Dienstag, 8. März 2011

Rosenmontagsessen: Tagliatelle mit maghrebinischen Kalaharia-Trüffeln „Kara Ben Nemsi“


Ich weiß, der Genießer hätte es nicht tun sollen. Bei „Real“ in Wattenscheid entdeckte er eine Packung mit 100 Gramm Kalaharia-Trüffeln für 4,99 Euro, und es zuckte ihn in den Fingern, dass er einfach zugreifen musste. Nein, natürlich waren das keine Trüffeln aus dem Piemont, Umbrien oder dem Perigord, sondern aus Marokko, einem Land, vor dem selbst Wikipedia als Trüffel-Fälschungshochburg warnt. Und Kalaharia-Trüffel – liegt die Kalahari nicht im südlichen Afrika, und Marokko im nördlichen? Egal. Der Grund, warum der Genießer zugriff, war schließlich ein literarischer. Ihm fiel sofort Karl Mays „Durch die Wüste“ ein. In dieser Abenteuererzählung machen sich nämlich Kara Ben Nemsi, sein Diener Hadschi Halef Omar und der Triester Handelsreisende Martin Albani zu einem Kamelritt in die Wüste auf und treffen dabei auf Beduinen, die behaupten, Trüffeln zu suchen, in Wirklichkeit aber zu der Bande des Banditen Abu Seïf gehören. (Dass das alles nicht in Marokko, sondern in der Nähe von Dschidda im heutigen Saudi-Arabien, also fast am anderen Ende der arabischen Welt, geschieht, soll hier nicht weiter diskutiert werden, passt aber zu den Karnevalstrüffeln.)

Die walnussgroßen marokkanischen Trüffeln entpuppten sich, nach dem der Genießer die Vakuumverpackung geöffnet hatte, als weniger vertrocknet als erwartet und verbreiteten sogar einen ganz zarten Trüffelduft. Nach kräftigem Abbürsten hatte der Genießer tatsächlich ein hübsches Häuflein Wüstensand auf seinem Tisch liegen. Die Pilze knirschten aber noch bedenklich zwischen den Zähnen, so dass er sich entschloss, sie ein wenig zu schälen. Bei einem Qualitätstrüffel hätte man mit der Abfallmenge mindestens drei Gerichte aromatisieren können. Um die Trüffeln zuzubereiten, wählte der der Genießer ein Pasta-Rezept aus, das Johann Lafer einmal im Fernsehen zelebriert hatte. Da ging der Genießer auf Nummer Sicher, denn das Aroma wird der Sauce durch Trüffelöl zugefügt.

Als Wein gab es dazu einen Tinto Roriz 2001 von Casa Santos Lima aus der portugiesischen Estremadura. Tinto Roriz ist ein portugiesischer Name für die iberische Rebsorte Tempranillo. Der Wein vereinigte Cassis, Karamell, Weichheit und - bei allem lang anhaltenden Duft - eine leichte Altersmüdigkeit, die schön zu den sahnigen Trüffelaromen passte.

Rezept: Feine Bandnudeln mit Trüffelrahmsauce nach Johann Lafer

150 g Schalotten
1 Knoblauchzehe
20 g Trüffel (frisch o. eingelegt)
3 Stiele glatte Petersilie
3 El Olivenöl
300 ml Weißwein
300 ml Geflügelfond
500 g Schlagsahne
Salz, Pfeffer
2 El Trüffelöl
400 g Bandnudeln, Fettuccine oder Tagliatelle

Für die Trüffelsauce Schalotten, Knoblauch und Trüffel in feine Würfel schneiden. Petersilienblätter abzupfen und fein hacken.
Olivenöl erhitzen und die Schalotten und Zwiebeln darin glasig anschwitzen. Weißwein und Fond zugeben und auf die Hälfte einkochen lassen. 400 g Sahne zugeben und nochmals auf die Hälfte einkochen. Restliche Sahne steif schlagen, kalt stellen. Sauce mit dem elektrischen Stabmixer fein pürieren. Mit Salz, Pfeffer und 1 El Trüffelöl abschmecken. 2/3 der gewürfelten Trüffel zugeben. Warm stellen.
Die Nudeln in reichlich kochendem Salzwasser bissfest garen. Nudeln in ein Sieb schütten, gut abtropfen lassen und in eine warme Pfanne geben. Restliches Trüffelöl zugeben und unterheben.
Die steif geschlagene Sahne mit 2/3 der Petersilie zur Sauce geben. Sauce über die heißen Nudeln gießen und gut vermengen. Einmal aufkochen und in vorgewärmten Pasta-Tellern anrichten. Mit den restlichen Trüffeln und der restlichen Petersilie bestreuen und sofort servieren.

10 Kommentare:

  1. Wer soll denn bitteschön so einen Titel am Tag nach Rosenmontag noch aussprechen können?

    Und brav wie ich bin, kommentiere ich auch hier im Blog! :)

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  2. Und wie hat es geschmeckt? Sollen die Trüffel beim nächsten real-Besuch im Einkaufswagen landen?

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  3. @ AT: Ich wusste ja, dass Du im Grunde Deines Herzens ein braves Mädchen bist. Gut dass ich das Gericht nicht "Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah" genannt habe.

    @ juli: Das Wichtigste habe ich glatt vergessen. Ja, es war lecker eingekochter Wein, Hühnebrühe und Sahne schmeckt halt immer. Aber schöne, frische Champignons hätten auch gereicht, weil das Aroma ja vom Trüffelöl kam...

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  4. Karnevalstrüffel- schöner Name! Auf jeden Fall sehen sie besser aus, als meine chinesischen, die ich vor Urzeiten in der Metro gekauft habe. Ich hab nur leider ein Problem mit Trüffelöl. Da es synthetisch hergestellt ist, schmeckt es für mich auch so. Dann für mich lieber nur Nudeln mit getr. Steinpilzen oder Champis. Die gibts vom Züchter gleich um die Ecke.

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  5. @ Frau Kampi: Genau. Ich mache gerne eine Mischung aus frischen Champignons (fürs Mundgefühl) und getrockneten Steinpilzen (für den Geschmack).

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  6. Mir gefällt der Ausdruck:"Altersmüder Wein" besonders gut.
    Der Rest sieht auch lecker aus, diese Trüffel müssten für mich nicht sein.

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  7. Das klingt nach einer Lösung für Trüffelanfänger, die nicht viel Geld ausgeben wollen. Wenn ich das Bedürfnis hätte ... aber ich bleib dann lieber doch bei Zuchtpilzen.

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  8. Frau lernt nie aus ;-) Diese Kalahari Trüffel mit dem netten botanischen Namen "Terfezia pfeilii Hennings", waren mir neu. Die Welt schrieb dazu ganz begeistert: Feine Trüffel zu Dumping Preisen http://www.welt.de/print-welt/article525740/Feine-Trueffel-zu-Dumping-Preisen.html

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  9. Ich habe die Dinger nie wieder gekauft - aber auch nie wieder gesehen.

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  10. Wo kann man denn den Tinto Roriz 2001 von Casa Santos Lima erstehen?

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