Ruhrgebiet – Rezepte und Lebensart. 176 Seiten, Festeinband,
Fadenheftung, zahlreiche Abbildungen. Droste Verlag. ISBN
978-3-7700-1407-1. 24,50 Euro
Das in diesem Herbst im Düsseldorfer Droste Verlag
erschienene Kochbuch über das Ruhrgebiet ist sicherlich eines der schönten und informativsten, das in letzter Zeit auf den Markt gekommen. 130 Rezepte, 35 Städteporträts mit Sehenswürdigkeiten und zahlreiche Einkaufstipps für regionale Produkte geben einen Überblick über das kulinarische Ruhrgebiet, der
die 24,50 Euro mehr als lohnt. Dabei ist noch nicht mal ein Autor oder eine
Autorin genannt, lediglich als Redakteurin steht die Düsseldorferin Barbara
Maassen im Impressum.
Als wichtigem Schwerpunkt der Ruhrgebietsküche kreisen die Rezepte zum großen Teil um die Produkte aus dem Arbeitergarten. Im Kapitel „Aus der Siedlung – Kohle, Kolonie und Kappes“ wird Einfaches aus eigener Ernte vorgestellt. Das sind in der Regel Eintöpfe wie Kohlsuppe mit Wurst, Linseneintopf oder Schlabberkappes. Das Kapitel „Im Schrebergarten – Kuchen, Kompott und Aufgesetzter“ bringt Nachtische und andere süße Verführungen wie Stachelbeer-Marmelade, Buttermilchsuppe oder Möhren-Rhabarber-Soße und natürlich den heißgeliebten Streuselkuchen.
Schön
ist die Unterteilung in die Kapitel „Auf Schicht – Kumpel, Zechen und Maloche“
und „Über Tage – Halden, Parks und Industriekultur“. Wird dort die
Eintopfkultur des Ruhrgebiets weitergeführt und werden historische
Henkelmanngerichte wie Weißkohleintopf mit Kassler, Steckrübenragout oder auch Deftiges
wie Sauerbraten vorgestellt, kommen hier moderne Gerichte, wie sie häufig in
den Restaurants in den Denkmalen der Industriekultur angeboten werden, zum
Zuge. Etwas paradox, aber historisch richtig ist, dass im Kapitel „An der Ruhr –
Stauseen, Flüsse und Kanäle“ viele feine Fisch-Rezepte gebracht werden, die
sich aber kaum um Süßwasserfische, sondern hauptsächlich um Heringe oder
Miesmuscheln drehen. Das Kapitel „Wie bei feinen Leuten“ dreht sich – inspiriert
von den Schlössern, Burgen und Sternerestaurants des Reviers – um die moderne,
feine Festtagsküche wie Fasanenbrust im Brotmantel oder „Täubchen mit
Obst-Nuss-Füllung.
Ohne
ein unvermeidliches Gericht geht es aber auch in diesem Kochbuch nicht: Die
Currywurst. Rund um die Imbissküche, die sich, ob das dem Genießer gefällt oder
nicht, zum kulinarischen Symbol des Ruhrgebiets entwickelt hat, dreht sich das
Kapitel „Im Herzen des Reviers – Buden, Bier und König Fußball“. Da gibt es
u.a. auch ein Rezept für die Currywurst, obwohl die, wie jeder weiß, eigentlich
nicht zu Hause, sondern an der Bude gegessen wird. In diesem Kapitel ist mit
gerade einmal sechs Rezepten auch die Gastarbeiter-Küche der Einwanderer
versteckt, die allerdings die Essgewohnheiten (nicht nur) im Ruhrgebiet in den
letzten Jahrzehnten grundlegend verändert hat.
Doch neben den Rezepten bietet das Buch mit seinen zahlreichen, z.T. historischen Bildern auch fundierte Informationen über das Ruhrgebiet, die auch den Einheimischen noch Neues bieten. Besonders die kulinarischen Einkaufstipps, die im ganzen Buch verstreut auftauchen, sind mit viel Sachverstand zusammen gestellt.
Hier geht's zur Leseprobe.
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