Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2015".
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Der unvermeidliche Anthony Quinn in seiner Paraderolle des Alexis Sorbas ziert selbstverständlich die Wand des Milo Couzina, doch er ist auch symbolträchtig für den neuen Look des alten Lokals. Neben der überkommenen griechischen Tradition signalisiert das Schwarzweißfoto vor allem die zeitlose Eleganz der 1960-er Jahre, in denen der Filmklassiker entstand. Seit der junge Kosta Papadamakis das Lokal von seinen Eltern im letzten Herbst übernommen hat, erstrahlt es in einem modernen, chicen Design. Die Stammkunden in Essen-Huttrop scheinen den Wandel zu würdigen. Selbst in den Sommerferien füllt sich der Laden an der vielbefahrenen Steeler Straße im Laufe des Abends beachtlich schnell.
Da mag daran liegen, dass es nach wie vor die griechischen Klassiker wie Gyros (mit Zaziki und Zwiebeln 12,50 Euro), Bifteki (mit Fetakäse gefüllt und einer Tomaten-Paprika-Sauce 10,50 Euro) oder auch Schweinefiler-Medaillons mit Metaxa und Gouda überbacken (16,50 Euro) gibt. Aber Kosta bietet vor allem auf der Tageskarte auch eine moderne mediterrane Frischeküche mit aktuellen Produkten vom Markt an. Häufig ist Fisch dabei, etwa Dorade (um die 13 Euro).
Durch die Tapas-Revolution in den spanischen Restaurants haben in letzter Zeit auch die Griechen gelernt, sich auf die Vielfalt ihrer Meze-Gerichte zu besinnen, jene abwechslungsreichen Vorspeisen, die variantenreich für unvergleichlichen Gaumenspaß sorgen. So ist auch im Milo Couzina die Vorspeisen-Karte recht lang und umfasst acht kalte und immerhin 16 warme Positionen. Allerdings sind die Portionen sehr groß. Als ich darum bitte, mir vom Octopus vom Grill (8,90 Euro) und von den Jacobsmuscheln (6,90 Euro) je eine halbe Portion zu bringen, versteht die Bedienung meinen Wunsch nicht. Vermutlich kennt man in Huttrop solche Extravaganzen vom Publikum nicht. Also muss ich mit zwei kompletten Portionen vorlieb nehmen, die ich, weil sie so lecker sind, auch aufesse. Zwei dicke Octopus-Tentakeln und fünf Jacobsmuscheln sind perfekt gebraten, die jeweilige Salatbasis, die ich allerdings nicht komplett vertilge, sogar mit unterschiedlichen Dressings angemacht, und zwar mit Zitrone bzw. Senf.
Die Weinkarte des Milo Couzina umfasst eine schöne Auswahl der in letzter Zeit immer besser gewordenen griechischen Weine, dazu einige Italiener und Deutsche. Ich suche mir ein Glas Tsantali Rosé aus der Grenache-Traube aus (0,2-l-Glas 4,90 Euro), der nicht nur zu den Meeresfrüchten der Vorspeisen, sondern auch zum Hauptgang passt. Das ist ein Stifado (14,50 Euro), wunderbar weich geschmorte Lammfleischstücke mit ebenfalls weich geschmorten Silberzwiebeln – einfach herrlich.
Fürs Dessert lohnt es sich fragen, was es alles gibt. Auf der Karte ist nur der obligatorische griechische Joghurt (3,90 Euro) vermerkt, aber die Küche meistens noch mehr in petto. Ich bekomme eine Soufflé, ein im Ofen schön aufgegangene Eierspeise mit allerlei Früchten garniert (3,50 Euro).
Richtig traditionell wird es im Milo Couzina wieder, als die Rechnung verlange. Da wird mir selbstverständlich auch ein Abschieds-Ouzo angeboten – natürlich unverdünnt.
-kopf
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