Dienstag, 30. Mai 2023

"Fischerei" in Essen-Rüttenscheid: Hier grillt der Gast



Gegrilltes auf der Restaurant-Terrasse

Etwa ein Jahr ist es her, dass die Essener Gastronomin Julia Mair mit der „Gärtnerei“ mitten in Rüttenscheid ein Restaurant eröffnete, das zielsicher dem Trend zur pflanzenbasierten Ernährung folgt, ohne dabei das nicht-vegetarische Publikum zu vergraulen (klick hier). Die ältere Schwester der „Gärtnerei“ ist die „Fischerei“, die Julia seit 2019 am südlichen Ende der Rüttenscheider Straße betreibt, fast an der Brücke über die A52 und an der Grenze zum Stadtteil Bredeney.


Fischerei-Kapitänin Julia Mair

In dem kleinen, an klassische französische Bistros erinnernden Restaurant bietet Julia gemeinsam mit Küchenchef Marco Helmer Fischgerichte an. Neben kleineren Vorspeisen wie gegrillten Pulpo, Garnelen mit konfierten Tomaten und Büffelmozzarella, Surf & Turf, Nordseekrabbencocktail und natürlich Austern stehen Klassiker wie Bouillabaisse, Hamburger Pannfisch, Fish’n’Chips, an der Gräte gegrillte Dorade und Riesengarnelen vom Grill ständig auf der Karte. Besonderen Spaß machen jedoch die wechselnden Tagesangebote mit Fischspezialitäten, die bei allem Legèren und Unkomplizierten des Restaurant-Stils Fine-Dining-Qualität haben. Die Ware zu allen Gerichten bezieht die „Fischerei“ vom holländischen Fischhändler Erik Pronk aus Scheveningen, der den frischen Fisch ohne Zwischenhandel sogar direkt vorbeibringt.




Charmante Bistro-Atmosphäre auf der Rüttenscheider Straße

Neben dem täglichen À-la-carte-Programm gibt es in der „Fischerei“ auch immer wieder besondere Aktionen wie z. B. Steckerlfisch- oder Flammlachs-Essen. Für diesen Sommer steht im Rahmen der Serie „Fish is on Fire“ Fisch auf dem Tischgrill auf dem Programm, bei dem sich die Gäste das Grillgut selbst zubereiten können - die hübsche Terrasse hinter dem Haus gibt dafür schließlich die ideale Freiluft-Kulisse ab.




Urbane Idylle im Hinterhof

Als ich die Einladung zu einem Presseessen bekam, bei dem diese Aktion vorgestellt werden sollte, war ich doch von dem Vertrauen überrascht, das Julia und Marco damit in ihre Gäste setzen. „Machst Du zu Hause eh nicht – deswegen bei uns!“ lautet der kesse Webespruch fürs Selber-Grillen auf der Speisekarte. Aber wenn die Gäste es zu Hause nicht machen, können sie es dann im Restaurant trotzdem?, fragte ich mich. Fisch ist schließlich ein empfindliches Grillgut, das mit viel Konzentration behandelt werden will. Und bringen die Gäste diesen Respekt in der feucht-fröhlichen Feierlaune, die sie am Tisch haben, auch wirklich auf? Immerhin hat z. B. die große Nummer „Deluxe für zwei Personen“ mit einem halben Hummer, Gambas, Kaisergranat, Fischfilets, Thunfisch und Pulpo (samt Fritten mit Limettenmayo, verschiedenen Salaten und Saucen) einen Wert von 110 Euro – sollte man den nicht besser in die Hände eines erfahrenen Grillmeisters legen?

Doch als Marco die Platte mit dem Grillgut brachte, verflog meine Skepsis rasch. Alles war bestens vorbereitet. Die Filets stammten zum Teil von recht festfleischigen Fischen wie Thunfisch, Dorade und sogar dem selteneren Petermännchen, es gab auch Pulpo und Jakobsmuscheln. Die Gambas waren in der Schale, die sie vor übermäßiger Hitze schützten, und die prächtige rote Farbe von Kaisergranat und Hummer signalisierte, dass sie vorgegart waren. Bei den Tischgrills handelte es sich um Elektrogeräte mit sanfter Hitze, die keine Roste hatten, durch die das Grillgut in die Glut fällen könnte. Zudem achtete Küchenchef Marco die ganz Zeit darauf, dass nichts schief ging – und es gab unter den Kollegen durchaus einige, die des Grillens mächtig waren. So wurde aus dem Abend ein schöner Schmaus – auch wegen der abwechslungsreichen Beilagen-Salaten.


