Der Text erschien erstmals in "Dortmund geht aus 2006/2007".
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Es ist müßig darüber zu streiten, ob die Spielbank auf der Hohensyburg elegant ist oder nicht. Jedenfalls ist der 80er-Jahre-Betonbau mit dem spiegel-schillernden Interieur tadellos in Schuss, und das Restaurant Palmgarden, eine der Attraktionen in dem Freizeittempel, weist sogar den zeitgenössischen Chic des beginnenden 21. Jahrhunderts auf. Von einigen Tischen im vorderen Teil hat man einen direkten Blick auf die Freitreppe, die ins Casino führt. Betrachtet man die ordentlich gekleideten kleinen Leute, die hier das große Glück suchen, kommt man sich vor wie im siegreichen kapitalistischen Pendant zu Erich Honeckers jetzt zum Abbruch freigegebenen Palast der Republik in Berlin.
Das heißt nicht, dass man im Palmgarden unter die einarmigen Banditen gefallen ist. Die Preise sind sozial wie die Hoffnung, beim Roulette die notwenige Rente zu gewinnen. Zwischen EUR 27,50 bis EUR 29 kostet das 4-gängiges Menü, EUR 20 bzw. 25 EUR das Büffet, mit dem im Palmgarden Spieler und Leute, die nur hungrig nach Nahrung sind, unter der Woche verköstigt werden. Montags und dienstags geht es über die „Querbeet-Karte“, mittwochs gibt es ein italienisch-kalifornisches Büffet, donnerstags die Tafelrunde, bei der „das Büffet an den Tisch kommt“, freitags und samstags ein französisches Büffet. Sonntagmorgens überzeugt ein Frühstücksbrunch, und am Abend wird ausschließlich das à la carte serviert, was in der gläsernen Küche unter den Augen der Kunden gekocht wird.
Doch mit den Büffets fährt man fast besser. Das freitägliche französische Büffet, das Opfer unserer Testsucht wurde, konnte es gut und gerne mit dem in einem Fünf-Sterne-Hotel aufnehmen. Hervorragend angemachte Fleisch- und Fischprodukte dominierten die Vorspeisen- und Hauptgangabteilung. Ob Roastbeef oder Gänsebrust, ob Rehbraten, Ente oder Lamm, alles war schmackhaft, zart und zerging auf der Zunge. Dazu Salate und Meeresfrüchte, Suppen und Beilagen, die dem Fleisch in nichts nach standen. Und die Austern, an denen man sich hätte satt essen konnte und die den wohligen Geschmack von Strand und Meer in den Mund zauberten, verbreiteten den Charme von Luxus, wie man ihn in einer Spielbank erwartet. Zum Dessert dann Eis- und Sahnecrèmes sowie Früchte. Die Weinkarte ist knapp, aber wohl sortiert. Besonders kalifornische Gaumenschmeichler unterstreichen den Eindruck, im Schlaraffenland zu sein. Vielleicht hätte man sich als unkundiger Gast eine Einweisung am Büffet gewünscht, dann hätte man besser wissen können, was man isst. Aber es machte genauso viel Spaß, sich unwissend durchzuessen.
-kopf
Dortmund-Hohensyburg, Hohensyburgstraße 200