Donnerstag, 28. Februar 2013

Topfgucker Spezial: Björn Freitag kocht erstmals auf der Gourmetmeile "Schermbeck genießen"

Die Gourmetmeilensaison 2013 im Ruhrgebeit nimmt langsam Formen an. Wie der Veranstalter Winfried Wirtz auf einer Pressekonferenz vermeldete, nimmt in diesem Jahr erstmals der TV-Koch Björn Freitag mit seinem Sterne-Restaurant "Goldener Anker" in Dorsten an "Schermbeck genießen" teil. "Schermbeck genießen" findet vom 28. bis 30. Juni 2013 statt.
Zur Internetseite von "Schermbeck genießen": Klick hier
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Mittwoch, 27. Februar 2013

Bochum: Wein- und Duft-Talk „Immer der Nase nach“ in der „Goldkante“

 See what the boys in the backroom will have:
Wein-Talk in der "Goldkante"


Der Genießer ist doch immer wieder davon überrascht, was die gute alte Tante WAZ und ihre Konkurrentin RN doch für coole Schreiberlinge haben. Tom Thelen und Max Florian Kühlem von der Lokalredaktionen Bochum jedenfalls veranstalten regelmäßig und einträchtig die Talkshow „Heimliche Welten“, in der sie Protagonisten des lokalen Kulturbiotops Bochum ans Licht der kleinen Bühne im Hinterzimmer der „Goldkante“ hieven. Die „Goldkante“ ist eine von einem engagierten Verein betriebene Bar, die neben anderen Szene-Institutionen dem von Bochumer Stadtplanern „ViktoriaQuartier“ genannten Stadtteil Ehrenfeld mit einigem Recht das Etikett „Kreativviertel“ verpasst.

 Talk-Gäste Uwe Bende und Prof. Hanns Hatt

Gestern hatten Tom und Max Florian den Weinraritäten-Händler Uwe Bende vom „Weinforum Ruhrgebiet“ und der Duftforscher Prof. Dr. Dr. Dr. med. Hanns Hatt (nee, hier hackelt mein Keyboard ausnahmsweise mal nicht) von der Ruhr-Uni zu Gast. Unter dem Motto „Immer der Nase nach“ ging es um Wein und den Geruchssinn. Uwe Bende war für den sinnlich-merkantilen des Genussthemas zu ständig. Er erzählte von seiner spannenden Arbeit als Weinhändler, der alte Raritäten in versteckten Kellern aufstöbert. Auf den Geschmack daran war er gekommen, als er vor Jahren beim Weinkauf beim Bochumer Weinhändler „Der Franzose“ in die Feinheiten des Weinverkostens eingeführt wurde und später dann eine kostbare Partie Weine des Châteauneuf-Guts „Clos des Papes“ zu einem Schnäppchenpreis vor der Einlieferung in eine Auktion ergattern konnte.

 Altwein: 1950er-Jahre "Pommard" aus Burgund

Zur Illustration hatte er einen sieben Jahre alten Südfranzosen mitgebracht und einen gereiften „Pommard“ aus den frühen 1950er Jahren, der allerdings für den Weiterverkauf ungeeignet war, weil die Jahreszahl auf dem alten Etikett abgerissen war. Über Uwe Bende hat Tom Thelen einen schönen Artikel in der WAZ geschrieben (klick hier).

 Ein Pröbchen für die Gäste

40.000 Schleifen wert:
wissenschaftlich extrahierter Weingeist in der Flasche


Prof. Hatt war sozusagen für den wissenschaftlichen Teil der Veranstaltung zuständig, tat das aber auch nicht trocken – immerhin wurde der Autor des „Kleinen Buchs vom Riechen und Schmecken“ und Organisator der überaus erfolgreichen Ausstellung „Himmlische Düfte und Höllengestank!“ bereits für seine unterhaltsame Darstellung von wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgezeichnet. Er referierte über die Erforschung der Düfte und des Riechens und wies daraufhin, dass beim Wein-Schmecken der Trigeminus-Nerv, der auf Schmerzen reagiert, eine wesentliche Rolle spielt. Er hatte zwei Flakons mitgebracht, in denen sein Chemie-Institut den Geist des Weines eingesperrt hat, nämlich den der Rebsorten Gewürztraminer und Sauvignon Blanc. Und dann zauberte er noch die Materialisierung des Barrique-Geschmacks hervor, den sein Institut in Gestalt einer sirupartigen Masse isoliert hat. Der Genießer durfte daran lecken und fand, dass die adstringierende Eichenholz-Wirkung, die er im Mund verspürte, kaum etwas mit dem Geschmack zu tun hatte, den er mit dem Einsatz des Barrique-Fasses beim Weinausbau verbindet. Da denkt er eher an Vanille und Röstaromen, die die Fruchtigkeit eines Weines abrunden, und die spröde Wirkung des Holzes nimmt er nur als notwendiges Übel für die Haltbarkeit des Weines in Kauf, die mit zunehmender Reife verschwindet. Da darf man auf die Veröffentlichung dieses Forschungsergebnisses von Prof. Hatt, die in Bälde stattfindet, gespannt sein.

