Freitag, 26. September 2025

Herbstvergnügen: Fettuccine Alfredo, Funghi Porcini Trifolati und ein 20 Jahre alter Bordeaux


Ich freute mich sehr, als ich neulich im Supermarkt meines Vertrauens das erste Mal in diesem Herbst Steinpilze entdeckte. Natürlich nahm ich eine Handvoll mit, denn Steinpilze gehören seit jeher zu meinen Pilz-Favoriten. Seitdem ich diesen Blog betreibe, habe ich Risotto mit Steinpilzen gepostet, sei es als Beilage zu Rinderfiletsteak (klick hier) oder als vegetarische Variante (klick hier, hier oder hier). Häufig gab es auch Steinpilze mit Bandnudeln, einer meiner frühesten Posts widmete sich diesem Gericht, allerdings mit getrockneten (klick hier). Und häufig gab es einen gereiften Rotwein aus dem Keller dazu, meist einen Barolo oder einen Bordeaux. (Alle meine Steinpilzgerichte findet man unter dem Label „Steinpilze“. Ich glaube, es lohnt sich da zu stöbern.)

Kochfaul, wie ich in letzter Zeit geworden bin, nahm ich mir vor, diesmal nur ein völlig unaufwändiges Gericht zuzubereiten. Ein Risotto war mir schon zu kompliziert, weil ich keine Lust hatte, den Reis eine gute Viertelstunde lang immer wieder umzurühren. Als mussten Bandnudeln dran glauben, Fettuccine, zu der ich eine Sauce Alfredo machen wollte, die im Grunde nur aus aufgekochter Sahne besteht, in der geriebener Parmesan aufgelöst wird. Im Kühlschrank fand ich noch ein Stück völlig vertrockneten Blauschimmelkäse, den ich ebenfalls aufrieb und der dem Ganzen gemeinsam mit ein paar Würfelchen Knoblauch noch eine Extra-Dröhnung umami verpasste.

Steinpilze aus dem Supermarkt

Die Steinpilze wurden genauso simpel zubereitet, als funghi porcini trifolati, das heißt nur mit Knoblauch angebraten und dann mit Weißwein fertig geschmort. Statt des üblichen Olivenöls kam dabei ein weiterer Kühlschrankfund zum Einsatz, ein Rest fetter Speck vom Duroc-Schwein, der wie Butter in der Pfanne dahinschmolz.



Ein 20 Jahre alter Bordeaux

Die gebratenen Pilze vermählten sich mit der Sauce Alfredo zum einem Herbstvergnügen pur – und zusammen mit dem 20 Jahre alten, prächtig herangereiften Château  d'Agassac 2005 aus dem Haut-Médoc, den dich aus dem Dunkel des Kellers ans Tageslicht beförderte, zu einem Junggesellenschmaus, bei dem ich bei keinem Bissen bedauerte, dass ich ihn nicht teilen musste.


Rezept: Fettuccine Alfredo mit Funghi Porcini Trifolati nach Genießerart

2 Portionen

Funghi Porcini Trifolati:
150 g frische Steinpilze
20 fetten Speck, fein gewürfelt
2 Zehen Knoblauch, geviertelt
einen guten Schuss Weißwein
1 Zweig Rosmarin
Salz
Pfeffer

Geputzte Steinpilze in mundgerechte Sücke schneiden.
In eine Pfanne fetten Speck auslassen. Knoblauchviertel und den Rosmarinzweig dazugeben und anschwitzen.
Die Pilze in die Pfanne geben und bei niedriger Temperatur und mit geschlossenem Deckel anbraten, bis sie etwas Farbe angenommen haben. Einen Schuss Weißwein hinzugeben, Deckel wieder aufsetzen und weiterbraten. Nach einer Weile den Deckel abnehmen und die Flüssigkeit verdampfen lassen. Ab und zu umrühren.
Vor Ende der Garzeit mit Salz und Pfeffer würzen, noch einmal umrühren und den Rosmarinzweig entfernen.

