Ausgebackene Meerbarben
Bis ich fünf Jahre alt war, wohnten wir im Essener Stadtteil Altendorf. Und so war es für den Genießer ein kleiner Rücksturz in die frühe Kindheit, als er gestern am Essen-Wester-Bahnhof vorbei über die Helmholtz- und Helenenstraße zum „Fischmann“ in die Hüttmannstraße fuhr. Das Schnellrestaurant nicht weit vom Altendorfer Markt wird im Internet auf „Qype“ empfohlen und ist wirklich schwer kultverdächtig. Die 50er-Jahre-Wohnhäuser rundum machen einen biederen neo-proletarischen Eindruck. Türkische Jungs in Schlabberhosen haben das Ohr am Handy, afrikanische Mütter fahren stolz ihren Nachwuchs im Kinderwagen umher, deutsche Rentner sind auf der Suche nach einer Bude, um sich eine BILD-Zeitung zu kaufen. Auf einem alten Kneipenschild an der Fassade von Haus Nummer 28 steht immer noch „Schotten Stube“, obwohl im Lokal dazu die Familie Taskiran seit 2004 das türkische Schnellrestaurant betreibt. Der helle Gastraum ist mit Netzen, Segelschiffmodellen und Plastikfischen ausstaffiert wie an der Nordseeküste, ein Kitschbild vom Lago Maggiore hängt an der Wand, und dennoch herrscht beim „Fischmann“ eine Atmosphäre wie in einem Fischer- und Arbeiterbistro an der Schwarzmeerküste. Im unvermeidlichen Fernseher knapp unter Decke flimmert ein türkischer Historienfilm.
Auf der Karte stehen zwar auch Lammkoteletts, Frikadellen, Hähnchenspieß und Grill-Teller, aber der Laden ist dem Fisch gewidmet. Als der Genießer da war, lagen Doraden, Makrelen, Meerbarben, Sardellen und Forellen im Eis der Vitrine, doch die Fischkarte versprach auch Thun- und Schwertfisch und sogar Hai, alles zum Preis von 6 bis 10 Euro. Der Genießer bestellte ein Portion Meerbarben (3 Stück 9 Euro), die im Nu auf dem Tisch waren. Die Zubereitungsart kannte er aus den ambulanten Fischbuden an der unwirtlichen Westküste Fuerteventuras: einfach in Mehl gewälzt und dann in der Friteuse goldgelb und saftig-zart ausgebacken. Zum Würzen wurde eine halbe Zitrone dazu gereicht. Salz, Pfeffer und Pul Biber, der Plättchenpaprika, standen auf dem Tisch. Dazu gab es eine kleinen Salat (2 Euro) und einen großen Korb Brot (gratis). Als Vorspeise genehmigte sich der Genießer Işkembe Çorbası, eine Pansensuppe (2 Euro), die einen Duft hatte, den er noch nicht kannte. Der kleingeschnittene Pansen war weich gekocht und schmolz butterzart auf der Zunge. Als Getränk gab es einen Becher Ayran.
Hübsche Fischauswahl in Altendorf
Als der Genießer den „Fischmann“ verließ, hatte er das Gefühl, ein rustikales, archaisches Mahl eingenommen zu haben, wie man es im Ruhrgebiet an anderer Stelle kaum noch bekommt. Schade, dass man dort nicht zufällig vorbei kommt. Man muss schon extra hinfahren.
Neue Adresse: In der Hagenbeck 3, Essen-Altendorf. Auf der ehem. Zeche Hagenbeck ist der Vater des Genießers jahrzehntelang eingefahren.
So ein Restaurant müßte es hier auch geben. Türkische Küche plus Fisch ist eine tolle Kombination.
AntwortenLöschenDa kann man preislich nichts sagen. Von einer Segeltour im Mitelmeer habe ich gute Erinnerungen an die türkische Fischküche. An Pansensuppe hätte ich mich damals aber wohl noch nicht gewagt.
AntwortenLöschenDas ist doch mal etwas. Wo gibt es sonst noch Pansensuppe? Scheint ja Dir geschmeckt zu haben, werde ich auch einmal probieren.
AntwortenLöschenWhat a post
AntwortenLöschen