Samstag, 19. Juni 2010

Gourmetmeile „Essen verwöhnt“: Ein paar willkürliche Empfehlungen des Genießers fürs Wochenende

Wenn es einen Preis für das schönste Gericht bei „Essen verwöhnt“ gäbe, hätte es wohl the Ruhr Area dish „Little tibits of goose liver and rhubarb with butter crumble“ (18 Euro, das teuerste Gericht der Meile) der "Résidence" verdient. Mama hätte das Gericht wahrscheinlich despektierlich „Klümpken von Gänseleber und Rhabarber mit Butterstreusel“ genannt und bei der herrlich dekadenten, halbflüssigen Gänseleber und beim handwerklichen Aufwand für die Herstellung der köstlichen Rhabarber-Pralinés einen Rappel gekriegt. Dafür wäre ihr der Streuselkuchen besser gelungen. In der 2-Sterne-Version der "Résidence" war er so hart, dass der Genießer ihm weder mit Messer und Gabel noch mit den Schneidezähnen beikommen konnte. Dennoch, zusammen mit einer süßen Spätlese von der Scheurebe ein Genuss – aber Ruhrgebietsküche ist irgendwie anders…


Brutto ma buono – „hässlich aber gut“ heißen die pikanten Spinatbällchen auf italienisch, die beim „Brenner“ mit würziger Kräuterbutter und Parmesankäse (4,50 Euro) serviert werden. Richtig lecker, aber etwas kompakt und sehr sättigend. Der Genießer hätte mehr Parmesan dran getan – und mehr Knoblauch…

Zwar kein Eintopf, aber trotzdem richtig Ruhrgebiet ist die butterzarte Kaninchenkeule „Bergmannsart“ mit Speckstreifen, Baguette und wunderbarem Schwarzwurzelgemüse (11,50 Euro) beim „Landhaus im Grugapark“.

Nochmal „Résidence“: Obwohl sie aus Irland stammen, könnten die geschmorten Ochsenbäckchen mit Graupenrisotto und Vanillemöhren (9 Euro) bald ein Klassiker der Ruhrgebietsküche werden. Warum? Weil sie ein Klassiker der Gourmetmeile „Essen verwöhnt“ sind – und die ist mittlerweile eine kulinarische Traditionsveranstaltung im Ruhrgebiet und damit genauso stilbildend für die Region wie einst die Mutter mit dem Henkelmann vorm Zechentor.

Die Gourmetmeilen-Entdeckung des Genießers schlechthin sind die Gerichte vom „Parkhaus Hügel“. Da kocht seit einiger Zeit Suvad Memovic, einst Küchenchef in Thomas Bühners Sternetempeln „La Table“ (Dortmund) und "La Vie" (Osnabrück) sowie in der verblichenen „Impression" in der Recklinghausener "Engelsburg“. Seine Taubenbrüstchen mit Erbsenpüree und Buchweizenküchlein (15,50 Euro) zeigen, wie überzeugend sich Ruhrgebietsküche mit Haute Cuisine vermählen kann. Und auch der Nachtisch ist eine Wucht: die „Mousse von der Guanaja-Schokolade mit bretonischem Mürbteig und Erdbeer-Rhabarberragout“ (5 Euro, Bild unten) mag beim Sprechen vielleicht die Zunge brechen, beim Genießen jedoch tut sie ihr nur Gutes.

Die Gourmetmeile „Essen verwöhnt“ läuft noch bis einschließlich Sonntag in der Essener Innenstadt.

1 Kommentar:

  1. Meine Güte, wo isst Du das alles hin? Auf den Suvad Memovic passen wir mal gut auf, der ist ein Juwel. Hätte bei seinen bisherigen Engagements schon längst höhere Weihen verdient. Guter Junge.

    AntwortenLöschen