Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2015"
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Dass das Hattinger Naturparadies Elfringhauser Schweiz vor den Toren Bochums zum Ruhrgebiet gehört, glaubt einem kein Mensch. Jenseits aller pathetischer Industriekultur schlängelt sich durch die idyllisch-schroffe Hügellandschaft mit grünen Wäldern, Feldern und Weiden der glasklare Felderbach, und da, wo er die Teiche einer Forellenzucht speist, liegt das alte, schieferverkleidete Landgasthaus Huxel, das Werner Westphal und seine Frau im Jahr 2015 seit vierzig (!) Jahren betreiben. Betritt man das verwunschene Refugium, fühlt man sich in die gute alte Zeit versetzt, und das im doppelten Sinn. Nicht nur, dass die Westphal’sche Sammlung an mechanischen Musikinstrumenten, Stand– und Wanduhren und sonstigem Nippes aus jenen Tagen stammt, in denen das Wünschen noch geholfen hat, sie wird auch in dem nostalgischen Flohmarktstil präsentiert, der in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts so schwer in Mode war. Und dabei wundert man sich, dass der in zeitgenössischem Braun gehaltene Teppichboden keine Gebrauchsspuren aufweist, kein Stäubchen den Glanz der zahlreichen Exponate trübt und die Uhren alle so funktionstüchtig sind, dass zu jeder Stunde eine wahre Rhapsodie an Klingel- und Glockentönen anschwillt, dass Big Ben in London wie ein Waisenknabe wirkt.
Und in dieses antiquiert-antiquarische Wohnzimmer passt Werner Westphals gediegen gutbürgerliche Küche wie die Faust aufs Auge. Wichtiger Bestandteil sind natürlich die Forellen, die aus den Fischteichen hinter dem Haus stammen. Es gibt sie ganz gebraten nach Müllerin Art oder mit Mandeln oder als Filets mit Krabben und Rieslingsahne oder geräuchert. Zwischen 17 und 19,50 Euro kosten die Gerichte, die mit Petersilienkartoffeln und Salat serviert werden. Die Zusammenstellung der Menü-Angebote wie das dreigängige „Sternzeichen-Menü“ (pro Person 29,50 Euro) oder das „Dinner for two“, (fünf Gänge plus Sorbet für 2 Personen 69 Euro) signalisiert, hier gibt’s alle Tage ein Sonntagsessen.
Und weil wir zu zweit waren, wurde das „Dinner for two“ bestellt. Serviert wurde es stilecht auf einem Sammelsurium aus antikem Geschirr, die Suppe in großen Sammeltassen, mit denen unsere Urgroßmütter die Wohnzimmervitrinen bestückten, der Nachtisch in einem Whiskytumbler mit goldenem amerikanischem Wappen. Nach dem Amuse bouche, einem Stückchen Feige auf Vollkornbrot und einer kleinen Gänseleberpraline, folgte der Vorspeisenteller, bestehend aus einem kleinen gemischten Salat mit italienischer Salami, Kartoffelsalat mit Wachtelei, Lachstartar mit Gurkensalat, Melone mit Schinken, Salat aus frischen und getrockneten Tomaten. Dem folgte ein etwas sehr „light“ geratenes Selleriesüppchen mit Mandelplättchen und Schinkenstreifen und gratinierten Käse-Crostini. Der erste Gang schließlich bestand aus perfekt gebratenen Gambas auf hausgemachten Nudeln.
Das nun folgende Zitronensorbet war eine köstliche Erfrischung. Seinen Zweck, die von der Vielfalt der der Vorspeisen angeregten Geschmacksnerven wieder zu beruhigen, brauchte es jedoch nicht zu erfüllen. Alles war so zurückhaltend gewürzt, dass es zwar schmeckte, aber weder positiv noch negativ irritierte.
Die Hauptgänge waren handwerklich sehr ordentlich, aber ebenfalls ohne Ecken und Kanten. Wir aßen das Schweinefilet mit gemischten Pilzen und gebratenen Spätzle sowie die Kalbsleber und Apfelspalten in Calvadossauce und Püree ohne Probleme auf. Der dazu empfohlene Grauburgunder passte hervorragend und war tadellos temperiert.
Wenn die Menüfolge sich auch recht üppig liest, sie war mitsamt dem Dessert, eine Art Beeren-Smoothie mit Vanilleeis, so bemessen, dass wir uns am Ende zwar satt, aber nicht übersättigt fühlten. Vielleicht lag es jedoch daran, dass wir die Stundenschläge der Uhrensammlung dreimal zu hören bekamen, ehe wir diese Erlebnisgasstätte der besonderen Art wieder verlassen konnten.