Fettuccine Alfredo:
300 g Fettuccine
Salz
1 EL Butter
2 Knoblauchzehen, in feine Würfel geschnitten
150 ml Sahne
40 ml Weißwein
1 EL Blauschimmelkäse, gerieben
1-2 EL Parmesan, gerieben
Pfeffer

Fettucine in einem großen Topf in Salzwasser nach Packungsangabe weich kochen. 
Butter in einer zweiten Pfanne schmelzen lassen, Knoblauchwürfel darin anschwitzen. Sahne und Weißwein hinzufügen und einkochen lassen. Geriebenen Blauschimmelkäse und Parmesan hinzugen und schmelzen lassen.

Anrichten:
Abgegossene Nudeln zur Sauce geben, umrühren und etwas ziehen lassen. Dann auf vorgewärmte Teller geben, die Steinpilze darauf verteilen. Mit gehackter Petersilie und Parmesan garnieren.

Samstag, 20. September 2025

Aus der Bochumer Nachbarschaft: Kims Kimchi


Ich fühlte mich gut vierzig Jahre zurück versetzt, als ich vor ein paar Tagen das koreanische Restaurant „Kims Kimchi“ in der Hugo-Schultz-Straße hinter dem Bochumer Schauspielhaus betrat. Damals war in dem kleinen Lokal eine Pizzeria beheimatet und ich traf mich dort mit zwei Kommilitoninnen, um ein Super-8-Filmprojekt, das wir an der Ruhr-Uni im Rahmen eines Germanistik-Seminars mit dem schönen Titel „Praktische Filmgestaltung“ realisieren wollten, zu besprechen. Das taten wir allerdings in jugendlichem Schwung und entsprechender Lautstärke auf französisch, obwohl niemand von uns diese Sprache wirklich beherrschte. Der staunenden Servicekraft imponierte das jedoch mächtig, wie wir voller Stolz feststellen konnten.



Die stille Post musste einen Umweg über Herne machen, bis die Botschaft meine Ohren erreichte, dass es jetzt im ehemaligen „Presto Presto“ ganz hervorragende koreanische Küche gebe; Bekannte hatten meinem Slow-Food-Kollegen Jochen davon erzählt. Ich forschte nach und erfuhr, dass das Lokal Anfang 2025 von der koreanischstämmigen Familie Kim übernommen wurde, die hier eine völlige Neuausrichtung wagt.

Der Name „Kims Kimchi“ ist weit mehr als nur ein einprägsames Wortspiel, sondern Programm des Restaurants. Kimchi, der fermentierte Chinakohl, ist schließlich das koreanische Nationalgericht und wird zu allen möglichen Gerichten gereicht. Auch in Deutschland wurde Kimchi in den letzten Jahren mit der Wiederentdeckung des Fermentierens als überaus gesunde Konservierungs- und Zubereitunsgmethode für Gemüse immer populärer. Bei „Kims Kimchi“ ist es natürlich hausgemacht und geht auf ein altes Familienrezept zurück.


Für eine erste Inspizierung des Lokals versuchte ich vor ein paar Tagen den Mittagstisch, der an Wochentagen angeboten wird und die Vorspeisen der Hauptkarte und einige Gerichte zwischen 10 und 12 Euro umfasst. Um in den Genuss des namensgebenden Kimchi zu kommen, bestellte ich die Kimchi-Suppe mit Tofu; auf das alternativ als Einlage angebotene Schweinefleisch wollte ich bewusst verzichten. Mein anfängliche Sorge, dass ich von einer Gemüsesuppe nicht satt würde, verflog sofort angesichte der gewaltigen Bowl, die mir serviert wurde. Zudem gab es eine Schale Reis dazu, und mit einem frisch gemixten Eistee aus grüner Pflaume war das ein sättigendes und dennoch leichtes Mittagessen, das den ganzen Nachmittag vorhielt.

