Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2021".
Bao, Ramen, Burger, Spirituosen - Authentisch asiatisch
Mit seinen Genki-Restaurants in Bochum und Essen will der chinesische Gastronom Bo Peng authentische Küche aus China und Japan ins Ruhrgebiet bringen.
Von Peter Krauskopf
In den letzten Jahren war einer der unerfüllbaren Träume der Bochumer Szenegastronomie, aus dem Bermudadreieck heraus das Essener In-Viertel Rüttenscheid gastronomisch zu erobern. Jetzt versucht ein Seiteneinsteiger, ein durchaus ambitioniertes Konzept auf dieser Schiene zu verwirklichen. Bo Peng stammt aus Mittelchina, hat in Bochum Ostasienwissenschaften studiert und dann als Key-Account-Manager in einer Unternehmensberatungs-Firma gearbeitet. Doch als er da keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr sah, beschloss er, sich selbstständig zu machen. Mit einer japanischen Geschäftspartnerin entwickelte er ein Gastro-Konzept, mit dem er authentische chinesische und japanische Küche ins Ruhrgebiet bringen will.
Denn von der chinesischen Küche, die in den einschlägigen Büffet-Restaurants der Region angeboten wird, war er mehr als enttäuscht. Um einigermaßen gut asiatisch essen zu können, müsse man mindestens nach Düsseldorf fahren, meint er. Nur dort gäbe es z.B. Restaurants, in denen gute Ramen, die lang gezogenen japanische Nudeln, angeboten würden oder diese asiatischen Grillspieße, die in Japan Yakitori heißen, aber auch in China zu Hause sind.
Und so entstand das Konzept der Genki-Restaurants, das jedem Laden eines dieser Street-Food-Gerichte zuordnet. Als erstes wurde vor knapp einem Jahr Genki Bao & Burger in der Brüderstraße im Bochumer Bermudadreieck eröffnet. Hier dreht sich alles um Bao, die chinesischen Teigtaschen, die letztendlich die Mutter aller Ravioli und Piroggen sind. Ob als Säckchen oder Dumpling, ob gedämpft, gekocht oder gebraten, mit vegetarischer oder Fleischfüllung, für sie gilt einmal mehr das Motto: Nudeln gehen immer. Das zweite namensgebende Produkt ist der chinesische Burger, der jedoch nicht mit seinem amerikanischen Vorbild zu vergleichen ist. Das Bun ist kein süßliches Milchbrötchen, eine überdimensionierte Dampfnudel, in die die Fleisch- oder Veggie-Füllung eingeklappt wird.
Dem Bochumer Laden folgte rasch des Genki Ramen in Essen Rüttenschscheid, in der Dorotheenstraße gegenüber vom alteingesessenen Café Mondrian. Hier ist Ramen das Hauptprodukt, die langgezogenen asiatischen Nudeln, die auch gern als Einlage für die legendären japanischen Nudelsuppen verwendet werden, für die man in Düsseldorf bis auf die Straße Schlange steht.
Bei der Beschreibung seines Traums, einmal vielleicht eine ganze Restaurantkette zu betreiben, ist Bo Peng von einer sympathischen, aber eloquenten Bescheidenheit. Selbstironisch lächelnd gesteht er, dass ihm etwa die Italo-Kette Vapiano sehr imponiert (trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in der sie sich z.Zt. befindet) oder auch das Mama San, das kürzlich im Essener Westend aufgemacht hat. Man müsse sich genau an die Größe der Läden anpassen, die man zur Verfügung hat, meint er. So ist das Bochumer Genki Bao & Burger nur ein Imbiss, weil es keine Toilette hat. (Zur Erleichterung der Gäste gibt es eine entsprechende Vereinbarung mit der sympathischen Shisha-Bar nebenan.) Das Essener Genki Ramen hingegen ist etwas größer und folglich ein Restaurant.
Bo Pengs neuester Coup ist das Genki Bar & Restaurant, das er Im August am Essener Grillo-Theater eröffnet hat. Sicherlich sein ambitioniertestes und räumlich größtes Projekt. Hier in den Räumlichkeiten des ehemaligen Seitenblick gibt es hauptsächlich Bao und vor allem Grillspieße in verschiedensten Variationen, mit Hühnchen, Lamm, Entrecôte, Schweinebauch oder Gemüse. Auch verschiedene Saucen werden dazu gereicht, doch das sei nur ein Tribut an den deutschen Geschmack. In China würde man sie ohne Sauce essen. Ergänzt wird Speisenangebot durch eine umfangreiche Spirituosenauswahl, besonders an Sake und japanische Whiskys.
Liegt es an der Lernfähigkeit, die die chinesische Wirtschaft als besondere Tugend entwickelt hat, oder an seinen Erfahrungen als Key-Account-Manager? Am Ende unseres Gesprächs dreht Bo Peng den Spieß um und macht aus dem Interviewer den Interviewten. Was er an seinen Läden verbessern könnte, will er wissen. Erst fällt mir gar nichts ein, doch dann sage ich, die Burger-Buns seien vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Seine Antwort. „Sie werden aber gut angenommen“. Dann sage ich, die hausgemachte Yuzu-Limonade sei mir etwas zu süß. Seine Problemlösung: „Wir werden demnächst den Gast fragen, wieviel Zuckersirup er darin haben möchte“. Als ich schließlich erkläre, die Lammspieße wären vielleicht etwas zäh, hört er aufmerksam zu, sagt aber nichts. Das wird er wahrscheinlich bei seinem Küchenchef tun.
Genki Bao & Burger, Bochum, Brüderstr. 10.
Genki Ramen, Dorotheenstraße 2, 45310 Essen.
Genki Bar & Restaurant, Trentelgasse 2, 45127 Essen
https://www.genki-restaurant.de/
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