Dienstag, 22. Juli 2014

Aus dem Archiv: Restaurant am Park Sheraton Hotel - Im Central Park der Metropole Ruhr

Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2015".

Das Sheraton ist nicht nur eines der führenden Hotels in Essen, auch der Ruf seines Restaurants ist einer Metropole würdig. Sitzt man im Sommer auf der schattigen Terrasse, kommt man sich fast vor wie im Central Park von New York. In direkter Nachbarschaft zur Philharmonie, schimmert nordwärts der RWE-Turm silbrig im Sonnenlicht, ostwärts stößt die Fontäne eines Ententeichs kraftvoll in die Höhe, und auf den Wiesen zwischen den alten Bäumen des Essener Stadtgartens frönen die Essener Müßiggänger von Jung-Punk bis Alt-Hippie mit oder ohne Skateboard dem dolce farniente.

Kurz nach Eröffnung Anfang der 1980-er Jahre war Berthold Bühler von der Kettwiger 2-Sterne-Résidence hier Küchenchef, Erika Bergheim, die für Schloss Hugenpoet einen Michein-Stern erkochte, hat hier gearbeitet, und etwa 30 Jahre hielt dann Rudolf Kleinjung der Qualität den Kochlöffelgriff. Seit drei Jahren steht nun Matthias Cantauw in der Küchenverantwortung und setzt mit großem Erfolg die große Tradition fort. Legendär sind die kulinarischen Veranstaltungen, die im Sheraton stattfinden oder an denen es teilnimmt, und auf dem Dach produziert sogar ein Bienenvolk ganz trendy den hauseigenen Honig.

Bei diesem Ruf wie Donnerhall war ich erst einmal irritiert, als ich kein Menü-Angebot auf der Karte fand, und auch, dass das Brot, das man mir brachte, zwar mollig in eine Stoffserviette gewickelt, aber nicht ofenwarm war. Auch ein Amuse bouche gab es nicht, wie in Häusern dieser Klasse üblich. Aber was soll’s – die Gerichte, die ich mir von der Karte zusammengestellt hatte, waren dann einfach wunderbar. Selten habe ich in letzter Zeit so gut gegessen.

Jeder Bestandteil des Dreierlei vom Pfifferling (9 Euro), das die Vorspeise bildete, war perfekt. Der Pfifferlingstrudel war duftig und saftig, und auch die einfach mit Speck gebratenen Pilze gingen locker von der Gabel in den Mund. Großartig auch das Süppchen, capuccino-mäßig aufgeschäumt und würzig, vor allem nicht so übermäßig sahnesüß.

Und auch der Lammrücken zum Hauptgang (25 Euro), vom Souschef persönlich serviert, war ein Gedicht. Schön rosa gebraten, mit einer knackig-würzigen Walnusskruste überzogen, brachte er Geschmack und einen gewissen Crunch in den Mund. Er war auf einem mediterranen Gemüsebett aus Artischocken und Tomaten angerichtet, die einen säuerlich-pikanten Kontrapunkt ins Spiel brachten. Pfiffig die Beilage. Die Röstkartoffeln waren wie ein Saltimbocca zubereitet, mit Salbei und luftgetrocknetem Schinken umwickelt und dann gebraten. Die Weinempfehlung, der Rioja-Klassiker Marques de Riscal (0,2-l-Glas 14,50 Euro), erwies sich dazu als ideal.

Zum Abschluss gab es dann noch ein kleines Dessert, ein Holunder-Parfait auf Pfirsich-Coulis (8 Euro), und das Sättigungsgefühl war genauso rosa wie der Himmel über dem Essener Stadtgarten.
-kopf

www.sheratonessen.com
45128 Essen
Huyssenallee 55
02 01. 1 00 70
Tägl. 12-22.30 Uhr

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