Koreanischer Mittagstisch
17.9.2025, Kims Kimchi


Kims Eistee 킴스 아이스티 
mit grüner Pflaume 4 Euro

An der Theke frisch gemixt. Süß und erfrischend.



Kimchi Suppe mit Tofu 12 Euro
Der fermentierte Kohl verlieh der Suppe ein frische Säure. Insgesamt nicht zu scharf abgeschmeckt, gerade recht für ein Mittagessen, das über den Nachmittag nicht irritiert. Der Tofu schien nicht weiter gewürzt; mit Fleisch hätte die Suppe wohl etwas mehr Biss gehabt.


Gegen halb eins waren nur zwei Studenten da, die ihre Handys bzw. Tablets erst weglegten, als ihre Bestellung gebracht wurde. Sie hatten sich mehrere Vorspeisen bestellt, die sie sich teilten, und das brachte mich auf die Idee nachzufragen, ob es für einen abendlichen Besuch möglich wäre, für zwei oder mehrere Personen ein Degusationsmenü mit verschiedenen kleinen Portionen von den Hauptgerichten der Karte zu bekommen. Das wurde leider verneint; kleinere Portionen wären nicht möglich. Nun ja.

Als wir dann am nächsten Abend kurz nach dem Öffnen gegen 17 Uhr 30 zum Essen eintrafen, wurde auch klar, warum: es gab einfach zu viel zu tun. Der kleine Gastraum war schon gut besetzt, die noch freien Tische alle reserviert, und auch im kleinen Außenbereich vor dem Lokal waren nur noch zwei Zweiertische frei, von denen wir sofort einen in Beschlag nahmen. Um uns herum wurde fröhlich geschmaust.

Wir bestellten zwei Vorspeisen, Mandu-Teigtaschen mit - natürlich - Kimchi-Füllung, und die Kimchi-Pfannkuchen, die mir bei den Studenten am Mittagstisch so gefallen hatten, sowie zwei Hauptgerichte, Soja Chicken und Bibimbab mit Pilzen. Vom Geschmack her war alles überzeugend, allerdings hatten die Portionen eine Größe, die hungrigen jungen Leuten auch dank ihres überzeugenden Preis-Leistungs-Verhältnisses sicherlich entgegen kommt, unseren Genuss am Ende aber auch ein wenig schmälerte. Wir konnten die Menge gar nicht so schnell bewältigen, so dass die Gerichte beim Essen kalt wurden, und durch die große Menge Reis wurde alles im Lauf der Zeit etwas pappig. Trotzdem aßen wir natürlich alles auf, denn wir wollten uns auch weiterhin an dem schönen Herbstwetter erfreuen, das gerade herrschte.

Koreanisches Dinner
18.9.2025, Kims Kimchi


Kims Eistee 킴스 아이스티
mit Yuja 4 Euro
Yuja bzw. Yuzu ist eine ostasiatische Zitrusfrucht, die durch ihre pikante Säure besticht, die hier wiederum mit mildernder Süße konterkariert wurde. Sehr erfrischend. 



Tee mit Ingwer 3 Euro
Im heißen, gesüßten Wasser gab fein geschnittener Ingwer
sein Aroma ab.



Mandu 만두 
Vier Teigtaschen mit der Kimchi-Füllung 6 Euro
Die hausgemachten Dumplings hätte man auch mit Gemüse- oder Rindfleischfüllung bekommen können. Zart und betörend auf der Zunge.



Kimchi Pfannkuchen 김치전 
7 Euro
Animierend gewürztes Fingerfood mit Suchtfaktor,
z.T. sehr scharf angebraten.