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Dass das Hattinger Naturparadies Elfringhauser Schweiz vor den Toren Bochums zum Ruhrgebiet gehört, glaubt einem kein Mensch. Jenseits aller pathetischer Industriekultur schlängelt sich durch die idyllisch-schroffe Hügellandschaft mit grünen Wäldern, Feldern und Weiden der glasklare Felderbach, und da, wo er die Teiche einer Forellenzucht speist, liegt das alte, schieferverkleidete Landgasthaus Huxel, das Werner Westphal und seine Frau im Jahr 2015 seit vierzig (!) Jahren betreiben. Betritt man das verwunschene Refugium, fühlt man sich in die gute alte Zeit versetzt, und das im doppelten Sinn. Nicht nur, dass die Westphal’sche Sammlung an mechanischen Musikinstrumenten, Stand– und Wanduhren und sonstigem Nippes aus jenen Tagen stammt, in denen das Wünschen noch geholfen hat, sie wird auch in dem nostalgischen Flohmarktstil präsentiert, der in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts so schwer in Mode war. Und dabei wundert man sich, dass der in zeitgenössischem Braun gehaltene Teppichboden keine Gebrauchsspuren aufweist, kein Stäubchen den Glanz der zahlreichen Exponate trübt und die Uhren alle so funktionstüchtig sind, dass zu jeder Stunde eine wahre Rhapsodie an Klingel- und Glockentönen anschwillt, dass Big Ben in London wie ein Waisenknabe wirkt.
Und in dieses antiquiert-antiquarische Wohnzimmer passt Werner Westphals gediegen gutbürgerliche Küche wie die Faust aufs Auge. Wichtiger Bestandteil sind natürlich die Forellen, die aus den Fischteichen hinter dem Haus stammen. Es gibt sie ganz gebraten nach Müllerin Art oder mit Mandeln oder als Filets mit Krabben und Rieslingsahne oder geräuchert. Zwischen 17 und 19,50 Euro kosten die Gerichte, die mit Petersilienkartoffeln und Salat serviert werden. Die Zusammenstellung der Menü-Angebote wie das dreigängige „Sternzeichen-Menü“ (pro Person 29,50 Euro) oder das „Dinner for two“, (fünf Gänge plus Sorbet für 2 Personen 69 Euro) signalisiert, hier gibt’s alle Tage ein Sonntagsessen.
Und weil wir zu zweit waren, wurde das „Dinner for two“ bestellt. Serviert wurde es stilecht auf einem Sammelsurium aus antikem Geschirr, die Suppe in großen Sammeltassen, mit denen unsere Urgroßmütter die Wohnzimmervitrinen bestückten, der Nachtisch in einem Whiskytumbler mit goldenem amerikanischem Wappen. Nach dem Amuse bouche, einem Stückchen Feige auf Vollkornbrot und einer kleinen Gänseleberpraline, folgte der Vorspeisenteller, bestehend aus einem kleinen gemischten Salat mit italienischer Salami, Kartoffelsalat mit Wachtelei, Lachstartar mit Gurkensalat, Melone mit Schinken, Salat aus frischen und getrockneten Tomaten. Dem folgte ein etwas sehr „light“ geratenes Selleriesüppchen mit Mandelplättchen und Schinkenstreifen und gratinierten Käse-Crostini. Der erste Gang schließlich bestand aus perfekt gebratenen Gambas auf hausgemachten Nudeln.
Das nun folgende Zitronensorbet war eine köstliche Erfrischung. Seinen Zweck, die von der Vielfalt der der Vorspeisen angeregten Geschmacksnerven wieder zu beruhigen, brauchte es jedoch nicht zu erfüllen. Alles war so zurückhaltend gewürzt, dass es zwar schmeckte, aber weder positiv noch negativ irritierte.
Die Hauptgänge waren handwerklich sehr ordentlich, aber ebenfalls ohne Ecken und Kanten. Wir aßen das Schweinefilet mit gemischten Pilzen und gebratenen Spätzle sowie die Kalbsleber und Apfelspalten in Calvadossauce und Püree ohne Probleme auf. Der dazu empfohlene Grauburgunder passte hervorragend und war tadellos temperiert.
Wenn die Menüfolge sich auch recht üppig liest, sie war mitsamt dem Dessert, eine Art Beeren-Smoothie mit Vanilleeis, so bemessen, dass wir uns am Ende zwar satt, aber nicht übersättigt fühlten. Vielleicht lag es jedoch daran, dass wir die Stundenschläge der Uhrensammlung dreimal zu hören bekamen, ehe wir diese Erlebnisgasstätte der besonderen Art wieder verlassen konnten.
-kopf
45529 Hattingen-Oberste Kleinbeck, Felderbachstr. 9
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