Küchenchef Marco Helmer präsentiert das Grillgut

Und trotzdem: Als ich die Bemerkung machte, dass ich bei diesem Pressetermin eigentlich gar nicht testen konnte, was die Küche der „Fischerei“ eigentlich kann, weil wir als Gäste ja selber grillen mussten, kam Julia auf eine Idee. Ob ich nicht Lust hätte, am nächsten Tag noch einmal zu dem Winzermenü zu kommen, bei dem die Weine des österreichischen Weinguts Dürnberg vorgestellt würden? So ganz klassisch, mit schön angerichteten Tellern und kreativen Rzepturen? Spontan, wie ich manchmal bin, sagte ich glatt zu - doch was ich da erlebte, ist eine andere Geschichte (klick hier). 

 

Sommerrspecial
"Fish is on Fire" - Fisch auf dem Tischgrill
Fischerei, 24.5.2023

Ein Tässchen Bouillabaisse als Amuse gueulle

Das Grillgut des Abends:
Halber Hummer, Jakobsmuscheln, Thunfisch, Dorade, Petermännchen,
Kabeljau, Gambas, Kaisergranat , Pulpo 

Halber Hummer und Kaisergranat

Pulpo

Gambas
 
Hummerschere

Auf dem Grill vereint
 

Auch ein Augenschmaus: Hummer und Thunfisch

Thunfisch, mit Respekt gegrillt
 
Auf dem Teller vereint: Kabeljau, Thunfisch, Jakobsmuschel und Beilagensalate

 

 Die Beilagen 

Konfierte Tomaten mit Büffelmozzarella und Basilikum
Eine raffinierte Variante des Insalata Caprese
 
 
Asiatisch und pikant: Wasabi-Gurken-Salat 

Saisonal und frisch: Spargel Rhabarber Salat 

 

Saucenfondue
Chimi-Churri,Tomatensalsa und gelbe Paprikavelouté

Pommes Frites mit Limettmayonnaise
 

Dessert 

Mille feuille
Mascarpone, Blätterteig, Erdbeere

Yorkshire Pudding
Kokoscreme, Mango, Rhabarber, Vanilleeis
 
Mokka, einfach herrlich
 

Fischerei. Rüttenscheider Str. 268, 45131 Essen. Tel. 0201/45879140. Di-Sa ab 17:00 Uhr, Küche bis 22:00 Uhr. So & Mo Ruhetag. https://fischerei.restaurant/ 

Der Genießer bedankt sich für die Einladung.
Dank auch an Michael Alisch für die Organisation. 

Mittwoch, 24. Mai 2023

Die schönsten Gerichte zu Pfingsten


Seit der Blog „Genussbereit“ existiert, war Pfingsten nur selten Anlass für ein besonderes Feiertagsmenü. Der Grund: Seit 2010 fand am Pfingstwochenende immer das Spargel-Gourmet-Festival in Bottrop-Kirchhellen statt, eine der schönsten Gourmetmeilen im Ruhrgebiet, auf der ich mich immer wieder gerne herum getrieben habe (klick hier). Doch die Corona-Pandemie machte dem Bauernhof-Fest ein Ende, und bislang wurde es nicht wieder zum Leben erweckt.

So kam es dazu, dass ich erst seit 2020 Jahr ein ausgiebigere Pfingst-Menüs zubereitete. Diese Feiertage eignen sich eigentlich viel besser als das sechs Wochen vorher stattfindende Ostern zu so einer kulinarischen Aktion, schließlich steht der Frühling hoch im Zenit und geht schon in den Frühsommer über. Es gibt Spargel, die ersten Erdbeeren, frische Erbsen, Dicke Bohnen und allerlei andere Frühlingsgemüse, von denen man zu Ostern nur träumen kann, und die Gartenkräuter sind in genügend großen Mengen nachgewachsen.

Deshalb bringe ich hier eine Übersicht über meine schönsten Gerichte, die ich zu Pfingsten zubereitet habe oder die sich wunderbar für Pfingsten eignen – aber natürlich auch für jedes andere Frühsommerwochenende. Die meisten davon sind französisch inspiriert.