Pilz Bibimbab 버섯 비빔밥 
Reis mit Gemüse, Ei und scharfer Sauce gemischt mit Pilzen 16 Euro
Bibimbab ist ein Klassiker der koreanischen Küche. Traditionell sitzt die Familie um einen großen Topf, aus dem sie Reis, Gemüse, Rindfleisch und Spiegelei isst, dazu gibt es eine scharfe Sauce. In dieser vegetarischen Version wurde das Rindfleisch durch gebratene Pilze ersetzt. Das Ei war kräftig durchgebacken und verschwand unter den Sprossen und dem frittierten Spinat. Gemeinsam mit der scharfen Sauce eine gelungene Kombination, die sich am Ende viel Energie brauchte, um sich gegen die üppige Menge Reis durchsetzen zu können.



Soja Chicken 간장 치킨
frittiertes Hähnchen ohne Knochen auf Reis mit Chili Sauce 18 Euro 
Die großen Hähnchen-Nuggets gibt es mit verschiedenen Saucen. Sorgfältig frittiert, war das Fleisch zart und saftig, die Sauce war von angenehmer Schärfe. Auch hier überraschte der große Berg Reis, der unter den Hähnchenteilen versteckt war. Es wäre sinnvoll gewesen, zur Abrundung noch eine zusätzliche Beilagenportion Kimchi zu bestellen; doch damit wäre die Portion noch größer geworden.

Kims Kimchi. Hugo-Schultz-Straße 23, 44789 Bochum-Ehrenfeld. Di-Fr 12-15 Uhr, 17-22 Uhr. Sa 12-15 Uhr, 17-22 Uhr. So 12-15 Uhr, 17-21 Uhr. Feiertage 17-22Uhr. Mo Ruhetag. Speisekarte und Reservierung unter https://www.kimskimchi.com/ 

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Freitag, 12. September 2025

Herbstvergnügen: Lammragout mit Pflaumen, Rosinen, Mandeln und grünen Bohnen


Das Rezept, das mir neulich beim Scrollen durch meinen Instagram-Account auffiel, hieß im Original „Tajine d'Agneau aux Pruneaux“ und ich hatte sofort Lust, es nachzukochen. Lammfleisch in einer schön süßen Sauce mit Trockenpflaumen und Rosinen geschmort und mit Mandeln verfeinert passte so wunderbar in die aufkommende Herbststimmung Anfang September, und die nordafrikanisch angehauchte Gewürzmischung aus Zimt, Kreuzkümmel und Koriandersaat, mit der das Gericht abgeschmeckt war, erinnerte mich daran, dass in 109 Tagen Weihnachten ist. Was mich am meisten wunderte war aber, dass bei diesem Gericht keinerlei Rotwein in die Sauce kam, und ich hatte sofort große Lust, auszuprobieren, ob ich das nicht vermissen würde. Immerhin wollte ich einen Roten dazu trinken, und zwar einen Negroamaro aus Süditalien, dessen Trockenpflaumenaromen mich seit jeher begeistern und der zu passen schien wie kein anderer. 

Zutaten fürs Ragout: Petersilie oder Korianderkraut, Zwiebeln, Knoblauch, Lammgulasch, Trockenpflaumen und Rosinen, Mandeln, Möhre und die Gewürze Kreuzkümmel, Zimt und Koriandersaat
 
Eine Tajine, dieses tönerne nordafrikanische Bratgeschirr mit dem wie ein Spitzhut zulaufenden Deckel, besitze ich nicht, aber mein schwerer, schwarzer gusseiserner Bratentopf tat es zum Schmoren auch. Statt wie im Originalrezept Lammschulter, die man selbst in größere, an die französische Daube erinnernde Stücke schneiden sollte, kaufte ich im türkischen Supermarkt bereits zugeschnittenes Lammgulasch, das ganz wunderbar war. Die meisten anderen Zutaten und die Gewürze hatte ich im Haus; zum Anbraten konnte ich einen Rest des wunderbaren fetten Specks vom Duroc-Schwein auslassen, in dem ich vor Kurzem die Äpfel für ein kampanisches Pastagericht gedünstet hatte (klick hier). Hervorragende Trockenpflaumen aus Frankreich und Mandeln aus Mallorca fand ich ganz einfach im Supermarktregal. Etwas frisches Gemüse wollte ich auch noch dazu machen und entschied mich für grüne Bohnen. Kurz und knackig blanchiert, ergaben sie auf dem dunkelbraunen Ragout einen appetitanregenden Farbkontrast. Um die Sauce aufzutunken, genehmigte ich mir ganz einfach ein paar Scheiben rustikales Baguette.

