Das erste, was ich dachte, als mir Katrin ein Glas ihrer neuen Lammbolognese in die Hand drückte, war: „Dazu machst Du die Nudeln selbst“. Denn ich wusste ja, wie sie in ihrer Manufaktur „im Glas“ in Bochum-Dahlhausen arbeitet (klick hier). Alles wird nur aus besten Zutaten und ausschließlich mit der Hand zubereitet. Doch dann fiel mir nach einiger Überlegung auf, dass es sich bei dem Glas trotz dieser Einzigartigkeit um ein Fertiggericht handelt, und so obsiegte in mir der Faulpelz über den Herd-Nerd. Statt Mehl und Eier zu verkneten und die Nudelmaschine an die Arbeitsplatte zu schrauben, lief ich in den Supermarkt, um mir dort eine Packung frischer Pappardelle zu kaufen, die es schließlich in besten Qualitäten gibt.
Denn schnöde Spaghetti, wie es bei der hierzulande gängigen Ruhrgebiets-Bolo üblich ist, wollte ich nicht nehmen. In Bologna schwören sie schließlich auf die breiten Nudeln für ihr aufwendig hergestelltes Hackfleisch-Ragù. Denn diese Pasta nimmt die Sauce viel besser an als die spillerigen Spaghetti, und das sollte bei dieser Lammbolognese auch so sein.
Dabei wäre hier solch ein Bezug auf die Ruhrgebietsküche ja gar nicht falsch. Denn die Zutaten für das edle Produkt stammen ja direkt von vor der Haustür (abgesehen vielleicht vom Chianti und der Prise Zimt, die dem Ganzen eine besondere Note verleihen).Produzent des Lammfleisches ist die Bioland-Schäferei Lamberti in Velbert (klick hier), für die Katrin die Lammbolognese entwickelt hat. Noch ist die ganze Sache so eine Art Prototyp, von dem gerade einmal 100 Gläser in den Verkauf gelangt sind, als nächstes ist Lammgulasch dran. Wenn das ebenso funktioniert, steht einer umfangreicheren Produktion nichts im Wege.
Meine Lammbolognese mit Pappardelle war ein fantastisches und dabei vor allen Dingen schnelles Vergnügen. Die Pappardelle kochte ich in vier Minuten fertig, goss sie ab und tat sie tropfnass zurück in den Topf. Dann kippte ich schnell den Inhalt des Glases darüber (auf dem Beipackzettel stand 1 Glas für 400 g Nudeln, meine 250 g Pappardelle nahmen die Menge aber keineswegs übel), stellte den Topf zurück auf die ausgestellte Herdplatte und rührte um, bis die Sauce verteilt und sanft erhitzt war. Gut drei bis vier Teller Nudeln der Spitzenklasse waren fertig.
Der Genießer wäre aber nicht der Genießer, wenn er es dabei belassen hätte. Für Garnitur der Teller hobelte ich mit dem Spargelschäler ein paar Späne Parmiggiano Reggiano ab und hackte etwas Basilikum. Zusätzlich hatte ich im Vorfeld ein paar „Trüffel des armen Mannes“ hergestellt. Dazu suchte ich aus einer Tüte getrockneter Steinpilze die dünnsten Scheiben heraus, weichte sie ein Stündchen ein, trocknete sie dann gut ab und briet sie mit etwas Salz und einem Stängelchen Estragon in Olivenöl, bis sie knusprig waren. Dann streute ich sie ebenfalls über die Teller.
Ganz ohne Wein sollte es auch nicht gehen. Meine Schwester Inge hatte mir vor Jahren von einem ihrer musikalischen Ausflüge nach Mittelitalien eine Flasche „Calanco 2005“ von der Tenuta Le Velette in Orvieto mitgebracht, von dem ich gar nicht mehr glaubte, dass er nach 16 Jahren überhaupt noch in Ordnung wäre. Doch dieser Wein, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Sangiovese, strafte die alte Weisheit, italienische Weine sollten nie älter als sieben Jahre werden, schlichtweg Lügen. Er stand voll im Saft und bot der würzigen Lammbolognese kraftvoll Paroli und eine tiefgründige aromatische Ergänzung.
...wow, was für eine Offenbahrung
AntwortenLöschenAlles sehr schön in Szene gesetzt.Die Zutaten lassen Gaumensex schon vermuten. Werde es mal nachkochen😋