auf der großen Weide so viel Auslauf, wie es in der edlen französischen AOP Bresse nicht besser vorgeschrieben sein kann. Sie können nach Herzenslust scharren und Sandbäder nehmen, ihre Hackordnung ausfechten und sich an allerlei Insekten als natürliche Protein-Spender gütlich tun.
Grauer Himmel - gute Stimmung
Und diese Hühnerwiese war der der Austragungsort der Landpartie des „Labsal“. Zwei Partyzelte waren aufgebaut. Eines war mit Bierzeltgarnituren ausgestattet, die durchaus mit einer gewissen Eleganz eingedeckt waren, und bot den 30 Gästen kuscheligen Schutz vor den Regengüssen. Das andere wurde als Feldküche genutzt. Strom zum Betrieb eines Herdes gab es nicht. Wie für ein Picknick üblich, waren eine Reihe von kalten Gängen vorbereitet mitgebracht worden, für den warmen Teil der Mahlzeit sorgte ein Schwenkgrill, auf dem Fleisch und Gemüse gegart und mit Röstaromen versehen wurde.
Das Menü war dann gar nicht so schwäbisch, wie man annehmen sollte, sondern sogar richtige Ruhrgebietsküche. Dafür sorgte schon die Zubereitung auf dem Grill. Fast wollte ich glauben, man hätte sich an den Gastküchen orientiert, die ich einmal als Säulen der Ruhrgebietsküche in diesem Blog postuliert hatte (klick hier): Es gab polnische, türkische und italienische Gerichte, aber auch spanische und sogar australische Einflüsse waren spürbar. Und die Zutaten waren natürlich alle von hier. Eier, Geflügel und das Wildfleisch für die Bratwürste stammten von den Bernhardts, Gemüse vom Biohof Woeste in Lüdenscheid, Milch von Hof Sackern in Witten und Brot von der Naturbäckerei Kreis in Dortmund und aus dem eigenen Backofen des „Labsal“. Und nicht zu vergessen ist, dass fast der gesamte wohlsortierte Weinkeller des Restaurants herangekarrt worden war.
Im Glas ein Südtiroler: Misto Mare von Lageder
Fast sechs Stunden dauerte das Gelage auf der Hühnerwiese. Trotz oder vielleicht wegen des Regens wurde es im Zelt richtig gemütlich. Vor allem aber auch, weil die Gänge als „Sharing Menü“ serviert wurden, d.h. auf Platten, von denen sich jeweils vier Leute ihre Portion nehmen konnten. So rückte man zusammen und kam ins Gespräch mit netten und erstaunlich gut informierten Leuten. Und der Genießer vergaß dabei glatt, dass er als mittlerweile in die Jahre gekommener arthrosegeplagter, zwei Meter großer Zwei-Zentner-Mann die niedrigen unbequemen Bierzelt-Garnituren eigentlich als Sitzgelegenheit zum Teufel wünschen wollte.
Chłodnik Litewski
Die polnisch-litauische Rote-Bete-Suppe, auch Kalter Borschtsch genannt, war ein erdig süßer, aromatischer Einstieg und sehr erfrischend – trotz des kühlen Regenwetters.
Gefüllte Eier
Der Klassiker der deutsch-osteuropäischen Oma-Küche war mit den aromastarken Eiern des Hühnerhofes ein Gedicht. Hartgekocht, wurde das Eigelb gehackt und, ich nehme an, mit Rahm vermischt wieder in das Eiweiß gefüllt. Oben drauf etwas Forellenkaviar – köstlich!
Zucchini Carpaccio
Der Klassiker der deutsch-osteuropäischen Oma-Küche war mit den aromastarken Eiern des Hühnerhofes ein Gedicht. Hartgekocht, wurde das Eigelb gehackt und, ich nehme an, mit Rahm vermischt wieder in das Eiweiß gefüllt. Oben drauf etwas Forellenkaviar – köstlich!
