Der Text erschien erstmalig in „Essen geht aus 2016“.
Dabei scheint die Bezeichnung Restaurant auf den ersten Blick etwas übertrieben, denn das Pasta e Gamberoni ist kaum größer als ein Imbiss. Als ich kurz vor drei zum Test auftauche, weil ich dachte, dass ich nach der Mittagszeit problemlos ein Plätzchen ergattern könnte, muss ich feststellen, dass dem nicht so ist. Der winzige Laden ist proppevoll, auf den Barhockern der Bistrotische und auf der Biertisch-Garnitur auf dem schmalen Bürgersteig tummeln sich die Genießer in Trauben und feiern ihre After-Mittagessen-Party. Doch zum Glück geht ein Gast, ich klettere schleunigst auf den Stuhl und bleibe für den Rest der Zeit daran kleben wie ein Politiker an seinem Parlamentssitz.
Was das Essen angeht, so kann es das Pasta e Gemberoni jedoch mit jedem italienischen Restaurant aufnehmen. Eine Speisekarte gibt es nicht, das Speisennangebot wird auf Tafeln zwischen den Weinregalen an den Wänden präsentiert. Nudel-, Fisch- und Fleischgerichte sind in Angebot, die schnell in der Pfanne gemacht sind. Was ich dann serviert bekomme, ist unprätentiöse cucina italiana at it’s best. Als Gruß aus der Küche kommen ein paar gegrillte Gemüse, Paprika Zucchini und getrocknete Tomaten, und dazu gibt’s eine große Flasche San Pellegrino (5 Euro), dieses Jahr in der Vogue-Edition „Fine Food & Style“, dazu ein Glas Lugana (0,2 l 5,50 Euro). Als sich dann sowohl ein Nudel- als auch ein Fischgericht bestelle, schaut mich die Bedienung erst etwas skeptisch an. Normalerweise isst man hier anscheinend nur ein Gericht und so hält mich wohl für einen Vielfraß.
Tatsächlich esse alles auf. Bei den Nudeln handelt es sich um wirklich hausgemachte Tortelloni mit köstlicher Schafskäsefüllung (10,50 Euro), übergossen mit wenig, dafür aber umso aromatischer Tomatensauce – einfach herrlich. Der Fischgang besteht laut Anzeigetafel aus zwei Stücken Doradenfilet und zwei Gamberoni samt Beilage (14,90 Euro). Als ich ihn auf dem Tisch habe, frage ich mich, was ich mehr bewundern soll: Die Kunst des Kochs, Fisch und Meeresfrüchte so schön zu braten, dass sie knackig und saftig bleiben, oder seine Fähigkeit, aus zwei Gamberoni fünf Hälften zu zaubern. Mir soll es nur recht sein.
Die Pannacotta zum Dessert (4,40 Euro) macht mich dann noch zufriedener, als ich es eh schon bin. Als ich dann noch einen Espresso getrunken habe, traue ich mich endlich, meinen Stuhl zu verlassen. Jetzt kann sich auch jemand anders hier hin setzen.
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Pasta e Gamberoni. 45131 Essen-Rüttenscheid, Rüttenscheider Str. 172. Tel. 02 01. 2 46 38 88. Mo-Sa 12-22.30 Uhr, So 17-22.30 Uhr. https://pasta-e-gamberoni.de/ (Daten Stand 20.6.2024)