Im Jahr 1950 erfand der legendäre Barkeeper Giuseppe Cipriani für eine Stammkundin von „Harry’s Bar“ in Venedig eine Diätspeise, indem er hauchdünn aufgeschnittenes rohes Rindfleisch mit der Universalsauce des Hauses marinierte. Aufgrund der tiefroten Farbe des Rindfleisches benannte er das Fingerfood nach dem venezianischen Renaissancemaler „Carpaccio“. Unter diesem Namen wurde es schnell ein Klassiker in der italienischen Antipastiküche.
Das Schicksal wollte es, dass ich von dem Wein- und Spirituosenproduzenten Sandro Bottega aus dem Veneto ein Falsche Prosecco zugeschickt bekam, eine Kreation aus der weißen Glera-Traube und dem roten Pinot Noir, deren exzentrische Farbe Pink in der typisch Mischung aus venezianischer Eleganz und modischem Kitsch changiert. Zu dieser perlend-fruchtigen Versuchung ein klassisches Rindfleisch-Carpaccio wie aus Bottegas Prosecco-Kochbuch zu machen, schien mir doch etwas zu heavy. So surfte ich ein wenig im Internet herum und ließ mich schließlich von einem Rezept für Thunfischsalat mit Melone und vor allem von dem Instagram-Foto eines britisch-australischen Küchenchefs von einem Gericht mit den gleichen Zutaten inspirieren. Läge Venedig in Südamerika, könnte man das Gericht glatt als Ceviche bezeichnen. Allerdings befreite ich meine Version eines Thunfisch-Wassermelonen-Carpaccios von der optischen Perfektion der Gourmetküche und integrierte es in die zu meinem unegalen Fingern besser passende urbane Landhausküche meines Südbalkons im westfälischen Ruhrgebiet.
Leider bescherte mir der Wettergott keinen venezianischen Sonnenschein, denn pünktlich zum Fotografieren bezog sich der Himmel und hüllte alles in eine eher ruhrgebietstypisch gräuliche Atmosphäre. Aber die verschiedenen Rottöne beißen sich auf den Bildern immer noch herrlich - und geschmeckt hat es mir ganz ausgezeichnet.
Rezept: Würfel-Carpaccio von Thunfisch und Wassermelone mit pink-farbenem Prosecco
Angaben für 1 Portion
125 g Thunfischsteak in bester Sushi-Qualität
evtl Olivenöl
125 g Wassermelone
1 Stück Bio-Schlangengurke
1 Bio Limette
Für die Marinade:
Oliven- oder Sesamöl
Colatura oder asiatische Fischsauce
Sojasauce
Zucker
Limettensaft
Pfeffer aus der Mühle
Fleur de Sel
1 EL Sesamkörner, in einer Pfanne geröstet
1 Stück Ingwer
Minze- und Korianderblättchen, gehackt
Thunfisch und Wassermelone möglichst präzise in 13 bzw. 12 1 cm große Würfel schneiden. Man sollte nur superfrischen Thunfisch nehmen. Ist man sich nicht sicher, die Thunfischwürfel in Öl einige Sekunedn auf zwei gegenüberliegenden Seiten anbraten. Dabei achten, dass der Kern die rote Farbe nicht verliert.
Aus Öl, Sojasauce, Fischsauce, Limettensaft und Zucker eine Marinade herstellen. In 2/3 der Marinade die Thunfischwürfel darin mindestens eine Stunde marinieren lassen.
Bio-Schlangengurke und Bio-Limette in hauchdünne Scheiben hobeln oder schneiden. Auf einen großen Teller auslegen. Die marinieretn Thunfischwürfel und die Melonenwürfel darauf zu einem Quadrat im Schachbrettmuster anrichten. Mit der restlichen Marinade beträufeln. Mit Klarsichtfolie abdecken und noch einmal 1 Stunde im Kühlschrank ziehen lassen.
Zum Anrichten Folie entfernen. Pfeffer aus der Mühle darüber geben. Mit geröstetem Sesam bestreuen. Ingwer darüber reiben. Mit gehackten Minze- und Korianderblättchen bestreuen.
Das sieht aber sehr genussvoll aus;)
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