Zucchini Carpaccio
Zwiebelgewächse & Romescosauce
Die gegrillten Lauchzwiebeln verbanden pikante Süße mit Röstaromen, das Lauch selbst wurde durch das Grillen etwas strohig. Verführerisch die Romescosauce, eine katalanische Spezialität. Sie wird u.a. aus Tomaten , Paprika, Knoblauch und Mandeln zubereitet und ähnelte dem sizilianischen Pesto trapanese.
Die gegrillten Lauchzwiebeln verbanden pikante Süße mit Röstaromen, das Lauch selbst wurde durch das Grillen etwas strohig. Verführerisch die Romescosauce, eine katalanische Spezialität. Sie wird u.a. aus Tomaten , Paprika, Knoblauch und Mandeln zubereitet und ähnelte dem sizilianischen Pesto trapanese.
Gegrillte Pfirsiche & Burrata
Ein herrliches Sommergericht, das bei Sonnenschein noch besser geschmeckt hätte. Die Pfirsiche hätten etwas reifer sein können.
Ein herrliches Sommergericht, das bei Sonnenschein noch besser geschmeckt hätte. Die Pfirsiche hätten etwas reifer sein können.
Pulpotacos
Was für ein Zufall: Letzten Samstag konnte ich im Duisburger „Laufhaus“ einen „Pulpodog“ essen, also Pulpo im Hotdog-Brötchen (klick hier). Hier gab es Pulpo im Taco, aber nicht in ganzen Tentakeln, sondern als eine Art Ragout, versteckt unter einem Koriander-Petersilen-Pesto.
Was für ein Zufall: Letzten Samstag konnte ich im Duisburger „Laufhaus“ einen „Pulpodog“ essen, also Pulpo im Hotdog-Brötchen (klick hier). Hier gab es Pulpo im Taco, aber nicht in ganzen Tentakeln, sondern als eine Art Ragout, versteckt unter einem Koriander-Petersilen-Pesto.
Adana-Spieß & Labneh
Türkisches Streetfood vom Feinsten: Gegrillte Lammhack-Spieße. Dazu als Dip Labneh, abgetropfter quarkähnlicher Joghurt.
Bratwurst vom Sika Hirschkalb
Türkisches Streetfood vom Feinsten: Gegrillte Lammhack-Spieße. Dazu als Dip Labneh, abgetropfter quarkähnlicher Joghurt.
Bratwurst vom Sika Hirschkalb
Sika ist eine kleine, aus Ostasien stammende Hirschart, die auch in Deutschland gehalten wird. Die köstlichen Würstchen waren hausgemacht, das Fleisch stammte aus der eigenen Jagd von Benjamin Bernhardt.
Wiesenhähnchen
Was für ein Hähnchenfleisch! Einfach nur gegrillt ein wahrer Hochgenuss, saftig und aromatisch.
Was für ein Hähnchenfleisch! Einfach nur gegrillt ein wahrer Hochgenuss, saftig und aromatisch.
Pavlova mit frischen Beeren
Sabayone, Gegrillte Ananas & Popcorn
Drei Spezialitäten zum Dessert. Die Baiser-Torte Pavlova ist eine australisch-neuseeländische Spezialität, die nach einer russischen Tänzerin benannt wurde.
Sabayone, Gegrillte Ananas & Popcorn
Drei Spezialitäten zum Dessert. Die Baiser-Torte Pavlova ist eine australisch-neuseeländische Spezialität, die nach einer russischen Tänzerin benannt wurde.
Zum guten Schluss
Darauf einen Eierlikör. Natürlich von hauseigenen Eiern.
Darauf einen Eierlikör. Natürlich von hauseigenen Eiern.
Labsal. Rheinische Straße 12, 44137 Dortmund. Tel. 0231. 13 75 88 52. Di-Fr 17-22 Uhr, Sa 12-14.30 und 17-22 Uhr. labsal-dortmund.de
Bernhardt & Söhne. Kontakt auf Instagram
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