Auf der Couch: Tom Thelen, Uwe Bende, Prof. Hanns Hatt, Max Florian Kühlem

Die Talkshow war eine schöne Werbeveranstaltung für die hohe Kunst des Wein-Trinkens. Die jungen Kreativen, die zum größten Teil das Publikum stellten, könnten sich zwar die alten Flaschen, die Uwe Bende verkauft, kaum leistn, aber das kommt wohl noch. Allerdings vermisste der Genießer Marianne Koch. Die Schauspielerin und fernseh-Ärztin hatte immerhin in einer TV-Werbung für ADO-Gardinen den Satz „Nur mit der Goldkante“ ein geflügeltes Wort in die Welt gesetzt.

Montag, 25. Februar 2013

armeritta supper club in Dortmund: Private Dining im Loft


Entspannte Atmosphäre beim "Coq au Vin blanc"


In den USA entstanden „supper clubs“ als gesellschaftliche Treffpunkte in den dünnbesiedelten Staaten des Mittelwestens, in Groß Britannien sind „supper clubs“ Jazz-Clubs für die Sub-Kultur. In Deutschland stehen „supper clubs“ für eine Underground-Gastronomie, bei der sich kulinarisch Interessierte im privaten Rahmen treffen, um unter Umgehung der gängigen Gastronomie-Konventionen ein ungezwungenes Ess-Erlebnis zu haben. Das Restaurant im Wohnzimmer: die unbekannten Koch-Fähigkeiten der Gastgeber verbunden mit einem Blick in eine bislang ungesehen Privatsphäre machen einen „supper club“-Abend zu einem unperfekten Live-Erlebnis des „perfekten Dinners“. Gutes Essen und lockere Kommunikation als ursprüngliche Spielart der Gastronomie, nahe an der Person des Gastgebers, aber durch das Bezahlen eines mehr oder weniger freiwilligen Menüpreises von angenehmer Unverbindlichkeit.

Professioneller Service: Perik und Patricia

Perfektes Team: Perik und Pia


Arme Ritter gelten als volkstümliches Gericht in der westfälisch-rheinischen Ruhrgebietsküche. In Dortmund hat die Grafikerin Patricia den „armeritta supper club“ gegründet und die in Rührei ausgebackenen Brot- oder Zwiebackscheiben in einen kulinarischen Rap-Rhythmus gebracht. In gewissen Abständen zaubert sie in ausgesuchten privaten Refugien Menüabende, zu denen sie auf einer Internetseite oder auf Facebook einlädt. Freunde und Bekannte tauchen dann auf, aber auch wildfremde Menschen, die einfach das Abenteuer beim Essen suchen. Und da kommen sie im „armeritta supper club“ voll auf ihre Kosten. Denn Patricia bringt kein Hip-Hoppelpoppel auf den Tisch, sondern ausgebuffte Menüs, bei denen sie sich als Koch-Amateurin im ursprünglichen und besten Sinne des Wortes ausweist – als Koch-Liebhaberin.

Genuss unter Aufsicht

Letzten Samstag traf sich eine muntere Truppe von 14 Underground-Essern im Hinterhof-Loft des Dortmunder Kultur- und Gastro-Journalisten Perik Hillenbach, und der Genießer war auch dabei. Patricia, Perik und seine Frau Pia zauberten ein Menü auf den Tisch, das glatt drei P’s verdient hat – eine Symphonie der Köstlichkeit mit dem Charme des Unvollkommenen.


 Arbeit am Herd


 Spaß am Tisch

Hier eine kleine optische Präsentation des langen Abends.

Zum Empfang hausgebackene Grissini


Da kriegt sogar Jack Nicholson Hunger:
Leberpastete vom Landhuhn mit Portweingelee, hausgebackenes Brot 
  
Farbenspiel wie bei Joseph Beuys:
Spinatsüppchen mit Wachtelei 

 Fantastische Rohkost:
Salat von Roter Bete mit Ziegenkäse


 Einfach nur großartig:
Coq au Vin blanc vom Label-Rouge-Hähnchen, hausgemachte Bandnudeln, grüne Böhnchen


 Süßer Abschluss:
Schokoladen-Tarte mit Mandeln und Kardamom, Vanilleeis mit Rotweinkorinthen, Espresso


 Knabberspaß zum Digestif:
Gefrorene blaue Trauben, Schokolade, Baiser

 Hinterher:
Ein roter Dão aus Portugal

 Hatte auch Hunger: Mary Poppins

Drei P für die Gastgeber: Patricia, Pia, Perik

Die Weine hatte Perik vomWeingut Sonenbuerg, Erwin Sauerwein, Palzem an der Mosel, besorgt: 2011er Auxerois Trocken, 2011er Blauer Spätburgunder, Blanc de Noir, weiß gekeltert,2007er ALBUS Elbling Winzersekt Extra Brut, traditionelle Flaschengärung, handgerüttelt.

Wer sich über weitere Veranstaltungen des "armeritta supper club" informieren möchte: klick hier