Der Text erschien erstmalig in „Essen geht aus 2006“.
Ob es angemessen ist, mit einer tief in der Brust sitzenden Erkältung ein Restaurant zu testen, sei einmal dahingestellt. Um herauszubekommen, wie pfiffig die Bedienung ist, dafür ist es jedoch eine gute Voraussetzung. „Haben Sie etwas mit Salbei?“, frage ich eingedenk der schleimlösenden Wirkung des Würzkrautes die kleine italienische Kellnerin, die so aussieht, als sei sie von Patron Michele Forgione nur dazu engagiert, seinen männlichen Gästen den Kopf zu verdrehen. Doch dann bin ich perplex. Die italienische Schönheit weiß erstens nicht nur, was Salbei ist, sie weiß zweitens auch, wozu es am besten schmeckt und drittens, was in der kleinen Küche von Küchenchef Stefano Pentagsola vorgeht. „Ich kann Ihnen Kalbsleber mit Salbei zubereiten lassen“, antwortet sie prompt.
Mit Müh’ und Not hatten wir am Samstagabend noch einen Platz im kleinen Casa Michele bekommen, das etwas versteckt in einem kurzen Seitenarm der Bredeneyer Straße liegt. Lässigkeit und Eleganz gehen hier eine Einheit ein. Die kunstvoll verblassten Fresken an der Wand sehen aus, als stammten sie tatsächlich aus einer toskanischen Villa, und davor tummelte sich tout Bredeney mit Kind und Kegel, reiche Ruheständler ebenso wie junge schöne Berufsanfänger. Es gibt halt so’ne und solche Vorstädte in Essen.
Eine Karte gibt es nicht, nur eine Tafel an der Wand mit Gerichten, die anscheinend immer gleiche Zutaten neu variieren. Perlhuhn, Kalbsleber und Lammhüfte hatte Kollege Thielmann bereits im letzten „Essen geht aus“ zitiert – heuer sind die Zutaten und Beilagen ausgetauscht. Das ist durchaus positiv zu sehen, denn diese für die italienische Kochtradition typische Konfektionierung bringt eine Routine in die Küche, die dann als Qualität auf dem Teller landet.
Bestes Beispiel dafür war unser gemischter Vorspeisenteller (EUR 11), der kaum Überraschungen auf den Tisch brachte, dafür aber höchste Befriedigung auf die Zunge. Die pikant eingelegten Gemüse waren eine perfekte Einstimmung auf die Hauptgänge. Zum einem waren das dünn geschnittene, ganz kurz gebratene Rindfleischscheiben auf einem Bett von Rucola (EUR 16,50), gewürzt mit Parmesan. Auch hier zeigte sich die handwerkliche Perfektion der Küche, die das Fleisch so zurückhaltend behandelte, dass seine Qualitäten erhalten blieben. Meine Kalbsleber (EUR 14,50) – perfekt à point gebraten und mit Mangold als Beilage – war eine Variation der „Fegato alla veneziana“ von der Tafel und zerging auf der Zunge. In der Tat war sie mit reichlich Salbei versehen, was eine entsprechend befreiende Wirkung auf meine Atemwege hatte. Und das Schöne daran: Nicht die Schweizer hatten es erfunden, sondern es war ein italienisches Abendessen.
Ob es angemessen ist, mit einer tief in der Brust sitzenden Erkältung ein Restaurant zu testen, sei einmal dahingestellt. Um herauszubekommen, wie pfiffig die Bedienung ist, dafür ist es jedoch eine gute Voraussetzung. „Haben Sie etwas mit Salbei?“, frage ich eingedenk der schleimlösenden Wirkung des Würzkrautes die kleine italienische Kellnerin, die so aussieht, als sei sie von Patron Michele Forgione nur dazu engagiert, seinen männlichen Gästen den Kopf zu verdrehen. Doch dann bin ich perplex. Die italienische Schönheit weiß erstens nicht nur, was Salbei ist, sie weiß zweitens auch, wozu es am besten schmeckt und drittens, was in der kleinen Küche von Küchenchef Stefano Pentagsola vorgeht. „Ich kann Ihnen Kalbsleber mit Salbei zubereiten lassen“, antwortet sie prompt.
Mit Müh’ und Not hatten wir am Samstagabend noch einen Platz im kleinen Casa Michele bekommen, das etwas versteckt in einem kurzen Seitenarm der Bredeneyer Straße liegt. Lässigkeit und Eleganz gehen hier eine Einheit ein. Die kunstvoll verblassten Fresken an der Wand sehen aus, als stammten sie tatsächlich aus einer toskanischen Villa, und davor tummelte sich tout Bredeney mit Kind und Kegel, reiche Ruheständler ebenso wie junge schöne Berufsanfänger. Es gibt halt so’ne und solche Vorstädte in Essen.
Eine Karte gibt es nicht, nur eine Tafel an der Wand mit Gerichten, die anscheinend immer gleiche Zutaten neu variieren. Perlhuhn, Kalbsleber und Lammhüfte hatte Kollege Thielmann bereits im letzten „Essen geht aus“ zitiert – heuer sind die Zutaten und Beilagen ausgetauscht. Das ist durchaus positiv zu sehen, denn diese für die italienische Kochtradition typische Konfektionierung bringt eine Routine in die Küche, die dann als Qualität auf dem Teller landet.
Bestes Beispiel dafür war unser gemischter Vorspeisenteller (EUR 11), der kaum Überraschungen auf den Tisch brachte, dafür aber höchste Befriedigung auf die Zunge. Die pikant eingelegten Gemüse waren eine perfekte Einstimmung auf die Hauptgänge. Zum einem waren das dünn geschnittene, ganz kurz gebratene Rindfleischscheiben auf einem Bett von Rucola (EUR 16,50), gewürzt mit Parmesan. Auch hier zeigte sich die handwerkliche Perfektion der Küche, die das Fleisch so zurückhaltend behandelte, dass seine Qualitäten erhalten blieben. Meine Kalbsleber (EUR 14,50) – perfekt à point gebraten und mit Mangold als Beilage – war eine Variation der „Fegato alla veneziana“ von der Tafel und zerging auf der Zunge. In der Tat war sie mit reichlich Salbei versehen, was eine entsprechend befreiende Wirkung auf meine Atemwege hatte. Und das Schöne daran: Nicht die Schweizer hatten es erfunden, sondern es war ein italienisches Abendessen.
:-kopf
Casa Michele. Essen-Bredeney, Bredeneyer Str. 122. Tel 0201/411327. Täglich 16-23 Uhr.Kein Internet. (Daten Stand 20.6.2024)
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