Samstag, 7. März 2015

Aus dem Archiv: Inside - Spielen und speisen

Der Text erschien erstmals in "Duisburg geht aus 2015/2016"
Das Restaurant gibt es nicht mehr.


Dass man im Duisburger Casino nicht nur spielen, sondern auch sehr gut speisen kann, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Wäre sonst das Restaurant Inside ganz oben im multifunktionalen Citypalais an einem frühen Dienstagabend so gut besucht? Freitags und samstags sollte man auf alle Fälle reservieren. Sonst kann es sein, dass alle Plätze belegt sind – nicht zuletzt wegen der zahlreichen Veranstaltungen, die hier stattfinden.

Betrieben wird der chromblitzende, in elegantem Schwarz und Rot gehaltene Genusstempel von der Westspiel Entertainment GmbH, die für alle Restaurants in den zum Mutterkonzern gehörenden Spielcasinos verantwortlich ist. Vor allem durch eine maßvolle Preisgestaltung wird das Gleichgewicht zwischen Exklusivität und Volkstümlichkeit gehalten und keine Schwellenangst aufgebaut. Wer ins Inside kommt, betritt zwar in eine schillernde Casino-Welt, fühlt sich aber dennoch wie zu Hause.

Für die kulinarische Kreativität ist seit jeher Gregor Schuber verantwortlich. Seine offene Showküche, die der Gast von seinem Platz einsehen kann, war u.a. auch Ausbildungsstätte für Michael Dyllong, der für den Palmgarden in der Dortmunder Schwester-Spielbank Hohensyburg einen Michelin-Stern erkochte. So wundert es nicht, dass man bei dem, was bei Schuber auf die Teller kommt, eine gewisse Familienähnlichkeit feststellen kann. Vom kleinen Imbiss bis zu mehrgängigen Menüs reicht das Angebot.

Ort und Ambiente schreien natürlich nach einem Menü, das vom Service formvollendet zelebriert wird. Das siebengängige Degustationsmenü (69,50 Euro, inkl. Weinbegleitung 99,50 Euro) scheint mir für meinen Appetit etwas zu üppig, das dreigängige Saison-Menü (39,50 Euro) für einen Test zu wenig repräsentativ, und so entscheide mich für das Aktionsangebot des Restaurantkarussells, vier Gänge inkl. Weinbegleitung zu 59 Euro – ein coup de maître bei günstigem Einsatz. Ohne Amuse bouche beginnt einem Carpaccio gleich das große Spiel. Das ausgezeichnete Fleisch vom Hereford-Rind, hauchdünn aufgeschnitten und in Herzchenform dekoriert, wird mit einem fantasievollen Spitzkohl-Birnensalat, Pesto und Fleur de Sel kombiniert. Diesem ersten Gang folgt ein Hummersüppchen mit reichlich Einlage, bei dem aber die leuchtend grünen Erbsen die rosafarbenen Flusskrebse ein wenig sehr dominieren.

Beim Hauptgang entscheide ich mich gegen die ebenfalls zur Auswahl stehende lackierte Entenbrust für die Fischvariante, ein Saltimbocca vom Seeteufel. Kontrast ist hier angesagt. Die Küche hat die Medaillons des festfleischigen Fischs in herzhaften Speck gewickelt und auf einen Spiegel aus samtenem Crèmespinat gesetzt. Auch der in einer extra Tasse gereichte Kartoffelschaum ist ein Püree der zartesten Art. Geschmacklich abgerundet wird der Gang durch eine leichte Champagnerschaumsauce.

Carpaccio, Suppe und Hauptgang wurden von zwei Weißweinen aus der Grauburgunder- und der Chardonnay-Traube begleitet, die die Gerichte vielleicht komplexer hätten unterstützten können. Ähnlich dezent gab sich auch der italienische Süßwein zum Dessert, einer prächtig mit Clementinen, Buttermilcheis und gebrannten Mandeln angerichteten Panna Cotta.
-kopf

47051 Duisburg, Landfermannstr. 6

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