Mittwoch, 25. August 2010

Westfälisch genießen: Hotel Restaurant „Zum Neuling“ in Bochum

Dicke Bohnen mit Kassler, Wurst und Potthucke

Mehr noch als die großen Städte Duisburg und Dortmund, die am westlichen und östlichen Rand der Metropole Ruhr liegen und sich neben ihrer Ruhrgebietsidentität mit Recht auch als niederrheinisch bzw. westfälisch empfinden, hat Bochum nicht so eine eindeutige Zugehörigkeit. Sicherlich ist es tief im Westfälischen verwurzelt, aber wie die übermächtige große Schwester Essen als größte Stadt des IHK-Bezirks Mittleres Ruhrgebiet noch viel stärker der Industriekultur verbunden.

Das Hotel Restaurant „Zum Neuling“ hat sich deutlich der westfälischen Tradition des Kulinarischen verschrieben. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist es im Besitz der Familie Schmidt. In vierter Generation führt Axel Schmidt zusammen mit seiner Frau und seiner Schwester das Haus, tatkräftig unterstützt von den Eltern Julius und Gisela Schmidt. Begonnen hat das Haus vor dem ersten Weltkrieg als Kneipe für die Bergleute und Feldarbeiter weit draußen vor der Stadt und entwickelte sich zum Stammlokal für zahlreiche Vereine. Heute ist es als Hotel Restaurant im Landhausstil gastronomischer Mittelpunkt des im Lauf der Zeit dichtbesiedelten Bochumer Stadtteils Weitmar-Mark-Neuling.

Die Mitgliedschaft im Verein „Westfälisch genießen“ ist für Axel Schmidt Programm. Sicherlich gibt es auch zahlreiche mediterran inspirierte und bürgerliche, nicht regional zuortbare Gerichte auf der Karte, die schließlich gern gegessen werden. Aber es gibt immer ein mehrgängiges westfälisches Menü und eine westfälische Sonderkarte. Die Saisonkarte trägt ebenfalls deutliche regionale Züge. Die Zutaten kauft Axel Schmidt vorrangig bei regionalen Produzenten, die er in einem Flyer seinen Gästen auch vorstellt. So stammt das Fleisch für Schmorgerichte wie Ochsenbäckchen von Neuland, das Gemüse von Heinzerling in Castrop-Rauxel.

Seltene Beilage: Schmorgurken

Dass diese Produkte frisch und handwerklich zubereitet werden, ist dabei selbstverständlich. Zum mit einem großen Spiegelei servierten Hattinger Panhas mit Bratkartoffeln (9,90 Euro) konnte man z.B. als Gemüsebeilage eine kleine Rarität wählen. Geschmorte Gurken findet man nur noch selten auf Speisekarten. Die Dicken Bohnen, die der Genießer gestern à la crème und mit Speck bei einem Mittagessen vorgesetzt bekam, waren handgepalt, aber nicht von der Haut befreit. „Das gibt ja erst den Geschmack“, meinte Axel Schmidt. Dazu gab es noch Kassler, Mettwurst, Blutwurst und schön knusprig gebratenen Rauchspeck, und natürlich zwei Scheiben Potthucke, den typisch westfälischen Kartoffelauflauf (13,90 Euro. Für Leute, die vor soviel Deftigkeit kapitulieren wollen, gibt es übrigens eine kleine Portion, 9,90 Euro).

Dicke Bohnen auf dem Teller

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