Oliver Multhaup (Hrsg.)
Vorwort von Nelson Müller
Das isst der Pott
Klartext Verlag, 256 Seiten, 12,95 €
ISBN: 978-3-8375-1542-8
Ob es bei den Rezepten in diesem Buch um Ruhrgebietsküche handelt, sei einmal dahin gestellt. Richtiger wäre es wohl, von Küche im Ruhrgebiet zu sprechen. Denn es dokumentiert, was in den Haushalten des Reviers tatsächlich auf den Tisch kommt. Das können auch schon mal thüringisch-sächsische Quarkkeulchen sein, Schweizer Käsekuchen oder Amsterdamer Fleischtopf. So zeigt das Buch durchaus den state of art in deutschen Küchen vor dem Hintergrund von Kochshows im TV, dem zunehmenden Verlust des häuslichen Kochens und der Faszination des Lokalen.
Die insgesamt 220 Gerichte, gehen auf eine Aktion zurück, die die Ruhrgebietszeitung WAZ im Jahr 2015 durchgeführt. Es konnten Rezepte eingereicht werden, die dann in den Lokalteilen vorgestellt wurden. Ergänzt wurden sie von den Geschichten der Köche bzw. Köchinnen dazu, die auch im Buch enthalten sind. Daraus wählten die Leser die Stadtsieger, aus denen wiederum die drei besten Gesamtsieger gekürt wurden. Was den Vorwort-Schreiber Nelson Müller dabei besonders überraschte war, dass es in den ‚Top Drei‘ tatsächlich traditionelle Zutaten der Ruhrgebietsküche ging: Blutwurst (im Strudel, Platz 1), Dicke Bohnen (Platz 2) und Mettwurst (in der Spinat-Quiche, Platz 3).
Das Buch, das bereits im Herbst 2015 erschien, ist Dokument einer gelungenen Marketing-Aktion. Wie alle Tageszeitungen, leidet auch die Regional-Zeitung WAZ unter dem Akzeptanz-Schwund bei der Leserschaft. Die lokale Berichterstattung, eigentlich das Herzstück des Blattes, muss aus wirtschaftlichen Gründen immer mehr eingeschränkt werden. Da liegt es auf der Hand, dass die Redaktion das für die Schaffung der regionalen Identität so wichtig Kochen zum Thema der Aktion gemacht hat. Der Leser nimmt die dabei die vielen selbstreferenziellen Bilder (und das Selbstlob für die viele Arbeit von Herausgeber und Geschäftsführendem Redakteur Oliver Multhaup im zweiten Vorwort) gern in Kauf. Begrüßenswert ist der Versuch, dabei die heimische Küche mit der lokalen Gastronomie zu verbinden. Jedem Rezept ist der Kommentar eines stadtbekannten Profi-Kochs beigefügt. Leider steht nicht dabei, in welchem Restaurant der jeweilige Koch arbeitet. Einige kannte der Genießer ja, aber viele konnte er nicht zuordnen. Und das wird den meisten Lesern genauso ergehen.
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