Sieglinde und Sina Pagel
In Herbert Grönemeyers legendärem Song „Bochum“ heißt es in einer Anspielung auf so‘ne Straße in Düsseldorf an einer Stelle: „Auf deiner Königsallee finden keine Modeschaun statt“, und ich weiß nicht, ob es an dieser Zeile gelegen hat, dass ich das Café „Königsallee 1“, keine zwei Minuten von meiner Haustür gelegen, fünf Monate lang nicht so richtig wahrgenommen habe. Dabei ist das denkmalgeschützte 50-er-Jahre-Haus durchaus markant. Jahrzehntelang war hier ein Fotofachgeschäft untergebracht, und in vordigitalen Zeiten hatte ich hier gelegentlich Filme (!) für meine Kamera gekauft. Eine großformatige AGFA-Reklame prägt noch heute die Fassade an der Ecke Kronenstraße. In den letzten Jahren war hier, so glaube ich, eine Textildruckerei untergebracht, ein Gewerbe, das mich aber weniger interessierte.
Denkmalgeschützter 50-er-Jahre-Stil
„Das komplizierteste war, die Genehmigungen für die Umnutzung des Ladenlokals zu bekommen“, erzählt Sieglinde Pagel, die gemeinsam mit ihrer Tochter Sina das Café betreibt. Beide kommen eigentlich nicht aus der Gastronomie. Sieglinde arbeitete als Tierärztin in Hattingen, wollte aber den Erlös für ihre Praxis, die sie verkaufte, als sie in den Ruhestand ging, noch einmal gut anlegen, und fand in ihrer Tochter Sina, die in der Gastronomie gejobbt hatte, eine Partnerin.
Viel Platz für Gespräche
Es scheint, als hätten sie gar nicht gewusst, welch ein Glücksgriff die Location ist, für die sie sich schließlich entschieden. Am Südrand der City auf den halben 300 Metern zwischen Schauspielhaus, Bermudadreieck und Musikforum gelegen, nach vorn einen Steinwurf bzw. einen Katzensprung (je nach revolutionärem Bewusstsein des Betrachters) bis zum Ehrenfelder Szene-Zentrum Hans-Ehrenberg-Platz entfernt, im Rücken die traditionellen und vor allem die neu entstandenen Wohnprojekte auf der Hermannshöhe und in der Kronenstraße – hier findet sich ein Publikum, das für ein Café ideal ist. Und wenn, was ja durchaus passieren kann, der Bochumer Abschnitt des Radschnellwegs Ruhr hier einmal vorbeiführt, ist die exponierte Adresse sicherlich eine unübersehbare Raststätte für die Generation Pedelec.
Draußen ist wie drinnen
„Einen Treffpunkt für alle Generationen zu schaffen, und einen Ort, an dem die jungen Leute von ihren Handys loskommen und ganz direkt und persönlich miteinander kommunizieren können“, beschreibt Sieglinde ihr Ziel bei der Café-Gründung. Sieht man, mit welcher Begeisterung das Café angenommen wurde, scheint das Konzept gelungen zu sein. Selbst bei kühleren Herbsttemperaturen sind sogar die Bänke auf dem Bürgersteig der vielbefahrenen Königsallee gut besetzt. Nur das Loslassen der technischen Kommunikationsmittel scheint ein frommer Wunsch zu bleiben. Gerade zur Nachmittagszeit ist das Café von fleißigen Studentinnen und Studenten gut besucht, die ihr Tablet vor sich aufgeklappt haben, um irgendetwas nachzubereiten. Das klappt auch deswegen so gut, weil das Lokal mit drei Gasträumen groß genug ist, um hier seine Ruhe zu finden.
Und natürlich, weil hier bestens für das leibliche Wohl gesorgt wird. „Dass unser Café besonders bei jüngeren Leuten so gut ankommt, liegt sicherlich daran, dass wir versuchen, unser Angebot konsequent vegan zu halten“, erklärt Sieglinde. Lediglich zu den Kaffeespezialitäten kann man auch Kuhmilch bekommen – die Nachfrage war einfach zu groß. Alle Kuchen werden im Haus gebacken, von Sieglinde oder von sich berufen fühlenden Mitarbeiterinnen, und entsprechend heimelig schmecken sie auch.
Chef in der Küche: Dominik
Neben einem sehr gut angenommen Frühstücksangebot sind es die warmen Mittagsgerichte, die einen Besuch lohnen. Für ist Dominik verantwortlich, den das Studium der Hydrogeologie nach Bochum gezogen hat, und der sich dann aber entschied, seine Leidenschaft fürs Kochen in der Kellerküche auszuleben.
Und das lohnt sich. Als ich vor ein paar Wochen das erste Mal mit ein paar Freunden in der „Königsallee 1“ war, begeisterten uns die Falafel und die ostasiatisch inspirierten Nudeln. So beschloss ich letzte Woche, dort noch einmal zu Mittag zu essen. Ich genehmigte mir den Serviettenknödel mit Erbsenpüree und Paprika-Pilzrahmsauce und als Nachtisch einen Käsekuchen. Was für ein Mittachessen!
Mittachessen auf der Königsallee
9.11.2023, Königsallee 1, Bochum
9.11.2023, Königsallee 1, Bochum
Haus-Limo Zitrone Holunder Minze 4,40 Euro
Serviettenknödel mit Erbsenpüree und
Paprika-Pilzrahmsauce 12,50 Euro
Ein Gericht wie herbstlicher Waldspaziergang. Allein der intensive Duft ließ einen Braten, wie er samt Sauce gern zum Knödel serviert wird, nicht vermissen.
Paprika-Pilzrahmsauce 12,50 Euro
Ein Gericht wie herbstlicher Waldspaziergang. Allein der intensive Duft ließ einen Braten, wie er samt Sauce gern zum Knödel serviert wird, nicht vermissen.
Saftig und locker, dazu gab es einen Cappuccin0 3,30 Euro
Weiteres
Königsallee 1 Café & Bar. Königsallee 1, 44789 Bochum. Tel. 01523 7865865. Mo-Fr 11-22 Uhr, Sa 10-22 Uhr, So 10-19 Uhr. https://koenigsallee1.com/
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Oh, das ist mir die Tage nicht aufgefallen. Ich hab in dem Haus 1981 meine erste eigene Wohnung bezogen. Da war Foto Grosche noch im EG. Ich werde da mal
AntwortenLöschendemnächst essen. Sieht alles sehr gut aus.