Dienstag, 22. Juli 2014

Aus dem Archiv: MUMM - Durchgegangene Fantasie

Der Text erschein erstmals in "Essen geht aus 2015".

Mit dem Stadthotel auf der Margarethenhöhe und dem Landhotel in Burgaltendorf betreiben Maria und Harald Mintrop zwei der profiliertesten Tagungshotels in Essen, und auch die Restaurants der beiden Häuser genießen einen ausgezeichneten Ruf. Allerdings kam es mir bei den Kontrollbesuchen, die ich in den letzten Jahren für „Essen geht aus“ in gewissen Abständen machen durfte, so vor, als könne man im Restaurant MUMM in Burgaltendorf einen Tick besser essen als auf der historisch so interessanten Margarethenhöhe. So freute ich mich, dass ich auch dieses Jahr einen Ausflug auf den zum Hotel ausgebauten ehemaligen Bauernhof der Familie Mintrop auf den Ruhrhöhen ins Restaurant MUMM machen konnte.

Die Einrichtung von Hotel und Restaurant in Burgaltendorf ist seit jeher künstlerisch recht avantgardistisch. Seit 2012 prägt den Speisesaal das farbenfrohe und helle Design von Klaus Schulte, das Mobiliar stammt vom Holzkünstler Konrad Horsch, fürs Licht sorgen die Fenster von Glaskünstler Stefan Pietryga. Im Sommer ist der Garten eine nicht minder elegante Umgebung fürs Essen. Mäuerchen, Hecken und Büsche sorgen für ruhige abgeschlossene Nischen und Areale.

Diese extravagante Umgebung scheint ideal zu sein für die fantasievolle, kreative Küche von Sven Heinroth und seinem Küchenteam, und in der Tat kommen die Gerichte mit viel Gespür für Form und Farbe an den Gast. Viele Zutaten stammen zudem aus dem hauseigegen Garten. Ein wenig irritiert war ich jedoch, als ich mitten im Sommer noch ein Menü mit dem Titel „Frühlingserwachen“ auf der Karte vorfand. Doch alles las sich äußerst appetitanregend, und so bestellte ich die die Drei-Gang-Version für 41 Euro. Als Weinbegleitung wurden ein Riesling vom Reichsgraf von Kesselstatt und eine Crianza aus dem spanischen Somontano angeboten. Ich reduzierte sie in Anbetracht der Heimreise mit dem Auto auf ein 0,1-l-Glas des kräftigen, aromatischen Spaniers (3,80 Euro), dessen eindeutige Tempranillo-Cabernet-Noten überzeugten.

Die Zubereitung der Gerichte war leider nicht so perfekt, wie ich sie von meinem letzten Besuch in Erinnerung hatte. Fast schien es, als seien Fantasie und Konzentartion in der Küche etwas durchgegangen. Als Amuse bouche wurde ein kleiner Thunfischsalat mit Maiskörnern und Kirschtomate gereicht, der besser schmeckte als er aussah. Die Rote-Bete-Crémesuppe mit Cocos und gebratenem Zander war hingegen optisch ein Genuss. Der auf der Haut goldbraun gebratene Fisch kontrastierte sinnlich mit der rotvioletten Suppe. Doch sie erinnerte geschmacklich durch ihre spitze Süße und äußerst crèmige Konsistenz eher an flüssige Bonbonmasse als an eine pikante Vorspeise.

Als Hauptgang gab es ein Surf & Turf mit Blattspinat und Rosmarin-Honigpüree. Während die Garnelen des Kombinationsgerichtes schön knackig aufgebraten waren, war das US Flanksteak zu sehr nachgegart und ziemlich durch. Der Spinat und vor allem das Rosmarin-Honigpüree kamen zudem recht bitter daher, als hätte dem Koch beim Abschmecken die Konzentration gefehlt. Versöhnlich geriet dann das Dessert, eine leckere Erdbeervariation mit Holunder und weißer Schokolade.

-kopf


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45289 Essen
Schwarzensteinweg 81
02 01. 57 17 10
tägl. ab 12 Uhr

 

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