Montag, 3. Juni 2019

Byzantinisch-genuesischer Genuss: Croxetti mit Walnuss-Salsa nach Genießer-Art


Eine spannende Episode in Karl Mays Reiseerzählung „Von Bagdad nach Stambul“ hat den Galataturm in Istanbul zum Schauplatz, von dem ein Begleiter Kara Ben Nemsis einen Schergen des Schuts nach einem Zweikampf in die Tiefe stürzt.

Der Galataturm ist ein historisches Bauwerk, das im späten Mittelalter von den Genuesern im damaligen Byzanz gebaut worden war. Die ligurische Seerepublik Genua und das Kaiserreich Byzanz hatten eine wechselvolle Beziehung miteinander, in dem es immer wieder zu Auseinandersetzungen um die wirtschaftliche Vorherrschaft im östlichen Mittelmeer ging. 1453 eroberten schließlich die türkischen Osmanen Byzanz und traten so das Erbe des ehemaligen Oströmischen Reiches an. Die Republik Genua existierte noch bis ins 18. Jahrhundert.

So wie der Galataturm eine genuesische Machtdemonstration in einem fremden Reich darstellte, lebten die Genueser ihre Lust am Geld aus, indem sie eine runde Nudel erfanden, auf die sie wie auf Münzen die Wappen ihrer Adelsgeschlechter prägten, die sog. Croxetti. Bis heute werden diese Nudeln traditioneller Weise mit einer Walnuss-Salsa gegessen.

Bei der Internetsuche nach einem klassischen italienischen Rezept für diese Sauce stellt der Genießer fest, dass sie nah verwandt ist mit der türkischen Vorspeise Esme. Allerdings ist diese Walnusspaste etwas pikanter, weil – neben dem Knoblauch – auch noch Paprika hinein kommt. Der Ursprung der ligurischen wie der türkischen Variante mag in der byzantinischen Küche liegen – und die hatte diese Spezialität vermutlich aus der arabischen Küche.

Schmeckte prima dazu: ein süßer mallorquinischer Kräuterlikör

Aus verschiedenen Zutaten, die der Genießer im Haus hatte, baute er sich schließlich eine eigene Version der genuesisch-byzantinischen Wallnuss-Salsa zusammen. Zur orientalischen Anmutung garnierte er sie mit Pistazien und Berberitzen und verzehrte sie mit gebührenden Andacht zu Ehren Kara Ben Nemsis auf dem Balkon.

Übrigens: das fertige Gericht sah aus wie eine vegetarische Variante von Vitello tonnato - schmeckte aber ganz anders. Wenn nicht sogar besser.



Rezept: Croxetti mit Walnuss-Salsa nach Genießer-Art
2 Portionen

2 Knoblauchzehen
100 g Walnusskerne
100 g Ziegenfrischkäse
1 Scheibe Toastbrot
etwas Milch
Olivenöl
Salz, Pfeffer
Paprikapulver edelsüß
Saft einer Limette oder Zitrone
gehackte Pistazien und Berberitzen zur Garnitur

200 g Croxetti

Wer will, kann die braune Haut von den Walnusskernen entfernen, indem er sie mit heißem Wasser überbrüht und die Haut dann mit einem spitzen Messer entfernt. Wer Hunger hat, lässt es bleiben.
Rinde von der Toastbrotscheibe abschneiden. Die in etwas Milch einweichen. Knoblauch schälen.
Eingeweichtes Brot, Walnusskerne, Ziegenfrischkäse und etwas Olivenöl im Mixer oder mit dem Pürierstab pürieren. Mit Pfeffer und Salz, edelsüßem Paprika und Limettensaft abschmecken.
Croxetti nach Packungvorschrift al dente Kochen. Etwas Kochwasser zurück behalten und die Salsa damit geschmeidig machen. Croxetti auf vorgewärmte Teller geben, mit der Salsa übergießen und mit zurück behaltenen Walnusskernen, gehackten Pistazien und Berberitzen garnieren.

Dazu schmeckte ein mallorquinischer Kräuterlikör.

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