Dazu getrunken: Negroamaro aus Apulien mit passenden Aromen


Überhaupt, die Sauce: Irgendwelchen Rotwein vermisste ich darin gar nicht. Die Trockenpflaumen und Rosinen gaben so viel Aroma, vor allen Dingen Süße und genügend Säure, dass es wirklich keinen brauchte. Und das Fleisch wurde zart und saftig. Es war ein wahres Festessen. 

Nachsatz: Beim Surfen durch diesen Blog habe ich später bemerkt, dass ich dieses Gericht bereits im Jahr 2010 in dem leider nicht mehr existenten marokkanischen Restaurant "Mediterran" in Herne serviert bekam. Klick hier.



Rezept: Lammragout mit Pflaumen, Rosinen, Mandeln und grünen Bohnen

2 Portionen

400 g Lammgulasch
1 TL Mehl
100 g Trockenpflaumen
70g Rosinen
30 g Mandeln
1 Zwiebel
1-2 Knoblauchzehen
1 Karotte
je ½ TL Kreuzkümmel, Zimt, Koriandersaat, gemahlen
Petersilie oder Korianderkraut
Pfeffer, Salz
Wasser oder Brühe
Bratfett zum Anbraten
200 g grüne Bohnen
1 TL Bohnenkraut
Salz

Zwiebel fein würfeln, Knoblauch in dünne Scheibchen schneiden, Karotte in Scheiben schneiden.
Bratfett in einem Bratentopf erhitzen. Zwiebelwürfel und Knoblauchscheibchen darin glasig dünsten. Lammgulasch dazu geben, mit etwas Mehl bestäuben und goldbraun anbraten.
Kreuzkümmel, Zimt und Koriandersaat sowie die Trockenpflaumen, Rosinen und Karottenscheiben dazugeben und alles gut umrühren. Mit heißem Wasser oder Brühe auffüllen, bis alles bedeckt ist. Eine bis anderthalb Stunden sanft köcheln lassen, bis das Fleisch schön weich ist.
Mandeln am Schuss zehn Minuten mitziehen lassen. Mit Pfeffer und Salz und ggf. den Gewürzen abschmecken.

In der Zwischenzeit grüne Bohnen putzen und mit Bohnenkraut in Salzwasser oder Gemüsebrühe sechs Minuten lang blanchieren. Abgießen und ggf. kalt abschrecken, um die Farbe zu erhalten.
Petersilie oder Korianderkraut hacken.

Anrichten:
Lammragout auf vorgewärmte Teller geben und mit den Bohnen und der gehackten Petersilie garnieren. Dazu Baguette oder französisches Landbrot und weitere Bohnen reichen.

 

Weitere Rezepte mit Back- bzw. Trockenpflaumen:
Kotelett vom Bunten Bentheimer an Backpflaumensauce „Schlesisches Himmelreich“ mit Kartoffel-Sellerie-Püree und Rahm-Spitzkohl klick hier
Hähnchenschenkel mit Bohnenkraut und Trockenpflaumen klick hier
Stielmus mit Trockenpflaumen, Ziegenkäse und Bärlauch-Minz-Pesto klick hier
Wildschweinragout mit Steinpilzen auf Schokoladennudeln klick hier
Geht auch mit Backpflaumen:
Pikanter Zwetschgen-Risotto mit Pfifferlingen und Walnüssen klick hier

