Der Text erschien erstmals in "Ruhrgebiet geht aus 2015/2016".
Wenn man so will, könnte man Stefan Manier als den Berthold Beitz des Gasthaus Stromberg nennen. So, wie einst der junge Manager die Leitung des Familienbetriebs Krupp übernahm und damit selbst zur Legende wurde, ist der 44-jährige Koch mittlerweile die Seele des traditionsreichen Waltroper Hauses und eine Institution in der Ruhrgebietsgastronomie. Seit über 150 Jahren sorgt man bei Stromberg für Gastlichkeit. Der verstorbene Senior Bernhard holte mit illustren Gastköche die Haute Cuisine in die Region, Junior Holger erkochte einen Michlinstern, zog es aber vor, seine Karriere in München z.B. als Koch der Fußballnationalmannschaft fortzusetzen. So wurde Stefan Manier ins Haus geholt und hält seitdem die Stellung in der Provinz gemeinsam mit der der Matriarchin Brigitta Stromberg, die nach wie vor das Herz des Unternehmens ist. Ein verlorener Posten ist das keineswegs. Neben dem Stammhaus betreibt Manier die Eventlocations auf der Zeche Waltrop und an der B1 in Dortmund und vertreibt auch eine eigene kulinarische Produktlinie.
Begonnen hat Stefan Manier seine Laufbahn bei den Jungen Wilden, und auch heute sieht man seiner Küche das noch an. Beste regionale Produkte mit Liebe zum Detail auf die Teller zaubern, so lautet seine Philosophie, und dabei gönnt er sich immer noch eine gute Portion Ausgeflipptheit. Und bleibt bei aller Kreativität erstaunlich bodenständig. À la carte gibt es deftige Gasthausküche wie Wiener Schnitzel vom Milchkalb mit Bratkartoffeln (21 Euro), Tomahawk-Steak vom Hällischen Landschwein mit Zwiebelsenfkruste (25 Euro) und natürlich die unumgängliche Currywurst, allerdings mit Kürbis-Chutney und gebackenen Kartoffeln (9 Euro).
Bei den Menüs tobt sich Stefan Manier dann richtig aus. 49 Euro kostet z.B. das viergängige Menue-Karussel-Angebot und besticht nicht zuletzt durch einen unkonventionellen portugiesischen Rotwein im Rahmen der dazugehörigen Weinbegleitung. Exotisch ist die Zusammenstellung der Beilagen zum heimischen Saibling der Vorspeise: Pomelo, Radieschen,
Nüsse, Chicoree. Um sich dagegen behaupten, ist der Fisch so deutlich gewürzt, wie ich es nur selten erlebt habe – aber lecker. Beim folgenden Suppengang begibt sich Stefan Manier in die westfälischen Gefilde und kreiert einen Eintopf aus Miesmuscheln, Steckrüben, Pumpernickel, Topinambur, Feldsalat und Rauchspeck. Um ehrlich zu sein, ein paar Muscheln mehr und dafür etwas weniger Steckrüben hätten mir besser gefallen.
Ein Gaumenschmeichler ist der Hauptgang, ein zarter, perfekt rosafarbener Hirschrücken mit Pastinaken-Püree, Maronen, Rote Beete und Schwarzwurzeln.
Als gesund, lecker und verdauungsfördernd erweist sich zum Abschluss das Dessert: ein hausgemachter Bircher-Müsli-Riegel mit Kürbis, Birne und Joghurt.
-kopf
Waltrop, Dortmunder Str. 5
Fon 0 23 09. 42 28
Di-Fr ab 17 Uhr, Sa ab 12 Uhr. So, Mo geschlossen
https://gasthaus-stromberg.de/