Vorspeisen:

Spargelflan mit Erbsen-Crème-Sauce (klick hier)


Tarte Tatin Surprise mit karamellisierten Kartoffeln und Spargel (klick hier)

Zitronen-Orangen-Carpaccio mit gebratenen Butter-Sardinen (klick hier)

Brandade von der Bretonischen Buttersardine auf samtiger Erbsencrème (klick hier)

Croxetti mit Walnuss-Salsa nach Genießer-Art (klick hier)

Salat mit Crêpes-Streifen (klick hier)



 

 

 

 

Hauptgänge:

Gedämpftes Hühnchen nach Art von Jean Vignard mit Makkaroni- und Spargel-Gratin (klick hier)

Lammkoteletts im Kräutermantel mit Estragon-Kräuterseitlingen (klick hier)

Orangenspargel aus dem Ofen mit Kotelett vom Ruhrtaler Freilandschwein (klick hier)

Carpaccio vom glasierten Mairübchen mit zartem Lammkarree (klick hier)

Frühlingsgemüse mit Ragout vom Eifeler Urlamm (klick hier)

Lammragout mit Frühlingsgemüsen (klick hier)







 

Desserts:

Hausgemachte Windbeutel mit dreierlei Eis und Erdbeersauce (klick hier)

Lavendel-Panna Cotta mit Rhabarber-Erdbeer-Ragout (klick hier)

Tiramisu-Törtchen mit Pistazien-Ganache (klick hier)

Sizilianische Erdbeeren (klick hier)

Sonntag, 21. Mai 2023

Vatertagsessen: Grüner Spargel im Rhabarbermantel mit Wildkräutern und Drillingen (vegan)


Bevor das lange Brückentagswochenende zu Ende geht, möchte ich doch noch kurz vermelden, was es am Vatertag zu essen gab. Ausgehend von dem Architektur-, Design- und Travel-Portal AD geisterte das Rezept "Spargel im Rhabarberhemd" des Spitzenkochs Alain Passard vom Pariser Drei-Sterne-Restaurant „L’Apèrge“ durchs Internet (klick hier), das für seine exquisite Gemüseküche bekannt ist. Das Rezept ist bestechend einfach. Statt, wie man erwarten könnte, in hauchdünn geschnittenen luftgetrockneten Schinken wird der Spargel in hauchdünn geschnittenen, mit Puderzucker marinierten Rhabarber gewickelt und dann gebraten. Dazu gibt’s ein paar Blättchen zusammengefallenen Sauerampfer – fertig ist ein puristisches Spargelgericht mit dem typischen süß-sauer-bitteren Aromenspiel für dieses Gemüses.

Rhabarber und Grüner Spargel

Wildsalate aus dem Blumentopf

Alain Passard nimmt weißen Spargel – ich allerdings hatte gerade grünen vom Bottroper Hof Umberg zur Hand, den ich in diesem Jahre erstmalig gefunden hatte. Möglicherweise war das nicht so dreisternefein wie die weiße Version, aber ich dachte, der kräftigere Geschmack des grünen Spargels wäre doch ein schöner Kontrast zum sauren Rhabarber. Zudem fand ich auch das komplementäre Farbspiel von Rosa und Grün sehr animierend. Als Beilage dienten mir die frisch in meinen Balkontöpfen gewachsenen zarten Blätter von Blutampfer, Rucola und Löwenzahn; zur weiteren Sättigung machte ich mir ein paar Drillinge dazu, und alles zusammen beträufelte ich noch mit dem herrlichen nativen und kaltgepressten Rapsöl der Kornkammer Haus Holte in Witten.


Vor dem Braten


Nach dem Braten


Rezept: Grüner Spargel im Rhabarbermantel mit Wildkräutern und Drillingen


Grüner Spargel
Rhabarber
Puderzucker
Rapsöl
Blutampfer-, Rucola- und Löwenzahnblätter
Fleur des Sel
Drillinge
Salz zum Kartoffelkochen

Drillinge in gut gesalzenem Wasser gar kochen und pellen.
Rhabarber von Fäden befreien und mit dem Sparschäler in 1 bis 1,5 Zentimeter breite Streifen schneiden. Mit Puderzucker bestreuen und ein paar Minuten ziehen lassen.
Grünen Spargel ggf. schälen und jeder Stange mit einem Streifen Rhabarber umwickeln. Rapsöl in einer Pfanne erhitzen, die umwickelten Spargelstangen hingeben, salzen und rundum goldbraun anbraten. Ein Trick vom Sternekoch: Damit die dünnen Rhabarberstreifen nicht anbacken, die Pfanne mit Backpapier auslegen. Wildsalatblätter in die Paffne geben und ein paar Sekunden zusammenfallen lassen
Spargelstangen, Drillinge und Salatblätter auf vorgewärmten Tellern anrichten. Mit Rapsöl beträufeln und mit ein wenig Fleur de Sel bestreuen.