Donnerstag, 4. September 2025

Kampanien auf dem Südbalkon: „Das Schwein in den Äpfeln“ - Makkaroni mit Äpfeln und Speck


In den letzten Wochen lief auf Arte eine schöne Sendereihe über die Küche der süditalienischen Region Kampanien. In der Folge über Neapel und die Umgebung des Vesuvs wurde u.a. das Rezept für ein sehr einfaches Pasta-Gericht vorgestellt, Makkaroni mit Äpfeln und Speck. Dafür wurden zwei einzigartige Produkte aus der Region verwendet: der Annurca-Apfel, die einzige Apfelsorte, die in Süditalien wächst und auch Passagier der Slow-Food-Arche des Geschmacks ist, und die Backe des Pelatella-Schweins, eine Speck-Spezialität von einer seltenen Schweinrasse aus der Gegend um die Stadt Caserta. Die Äpfel wurden nur in Speck angebraten, dann mit Annurca-Apfelwein durchgeschmort, in dem auch die Makkaroni fertig gekocht wurden. Zum Schluss wurde nur noch Zitronenschale darüber gerieben. Weitere würzende Zutaten wurden nicht genannt.

Ich hatte sofort Lust, dieses Gericht nachzukochen, erinnerte es mich doch an die verschiedenen Varianten meiner Pasta alla carbonara (klick hier), und ich überlegte schon, wie ich die seltenen Zutaten im Internet oder in italienischen Feinkostläden besorgen könnte. Doch dann dachte ich mir, das dass „Schwein in den Äpfeln“ genauso gut ein Stück Ruhrgebietsküche sein könnte. Schließlich stoßen hier im Westen mit dem Niederrhein ein traditionsreiches Apfelanbaugebiet und mit Westfalen eine der größten Schweinemastregionen Deutschlands aufeinander. So beschloss ich, das süditalienische Gericht mit regionalen Zutaten in möglichst gleicher Qualität nachzubauen.


Regionale Zutaten für ein süditalienisches Gericht


Als regionale Schweinerasse fiel mir sofort das Bunte Bentheimer ein, und ich erinnerte mich daran, dass ich vor ein paar Jahren in der Essener Bio-Fleischerei Burchardt, einem führenden Spezialisten für regionales Bio-Fleisch (klick hier), einen schönen Braten davon bekommen hatte (klick hier). Heute führt Burchardt Fleisch von Weideschweinen von verschiedenen Biohöfen am Niederrhein. U.a. gehört auch das Angler Sattelschwein vom Hof Vorberg im Windrather Tal (klick hier zu einem Besuch mit Slow Food Bochum dorthin) dazu, eine seltene Rasse und Slow-Food-Arche-Passagier und auf seine Art am ehesten eine Entsprechung zum Pelatella-Schwein aus dem Arte-Beitrag. Doch der Speck, den Burchardt an meinem Einkaufstag im Angebot hatte, stammte vom Duroc-Schwein vom Hof Haus Frohnenbruch in Kamp-Lintfort, und so begnügte ich mich damit. Denn dieser Speck war natürlich ein vorzügliches Produkt von herausragender Qualität, an dem es nichts auszusetzen gab – höchstens, dass das Duroc-Schwein mittlerweile gar nicht mehr so selten ist und nach dem Ibèrico zum Modeschwein in der Gastronomie geworden ist. Im Nachhinein bedaure ich, dass ich fetten Speck genommen hatte und nicht durchwachsenen, denn der hätte der italienischen Spezialität Schweinebacke eher entsprochen und nach dem Auslassen in der Pfanne auch noch kernigen Biss gehabt.


Speck vom niederrheinischen Duroc

Eine Recherche im Internet ergab, dass dem einzigartigen Annurca-Apfel aus Süditalien die heimischen Sorte Elstar am ehesten entspricht. Für diese Sorte beginnt die Saison genau jetzt Anfang September, aber sowohl die konventionellen als auch die Bio-Äpfel, die ich im Supermarkt fand, kamen aus Frankreich, was mir nicht besonders regional vorkam. Im Biomarkt fand ich zwar eine Vielzahl an Apfelsorten aus Deutschland, aber alle nur mit seltsamen Namen, mit denen ich nicht viel anfangen konnte. Also suchte ich mir diejenige Sorte aus, die mit ihrer Rot-Grün-Färbung am ehesten den Äpfeln entsprach, die ich in dem Arte-Beitrag gesehen hatte und auf den Namen Dalinco hörte. Und damit traf ich ins Schwarze. Der Dalinco geht zwar nicht wie der Annurca bis in die Antike zurück, sondern ist eine relativ neue Kreuzung aus Elstar und der Nummernsorte 'X3191', so dass er weniger anfällig für Krankheiten ist, und wird auch am Niederrhein angebaut. Geschmacklich traf er mit seinem ausgewogenen Süße-Säure-Spiel die Aromen-Beschreibung des Annurca im Arte-Beitrag.


Cidre vom Niederrhein


Um Äpfel und Speck durchzuschmoren, griff ich auf den bewährten regionalen Cidre aus Hamminkeln zurück, natürlich auf die trockene Version. (Die liebliche, erkennbar an den roten Äpfeln auf dem Etikett, mag ich nämlich nicht.)

Die Herstellung des Gerichts war dann denkbar einfach. Aber so ganz auf würzende Zutaten wollte ich nun doch nicht verzichten. In Erinnerung an meine Carbonara-Variationen und an die Tatsache, dass das Schweinefleisch den Knoblauch liebt, schmorte ich eine in zwei Hälften geteilte Knoblauchzehe mit, und als Referenz an mein „Gestern bei Mama“-Gericht Schweineschmortopf mit Salbei und Cidre (klick hier) ließ ich einen Stängel Salbei mitziehen. Die frittierten Salbei-Blätter ersetzten beim Anrichten dann die Zitronenschale des Originals. Und natürlich kam noch frisch gemahlener Pfeffer darüber; eine besondere Salzzugabe war nicht nötig, das brachten der Speck und das Wasser, in dem die Nudeln vorgegart waren, mit.

Mit dem übrig geblieben Rest Cidre war das Gericht ein himmlisches Herbst-Erlebnis.


Rezept: „Das Schwein in den Äpfeln“ - Makkaroni mit Äpfeln und Speck

4 Portionen

400 g kurze Makkaroni
Salz

4 kleine süß-säuerliche Äpfel
200 g fetten (besser durchwachsenen) Speck
1 Knoblauchzehe
1 Stängel Salbei
0,2 l Cidre
Pfeffer aus der Mühle

Makkaroni nach Packungsvorschrift nicht ganz weich kochen und abgießen.

Äpfel vom Kerngehäuse befreien und in mundgerechte Stücke schneiden. (Wer will, kann sie vorher schälen: dann aber aufpassen, dass sie beim Garen nicht zerfallen. Und das Gericht sieht ohne die roten Apfelbäckchen nicht so hübsch aus.)
Salbeiblätter vom Stängel zupfen.
Den Speck würfeln und mit dem Knoblauch und den Salbeiblättern samt Stängel in einer heißen Pfanne etwas auslassen. Apfelstücke hinzugeben und alls anbraten. Mit Cidre aufgießen und bei geschlossenem Deckel ein paar Minuten schmoren lassen, ohne dass die die Äpfel zerfallen. Die vorgekochten Makkaroni dazugeben und bei offener Pfanne einkochen lassen, bis die die Nudeln so weich wie gewünscht sind.
Auf vorgewärmten Tellern anrichten und mit Pfeffer aus der Mühle bestreuen. Den Salbeistängel entfernen.

Wer will, kann geriebene Zitronenschale oder geriebenen Parmesan darüber streuen.

Zu weiteren Gerichten für den goldenen Herbst klick hier.